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Hilfe!Geifern abtrainieren!

geschrieben von Stephan und Bambi(YCH) 
Hilfe!Geifern abtrainieren!
28. Juni 2001 15:41

Hallo und guten Tag.

Meine Hündin Bambi (Jetzt 10 Monate und aus dem Tierheim, bei mir jetzt 3 Monate) und ich haben ein paar Probleme :-(. Folgende Situationen treten immer wieder auf und machen mich Ratlos:

1.Tagsüber. Enger Weg. Einzelperson oder Hund kommt. Bambi fällt in eine totale starre und ist nicht ansprechbar. Meistens hängt Sie dann kurze Momente später im Seil und geifert. Sitz, Platz, Komm, Leckerlies, Zerrspiel was auch sonst immer versagen bei dieser Starre total. Auch das (mit Clicker) angelernte anschauen versagt hier. Ich kann Sie dann nur mit gewalt von dieser Stelle wegziehen. Wobei nicht alle Einzelpersonen aufs Korn genommen werden. Ein System zeigt sich mir dabei aber nicht.

2.Dunkelheit. Wir gehen raus. Bambi fängt sofort an zu keuchen und stark zu ziehen. Was Sie Tagsüber nicht mehr tut. Sie ist jetzt kaum ansprechbar!

3.Dunkelheit. Wir sehen in weiter Ferne einen zwei oder Vierbeiner. Sofort hängt sie sich ins Seil und geifert los. Sie kann das auch um die Ecken rum. Das hat natürlich denn Effekt das ich davon überrascht werde. Anmerkung: ich versuche immer die Leine locker zu halten was natürlich bei einem ziehenden Hund mitunter ein Problem sein kann.
Nicht ansprechbar!

4. Wenn wir tagsüber einen Hund auf Distanz (ca. 50m) sehen, kann ich sie ins Sitz bringen und dort halten, sofern der andere Hund mit Halter nicht näher kommen. Aber Bambi rutscht im Sitz ganz nervös hin und her. Ansprechbar ist sie kaum. Es reicht gerade für den Sitz. Und so Sitzen wir das ganze wen es geht aus. Kommen die anderen näher, und nimmt der andere Halter seinen Hund kürzer oder auf die andere Seite knallt es ganz furchtbar. Bambi explodiert dann förmlich. Wobei ich das Sitz als kleinen Erfolg für uns verbuche das war anfangs gar nicht drin. Sind die Halter aber cool und lassen Ihre Hunde an uns ran dann passiert erstaunlicherweise gar nichts. Bambi wartet dann sogar bis die bei uns sind und will mit Ihnen Spielen. (Was wir übrigens jeden Tag mit einigen Hundekumpels machen, ist kein Problem).

Ein Erlebnis von gestern Abend hat mich fast umgehauen. Wir gehen auf dem Weg zu unserem hiesigen Stadtpark immer an einem eingezäunten Grundstück vorbei auf dem eigentlich nichts steht. Auf dem Rückweg war es schon etwas Dunkel, und auf dem Grundstück stand ein Auto. Bambi hängt unvermittelt im Seil und geifert. Nicht ansprechbar! Als wir dann vorbei waren und weit genug weg, sind wir wieder zurück und habe dann immer wieder abgedreht als sie weider anfing unruhig zu werden. Die Distance konnte ich mit jedem mal verringern bis ich abbrechen mußte weil wieder ein böse dunkle Gestalt auftauchte. War glaub ich Darth Vader. ;-(

Ich habe es anfangs mit Ignorieren versucht, hat aber den Nachteil das die Nachbarn das nicht ganz so gut finden, besonders wenn Sie Opfer der Geifer-Attacken werden. Unser Hund sieht auch nicht Harmlos aus. Optisch ist es kein Bambi (Name vom Tierheim). Sie ist ein Malinois-Bardino-Mix mit gestromten Fell. Die meisten Leute halten Sie für einen "Kamphund", und machen einen Riesenbogen auch wenn sie kein Theater macht und friedlich und freundlich "Bei Mir" läuft.

Ich habe keine Ahnung wie ich hier mit dem Clicker arbeiten soll. Wenn Sie in Ihre Starre verfällt geht gar nix mehr. Ich gehe von der Vorraussetzung aus, daß das von mir geschilderte Verhalten einen Komplex (eine Ursache?) darstellt. Wo und Wie kann ich bei dieser Sache ansetzen?

Hundeschule ist nicht, da wir hier nur 3 Vereine haben. Einen da ist unsere Hündin zu groß, für einen nicht Reinrassig genug, und bei allen dreien wird auf die herkömliche Weise (Rumbrüllen, Eisenhalsband etc.) gearbeitet (ist nicht mein Ding). Rumfahren kann ich auch nicht, da ich nicht Auto fahre.

Ratlose und frustrierte Grüße
Stephan und Bambi (die garantiert vor allem möglichen angst hat?)




