: Jetzt habe ich mir folgendes überlegt. Ich übe viele Sachen zuerst
: in der Wohnung ohne Ablenkung. Die Hunde wissen genau, wann
: es losgeht, weil ich mir dann den Clicker und Leckerchen nehme
: und das so, dass sie es sehen. Wenn das so ist, müssten sie aber
: doch auch genau wissen, wann es sich "lohnt", Verhalten
: anzubieten und wann nicht. Sie wissen also doch genau wann
: Training angesagt ist und wann nicht, auch ohne Kommandos
: für bestimmtes Verhalten. Also kurz:
: Ist es okay, wenn ich (z.B. für "down"
hinlegen in der
: Übungssituation clickere, dann deutlich mache, dass die
: Übung vorbei ist (ich habe ein festes Wort) dann im "normalen
: Alltag" hinlegen nicht clicke und zu Beginn der nächsten Übung
: wieder kurz von vorne anfange, hoffe, dass der Hund sich erinnert
: und ein Stück weiterkommt?
Hallo Kirstin,
wenn ich Dich richtig verstehe, dann liegst Du damit goldrichtig.
Ich würde als Einsteiger nur mit *einem* Hund üben, dann hast Du
ein Problem weniger. Bring´ den anderen weg und zwar mindestens
zwei Türen weiter, damit er den Clicker nicht hört.
Den Beginn einer Clickerlektion erkennt der Hund an den Vorbereitungen: Clicker, Leckerle ..... usw. Hat er das einmal begriffen und erkannt, wie die Sache läuft, dann beginnt er sehr aufmerksam zu werden, vorausgesetzt, die in Aussicht stehende Belohnung motiviert ihn stark genug.
Das Tier lernt durch den Erfolg, es lernt sehr schnell, dass durch seine Aktion(en) der "Click ausgelöst" wird und eine Belohnung folgt. Meinem Ayko macht das ungeheuer Spaß, wenn **er** der Akteur ist und ich darauf mit einem "Click" reagiere und ich ihn dann auch noch dafür belohne.
Im normalen Alltag musst Du nicht clickern, das heißt, Du musst nicht den ganzen Tag mit dem Clicker in der Hand herumlaufen. Vergiss das, das ist nicht machbar. Einen Hund beim perfekten "Down" durch Zufall zu erwischen und dann auch noch den Clicker in der Hand zu haben, das ist die totale Ausnahme im Clickertraining und nur ganz großen Glückspilzen gegönnt. Ich gehöre leider nicht dazu.
Ich habe mich zum Clickern noch niemals 24 Stunden auf die Lauer gelegt, dazu habe ich keine Zeit. Und würde ich es versuchen, dann wäre ich im entscheidenden Augenblick garantiert mitten im ahnungslosen Tiefschlaf und der Clicker aus meiner Hand zu Boden gefallen.
Also vergiss das......
Dein Tagesablauf bleibt wie er ist, bloß kommen jetzt täglich dreimal 10 Minuten gezielt fürs Clickertraining dazu.
Zugegeben, am Anfang muss man etwas Geduld aufbringen, bis ein Hund kapiert, dass **er** der Akteur ist und Frauchen/Herrchen darauf reagiert. Nicht resignieren, nicht verzweifeln! Keine großen Dinge verlangen. Mit kleinen Schritten kommt man oftmals ohne Frust viel schneller ans Ziel, auch wenn es sich recht mühseelig anhört. Man muss es einfach einmal ausprobieren, bevor man ein Werturteil abgibt.
Der Frust entsteht meist dadurch, dass man sich vornimmt: Heute beginne ich mit dem Clickern und höre nich auf, bevor mein Hund perfekt "Down" macht (nur als Beispiel).
Nein, Clickern funktioniert anders: Clickern findet zu festen Zeiten statt. Am besten unmittelbar vor dem Füttern des Hundes. Ich beginne eine Clickerlektion mit deutlich erkennbaren Vorbereitungen: Leckerchen zurechtschneiden und ganz hoch oben im Regal *) bereitlegen, Clicker holen und in der hohlen Hand verstecken. Das alles darf der Clickeranfänger-Hund genau beobachten, das soll er beobachten, denn das soll ihn motivieren zu agieren. Hoch oben liegen die Leckerle im Regal und unten sitzt ein kleiner, hilfloser, aber hochmotivierter Hund der Dich fragend anschaut.
Die bohrende Frage für den Hund ist jetzt: "Wie bringe ich Frauchen/Herrchen dazu, oben aus dem Regal ein Leckerchen zu holen?"
Das ist die Ausgangssituation.
Jetzt geht es los:
Ich nehme mir zum Anfang nicht die "Down"-Übung vor, sondern zunächst ein ganz leicht zu erreichendes Ziel, nämlich nur den Anfang der "Down"-Übung, den allerersten Ansatz dazu und der besteht darin, dass der Hund den Kopf absenkt.
