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Zeit bis zum Einführen des Kommandos

geschrieben von Kirstin(YCH) 
Zeit bis zum Einführen des Kommandos
08. Oktober 1999 23:16

Hallo Ihr!
Jetzt haben wir seit vier Monaten unseren zweiten Hund und ich wollte ja clicker-mäßig von Anfang an alles richtig machen. Ich stehe jetzt aber vor folgendem Problem:
Wenn ich mit der Kurzen (7 Monate) etwas Neues üben will fange ich also so an, dass ich warte bis sie ein gewünschtes Verhalten zeigt und das dann clicke. Möglichst ohne das Verhalten irgendwie durch Manipulation, locken etc. herbeizuführen. Mein Problem ist aber, dass ich es kaum schaffe, den ganzen Tag über darauf zu achten, was sie tut und es dann fortwährend zu bestärken. (Was ich ja eigentlich müsste, weil der Hund ja nicht weiß, wann Training beginnt, oder?) Das bekomme ich aber zum einen einfach nicht hin, zum anderen geht das mit den zwei Hunden nicht so gut, weil der Jacky den Clicker ja auch kennt, der würde dann auch keine Ruhe bekommen, wenn es dauernd irgendwo clickt.
Also versuche ich immer so schnell wie möglich das Kommando einzuführen, um das Verhalten unter Signalkontrolle zu bekommen und dann bestärken zu können. Das ist aber auch blöd, weil das in einer Übungssession einfach nicht geht, jedenfalls nicht vernünftig.
Jetzt habe ich mir folgendes überlegt. Ich übe viele Sachen zuerst in der Wohnung ohne Ablenkung.
Die Hunde wissen genau, wann es losgeht, weil ich mir dann den Clicker und Leckerchen nehme und das so, dass sie es sehen. Wenn das so ist, müssten sie aber doch auch genau wissen, wann es sich "lohnt", Verhalten anzubieten und wann nicht. Sie wissen also doch genau wann Training angesagt ist und wann nicht, auch ohne Kommandos für bestimmtes Verhalten. Also kurz:
Ist es okay, wenn ich (z.B. für "down"winking smiley hinlegen in der Übungssituation clickere, dann deutlich mache, dass die Übung vorbei ist (ich habe ein festes Wort) dann im "normalen Alltag" hinlegen nicht clicke und zu Beginn der nächsten Übung wieder kurz von vorne anfange, hoffe, dass der Hund sich erinnert und ein Stück weiterkommt?

Ich habe das heute mal probiert und hatte schon das Gefühl das könnte klappen. Als ich zum Beispiel abends einen Kauknochen hatte und in ihr nicht gleich gegeben habe hat sie sich hingelegt. Also wusste sie ja wohl genau, was wir im Moment üben. Oder hat man dann vielleicht einen Hund, der ein Verhalten nur dann ausführt wenn er genau gesehen hat, dass es was zu holen gibt?

Versteht man das? Das ist so schwierig, das mal eben so aufzuschreiben. Wie macht ihr das denn?
Ich hoffe ihr habt ein paar Tipps.
Viele liebe Grüße,
Kirstin


10. Oktober 1999 20:03

: Jetzt habe ich mir folgendes überlegt. Ich übe viele Sachen zuerst
: in der Wohnung ohne Ablenkung. Die Hunde wissen genau, wann
: es losgeht, weil ich mir dann den Clicker und Leckerchen nehme
: und das so, dass sie es sehen. Wenn das so ist, müssten sie aber
: doch auch genau wissen, wann es sich "lohnt", Verhalten
: anzubieten und wann nicht. Sie wissen also doch genau wann
: Training angesagt ist und wann nicht, auch ohne Kommandos
: für bestimmtes Verhalten. Also kurz:
: Ist es okay, wenn ich (z.B. für "down"winking smiley hinlegen in der
: Übungssituation clickere, dann deutlich mache, dass die
: Übung vorbei ist (ich habe ein festes Wort) dann im "normalen
: Alltag" hinlegen nicht clicke und zu Beginn der nächsten Übung
: wieder kurz von vorne anfange, hoffe, dass der Hund sich erinnert
: und ein Stück weiterkommt?



Hallo Kirstin,

wenn ich Dich richtig verstehe, dann liegst Du damit goldrichtig.
Ich würde als Einsteiger nur mit *einem* Hund üben, dann hast Du
ein Problem weniger. Bring´ den anderen weg und zwar mindestens
zwei Türen weiter, damit er den Clicker nicht hört.