29. Juni 2001 15:32

Hallo Stephan,

Deine Schwierigkeiten lassen sich auf die Ferne nicht lösen und einfache clickertipps helfen Dir auch nicht recht viel weiter, denke ich mal zumindest.

Helfen könnte Dir qualifizierte Hilfe vor Ort.
Hier nur ein paar Ratschläge: Meide enge Stellen und vermeide vorerst Streßsituationen. Vor der Lösung kommt Vertrauen zu dir.
Versuche, mit klaren Signalen, ohne Locken, Gerede etc Zugang zu Bambi zu finden. Versuche zu sehen, daß Dein Hund häufig blockiert, häufig nicht ansprechbar ist, was immer Du unter Ansprechbarkeit verstehst.
Wichtig zu sehen wäre auch Dein Verhalten, Deine Reaktionen etc.
Versuche nicht, bereits jetzt alles zu lösen, sondern arbeite Dich in kleinen Schritten voran. Versuche, einen Teufelskreis ständiger (beidseitiger) Überforderung zu vermeiden, aus dem es irgendwann dann vielleicht für beide Seiten keinen Ausweg mehr gibt.
Liebe Grüße
Christine


30. Juni 2001 08:59

Hallo Christine,

danke für deine Antwort. Prof. Hilfe vor Ort ist nicht. Der letzte "Trainer" hier in Worms erzählte mir davon, das man den Hund brechen muß. Mehr muß ich wohl nicht sagen.

Mit ansprechbar meine ich, das Bambi nicht mehr auf mich reagiert und in eine Starre verfällt und dann explodiert. Ich selbst bemühe mich immer cool zu bleiben, was mir immer besser gelingt.
Kritische Situationen versuche ich inzwischen zu vermeiden, was halt auch nicht immer möglich ist :-O.

Was etwas geholfen hat, waren 2 Hungertage(spontane Entscheidung) für Bambi. Das hat erstaunlicherweise das Verhältnis zwischen mir und Bambi vertieft. Warum weiß ich nicht(liegts am Futter?). Das hat zur folge das ich Ihre starre eher Unterbrechen kann, solange eine gewisse Distanz zwischen uns und dem Angst(?)-Objekt ist. Besser ist es, nach diesen Situation als Belohnung ein wildes Zerrspiel zu machen. Das dient als Ventil habe ich herausgefunden. Sieht dann wahrscheinlich etwas merkwürdig auszuschauen. Aber was solls, wenn's hilft.

Wir haben auch das üben des Anschauspiels intensiviert. Ich laufe inzwischen ständig mit Clicker und Futter durch die Gegend (unterwegs und zuhause) und wenn B. mich anschaut gibts Click und Futter.

Hatte heute morgen einen Versuch gestartet bei uns in der Fußgängerzone an einem Kaffeestand. Dort hat man etwas Platz den Hund abzulegen und anzuleinen und ist auch nicht viel los(viel freiraum um den Hund mit Wand im Rücken). Hab dann Kaffee getrunken und mich unterhalten. Distanz zu Bambi 20m. Bambis aufmerksamkeit wahr eher auf mich als auf die Leute die an Ihr vorbei liefen. Sie machte auf mich auch einen entspannteren Eindruck. Auch als ein Hund Vorbei lief (sichere Distanz) blieb sie liegen. Aber Ihre Aufmerksamkeit war jetzt voll auf den Hund gerichtet. Aber ihre übliche Nervösität zeigte Sie nicht. Als der Hund vorbei war war alles wieder wie Vorher.

Gruß und ein schönes Wochenende
Stephan (der nicht mehr alles schwarz sieht) und Bambi (die etwas relaxter ist)





30. Juni 2001 15:27

Hallo, Stephan,

ich muß Christine recht geben, es ist schwer, aus der Ferne wirklich gute Ratschläge zu geben.

Wenn dein Hund blockiert, steht er im Stress, da kann man nichts lernen.
Ganz allgemein, zusätzlich dazu, was Christine schon geschrieben hat, folgende Anmerkung.

Auf einem Seminar kürzlich wurde uns folgendes gesagt : Die Fähigkeit der Futteraufnahme ist so eine Art Zustandsinformation, d.h. , so lange dein Hund in der Lage ist, Futter aufzunehmen, ist der Stress ertragbar. Jean Donaldson schreibt in einem ihrer Bücher über : "Open the bar - close the bar". Das bedeutet : "Feind" taucht auf ( Hund / Mensch/ was auch immer) - dein Hund muß ihn sehen - dann wird die Bar eröffnent, Futter, Leckenchen, immer rein damit. Feind verschwindet - bar wird geschlossen. So, das ist der Idealzustand. Versuche, den Abstand vom Feind groß zu halten, sie sollte noch fressen können, der Stress sollte nicht zu groß werden, aber rede nicht mit ihr. Meinetwegen mach hinterher ein Zerrspiel. Dann mußt du dich langsam ranarbeiten, an den Feind, an die Mwenschen, an die Hunde. Damit schlägt man meiner Erfahrung nach zwei Fliegen mit einer Klappe : Du wirst entspannter, das Auftauchen von irgendwelchen Leuten bedeutet nicht mehr yawning smileyh verdammt, was wird passieren, sondern : toll, eine Möglichkeit zum Üben. Da du bisher die Reaktion deines Hundes an nichts festmachen kannst, solltest du immer gleiche Rituale einhalten, denn der Mensch - ob nun du oder der jeweils andere Hundehalter - scheinen irgendwelche "signale" auszusenden, Scheinangriff oder Spiel. Du muß durch dein verlässliches Verhalten deinem Hund Sichereheit geben, du mußt sie vor Enge und Stress bewahren, du mußt merken, was sie ertragen kann.
Es gibt natürlich Dinge, denen man nicht ausweichen kann. Da mußt du dann "eben durch".

