Knifflige Situation.

Hallo!

Das Clickern sieht bei uns leider nicht (immer) so spannend und motiviert aus, wie es aussehen könnte - ich habe mich echt schon total umgekrempelt und alles mögliche versucht um Sammy zu motivieren, aber für Sammy gibt's einfach nur eines: andere Tiere. Und da ich nicht jedesmal ein Tier aus der Tasche zaubern kann, haben wir sozusagen ein Motivationsproblem (ich bin in diesem Posting nicht mal so scharf auf allgemeine Motivationstipps, habe dieses Thema hier im Forum schon x-mal mit euch durchgekaut ;-).

So viel dazu.

Wie würdet ihr jetzt in folgender Situation handeln: Sammy, der an der Schleppleine läuft, sieht einen anderen Hund, ich sage "warten" und er bleibt auf der Stelle wie angewurzelt stehen. Das ist unter "clickernorm" Umständen, sprich bei jedem durchschnittlich motivierbaren Hund, auf jeden Fall ein C&B! Sogar ein C&J. In diesem Moment gibt es für Sammy allerdings nur eines als Belohnung: den anderen Hund. Alles andere registriert er dann nichtmal. Zufällig kenne ich den Hund und weiss, dass er sich absolut nicht mit Rüden versteht. Ich kann Sammy also nicht hinlassen.
Was tun? Wenn ich clicke kann ich ihm keine Belohnung bieten (das hinstürmen zum anderen Hund nach dem Click ist in diesem Falle auch völlig unerwünscht und unangebracht) und wenn ich nicht clicke habe ich einen riesigen Lernfortschritt nicht bestätigt.
Genau das Gleiche, wenn er zu einer Katze laufen will (mit denen will er übrigens auch spielen...).

Wie handhabt ihr solche Situationen? Ich habe mir schon überlegt als B ihn einige Schritte auf den anderen Hund zugehen zu lassen, aber 1. ist das doch die reinste Frotzelei und 2. durschaut er das auch in Null komma nix. Habe ich also schleunigst wieder verworfen.

Nochmal ganz allgemein: Wenn ich genau weiß, Sammy die für ihn einzige Belohnung nicht bieten zu können -- kein "Click"? Wie soll ich ihn dann bestärken?

Bin gespannt was ihr zu dieser Situation sagt.

liebe Grüße

Melli und Sammy

Hallo Melli,

mein Lösungsvorschlag:

Wirklich KEIN Click, wenn du ihm die Belohnung nicht bieten kannst!

Also, was dann tun???

Du mußt dir einen, oder mehrere Spielgefährten suchen, die als "Spielbelohnung" dienen können und die "verzögerte Begegnung" mit diesen üben, üben, üben, bis du merkst es sitzt.

Dann wird bei deinem Sammy das "Ignorieren begehrenswerter Objekte" irgendwann in der Form variabel bestärkt, dass er zu spieltauglichen Kumpanen mit "C+T" hinkann, zu anderen halt nicht.

Diesen begegnest du am Besten auch mit demonstrativem Desinteresse und eventuell auch mit beschleunigtem Schritt.

Vielleicht schaffst du es ja irgendwann dazu doch noch auch dabei Blickkontakt mit "C+Futterbelohnung" zu bestätigen, wenn nicht bleib halt bei Methode 1.

Liebe Grüsse

Alex & Aris

Hallo Melli,

: Nochmal ganz allgemein: Wenn ich genau weiß, Sammy die für ihn einzige
: Belohnung nicht bieten zu können -- kein "Click"? Wie soll ich ihn
: dann bestärken?

Gar nicht. Das ist die variable Bestärkung, die das Verhalten so ungeheuer festigt. Variabel heisst aber auch, daß es ausreichend Situationen geben sollte, wo Hundekontakt möglich ist. Sonst wird's zur Frustnummer.

Oder warte so lange mit C+B, bis der andere Hund so weit verschwunden ist, daß Futter (oder ein kurzer Sprint mit Dir) wieder interessant wird.