Wenn es Dir gelingt, dem Hund klar zu machen, dass auf das Senken des Kopfes regelmäßig ein Click folgt und Frauchen ein Leckerchen aus dem Regal holt, dann genügt das für die erste Clickerlektion!!! Dann hat Dein Hund nämlich etwas ganz Entscheidendes gelernt: Ich armer kleiner Hund kann Frauchen / Herrchen dazu bringen, mir aus dem Regal ein Leckerchen zu holen. Das ist ein gigantisches und wichtiges Erlebnis für einen jungen Hund.
Damit der Hund schnell begreift, darfst Du ihn auch anfangs durchaus mit einem Leckerchen dazu verlocken, den Kopf zu senken. Gib ihm dann aber nicht das Leckerchen aus Deiner Hand als Belohnung, sondern gib ihm nach dem "Click" ein Leckerchen aus dem Regal.
Wenn Du in Deiner ersten Clickerlektion dem Hund beibringen kannst, dass er Erfolg hat und hoch oben aus dem Regal ein Leckerchen bekommt, wenn er den Kopf senkt, dann ist der erste, wichtige Einstieg geschafft: Der Hund hat gelernt, dass auf seine Aktion eine angenehme Reaktion folgt, nämlich C&B von Dir. (C&B = Click + Belohnung)
In der zweiten Lektion kannst Du diese Übungen wiederholen und zwar solange, bis Du ganz sicher bist, dass der Hund begriffen hat: Auf Kopfsenken folgt C&B. Der Hund soll dann auch **ohne** Verlockung durch ein Leckerchen den Kopf absenken, weil er begriffen hat, dass freiwilliges "Kopfabsenken" angenehme Folgen hat, nämlich die, dass Frauchen ein Leckerchen aus dem Regal holt.
Er soll dieses Kopfabsenken bis zur Penetranz freiwillig, also ganz von sich aus wiederholen, weil er erkannt hat, dass er nur so an die Leckerchen oben im Regal herankommt.
Das ist der richtige Einstieg ins Clickern und ein wichtiger Lernprozess beim Hund.
Irgendwann, wenn der Hund sich schon so richtig toll an diese Übung gewöhnt hat, quittierst Du sein Kopfabsenken urplötzlich nicht mehr mit Click & Leckerchen. Der Hund wird Dich verwundert angucken und das Kopfabsenken sofort wiederholen, möglicherweise sogar etwas energischer, d.h. er wird den Kopf schneller und/oder tiefer senken. Genau darauf wartest Du und genau dann belohnst Du ihn wieder mit C&B. Danach belohnst Du nur noch das Kopfsenken, wenn es entweder besonders tief ausfällt oder besonders schnell gezeigt wird und Du wirst sehen mit dieser Methode kriegst Du den Kopf recht bald bis auf den Boden und der Körper folgt zwangsläufig auch nach unten.
Zwei wichtige Dinge hat Dein Hund dann gelernt:
1.) Auf seine Aktion folgt eine Reaktion von Dir: C&B
Der Hund ist der Akteur, Du reagierst nur.
Das bleibt so bis zur Einführung des Signals!!!
2.) Bleibt Deine Reaktion C&B einmal aus, dann muss
"hund" die Aktion nur etwas energischer, deutlicher
oder schneller zeigen, dann gibt es wieder C&B.
Zugegeben, das klingt alles sehr theoretisch, aber jeder von uns kennt den Ablauf vom Betteln am Tisch: Ein Hund der irgendwann einmal beim Betteln am Tisch Erfolg hatte, der wird das Betteln wiederholen. Je seltener sein Betteln Erfolg hat, desto energischer wird er es wiederholen. Die schlimmsten Bettler sind die, die nur selten belohnt werden. Dahinter steckt genau der gleiche, natürliche Mechanismus, den man sich beim Clickern gezielt zu nutze macht.
Du schreibst:
: Ich habe das heute mal probiert und hatte schon das Gefühl,
: das könnte klappen. Als ich zum Beispiel abends einen
: Kauknochen hatte und in ihr nicht gleich gegeben habe, hat
: sie sich hingelegt. Also wusste sie ja wohl genau, was
: wir im Moment üben.
Ein kluger Hund, ganz genau so soll es sein!
Ich gratuliere. Dann seid ihr ja schon recht weit!
: Oder hat man dann vielleicht einen Hund,
: der ein Verhalten nur dann ausführt, wenn er genau
: gesehen hat, dass es was zu holen gibt?
Nein, nein, nein, aber dazu ist es wichtig:
1.) den Clicker und die Belohungen richtig einzusetzen
und beides systematsich zu reduzieren.
2.) das Signal richtig einzuführen und nach
der Signaleinführung nur noch dann zu belohnen,
wenn der Hund auf das Signal hin reagiert.
Das wird geübt, geübt und geübt.
Jetzt wird ausschließlich das Signal zum Auslöser!
Nicht mehr die Clickervorbereitungen! Du verbirgst den
Clicker in der Hosentasche, Du hast keine Leckerchen mehr
in der Hand oder im Regal, Du kannst jetzt irgendwann im
Garten das Signal "Down" geben.
