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Clickertraining

Modernes, tierfreundliches Training das nicht nur Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß macht, sondern darüber hinaus noch sehr viel effektiver ist, wie herkömmliche Trainingsmethoden. Hier ist die Rubrik für Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Clickertraining.  
Leinenaggression
13. August 2001 15:48

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: Kann es nicht sein, dass dein Hund so gut erzogen ist, dass das Platz machen immer gut klappt. Aber der Hund im Liegen sich unwohl fühlt. Durch die statische Situation (Frustration kann niccht durch Aktion abgebaut werden) staut sich immer mehr "Frust" über die unglückliche Lage an. Erst als Bewegung ins Spiel kommt, dient dieser Reiz als "Öffner" für die angestaute Aggression. In Bewegung könnte ich mir vorstellen könnte sein aggressives Verhalten milder ausfallen. Oder im Sitzen sich weniger "Frust" anstauen.
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: Was ist dein Hund denn für eine Rasse?
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:Hallo Helmuth,
ein altdeutscher Hütehund, langstockhaarig, 64 cm Widerrist (Eltern beide vom Schäfer).
In der Bewegung habe ich unterschiedliche zum Teil der üblichen Literatur widersprechende Ergebnisse. An der lockeren Leine würde ich ohne die besagte Attacke von hinten nicht vorbeikommen. Wenn ich ihn aber mit der Hand am Brustgeschirr (statt Halsband geht er am Geschirr, ist mir sympathischer in Bezug auf die Halswirbelsäule)und in überzeugendem Tonfall schon im Vorfeld ein "Nein" von mir gebe, sind wir schon des öfteren in zügigem Schritt an dem anderen (sozusagen ohne Widerrede) vorbeigekommen. Aber müßte nicht laut der meisten Literatur dieser enge Griff ihm erst Recht meine Unsicherheit und eine für ihn gefährliche Situation vermitteln? Manchmal verstehe ich die Hunde nicht???? Aber wir sind eben alle Individuuen und es wird nie nach Lehrbuch alles klappen. Ich würde nur gerne noch eine Ausbildung mit ihm zum Rettungshund (da sehr ausdauernd und begeistert von Fährtenarbeit, liebt alle Menschen) beginnen, um ihm noch mehr geistig auszulasten. Aber so lange er diese "Macke" hat sehe ich schwarz.
Viele Grüße
Marion u. Janusch
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13. August 2001 20:40

Hi,
unser Nico war genauso. Er hat bei Begegnungen auch keinen Unterschied gemacht zwischen groß und klein oder Rüde und Hündin.
Ihm war zum anpöbeln jeder recht. Unwissentlich haben wir sein verhalten durch entsprechende (wenn auch negative) Aufmerksamkeit immer schön bestärkt.
geholfen hat uns Einzelunterricht mit einer guten HUndetrainerin, von der wir superviel gelernt haben über richtiges timing von Lob, ignorantem Verhalten, täglicher Umgang mit dem hund, arbeiten auf Distanz, etablieren von Alternativverhalten usw.
Wir haben nicht auf einem Hundeplatz geübt sondern "im wirklichen Leben".
Und 5 Stunden mit ihr haben uns mehr gebracht als 1 jahr "Platzarbeit".
solche Probleme im Detail kurz "online" zu beraten ist kaum möglich.
Ich will auch nur sagen, dass man manchmal nur den richtigen "Helfer" braucht, der einen genau in der Arbeit mit dem Hund beobachtet und einen auf kleinste Fehler (oft haben die aber dauerhafte Wirkung) hinweist.
Und heute kommen wir an 80 % der Hunde ohne gezeter vorbei, bei den restlichen 20 % ist der Abstand unterschiedlich groß. Wir gehen wieder gerne mit unserem spazieren und es zeigt: weiter nach einer Lösung suchen, es gibt sie.
Grüße Doris und Nico

14. August 2001 14:50

Hallo Marion,

zunächst kann ich mal Doris komplett zustimmen. Solch komplexe Probleme kann man online nur sehr schwer einschätzen, schon allein deshalb, weil man, um eine Idee zu bekommen, was die Motivation des Hundes für das Verhalten ist, wann er welche Anzeichen zeigt, wie der Halter reagiert, etc. das Hund/Halter-Gespann sehen muss. Ein paar Einzelstunden bei einem guten Hundetrainer/in oder Verhaltenstherapeuten/in sind da tatsächlich meist am besten.
Hinzu kommt, dass es gerade bei Leinenaggression viele Möglichkeiten gibt, Alternativverhalten zu trainieren bzw. das ruhige Verhalten zu belohnen, aber keine Non-Plus-Ultra-Methode, die bei jedem Hund funktioniert. Zum einen ist die Auswahl der Therapie je nach Motivation unterschiedlich, zum anderen ist es schlicht Ausprobieren und schauen was hilft und was nicht. Wobei es hier auch wieder Abstufungen gibt, denn gerade bei so fest eingefahrenen Verhalten dauert es häufig lange, bis man wirklich gravierende Fortschritte erreicht.