Wenn das klappt, bestehe auf Blickkontakt. Sammy soll Dich ansehen und "fragen".

viele Grüsse
Klaus

Hallo Klaus!

: Gar nicht. Das ist die variable Bestärkung, die das Verhalten so ungeheuer festigt.

Da blutet mir das Herz! Selten so brav gewartet...

Variabel heisst aber auch, daß es ausreichend Situationen geben sollte, wo Hundekontakt möglich ist. Sonst wird's zur Frustnummer.

Ich weiß! Sammy wird im Moment immer nur dann bestätigt, wenn er auch zum anderen Hund darf. Sind noch gar nicht beim variabel bestärken, ich möchte am "Warten" noch einiges verfeinern. Im Moment steht der Rohbau...

: Oder warte so lange mit C+B, bis der andere Hund so weit verschwunden ist, daß Futter (oder ein kurzer Sprint mit Dir) wieder interessant wird.

Wie gesagt: das "Warten" ist noch nicht fertig. Im Moment steigere ich die Ablenkung und die Dauer - warte ich zu lange schmeißt er sich doch noch in die Leine, merkt er, dass der andere Hund geht das selbe.
Das Problem: bevor der andere Hund nicht ausser Sichtweite ist, nimmt er keine Leckerlis, sprinte ich einfach so davon, würde ich ihn mitreissen müssen, damit er sich in Bewegung setzt. In solchen Situationen gibt es nur 2 Dinge zu denen er fähig ist: wie erstarrt stehen bleiben oder zum anderen Hund laufen.

: Wenn das klappt, bestehe auf Blickkontakt. Sammy soll Dich ansehen und "fragen".

Davon sind wir noch meilenweit entfernt! Sammy steht dermaßen unter Spannung, dass er bei dem kleinsten Fehler meinerseits doch noch lossprintet. Bin ich auch nur einen Moment unkonzentriert (und er hat es bis jetzt noch jedes Mal gemerkt) ist er weg - zumindest bis ich ihn wieder ausbremse. Das passiert zwar in letzter Zeit nicht mehr, aber es war ein ziemlich langer Weg bis zu unserem momentanen Trainingsstand.

Ist das eigentlich normal, dass ein Hund solch extremes Verhalten zeigt? Sammy ist ansonsten relativ schnell im Begreifen (weiss Gott nicht dumm!) und müsste doch schon längst begriffen haben worum es mir geht. Kann ein anderer Hund so toll sein, dass er alles mit einem Mal wieder über den Haufen schmeißt?

liebe Grüße

Melli und Sammy

Hallo Alex!

: Wirklich KEIN Click, wenn du ihm die Belohnung nicht bieten kannst!

Mir blutet wirklich das Herz! Wir sind noch nicht beim variabel bestärken...

: Du mußt dir einen, oder mehrere Spielgefährten suchen, die als "Spielbelohnung" dienen können und die "verzögerte Begegnung" mit diesen üben, üben, üben, bis du merkst es sitzt.

In 4 Wochen möchten wir Einzelstunden bei einer Hundetrainerin starten. Evtl. können wir unter Anleitung mit ihrem Hund üben, später in der Gruppe (schließe ich im Moment noch vollkommen aus). In unserer Gegend einen HF zu finden, der sich für solche Zwecke zur Verfügung stellt ist nahezu unmöglich...

: Dann wird bei deinem Sammy das "Ignorieren begehrenswerter Objekte" irgendwann in der Form variabel bestärkt, dass er zu spieltauglichen Kumpanen mit "C+T" hinkann, zu anderen halt nicht.

Und du glaubst nicht, dass ihn die Lücken in der Bestätigung die solche Situationen aufwerfen, in der Gesamtheit der Übung wieder zurückwerfen? Egal ob ja oder nein, ich werde es wohl hinnehmen müssen.