Was machst du, wenn was auftaucht und du noch nicht weißt, wie sie sich verhalten wird ?
Was machst du, wenn sie "geifert" ?

Sabine

03. Juli 2001 12:37

Hallo Sabine,

Danke für deine Antworten.

Jean Donaldson schreibt in einem ihrer Bücher über : "Open the bar - close the bar". Das bedeutet : "Feind" taucht auf ( Hund / Mensch/ was auch immer) - dein Hund muß ihn sehen - dann wird die Bar eröffnent, Futter, Leckenchen, immer rein damit. Feind verschwindet - bar wird
Das machen wir gerade. Ist auf Distanz kein Problem. Sie frißt zwar ziemlich hektisch, aber sie frißt!

Meinetwegen mach hinterher ein Zerrspiel.
Das tun wir immer damit Sie dann ruhiger wird.
Du muß durch dein verlässliches Verhalten deinem Hund Sichereheit geben, du mußt sie vor Enge und Stress bewahren, du mußt merken, was sie ertragen kann.
Machen wir. Das Dunkelheitsproblem gehen wir momentan so an das wir unseren 2-3 Stunden Nachmittagsgang in den Abend hineinverlegen. Wen wir fortgehen ist es noch hell, dann machen wir Unterwegs richtig harte Spiele, rennen, fangen etc. schauen ob wir Hundekumpels zum spielen treffen können. Wir versuchen dafür zu sorgen, daß wenn die Dämmerung eintritt Bambi so richtig schön ausgepowert ist. Sie ist dann schon ruhiger. Und dann geht es in der Dämmerung heim. So versuchen wir uns in die Nacht hinein zu Tasten. Bisher funktioniert es. Richtige Nacht haben wir zwar jetzt noch nicht ausprobiert, gehen aber lieber in kleinen Schritten vorran.

Was machst du, wenn was auftaucht und du noch nicht weißt, wie sie sich verhalten wird ?
Tagsüber versuche ich das auftauchende etwas in einem kleinen Bogen zu umgehen. In der Dämmerung versuche ich den Bogen größer zu machen. Bei Hunden ist das trotzdem ein problem, da sich Bambi sehr gerne in die WEGELAGERERPOSITION begibt. Dann ist sie sehr schwer da wegzubekommen. Was ich auch garnicht mehr versuche, da ich sie mit gewalt wegziehen müsste.
Nun gibt es Reaktionsvarianten.
1.Anderer Hund geht vorbei, wird eng gehalten, oder vorbeigezerrt. Bambi spritzt dann auf und bellt.
2. Anderer Hund kommt vorsichtig näher. Ist der Hund dann nah genug, spritzt Bambi ebenfalls auf, bellt aber nicht sondern schnuffelt am anderen Hund rum. Wobei andere Hunde und Hundehalter das aufspritzen unter umständen mißverstehen( kann ich durchaus nachvollziehen). Reagiert der Hundehalter dann mit einem wegziehen des Hundes, wird wieder gebellt.
Inzwischen bereite ich vorher die "gegnerische Seite" darauf vor, was Bambi tun wird. Bedauerlicherweise halten die sich dann meistens fern, und Bambi spult die Bellvariante ab :-(.
Hunde müssen für Bambi der ultimative Bestärker sein. Obwohl wir versuchen bei jedem langen täglichen Spaziergang einen Spielpartner zu finden.
Was manchmal ein problem sein kann. Viele Hundehalter in unserer Gegend bevorzugen den kurzen Pipi-Spaziergang (und ansonsten anscheinend das Katzenklo) und wenns ums Spielen mit anderen Hunden geht, sind die Hunde auf einmal alle furchtbar bissig. Machen die nicht nur bei meinem Hund. Mir drängt sich aber der Eindruck auf das es den HH nur zu lange dauert. Die Tölen dürfen manchmal nicht mal ausgiebig schnuffeln.

Was machst du, wenn sie "geifert" ?
Nichts! Ich halte Sie fest und warte ab. Es fällt mir zwar schwer, aber was anderes hat dann erstmal gar keinen Sinn. Mir ist aber aufgefallen das die Orgien von der Zeitlichen Ausdehnung abgenommen haben.

Gruß
Stephan und Bambi