Hallo Susanne,
Du hast angemerkt:
:Bindungen unterschiedlicher Qualität
und zuvor ausgeführt, dass gemeinsames Handeln Bindung schafft. Wodruch entstehen dann unterschiedliche "Qualitäten von Bindungen"?
Wenn ich Deiner These folge, dann müßte ich zu dem Ergebnis kommen: je mehr gemeinsames Handeln, desto mehr Bindung, desto bessere Bindung.
Im Umkehrschluß: kein gemeinsames Handeln - schlechtere oder keine Bindung.
Nun kann ich Dir alleine aus dem eigenen Umfeld eine ganze Reihe von Hunden nennen, die eigentlich gar nichts können. Auf unserem Hof zieht demnächst noch ein Freund mit seinem Rüden ein. Der kann keinerlei Befehlsfolgen, kein Sitz, kein Platz, kein down, kein Pfote, Tschüß usw. Mit dem Hund wurde nie irgendetwas trainiert. Erstaunlicherweise hat der Hund eine ganz ausgezeichnete, schon beneidenswerte Bindung an seinen Halter und kann diesen überall hin begleiten. Er ist freundlich, haut nicht ab und kommt an allen Orten flugs auf Zuruf oder Pfiff angesaust. Meine Tante hat einen kleine Mischling und zwei Kinder nebst Ehemann. Der Hund kann ebenfalls gar nichts. Der ist einfach immer dabei und möchte auch immer unbedingt in der Nähe seiner Menschen sein.
Unser Altrüde ist derjenige unserer drei Hunde, der am wenigsten Interesse an irgendwelche Übungen hat. Der schaut Dich an, denkt sich möglicherweise "mach Deinen Quatsch doch alleine" und läßt die Wurst eben Wurst sein, wenn er sie nicht auch so bekommt. Wenn man ihn mit seinem Frauchen so sieht, käme man allerdings nie auf die Idee, dass er keine Bindung zu ihr entwickelt hätte.
Wie kommt das?
Ich würde Dir aber in gewisser Weise dennoch recht geben mit dem gemeinsamen Handeln. Dann muß man sich allerdings fragen: empfindet der Hund das, was da geschieht, als ein *gemeinsames* Handeln? Oder ist er der einzige, der handelt und Mensch dirigiert, ohne dass ein gemeinsames Tun stattfindet?
Beispiel dazu:
Wenn ich meiner Hündin einen Ball irgendwo hin kicke, dann rennt sie los und apportiert den. Macht das ein paar Male, wenn ich will.
Allerdings geht sie sehr schnell hin und legt ihn mir in bestimmter Weise vor die Füße und signaisiert mit ihrer Körpersprache, dass ich mit ihr *zusammen* fußballspielen soll. Der Eifer ist dabei ein ungleich höherer. Ist bei allen drei Hunden so. Ich kann sie schicken, apportieren lassen, durch die Gegend dirigieren. Klar machen sie das. Auch nicht unwillig. Ich mache Vorgaben, der Hund führt sie aus. In dem Moment, in dem ich selbst mitlaufe, radle, mit dem Roller fahre, bekommt das allerdings eine ganz andere Dimension.
:Ich glaube auch kaum, dass ein Hund , der sich einem Kaninchen zuwendet, dieses als Bindungsbruch empfindet.
:
Der empfindet in dem Moment gar nichts anderes, als die Jagdlust. Das ist dann aber auch der Grenzbereich: Hund weiss nämlich, dass es in dieser Hinsicht kein gemeinsames Handeln mit Dir gibt. Dass Mensch zum einen nicht in der Lage ist, gemeinsam mitzujagen, zum anderen aus diesem Grund dafür auch gar nicht gebraucht wird. Aber das wäre wieder ein anderes Thema.
Viele Grüße,
andreas