Aber trotzdem noch einige Antworten auf deine konkreten Fragen:

: - verstärkt die gestraffte Leine denn nicht doch das Aggressionsverhalten?

Jein. So wie ich deine Antwort an Helmuth verstanden habe, führst du deinen Hund am Geschirr. Dann wird die Aggression normalerweise nicht verstärkt. Sie wird verstärkt, wenn durch den Zug am Hals (also beim Führen am Halsband) die Luft knapp wird und der Hund dadurch zunehmend in Panik gerät.

: - Sollte ich vorläufig dies nur üben, mit Rüden, die sich neutral verhalten?

Ja, im Prinzip schon, aber man kann sich ja im wirklichen Leben nicht aussuchen, wem man begegnet. Aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass der Hund viel heftiger reagiert, wenn der Gegenüber auch 'rumpöbelt.
Bei vielen Hunden ist es allerdings sehr schlecht, irgendwelche statischen Dinge (stehenbleiben, sitzen oder liegen lassen) zu versuchen, da sie hierbei leicht in zunehmende Frustration kommen können, zum anderen haben sie alle Zeit der Welt, sich auf ihr Gegenüber "einzuschießen". Das Stehenbleiben hat oft nur Sinn in Übungssituationen, wo der entgegenkommende Hund ein eingeweihter "Statist" ist und ebenfalls so lange ruhig! stehenbleibt, bis der eigene Hund ruhig ist und sich erst dann entfernt. Fängt der eigene Hund dann wieder an, bleibt der andere wieder stehen(damit der eigene lernt, durch pöbeln geht der andere Hund nicht weg, nur durch ruhigsein)(Aber einen entsprechend ignoranten Sparings-Partner muss man erstmal finden). Im "Real-Life" geht der andere Halter mit seinem Hund ja für gewöhnlich weg und dein Hund hat genau das, was er wollte: Er hat den anderen Hund vertrieben.
In diesem Fall ist das Ignorieren in der Art, das man den eigenen Hund gar nicht beachtet sondern einfach weitergeht und ihn mitnimmt wesentlich besser. Und nur, wenn das kräftemäßig ein Problem ist, würde ich das Halti nehmen. Wenn du unbeeindruckt weitergehen kannst und den Hund mitziehen, ohne dass es in einen Kampf ausartet, bleib ruhig beim Geschirr. Dann bringt das Halti keinen Vorteil. Das das Halti zum Blickkontakt mit dem Besitzer durch 'rumführen des Kopfes oder sogar zum Unterbrechen des Verhaltens führt, halte ich persönlich für Unsinn, mein Hund kann seinen Kopf auch mit Halti wunderbar gerade halten. Und um so daran zu reißen, dass man den Kopf vielleicht 'rumgerissen bekommt, ist ein Halti nicht gedacht.

: Bin etwas ratlos, da wir uns ja schon so weit vor gearbeitet (in Richtung anderen Rüden) haben (früher hat er sich schon über einen Hund am weiten Horizont aufgeregt) und nur diese "Hinterhaltsmacke" nicht abzustellen ist.

Hast du schonmal daran gedacht, dass du einfach aus dem Verhalten "aus weiter Entfernung pöbeln" das Alternativverhalten "abliegen und aus dem Hinterhalt angreifen" gemacht hast, und sich an der Intention und Motivation des Hundes bisher noch überhaupt nichts geändert hat? Ich glaube, noch einmal einen völlig anderen Weg einzuschlagen wäre sehr sinnvoll. Zumal ich Helmuth recht gebe, hinlegen ist wirklich das schlechteste Alternativverhalten, da es Stress nicht abbaut, sondern in Situationen, wo man lieber weglaufen bzw. angreifen will, Stress aufbaut.

Ich denke, eine Beratung bei einem guten Trainer, wäre wirklich das beste für euch beide.