Den Beginn einer Clickerlektion erkennt der Hund an den Vorbereitungen: Clicker, Leckerle ..... usw. Hat er das einmal begriffen und erkannt, wie die Sache läuft, dann beginnt er sehr aufmerksam zu werden, vorausgesetzt, die in Aussicht stehende Belohnung motiviert ihn stark genug.

Das Tier lernt durch den Erfolg, es lernt sehr schnell, dass durch seine Aktion(en) der "Click ausgelöst" wird und eine Belohnung folgt. Meinem Ayko macht das ungeheuer Spaß, wenn **er** der Akteur ist und ich darauf mit einem "Click" reagiere und ich ihn dann auch noch dafür belohne.

Im normalen Alltag musst Du nicht clickern, das heißt, Du musst nicht den ganzen Tag mit dem Clicker in der Hand herumlaufen. Vergiss das, das ist nicht machbar. Einen Hund beim perfekten "Down" durch Zufall zu erwischen und dann auch noch den Clicker in der Hand zu haben, das ist die totale Ausnahme im Clickertraining und nur ganz großen Glückspilzen gegönnt. Ich gehöre leider nicht dazu.

Ich habe mich zum Clickern noch niemals 24 Stunden auf die Lauer gelegt, dazu habe ich keine Zeit. Und würde ich es versuchen, dann wäre ich im entscheidenden Augenblick garantiert mitten im ahnungslosen Tiefschlaf und der Clicker aus meiner Hand zu Boden gefallen.

Also vergiss das......

Dein Tagesablauf bleibt wie er ist, bloß kommen jetzt täglich dreimal 10 Minuten gezielt fürs Clickertraining dazu.

Zugegeben, am Anfang muss man etwas Geduld aufbringen, bis ein Hund kapiert, dass **er** der Akteur ist und Frauchen/Herrchen darauf reagiert. Nicht resignieren, nicht verzweifeln! Keine großen Dinge verlangen. Mit kleinen Schritten kommt man oftmals ohne Frust viel schneller ans Ziel, auch wenn es sich recht mühseelig anhört. Man muss es einfach einmal ausprobieren, bevor man ein Werturteil abgibt.

Der Frust entsteht meist dadurch, dass man sich vornimmt: Heute beginne ich mit dem Clickern und höre nich auf, bevor mein Hund perfekt "Down" macht (nur als Beispiel).

Nein, Clickern funktioniert anders: Clickern findet zu festen Zeiten statt. Am besten unmittelbar vor dem Füttern des Hundes. Ich beginne eine Clickerlektion mit deutlich erkennbaren Vorbereitungen: Leckerchen zurechtschneiden und ganz hoch oben im Regal *) bereitlegen, Clicker holen und in der hohlen Hand verstecken. Das alles darf der Clickeranfänger-Hund genau beobachten, das soll er beobachten, denn das soll ihn motivieren zu agieren. Hoch oben liegen die Leckerle im Regal und unten sitzt ein kleiner, hilfloser, aber hochmotivierter Hund der Dich fragend anschaut.

Die bohrende Frage für den Hund ist jetzt: "Wie bringe ich Frauchen/Herrchen dazu, oben aus dem Regal ein Leckerchen zu holen?"

Das ist die Ausgangssituation.



Jetzt geht es los:

Ich nehme mir zum Anfang nicht die "Down"-Übung vor, sondern zunächst ein ganz leicht zu erreichendes Ziel, nämlich nur den Anfang der "Down"-Übung, den allerersten Ansatz dazu und der besteht darin, dass der Hund den Kopf absenkt.

Wenn es Dir gelingt, dem Hund klar zu machen, dass auf das Senken des Kopfes regelmäßig ein Click folgt und Frauchen ein Leckerchen aus dem Regal holt, dann genügt das für die erste Clickerlektion!!! Dann hat Dein Hund nämlich etwas ganz Entscheidendes gelernt: Ich armer kleiner Hund kann Frauchen / Herrchen dazu bringen, mir aus dem Regal ein Leckerchen zu holen. Das ist ein gigantisches und wichtiges Erlebnis für einen jungen Hund.


Damit der Hund schnell begreift, darfst Du ihn auch anfangs durchaus mit einem Leckerchen dazu verlocken, den Kopf zu senken. Gib ihm dann aber nicht das Leckerchen aus Deiner Hand als Belohnung, sondern gib ihm nach dem "Click" ein Leckerchen aus dem Regal.