: Diesen begegnest du am Besten auch mit demonstrativem Desinteresse und eventuell auch mit beschleunigtem Schritt.

Das demonstrative Desinteresse meinerseits geht Sammy (hart ausgedrückt) schlicht und einfach am A.... vorbei. Er lässt sich, wenn er unsicher ist, durch meine Calming Signals beruhigen, reagiert aber in solchen Situationen kein bisschen.
Beschleunigter Schritt bedeutet gleichzeitig, dass ich Sammy hinterherzerren muss, da er krampfhaft versucht den anderen Hund im Auge zu behalten (jedes Umdrehen wird mit mir im Moment eisern mit "Nein" quittiert - nach ca. 10 "Nein" alle paar Meter geht's dann wieder).

: Vielleicht schaffst du es ja irgendwann dazu doch noch auch dabei Blickkontakt mit "C+Futterbelohnung" zu bestätigen, wenn nicht bleib halt bei Methode 1.

Kann ich mir nicht vorstellen! Futter interessiert ihn einfach nicht, er lässt mitunter auch Ochsenziemer, Käse, Nudeln und gekochtes Hühnerfleisch liegen, wenn er gerade keine Lust hat.

Auf jeden Fall Danke für deinen Tipp! Methode 1 gefällt mir sehr gut, wird allerdings wohl erst unter Anleitung der Hundetrainerin umgesetzt werden (Mangels einer HuSchu die mit Clicker bzw. Positiver Bestärkung arbeitet, besuchten wir bis jetzt keinen Kurs - lt. TA soll diese Trainerin sehr gut sein. Wird sich noch herausstellen, ich hoffe es aber sehr.).

viele liebe Grüße

Melli und Sammy

Hallo Melli,

: Das Problem: bevor der andere Hund nicht ausser Sichtweite ist, nimmt
: er keine Leckerlis,

Ja, das dachte ich mir schon. Macht aber nichts, versuch einfach so ruhig wie möglich zu bleiben und die Distanz so groß zu halten, daß er es noch gut aushält. Wenn er lieber stehenbleibt und stiert, bleib halt auch stehen. Solltest aber trotzdem versuchen, in Bewegung zu bleiben. Also Distanz vergrössern. Das Problem sind meist nicht die anderen Hunde, sondern die Halter, die partout meinen, die Spannung dadurch auflösen zu müssen, daß sich die Hunde kurz "begrüssen" dürfen. Und schon ist der Hund im falschen Moment bestärkt worden. Also verscheuch die Leute, mach ein grimmiges Gesicht. Ich bin bekannt für mein griesgrämiges Gesicht beim Spazierengehen. Daß ich mir innerlich oft einen Ast lache, wenn der andere seinen Hund an meinem vorbei ziehen muss, braucht ja keiner zu wissen.

: sprinte ich einfach so davon, würde ich ihn mitreissen müssen, damit
: er sich in Bewegung setzt. In solchen Situationen gibt es nur 2 Dinge zu denen er fähig ist: wie erstarrt stehen bleiben oder zum anderen Hund laufen.

Erstarren ist ok, warte einfach, bis der andere weiter geht. Wenn's zu schwierig ist, versuch's mit Open Bar. Wenn ein anderer Hund kommt hältst Du Sammy ein ultrafeines Leckerchen direkt vor die Nase. Und das bei jeder Hundebegegnung. Möglichst noch bevor er sich aufregen kann.

: : Wenn das klappt, bestehe auf Blickkontakt. Sammy soll Dich ansehen
: : und "fragen".

: Ist das eigentlich normal, dass ein Hund solch extremes Verhalten
: zeigt?

Ja, würde sagen, das ist normal. Von Ajax kenn ich das sehr gut, braucht einfach auch eine gewisse Erfahrung auf Seiten des Hundes, daß er nicht jeden anderen Hund persönlich begutachten muß. Diese Erfahrung muß er erst machen. Bei jungen Hunden ist das also relativ schwierig.

viele Grüsse
Klaus