Viele Grüße
Susanne

14. August 2001 16:04


Hallo Susanne,
Vielen Dank für deine guten Tip`s. Das mit dem Hundetrainer ist bei uns leider nicht so einfach, denn wie ich bereits Helmuth schon gepostet habe, arbeiten hier alle noch nach dem guten alten Leinenruck u. Unterwerfungsprinzip (dadurch wurde Janusch schon als Welpe bzw. Junghund immer wilder - damals hatte ich leider noch keinerlei Erfahrung, aber mein Gefühl ließ mich dann meist schnell wieder Trainer oder Platz verlassen).
Die Motivation der Angriffe ist ganz bestimmt seine Unsicherheit gegenüber Rüden. Janusch war der kleinste im Rudel und wurde wohl häufig gemobbt. Auch die "Welpengruppe" in der ich mit ihm war, kann man wie ich jetzt weiß kaum als solche bezeichnen. Die Krönung war dann eine Hundetrainerin, die einen als Raufer bekannten Rottweiler mit den Worten auf Janusch loslies: Er muß sich wehren lernen. Das hat er dann auch gründlich! (Ich habe natürlich den Platz dann sofort verlassen - aber da was es dann eben schon zu spät). Janusch ist vom Verhalten her eher ein "Omegahund". Bei Begnungen ohne Leine mit einem souveränen anderen Rüden passiert absolut nichts. Wird er angemacht kommt es zur ritualisierten Auseinandersetzung (noch nie ein Tröpfchen Blut geflossen, die anderen Rüden zeigten auch ein normales Verhalten). Kommen zwei Hunde auf uns zu gerannt, versteckt er sich hinter mir. Was ich allerdings auch nicht schätze: rangeln zwei andere Hunde, würde er wenn ich nicht aufpasse sofort mitmischen. Soviel zur Sachlage.
Das das ins Platz legen schlecht ist, ist für mich ein völlig neuer Aspekt. Die Trainerin mit der ich sehr lange zusammengearbeitet habe (ist leider seit längerem nicht mehr gesundheitlich fit) und die ich für sehr kompetent halte, empfahl mir dies. Manchmal war allerdings keine Zeit mehr fürs hinlegen und wenn ich ihn oben am Geschirr nahm und im Vorfeld ein "strenges" Nein ausprach und entschlossen ohne lange zu überlegen an den Kontrahenten vorbeimarschiert bin ging es zu meiner Überraschung gut. Bei lockerer Leine würde er aber wenn der Hund schon fast vorrüber ist umfahren und in die Leine springen (auch schon passiert). Da ich eigentlich kein ängstlicher Mensch bin denke ich auch nicht, das ich ständig meine Unsicherheit übertrage (es gibt natürlich bestimmt auch Ausnahmen, wenn mir z.B. eine Dogge entgegenkommt). Mit den Übungspartnern hast du leider recht. Die gibt es ja nicht gerade wie Sand am Meer! Mit dem Halti habe ich übrigens die gleiche Erfahrung wie du gemacht. Entweder man macht sich im Nacken fest (wie ein Pferd) oder versucht rückwärtsgehend das Ding loszuwerden um zu dem anderen Hund zu kommen.
Liebe Grüße
Marion u. Janusch

14. August 2001 16:41

Hallo Marion,

: Das mit dem Hundetrainer ist bei uns leider nicht so einfach, denn wie ich bereits Helmuth schon gepostet habe, arbeiten hier alle noch nach dem guten alten Leinenruck u. Unterwerfungsprinzip (dadurch wurde Janusch schon als Welpe bzw. Junghund immer wilder - damals hatte ich leider noch keinerlei Erfahrung, aber mein Gefühl ließ mich dann meist schnell wieder Trainer oder Platz verlassen).

Ja, das war dann auch sicherlich besser so.