Wenn Du in Deiner ersten Clickerlektion dem Hund beibringen kannst, dass er Erfolg hat und hoch oben aus dem Regal ein Leckerchen bekommt, wenn er den Kopf senkt, dann ist der erste, wichtige Einstieg geschafft: Der Hund hat gelernt, dass auf seine Aktion eine angenehme Reaktion folgt, nämlich C&B von Dir. (C&B = Click + Belohnung)

In der zweiten Lektion kannst Du diese Übungen wiederholen und zwar solange, bis Du ganz sicher bist, dass der Hund begriffen hat: Auf Kopfsenken folgt C&B. Der Hund soll dann auch **ohne** Verlockung durch ein Leckerchen den Kopf absenken, weil er begriffen hat, dass freiwilliges "Kopfabsenken" angenehme Folgen hat, nämlich die, dass Frauchen ein Leckerchen aus dem Regal holt.

Er soll dieses Kopfabsenken bis zur Penetranz freiwillig, also ganz von sich aus wiederholen, weil er erkannt hat, dass er nur so an die Leckerchen oben im Regal herankommt.
Das ist der richtige Einstieg ins Clickern und ein wichtiger Lernprozess beim Hund.

Irgendwann, wenn der Hund sich schon so richtig toll an diese Übung gewöhnt hat, quittierst Du sein Kopfabsenken urplötzlich nicht mehr mit Click & Leckerchen. Der Hund wird Dich verwundert angucken und das Kopfabsenken sofort wiederholen, möglicherweise sogar etwas energischer, d.h. er wird den Kopf schneller und/oder tiefer senken. Genau darauf wartest Du und genau dann belohnst Du ihn wieder mit C&B. Danach belohnst Du nur noch das Kopfsenken, wenn es entweder besonders tief ausfällt oder besonders schnell gezeigt wird und Du wirst sehen mit dieser Methode kriegst Du den Kopf recht bald bis auf den Boden und der Körper folgt zwangsläufig auch nach unten.

Zwei wichtige Dinge hat Dein Hund dann gelernt:

1.) Auf seine Aktion folgt eine Reaktion von Dir: C&B
Der Hund ist der Akteur, Du reagierst nur.
Das bleibt so bis zur Einführung des Signals!!!

2.) Bleibt Deine Reaktion C&B einmal aus, dann muss
"hund" die Aktion nur etwas energischer, deutlicher
oder schneller zeigen, dann gibt es wieder C&B.


Zugegeben, das klingt alles sehr theoretisch, aber jeder von uns kennt den Ablauf vom Betteln am Tisch: Ein Hund der irgendwann einmal beim Betteln am Tisch Erfolg hatte, der wird das Betteln wiederholen. Je seltener sein Betteln Erfolg hat, desto energischer wird er es wiederholen. Die schlimmsten Bettler sind die, die nur selten belohnt werden. Dahinter steckt genau der gleiche, natürliche Mechanismus, den man sich beim Clickern gezielt zu nutze macht.



Du schreibst:

: Ich habe das heute mal probiert und hatte schon das Gefühl,
: das könnte klappen. Als ich zum Beispiel abends einen
: Kauknochen hatte und in ihr nicht gleich gegeben habe, hat
: sie sich hingelegt. Also wusste sie ja wohl genau, was
: wir im Moment üben.

Ein kluger Hund, ganz genau so soll es sein!
Ich gratuliere. Dann seid ihr ja schon recht weit!

: Oder hat man dann vielleicht einen Hund,
: der ein Verhalten nur dann ausführt, wenn er genau
: gesehen hat, dass es was zu holen gibt?


Nein, nein, nein, aber dazu ist es wichtig:

1.) den Clicker und die Belohungen richtig einzusetzen
und beides systematsich zu reduzieren.

2.) das Signal richtig einzuführen und nach
der Signaleinführung nur noch dann zu belohnen,
wenn der Hund auf das Signal hin reagiert.
Das wird geübt, geübt und geübt.

Jetzt wird ausschließlich das Signal zum Auslöser!
Nicht mehr die Clickervorbereitungen! Du verbirgst den
Clicker in der Hosentasche, Du hast keine Leckerchen mehr
in der Hand oder im Regal, Du kannst jetzt irgendwann im
Garten das Signal "Down" geben.

Legt sich der Hund daraufhin aus Gewohnheit heraus spontan
in die "Downlage", dann machst Du "click", nimmst den Hund
und gehst mit ihm in die Küche und gibst ihm aus dem Kühlschrank
Dein Sonntagsschnitzel.

Siehst Du, dann hast Du nämlich **nicht** einen Hund, der "ein
Verhalten nur dann ausführt, wenn er genau gesehen hat, dass es was
zu holen gibt" Er hat nämlich nicht gewußt und nicht gesehen, dass
im Kühlschrank ein Schnitzel liegt, er hat auch nicht gewußt, dass
Du den Clicker in der Hosentasche hast, er hat einfach aus
Gewohnheit heraus auf Dein Signal "Down" reagiert. Besser gesagt:

Der Hund hat aufgrund zahlreicher Übungen richtig assoziiert:

Beim Signal "Down" senke ich ganz schnell den Kopf ganz tief und
lege mich korrekt hin.

