Hallo Franziska,
Wir hatten mit Saskia anfangs ähnliche Schwierigkeiten. Hund im Auto und schon ging ein Riesentheater los. Bei uns hat folgendes geholfen:
1. Solange das Auto stand und wir in der Nähe waren, war sie ruhig. Trotzdem haben wir gerade diese Situation intensiv mit ihr geübt, also Auto im Hof, während wir draußen in der Nähe mit irgendwas anderem beschäftig waren. Sinn war, dem Hund das Auto als so eine Art Lieblingsplatz schmackhaft zu machen. Es kann auch helfen, immer wieder eine Handvoll Leckerbissen reinzuwerfen, die der Hund dann zufällig findet (also nicht extra suchen lassen). Radio leise an oder vielleicht noch besser eine bestimmte CD mit ruhiger Musik. Anfangs ist Saskia zwar (auf Aufforderung) ins Auto rein, aber spätestens nach 2 min wieder raus. Das haben wir ignoriert, sie dann aber immer wieder einsteigen lassen (nicht sofort, vielleicht nach einer halben Stunde). So als ob das alles ganz selbstverständlich wäre. Damals war noch zeitiger Frühling und es hat nicht lange gedauert, bis sie merkte, daß es dort schnuckelig warm und gar nicht so schlecht ist ohne Wind, nach ein paar Tagen gab sie uns nach Spazierengehen und Fressen zu verstehen, daß sie wieder ins Auto will, d.h. sie stand schwanzwedelnd vor der Autotür und war nicht wegzubewegen, war sie erstmal im Auto, war vom Hund nichts mehr zu hören.
2. Da sie auf Parkplätzen ein Riesentheater veranstaltete, wenn wir einkaufen gingen, habe ich an diesem Punkt (1.) angefangen, das mit ihr zu üben. Zum Spazierengehen sind wir mit dem Auto gefahren. Nach dem Spaziergang habe ich leise die Musik angemacht und bin dann kurz weggegangen (hinter einen Busch). Anfangs vielleicht 5 Sekunden aus ihrem Blickfeld, dann zurück, eingestiegen und heimgefahren, als ob das die normalste Sache der Welt wäre. Sie war anfangs so verdattert, daß sie in diesen Sekunden sogar ruhig war; die Zeiträume habe ich dann immer mehr ausgedehnt. Als wir dann nach einiger Zeit wieder auf Einkaufsparkplätze fuhren, half neben der Gewöhnung (also oft fahren), ihr beim Weggehen einen seltenen Leckerbissen zu geben, den hat sie anfangs zwar immer erst gefressen, wenn wir wieder da waren, aber wir wollten, daß das Alleinbleiben an Schrecken verliert, und nicht noch zusätzlich ihre Aufmerksamkeit auf den Zeitpunkt gelenkt wird, wenn wir wieder kommen, also nicht beim Zurückkommen belohnen.
3. Hohe Geschwindigkeiten (Landstraßen): ich fuhr IMMER mit ihr zum Spazierengehen auf einen Parkplatz (Autofahren ist keine Ausnahme mehr sondern kommt täglich mehrmals vor). Da ich mich auf den Verkehr konzentrieren mußte, habe ich auf Saskias Geheule einfach nicht reagieren können. Keine Bestärkung für's Winseln = nach einigen Tagen war sie ruhig (aber wehe, wir bogen langsam auf den Parkplatz ein...). Hier sollte der Fahrer allerdings selber in der Lage sein, ruhig zu bleiben, regt das Gewinsel den Fahrer auf, überträgt sich das leicht auf den Hund und nach 2 min hält es kein Lebewesen mehr in diesem Tollhaus aus.
4. Langsame Geschwindigkeiten (Ortschaften, aber auch längere Landstraßen, wo man ab und an abbiegen muß): da half lange Zeit nichts, je mehr Gewöhnungsrunden ich mit ihr auf dem Parkplatz drehte, umso mehr regte sie sich auf. Geschafft haben wir das schließlich mit dem Clicker, dazu muß man allerdings zu zweit sein. Einer fährt, der andere beobachtet den Hund. Bei der kleinsten Pause (Luftholen), C+B. Bereits nach ca. 20 min waren die Pausen deutlich häufiger, bei der nächsten Fahrt fingen wir dann an, die Pausen zu verlängern (C erst nach 1, dann nach 2 s...).
Wie Martin denke ich auch, daß man erstmal eine Möglichkeit finden muß, den Erregungspegel des Hundes soweit zu senken, daß er überhaupt irgendwas wahrnimmt. Und sich selber immer so verhalten, als ob alles das normalste der Welt wäre, und ganz bestimmt kein Grund besteht, sich über irgendwas aufzuregen. Übrigens: Saskia sitzt beim Fahren (angeschnallt) auf der Rückbank. Bleibt sie alleine, wird sie losgemacht und klettert oft nach vorne, um auf unseren Sitzen zu schlafen.
Viele Grüße
Ingrid