Du schreibst, dass seine Aggression sicherlich Unsicherheit ist, dass aber nichts passiert wenn er frei ist. Also könnte es sein, dass er nur deshalb nach vorne geht, weil ihm an der Leine der Rückzug versperrt ist (was allerdings dagegen spricht, ist die Tatsache, dass er sich an lockerer Leine umdreht um hinzuspringen, meiner rast dann nach vorne weg "endlich, ich kann weg!"winking smiley. Wie gesagt, Ferndiagnosen sind äußerst schwierig. Außerdem schreibst du, dass er sich hinter dir versteckt. Hast du schon mal versucht, das auszunutzen? Ihn nicht ins Platz zu legen, sondern dich einfach so vor ihn stellen, dass ihm der Weg (und der Blickkontakt zum andern Hund) versperrt ist? Damit er das Gefühl bekommt, mein Alpha regelt das, ich brauche mich nicht zu kümmern. Bei mir hat das recht gut geholfen, bei freilaufenden, die auf uns zugerast kommen. Freiwillig versteckt sich Zasko nämlich nicht, aber er nimmt mittlerweile meine Hilfe "dankbar" an und sitzt (ohne Befehl) dann ganz ruhig hinter mir, während ich die (meist eh nur freundlichen) "Angreifer" vertreibe. Warum sollte das nicht auch bei normalen Begegnungen klappen?
Oder hast du schon mal versucht, kurz bevor er anfängt sich aufzuregen, zur Seite wegzugehen und eine großen Bogen zu schlagen (so es das Gelände erlaubt?). Damit er merkt, auch an der Leine kann man flüchten und wird nicht unbedingt gezwungen, dicht an einem anderen Hund vorbeizulaufen? Und dann kann man langsam den Bogen wieder kleiner machen.
So, dass waren nur noch mal zwei Tipps aus der wie gesagt so zahlreichen Trickkiste, die für euch vielleicht hilfreich sein können.

: Manchmal war allerdings keine Zeit mehr fürs hinlegen und wenn ich ihn oben am Geschirr nahm und im Vorfeld ein "strenges" Nein ausprach und entschlossen ohne lange zu überlegen an den Kontrahenten vorbeimarschiert bin ging es zu meiner Überraschung gut.

Hm, ich möchte mal vermuten, dass es auch ohne das "Nein" gegangen wäre. Du bist in dieser Situation einfach sehr souverän und alles an deiner Haltung spricht "wir gehen da einfach vorbei". Wie du schreibst, ohne viel Überlegung, ob da was passiert oder nicht. Wahrscheinlich fühlte er sich dadurch einfach sicher und geborgen. Ich würde darauf aufbauen, wie oben beschrieben oder nimm' ihn eng mit und bestärke wenn er dann ruhig mitgeht. Dann kannst du da im Laufe der Zeit sicher auch mit immer längerer Leine.

: Bei lockerer Leine würde er aber wenn der Hund schon fast vorrüber ist umfahren und in die Leine springen (auch schon passiert).

Und dieses in die Leine springen, ist schon wieder eine Bestärkung für den Hund! Wenn er diese Eigenart hat, solltest du ihn in der Tat so kurz halten, das er dazu keine Chance hat. Am Geschirr würgst du ihn ja nicht und du sollst nicht an ihm 'rumzerren. Lockere Leine heißt nicht unbedingt, 50 cm durchhängen. 5 cm reichen auch.

Vielleicht konnte ich dir noch ein wenig helfen

Viele Grüße
Susanne

15. August 2001 12:16


Hallo Susanne,
habe heute gleich zwei Erfolgserlebnisse gehabt. Bin bei zwei Hundebegegnungen (das eine war zwar eine Dame - da reagiert er eh freundlich)im zügigen Schritt eine Hand am Geschirr, ohne "Gemotze" sogar bei einer Entfernung von ca. 2 Metern, vorbeigekommen (Juhu!!!).
Ich hoffe das dies keine Zufälle(beide Hunde haben sich übrigens völlig neutral verhalten, schwierig wird es meistens dann, wenn der andere Hund in geduckter Haltung und schnauzeleckend herankommt) sind sondern es vielleicht tatsächlich am abliegen (ist ja auch irgendwie logisch - Energie fließ durch Bewegung einfach besser und staut sich nicht - müßte mir eigentlich schon aus der Akupunktur bekannt sein)lag. Ich habe dann natürlich mit C & B bestärkt. Wenn es so bleibt, werde ich mal wieder Plätze mit regem "Hundeverkehr" (z. B Hundeplätze, dort kann man ja auch Begegnungen üben, ohne unbedingt an einer Übungsstunde teilnehmen zu müssen)aufsuchen. Dies ist immer etwas stressig für mich, da viele Leute ihren Hund einfach ungefragt mit meinem Kontakt aufnehmen lassen (auch wenn man eh schon etwas abseits steht).
Das Sichtversperren hab ich auch schon probiert, hilft nur dann, wenn das Gegenüber sich friedlich verhält (ansonsten windet er sich ähnlich wie beim Halti, um sein Gegenüber zu fixieren).
Viele Grüße
Marion (wieder etwas motivierter) u. Janusch (der gar nicht gewußt hat wieso Frauchen sich so freut)