3.) dem Hund klar zu machen, dass verborgen im Kühlschrank eine
saftige Belohnung schlummern **könnte** und dass "hund" die
eventuell bekommen kann, wenn "hund" sich bei "Down" sofort
korrekt auf den Boden wirft.


Das war ein Streifzug durch die verschiedenen Etappen des Clickerns und Du merkst genau, dass Deine Zweifel, Deine Fragen und Deine Befürchtungen durchaus angebracht sind, dass sie wichtig sind für das Verständnis des Clickertrainings und Du kennst jetzt auch den Weg, wie Du vermeidest, dass Deine Befürchtungen zur Realität werden.

Lies diesen Beitrag nochmals und nochmals um zu verstehen, was in den einzelnen Abschnitten die Zielsetzung ist! Hier ist eine kurze Zusammenfassung:


1. Der Hund soll beim Clickern lernen, eine bestimmte Aktion freiwillig
ständig zu wiederholen, um eine Belohnung zu bekommen.
Die Aktion muss nicht die vollständige Übung ("Down"winking smiley darstellen,
es genügt der Ansatz, der erste, ganz bescheidene Schritt in Richtung
zum Ziel.

2. Durch plötzliches Aussetzen der gewohnten Belohnung (C&cool smiley wird
der Hund dazu gebracht, die Aktion schneller und deutlicher zu
zeigen. Es wird erst dann wieder mit C&B belohnt, wenn sich die
Art der Aktion mehr dem gewünschten Endziel genähert hat.
Das nennt man "Formen" oder "Shaping" eines Verhaltens. So nähert
man sich schrittweise dem gewünschten Ziel.

3. Wird die komplette Übung ("Down"winking smiley schnell genug und perfekt genug
gezeigt, dann und erst dann (!!!) wird die Belohnung noch
weiter reduziert und schließlich das Signal eingeführt. Danach wird
nur noch belohnt, wenn die Übung als unmittelbare Folge des Signals
perfekt und schnell genug gezeigt wird.

4. Jetzt wird die gesamte Übung aus dem "Clickerumfeld" gelöst.
Die Leckerle liegen nicht mehr im Regal, der Clicker ist
verborgen in der Hosentasche. Einzig und allein das Signal wird
zum Auslöser der Übung. Die Übung wird aus der Wohnung nach
draußen transportiert. Sie funktioniert jetzt überall, nicht nur
in der Wohnung, wo das Clickern begonnen wurde. Einziger
Auslöser ist unser Signal, nicht das Umfeld.

5. Die Belohnungen werden systematisch noch weiter reduziert.


Es liegt an Dir die Regeln des Clickerns genau einzuhalten um zum gewünschten Ziel zu kommen: Zu einem Hund, dem es Spass macht, immer und stets auf Deine Signale hin sofort und korrekt zu agieren, auch ohne, dass er zuvor schon weiß, was alles an herrlichen Köstlichkeiten in der frostigen Dunkelheit Deines Kühlschranks schlummert. Du musst ihn später nicht immer belohnen, er wird auch ohne Belohung auf Deine Signale hin reagieren.



: Versteht man das?
: Das ist so schwierig, das mal eben so aufzuschreiben.
: Wie macht ihr das denn?

Wir machen es genauso wie Du:
Probieren und beim leisesten Zweifel: Fragen, fragen, fragen .......... ;-)))))
Nur so kann´s per Internet funktionieren, denn keiner von uns kann
Dir zugucken.

Ganz herzliche Grüße
aus Deutschlands Wildem Südwesten
Reinhold + Ayko




*) Bei Clickeranfänger-Hunden lege ich die Leckerchen grundsätzlich
ganz hoch oben in ein Regal, denn Leckerchen auf dem Tisch lenken
den Hund vom eigentlichen Thema ab. Anfängerhunde kleben dann
nämlich immer mit der Schnauze an der Tischkante und sind oft
gar nicht ansprechbar.

Bei fortgeschrittenen Clickerhunden ist das nicht mehr nötig, da
könnte ich die Leckerchen sogar auf den Boden legen. Diese alten
"Clicker-Hasen"-Hunde blicken durch und lassen sich nicht so
leicht ablenken.