Legt sich der Hund daraufhin aus Gewohnheit heraus spontan
in die "Downlage", dann machst Du "click", nimmst den Hund
und gehst mit ihm in die Küche und gibst ihm aus dem Kühlschrank
Dein Sonntagsschnitzel.
Siehst Du, dann hast Du nämlich **nicht** einen Hund, der "ein
Verhalten nur dann ausführt, wenn er genau gesehen hat, dass es was
zu holen gibt" Er hat nämlich nicht gewußt und nicht gesehen, dass
im Kühlschrank ein Schnitzel liegt, er hat auch nicht gewußt, dass
Du den Clicker in der Hosentasche hast, er hat einfach aus
Gewohnheit heraus auf Dein Signal "Down" reagiert. Besser gesagt:
Der Hund hat aufgrund zahlreicher Übungen richtig assoziiert:
Beim Signal "Down" senke ich ganz schnell den Kopf ganz tief und
lege mich korrekt hin.
3.) dem Hund klar zu machen, dass verborgen im Kühlschrank eine
saftige Belohnung schlummern **könnte** und dass "hund" die
eventuell bekommen kann, wenn "hund" sich bei "Down" sofort
korrekt auf den Boden wirft.
Das war ein Streifzug durch die verschiedenen Etappen des Clickerns und Du merkst genau, dass Deine Zweifel, Deine Fragen und Deine Befürchtungen durchaus angebracht sind, dass sie wichtig sind für das Verständnis des Clickertrainings und Du kennst jetzt auch den Weg, wie Du vermeidest, dass Deine Befürchtungen zur Realität werden.
Lies diesen Beitrag nochmals und nochmals um zu verstehen, was in den einzelnen Abschnitten die Zielsetzung ist! Hier ist eine kurze Zusammenfassung:
1. Der Hund soll beim Clickern lernen, eine bestimmte Aktion freiwillig
ständig zu wiederholen, um eine Belohnung zu bekommen.
Die Aktion muss nicht die vollständige Übung ("Down"
darstellen,
es genügt der Ansatz, der erste, ganz bescheidene Schritt in Richtung
zum Ziel.
2. Durch plötzliches Aussetzen der gewohnten Belohnung (C&
wird
der Hund dazu gebracht, die Aktion schneller und deutlicher zu
zeigen. Es wird erst dann wieder mit C&B belohnt, wenn sich die
Art der Aktion mehr dem gewünschten Endziel genähert hat.
Das nennt man "Formen" oder "Shaping" eines Verhaltens. So nähert
man sich schrittweise dem gewünschten Ziel.
3. Wird die komplette Übung ("Down"
schnell genug und perfekt genug
gezeigt, dann und erst dann (!!!) wird die Belohnung noch
weiter reduziert und schließlich das Signal eingeführt. Danach wird
nur noch belohnt, wenn die Übung als unmittelbare Folge des Signals
perfekt und schnell genug gezeigt wird.
4. Jetzt wird die gesamte Übung aus dem "Clickerumfeld" gelöst.
Die Leckerle liegen nicht mehr im Regal, der Clicker ist
verborgen in der Hosentasche. Einzig und allein das Signal wird
zum Auslöser der Übung. Die Übung wird aus der Wohnung nach
draußen transportiert. Sie funktioniert jetzt überall, nicht nur
in der Wohnung, wo das Clickern begonnen wurde. Einziger
Auslöser ist unser Signal, nicht das Umfeld.
5. Die Belohnungen werden systematisch noch weiter reduziert.
Es liegt an Dir die Regeln des Clickerns genau einzuhalten um zum gewünschten Ziel zu kommen: Zu einem Hund, dem es Spass macht, immer und stets auf Deine Signale hin sofort und korrekt zu agieren, auch ohne, dass er zuvor schon weiß, was alles an herrlichen Köstlichkeiten in der frostigen Dunkelheit Deines Kühlschranks schlummert. Du musst ihn später nicht immer belohnen, er wird auch ohne Belohung auf Deine Signale hin reagieren.
: Versteht man das?
: Das ist so schwierig, das mal eben so aufzuschreiben.
: Wie macht ihr das denn?
Wir machen es genauso wie Du:
Probieren und beim leisesten Zweifel: Fragen, fragen, fragen .......... ;-)))))
Nur so kann´s per Internet funktionieren, denn keiner von uns kann
Dir zugucken.
Ganz herzliche Grüße
aus Deutschlands Wildem Südwesten
Reinhold + Ayko
*) Bei Clickeranfänger-Hunden lege ich die Leckerchen grundsätzlich
ganz hoch oben in ein Regal, denn Leckerchen auf dem Tisch lenken
den Hund vom eigentlichen Thema ab. Anfängerhunde kleben dann
nämlich immer mit der Schnauze an der Tischkante und sind oft
gar nicht ansprechbar.
Bei fortgeschrittenen Clickerhunden ist das nicht mehr nötig, da
könnte ich die Leckerchen sogar auf den Boden legen. Diese alten
"Clicker-Hasen"-Hunde blicken durch und lassen sich nicht so
leicht ablenken.