Ich wollte erst gar nicht darauf antworten.... irgendwie dachte ich
mir nur "scheisse, wieder nur so'ne arme hundeseele"
dann las ich deine antwort auf das schellenposting und stellte dann
fest, dass immer noch keiner hier gewortet hat... und ich dachte
mir: "ok... vielleicht fällt dir doch was ein". naja, ein bisschen
was fällt mir schon ein... ;-)
also, zunächst mal, mit dem clicker bist du auf dem richtigen
weg. ok, welche möglichkeiten gibts bei angst? wie therapieren
wir angst bei menschen?
ich beziehe meine folgenden antworten immer auf das beispiel "tierheim".
nehmen wir also an, ein mensch hat eine spinnenphobie. jetzt gibts die
fachleute, die sagen "reizüberflutung" (neudeutsch overloading), und
einige andere sagen desensibilisierung" (oder auch habituation, also
herabsetzen der antwortbereitschaft durch gewöhnung)
beim overloading kanns aber immer passieren, dass sich der angstpatient
so in seine angst reinsteigert, das er nicht mehr auf andere äussere
reize achtet, dass er eine extrem hohe fluchtmotivation hat oder sonst
wie panikartig reagiert oder gar einfach kollabiert, oder einfach nur in
bewegungslose starre verfällt.
also würde ich genau davon abraten. das bedeutet in konsequenz, dass du
zunächst das tierheim weiträumig umlaufen solltest.
ich halte die desensiblisierung, also die schrittweise gewöhnung für
einen wesentlich besseren weg. bei der spinnenangst fängt man mit
ner kleinen spinne, z.b. präpariert auf nem objekträger an. man
steigert den reiz langsam dann, wenn beim aktuellen stand keine
reaktion mehr auftritt. es findet eine schrittweise gewöhnung an
das zuvor angsteinflösse subjekt/objekt statt.
also, ich würde über wochen diesen ort zunächst mal meiden und
mich konkret mit der ausbildung des hundes über den clicker
beschäftigen.
der clicker bewirkt weitaus mehr, als die momentane verstärkung
eines gerade gezeigten verhaltens. der clicker schafft zudem immer
eine positive erwartungshaltung während der arbeit, da ja die
arbeit für den hund eigentlich immer erfolgsbetont und auch erfolgs-
orientiert ist.
durch diese freudige erwartungshaltung entsteht vergleichsweise
so etwas wie eine innige vorfreude, fast eine euphorische stimmung,
(wir kennen das wohl alle, wenn wir uns der gefühle erinnern, die
wir als kinder beim warten aufs christkind hatten. bei mir war
es ein fast inneres beben voller glücklicher ungeduld), und es
werden so gar physische reaktionen im körper des hundes ausgelöst:
und zwar fliessen endogene morphine im hirn - das sind genau die
glücksbotenstoffe, die dieses glücksgefühl als empfindung auslösen
und dafür verantwortlich sind.
was denkst du nun wohl, welcher botenstoff das allerbeste gegenmittel
ist, um dem adrenalin, dem noradrenalin und anderen durch die angst
vorhandenen stressauslösern einhalt zu gebieten????
eben genau diese freude-auslösenden positiven botenstoffe.
wenn du weiterhin den clicker einsetzt, so wird der clicker noch
eine weitere funktion übernehmen: also er verstärkt einersetis
verhalten, er löst neuronale prozesse aus, er verändert aber auch
verhalten ausserhalb der gecklickerten verhaltensänderungsziele UND
er etabliert sich zuletzt auch als sicherheitssignal, als signal
erfolgreicher verständigung, als signal sozialer zusammengehörigkeit.
gibs eine bessere basis, um nun GEMEINSAM die angst als "irrtum"
zu erkennen und sie langsam darüber zu vergessen.
gib deinem hund viel zeit, meide das tierheim, schränke deine anforderungen
zunächst etwas ein, nehme dir leichtere und schneller erreichbare ziele
vor: einfache übungen wie verschiedene dinge touchen (ohne unterscheidung),
dem targetstick folgen, irgenwas leichte zu bringen, sich hinsetzen, sich
hinlegen, dir lange in die augen schauen, deiner hand folgen, usw. usw.
vermeide alle negative einwirkungen, wirklich alle, ausser in situationen
des häulichen sozialen zusammenlebens. das heisst, draussen keine
hier-schreierei, keinen leinenruck, keine gehorsamsfordernde befehle,
kein zwang/gewalt, um befehle durchzusetzen.
nimm es in kauf, dass der gehorsam vielleicht für eine kurze zeit nachlässt,
dein hund soll zunächst mal wieder etwas selbstbewusstsein erlangen.
erst bei innere stärke verliert die angst ihren schrecken, wer innerlich
stabil ist, hat keine unnütze angst. nur häufiger stress, sozialer druck
ist ein nährboden für die verhaltensstörung "angst".
ihr müsst sehen, dass er einfach nach einigen wochen physische stabilität
entwickelt. dann näherst du dich langsam immer mehr dem tierheim,
drehst immer später wieder um. aber immre bestimmt dein hund , ob und wann
du umkehrst.
reagiert er heute an bestimmter stelle nicht mehr ängstlich, gehe ich
morgen 10 m weiter. das wichtigste ist, erstmal allen sress vermeiden,
langsam aufbauen... du musst viel geduld haben.... dann wirds gelingen
ok.. schluss für heute... ich habe feierabend...
g, T.