11. Oktober 1999 12:46

Grüß Dich Reinhold,

schön hast du das beschrieben. Die übung: rechts liegt das futter und du schaust nach links, um es zu bekommen, mache ich inzwischen gern als anfänger-demonstration. Klarer kann man den unterschied - nach dem futter gieren / sich bemühen, futter zu bekommen - kaum noch machen.
Ich hänge einmal ein bild von deinem Ayko an, wie er super DOWN macht, einverstanden?

tschüß martin & mirko



11. Oktober 1999 22:23

Hallo Ihr!

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten, aber ** äh ja ** der Kern meiner Frage war eigentlich etwas anderes: Die Zeit bis zum Einführen des Kommandos (z.B. "down"winking smiley. Überall liest man, man solle immer (also den ganzen Tag) aufpassen, wann der Hund tut was man von ihm will und das dann clicken (weil der Hund ja eben nicht wüßte wann Training beginnt) und damit habe ich eben die geschilderten Probleme und wollte wissen ob man es auch auf diese Übungszeiten beschränken kann.
Um ein perfektes down geht es auch nicht. Bei der Übung die ich jetzt meinte geht es wirklich nur darum, dass der Hund sich einfach (irgendwie) hinlegt.
Also kann ich in speziellen Übungszeiten das Down clickern ohne dabei gleich das Kommando einzuführen und ohne den Hund im Alltag dauernd zu beobachten und zu bestätigen. Und kann ich dann bei der nächsten Übungssession da wieder anknüpfen wo ich das letzte Mal aufgehört habe?

Ich hoffe jetzt ist es klarer,
schon mal vielen Dank,
Kirstin



12. Oktober 1999 08:27

Hallo Clickerfreunde,


ich verfolge seit einiger Zeit Eure Diskussionen und finde sie sehr
interessant. Ich versuche auch, das Eine oder Andere umzusetzen. Aber
es klappt noch nicht alles so ganz.
Ich habe z. B. nach Deiner sehr guten und genauen Anleitung für die
"Down"-Übung mit meiner Hündin (19 Monate) geübt bzw. versucht zu üben.

: Ich nehme mir zum Anfang nicht die "Down"-Übung vor, sondern zunächst ein ganz leicht zu erreichendes Ziel, nämlich nur den Anfang der "Down"-Übung, den allerersten Ansatz dazu und der besteht darin, dass der Hund den Kopf absenkt.
:
: Wenn es Dir gelingt, dem Hund klar zu machen, dass auf das Senken des Kopfes regelmäßig ein Click folgt und Frauchen ein Leckerchen aus dem Regal holt, dann genügt das für die erste Clickerlektion!!! Dann hat Dein Hund nämlich etwas ganz Entscheidendes gelernt: Ich armer kleiner Hund kann Frauchen / Herrchen dazu bringen, mir aus dem Regal ein Leckerchen zu holen. Das ist ein gigantisches und wichtiges Erlebnis für einen jungen Hund.
:
Das habe ich alles gemacht. Ich habe Käseleckerlis geschnitten, daraufhin
kam sie, ohne gerufen zu werden, und habe die Leckerlis hoch ins Regal
gestellt. Ich habe den Clicker in eine Hand genommen. Sie hat sich zuerst
hingesetzt, später hingelegt.
:
: Damit der Hund schnell begreift, darfst Du ihn auch anfangs durchaus mit einem Leckerchen dazu verlocken, den Kopf zu senken. Gib ihm dann aber nicht das Leckerchen aus Deiner Hand als Belohnung, sondern gib ihm nach dem "Click" ein Leckerchen aus dem Regal.
:
Ich habe ihr das Leckerli so vor die Nase gehalten, daß sie den Kopf senkt.
Dann habe ich geclickt und ihr ein Leckerli aus dem Regal gegeben.

Jedesmal, wenn sie den Kopf ein wenig (wirklich nur ein wenig) gesenkt
hat, habe ich geclickt und ihr ein leckerli gegeben. Bei jedem Click hat sie den Kopf
hochgeschmissen und auf das Leckerli gewartet. Danach hat sie mich an-
geguckt wie ein Mondkalb. "Was soll ich denn jetzt machen?" Jedesmal, wenn sie
zufällig den Kopf auch nur ein wenig gesenkt hat, habe ich wieder
geclickt usw. Ich hatte aber den Anschein, als hätte sie nicht die
leiseste Ahnung, warum ich geclickt habe und was ich von ihr will. Ich
habe während dieser Zeit (ca. 10 Minuten) nichts gesagt, wohlgemerkt.

Nach, wie gesagt, ca. 10 Minuten wurde es ihr zu blöd und sie ist auf-
gestanden und gegangen.

