Hallo,

ich beschäftige mich seit ein paar Wochen mit dem Clicker Training. Habe in einem anderen Disussionsforum (Diskussion über Stachelhalsband) folgendes Zitat gefunden:

"sorry...ich bin garnicht auf den Clicker eingegangen...
für mich keine Ausbildungsmethode, da mir die Möglichkeit der Absicherung fehlt."

Was haltet Ihr davon? Stimmt diese Aussage?

Gru

´Heidi

Hallo,

eine tolle Frage, die sicher eine rege Diskussion eröffnen wird!

'Absicherung' bedeutet nach meinem Verständniss: der Hund traut sich bei dem Signal nicht mehr, etwas anderes als das Verlangte zu tun - so er es vorher korrekt gelernt hat für die betreffende Situation.

Das ist mit C&T m.E. nicht wirklich kompatibel, dass ein Hund irgendwann in irgendeiner Situation nicht mehr WAGT, etwas zu tun...
Damit verliert die C&T-Trainingsmöglichkeit für diesen Hund sehr an Power - und dann passiert es wohl möglich mit 'self fullfilling prophecy': dann klappt'S wirklich nicht mehr über Motivation zum selbstständig Mitarbeiten des Hundes bei diesem Hund, auch nicht bei anderen Übungen...!

Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, einen Hund zu motivieren: hier war schon mal eine längere Diskussion über R+/R- und P+/P-. In einem Fall entscheidet er sich freudig für das Erwünschte - z.B. beim Clickertraining (R+/P-) im anderen Fall (R-/P+) wählt er das erwünschte Tun bestenfalls 'erleichtert' (im besten Fall und bei gelungem Training, gelungener Verknüpfung).

Absichern? Die Wahl, ob er etwas Signalisiertes tun will oder nicht, die hat ein Hund immer - er kann im Zweifelsfall auch die absichernde (Hah!) Strafe in Kauf nehmen - zumal bei der Arbeit ohne Leine bis zum Eintritt der Strafe normalerweise ein größerer Zeitraum verstreicht, der Hund also gar keine Verknüpfung zwischen 'verkehrtem Tun' und Strafe mehr herstellen kann. Da kommt dann natürlich folgerichtig der Ruf nach dem Hund 'mit Straf-Fernbedienung'... wenn wir uns hier richtig verstehen.... und da wollen ja dann doch viele nicht mehr!

Wenn man mit positiv motivierendem Training richtig umgeht, braucht man keine 'Absicherung', weil der Hund ja nichts lieber möchte, als das von uns Gewünschte zu tun. Wenn er es nicht möchte, haben wir noch nicht optimal trainiert - was natürlich irgendwie schmerzt, wenn man selber schuld ist an allem...
Anderseits: wie schön, wenn man bei genügend allgemeinem Wissen um Lerngesetze und genügend spezifischem Wissen um die - beabsichtigte UND unbeabsichtigte (jagen, toben, zu anderen Hunden rennen usw.)- Motivationslage des eigenen Hundes immer genau alalysieren kann, was warum klappt oder schiefgeht: ziemliches Power-feeling, finde ich, da bin ich gerne mal 'schuld', wenn etwas noch nicht optimal klappt...man wird nur etwas mehr zum Nachdenken und vor allem zum Vorausdenken haben...

(vorausdenken, wo läge die Motivation meines Hundes in dieser Situation...die vom meiner z.B. im Ententeich und im Bach - und doch ist sie daneben ohne Leine und ohne Druck mit dem Clicker zu arbeiten: weiss sie doch - wenn ich alles gut errate, konzentriert mitmache, kommt der Jackpot: das 'frei' ins Wasser...)

... und die Hunde schaun so viel fröhlicher... und die so trainierten Leute auch: ist doch auch fein, was meint ihr?

Schönes Training!
Wiebke


www.hunde-erziehung.at

Hallo Wiebke,
Deine Antwort hat mir gerade den Morgen verschönert! ) Vielen Dank!

Wenn er es nicht möchte, haben wir noch nicht optimal trainiert - was natürlich irgendwie schmerzt, wenn man selber schuld ist an allem...

Das ist mal wirklich präzise formuliert. Ich glaube, gerade weil diese Erkenntnis so schmerzhaft ist wird sie häufig gar nicht in Erwägung gezogen...ist ja auch naheliegender den Hund als stur, aufsässig oder gar dumm hinzustellen, als die eigenen ausbilderischen Fähigkeiten zu überdenken.


: Anderseits: wie schön, wenn man bei genügend allgemeinem Wissen um Lerngesetze und genügend spezifischem Wissen um die - beabsichtigte UND unbeabsichtigte (jagen, toben, zu anderen Hunden rennen usw.)- Motivationslage des eigenen Hundes immer genau alalysieren kann, was warum klappt oder schiefgeht: ziemliches Power-feeling, finde ich, da bin ich gerne mal 'schuld', wenn etwas noch nicht optimal klappt...man wird nur etwas mehr zum Nachdenken und vor allem zum Vorausdenken haben...

und man muß dazu nur das Trainieren um des trainierenswillen lieben )

: ... und die Hunde schaun so viel fröhlicher... und die so trainierten Leute auch: ist doch auch fein

JAWOLLLL (höchstes keep-going Lobwort!) ;o)))))))

Gruß,
Jennifer

Hi Jennifer,

: und man muß dazu nur das Trainieren um des trainierenswillen lieben )

Diesmal ein 'JAWOLLLL' von mir!
Genau das ist es!
(Witzig: Jawoll auch einer unserer 'Click-Worte')

Liebe Grüsse
Wiebke

Hallo Wiebke,

ich geb dir in allem recht. Schönes Posting ))

Allerdings eine kleine Einschränkung:

Man muss noch dazu sagen, dass es für die "Absicherung" der alten Hundeschule gilt, die wohl der betreffende Hundebesitzer meinte.

Wenn ich eine "Schleppleine" zum Verhindern selbstbelohnenden Verhaltens einsetze, sprech ich ja auch von "Absicherung" meine damit aber sicher ganz was anderes.

Viele Grüsse

Alex & Aris & "abgesicherter" Ronni

Hi, Alex,

Danke für Lob und 'Erinnerung'!
Das ist richtig, fällt bei uns unter den Oberbegriff: gutes Management!
Von daher 'Fehlverknüpfung' bei mir...

Gutes Management z.B.:
*rechtzeitig anleinen (so, das Ruf für den Hund nicht zum 'wo is' er?' wird...)
*Schleppleine zum Rausholen aus konfliktträchtigen oder selbstbelohnenden Situationen, wo man (noch) nicht abrufen kann
*Jacke überm Stuhl im Gasthaus für die (noch immer) unhöflichen 'Starrer'
*Halti für eben diese
*frisches Grillhuhn in der Tasche - für alles!
usw.
um die Zeit zu überbrücken, bis man ausreichend trainiert hat!
(z.B. bis zum nächsten freien Wochenende ;-), wo man die notwendigen 5000 Wiederholungen endlich mal reinbringt!)

Liebe Grüsse ins Bayrische
Wiebke