Mir ist nicht ganz klar, wenn man mit dem dazugehörigen Kommando (hier
"down"winking smiley anfängt. Also wann man SAGT, was man von dem Hund will. Woher
weiß der Hund, daß er sich flach auf den Boden legen soll? Als ich
meiner Hündin SITZ beigebracht habe, habe ich ihr ein Leckerli über die
Nase gehalten, und als sie sich automatisch hinsetzte, habe ich gleich-
zeitig "SITZ" gesagt. Das habe ich ein paarmal geübt, bis das gesessen
hat. "Platz" ging ähnlich ab, mit Leckerli im "Sitz" nach vorne unten
über den Boden schieben, bis sie sich automatisch legte und dabei "Platz"
sagen. Woher weiß der Hund, daß die Übung "Flach auf den Boden legen"
"Down" heißt?

Wann SAGE ich das meinem Hund? Und kommt bei dem Click gleichzeitig auch
ein verbales Lob oder geschieht das Ganze schweigend? Ich habe das
Gefühl, bei MEINEM Hund klappt das nicht. Die ist zu schwer von Begriff.

Sie weiß bis jetzt nur, daß auf Click Belohnung folgt.

Wenn wir mit Leine spazieren gehen und sie guckt mich an, kriegt sie
einen Click und Leckerli. Das weiß sie mittlerweile. Und jetzt will ich bei
"Down", daß sie den Kopf senkt! Kann denn ein Hund sowas kapieren?

Vielleicht hat ja einer von Euch ein paar Antworten auf meine Fragen.

Viele Grüße
Petra

:

12. Oktober 1999 11:40

: Hallo Ihr!

: Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten,
: aber ** äh ja ** der Kern meiner Frage war eigentlich etwas
: anderes:


Hallo Kirstin,

das ist mir nicht entgangen, dass der Kern Deiner Frage ein anderer war. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht, Dir den Ablauf des kompletten Clickertrainings darzulegen. Wenn Du den Ablauf des Clickerns in seinen verschiedenen Etappen einmal begriffen hast, dann klären sich Deine Fragen nämlich ganz von selbst.

Aber es ist schön, dass Du die Sache nochmals auf den Punkt bringst.

Also kommen heute klare Antworten auf klare Fragen:

: Die Zeit bis zum Einführen des Kommandos (z.B. "down"winking smiley.
: Überall liest man, man solle immer (also den ganzen Tag) aufpassen,
: wann der Hund tut was man von ihm will und das dann clicken

Wo hast Du das gelesen?
Das ist für mich als normaler Mitteleuropäer schlecht durchführbar.
Vergiss das, zumindest am Anfang und zumindest bei einer Übung wie "Down". Mag ja sein, dass Du zu den Glückpilzen gehörst, die auf diese Weise Erfolg haben. Ich gehöre leider nicht dazu. Nach meinem Verständnis funktioniert Clickertraining anders. Dazu im Folgenden mehr.


: (weil der Hund ja eben nicht wüßte wann Training beginnt)

In meinen Augen ist das falsch und losgelöste Theorie. Die meisten Hunde sind clever, vor allem dann, wenn es um ihren eigenen Vorteil geht und darum geht es bei der ersten Etappe des Clickerns ganz eindeutig. Also vergiss es. Der normale Durchschnittshund merkt, wann das Clickertraining beginnt, wenn nicht, dann sag´ es ihm einfach.

Mein Hund erkennt jedesmal mit Freude, wann das Clickertraining beginnt und zwar an den Vorbereitungen: Leckerchen schneiden, Clicker in die Hand nehmen. Das habe ich bereits geschrieben. Dann sage ich auch noch zu allem Überfluss: "Ayko, komm wir gehen Clickern". Dabei leuchten seine Augen ganz erwartungsvoll, wie Kinderaugen, in denen sich der Glanz von Weihnachtskerzen wiederspiegelt.

Dein Hund erkennt den Beginn des Clickerns übrigens auch, das geht aus Deinen Schilderungen hervor. Schon gemerkt? Und je mehr Du übst, desto sicherer wird er den Beginn des Clickertrainings erkennen. Das ist richtig, wichtig und gut so!

Wichtig: Der Hund erkennt an den Vorbereitungen den Beginn des Clickertrainings. Diese
Vorbereitungen sind es, die ihn dazu motivieren jetzt zu agieren!!!!!

Jetzt beginnt er nämlich wieder das Verhalten zu zeigen, das Du ihm in der letzten Lektion beigebracht hast. Das ist gut so, genau das ist unserer erstes Etappenziel. Nicht ein Signal, sondern die Clickersituation an sich, bringt den Hund in der ersten Etappe zum Agieren. Es ist ganz, ganz wichtig, das zu begreifen und danach zu handeln! So kommst Du weiter, so funktioniert Clickertraining, so macht es Sinn und Spass.


: und damit habe ich eben die geschilderten Probleme und
: wollte wissen ob man es auch auf diese Übungszeiten
: beschränken kann.

Klare Frage, klare Antwort: ***Ja***, man kann und man *soll* es als Anfänger auf diese Übungszeiten beschränken. Auch ich beschränke es ausschließlich auf die Übungszeiten. Wenn Du und Dein Hund allerdings Erfahrung gesammelt haben, dann könnt ihr auch ausserhalb der festen Zeiten ganz spontan Clickern. Selbstverständlich kann man das auch. Aber da muss der Hund dann schon wissen, wie die Sache läuft. Nur dann macht das Sinn.


Warum soll man als Anfänger das Clickern auf die Übungszeiten beschränken?

Damit Dein Hund von vornherein eines ganz sicher lernt:
**Aktionen ohne Signal** sind außerhalb der Übungszeiten absolut sinnlos. Sie bleiben bei Frauchen ohne Erfolg. Also legt sich Dein Clickeranfängerhund nach beendetem Clickertraining wieder friedlich in seine Ecke und pennt weiter, anstatt Dich den ganzen Tag mit sinnlosen Aktionen zu nerven. :-)))) Das muss auch einmal gesagt werden.

Ich wiederhole: Dreimal 10 Minuten Clickertraining, am besten zu festen Zeiten, ansonsten ändert sich an Deinem Tagesablauf nichts. Dein Hund wird *nicht* rund um die Uhr mit dem Clicker in der Hand überwacht. :-)) Das wäre in meinen Augen falsch und ist ja auch gar nicht machbar.


Ich wiederhole nocheinmal, weil es so wichtig ist:

Mir lag in meinem ausführlichen Beitrag sehr, sehr viel daran, rüberzubringen, dass Du nicht 24 h auf ein "Hinlegen" oder ein "Down" warten sollst. Nein! --- Vorausgesetzt, der Clicker ist bereits konditioniert und wird vom Hund als sekundärer Bestärker anerkannt, dann besteht die erste Etappe beim Clickern darin, dem Hund klar zu machen, dass *er* während des Clickertrainings der Akteur ist und Du ihn dafür belohnst. Das muss er zunächst begreifen, sonst nichts. Genau das ist die Eintrittskarte ins Clickertraining.

Dass er das begriffen hat, erkennst Du daran, dass er die erwünschte Aktion, zu der Du ihn animiert hast, während dieser 10 Minuten ständig spontan und voller Freude wiederholt.

Die Rolle als Akteur muss dem Hund richtig Spass machen. Das ist das ganz, ganz furchtbar wichtige Ziel der ersten Etappe! Es muss dem Hund im Training sichtlich Spass machen, den Kopf zu senken, damit Du clickst und ihm ein Leckerchen gibst. Es muss ihm so sehr Spass machen, dass er seine Aktion ohne jedes Signal von Dir immer und immer wieder wiederholt.

Siehst Du, hier ist gar kein Platz für das Beobachten des Hundes rund um die Uhr und das ewige, sinnlose Warten bis er zufällig mal (oder auch nicht) eine erwünschte Aktion zeigt.

Clickertraining besteht nicht aus nervtötendem 24h-pro-Tag-Warten, sondern aus 10 Minuten flotter "Äkschen" (englisch: Action):

Aktion ...... Click ....... Leckerchen
Aktion ...... Click ....... Leckerchen
Aktion ...... Click ....... Leckerchen
Aktion ...... Click ....... Leckerchen
...
...
usw.


Darauf kommt es für ein Anfängerteam an und nicht darauf ein zufällig gezeigtes Verhalten zu bestärken.

Deine Einsteigerfrage (Clickern beschränken auf die Übungszeiten) ist berechtigt. Du hast eine klare Antwort bekommen. Warum schreiben aber trotzdem so viele Autoren, man soll den Hund den ganzen Tag beobachten, bis er ein gewünschtes Verhalten zeigt und dann clickern? Das macht Sinn bei einem clicker-erfahrenen Hund, bei dem es genügt, dass man eine zufällig gezeigte Übung nur einmal mit C&B bestätigen muss, damit sie der Hund von sich aus spontan wiederholt. Beachte: Ich habe geschrieben "bei einem clicker-erfahrenen Hund", dazu zählen Anfängerhunde im Allgemeinen nicht.Die gucken nur ungläubig aus der Wäsche, weil sie gar keine Clickervorbereitungen erlebt haben.


: Um ein perfektes Down geht es auch nicht. Bei der Übung die
: ich jetzt meinte, geht es wirklich nur darum, dass der Hund sich
: einfach (irgendwie) hinlegt.

Das ist schön, bloss bin ich am Anfang noch viel bescheidener als Du:
Schau mal, ich verlange noch viel weniger als Du: Ich verlange nur, dass der Hund den Kopf absenkt. Schon diese furchtbar bescheidene Aktion belohne ich mit C&B. Das ist für den Anfang wichtig !!! Verlange vom Hund immer nur einen ganz, ganz winzig kleinen Lernschritt! Dann kommt nie Frust auf und Dein Hund findet einen Riesenspaß am Clickern. Merk Dir, Du hast es mit einem Tier zu tun, das nicht so schnell lernt, wie ein Mensch. Deshalb arbeitet der kluge Trainer in ganz kleinen Schritten flott zum Ziel anstatt mit einem großen Schritt in den Frust.

Aber wenn sich Dein Hund bereits hinlegt, dann ist das für den Anfang auch gut. Hauptsache er begreift den logischen Zusammenhang:

Aktion ...... Click ....... Leckerchen





: Also kann ich in speziellen Übungszeiten das Down clickern
: ohne dabei gleich das Kommando einzuführen und ohne den Hund
: im Alltag dauernd zu beobachten und zu bestätigen.

Richtig! Beim Anfängerhund führt nämlich nur das gezielte Üben einschließlich einer deutlichen Animation des Hundes eine Aktion zu zeigen zum Erfolg und nur ganz selten erlebt der Anfänger durch das einmalige Anclicken zufällig gezeigter Aktionen einen Erfolg.


Wichtig ist - und jetzt kommen ganz viele Ausrufezeichen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Wichtig ist dem Hund klar zu machen, dass er seine ganz, ganz winzig kleine Aktion während des Clickertrainings ohne jedes Kommando (Signal) immer und immer wieder wiederholen soll. Die ständigen, spontanen Wiederholung sind der Kernpunkt bei der ersten Clickeretappe:

Aktion ...... Click ....... Leckerchen

und das in flotter, ständiger, völlig freiwilliger Wiederholung, einzig und allein ausgelöst durch die Clickersituation (Clicker , Leckerchen im Regal, Frauchen hat mich zum Clickern gerufen).
Das ist das erste Kunststück beim Clickern, das Dir gelingen muss. Dem Hund muss bewußt werden: Ich, der Hund, bin der Akteur und Frauchen belohnt mich regelmäßig. Und das Ganze funktioniert in flottem Zyklus.

Erst dann, wenn richtig flotte "Äkschen" (Action) herrscht, also ständige Wiederholungen gezeigt werden, kannst Du anfangen, ein Verhalten zu Formen (Shaping), vorher geht das gar nicht. Das ist wichtig zu wissen !!!

Und erst wenn Du ein Verhalten perfekt geformt hast, dann kommt die Signaleinführung!

Wer sich als Anfänger 24h auf die Lauer legt und wartet bis eine erwünschte Aktion kommt, der marschiert auf einem langweiligen Weg, endet im Frust und schläft ein.



: Und kann ich dann bei der nächsten Übungssession da wieder
: anknüpfen wo ich das letzte Mal aufgehört habe?

Ja ! Genau dort knüpfst Du wieder an ........
Besser gesagt: Eigentlich ist es ja so, dass Dein Hund genau dort wieder anknüpft, denn er ist ja der Akteur, er soll sich ja erinnern, welche Aktion zum Erfolg geführt hat. Also, wenn Dein Hund beim Erkennen der Clickersituation genau da wieder anknüpft, wo das letzte Training geendet hat, dann ist das für Dich das erfreuliche Zeichen, dass er kapiert hat, worum es geht.

Und Dein Hund hat das ja schon begriffen, er hat sich hingelegt, als er nicht gleich den Kauknochen bekam. Das hat Du berichtet.

Dein Hund hat agiert, als er die Clickersituation erkannt hat. Das ist gut so, das ist Spitze!

: Ich hoffe jetzt ist es klarer, schon mal vielen Dank,
: Kirstin

Ja, ich denke und hoffe, dass ich Deine Fragen verstanden habe.
Ich hoffe Du verstehst auch meine manchmal drastische Sprache richtig.
: - )))))


Wichtig: Nicht das frustrierende Warten auf den Kommisar Zufall,
sondern das gezielte Animieren des Hundes zu einer bestimmten
Aktion innerhalb fester Übungszeiten ist die Eintrittskarte ins Clickern.
Erstes Etappenziel sind die freiwillig gezeigten, ständigen Wiederholungen
einer kleinen, bescheidenen Aktion.



Ganz herzliche Grüße
aus Deutschlands Wildem Südwesten
Reinhol + Ayko