: Hi Petra!
Ich fand den Artikel nicht so den Hit, denn die Ironie, die darin oft vorkam, ist zwar sprachlich ganz witzig, bringt der Sache aber nichts. Auch Frau Niepel scheint der Meinung zu sein, daß die Clickerer Softies sind, die ihren Hunden alles durchgehen lassen. Die Clickerer, die ich kenne, haben aber begriffen, daß das eine die Erziehung ist, das Einordnen in ein Mensch-Hunde-Rudel, und das andere die Ausbildung mittels positiver Bestärkung. Wie toll das geht, sehe ich beim täglichen Umgang mit unserem 12 Wochen alten Welpenmädchen Chili. Hier im Haus herrschen klare Regeln, an die sie sich zu halten hat. Aber die Übungen, die ich mit ihr mache, wie Sitz, Platz etc. fallen ihr leicht, weil sie ganz genau erfährt, was ich denn nun gerade gut fand. Sie setzt sich z.B. auch auf Entfernung gerne hin, wenn sie mich ansieht. Da ich das weiß, kann ich das Sitz auf Entfernung prima mit dem Clicker bestärken. Genau wie Blickkontakt, das Rennen zu mir etc. Auch die Leinenführigkeit ist prima damit zu trainieren. Sie hat absolutes Vertrauen zu mir, weil wir a) klare Regeln im Umgang miteinander haben und b) sie keine Angst vor Strafe haben muß, wenn sie eine Übung falsch ausführt, weil sie noch nicht geübt und verallgemeinert wurde.
Ein Ausführen der Kommandos auf reine Rangordnungsgeschichten zu reduzieren, ist Blödsinn. Ich kann den tollsten, fairsten, respektabelsten Chef der Welt haben, aber wenn der plötzlich von mir verlangt, ich solle einen Brief auf Russisch schreiben, dann muß ich leider passen. Ich habe es nicht gelernt und dafür möchte ich bitte nicht bestraft werden.
Ich habe auch mal mit der Niepel telefoniert, weil ich wissen wollte, wie sie zum Clickertraining in der Grundausbildung in der Gruppe steht. Und da wurde der Widerspruch in ihrer Argumentation so richtig klar: Da solle man das auf keinen FAll einsetzen, die Hunde könnten nicht unterscheiden, wer da jetzt gerade geklickert hat (was Blödsinn ist, wie die erfolgreichen Kurse der "aHa"-Hundeschule von Sabine Winkler und Beate Pötting in Bielefeld beweisen. Und die kennt sie, ich frage mich also, wie sie auf so eine Behauptung kommt). Außerdem müßten die Leute ja erstmal lernen, ihren Körper zu beherrschen und nicht einfach drauflos clickern. Sie nehme den Clicker aber gerne für Problemhunde her. Nun meine Frage: Muß ich bei Problemhunden nicht noch viel mehr darauf achten, was ich meinem Hund über meinen Körper sage? Muß ich bei so einem Hund nicht noch viel sensibler sein? Und wer hat gesagt, daß man beim Clickern nicht aufpassen soll, was man mit seinem Körper macht?
Ich clickere viel mit Wonda und auch mit Chili, aber ich habe nicht den Eindruck, daß ich sie zu Marionetten mache. Außerdem - was will Frau Niepel denn? Sie will doch gehorsame Hunde ausbilden, oder? Sie erwartet, wenn sie einem Hund Platz beigebracht hat, dann muß er Platz immer und überall machen, oder? Ist das nicht auch ein bißchen wie Marionette? Soll der Hund nun folgen oder nicht? Eigentlich will sie doch Marionetten, deren Fäden man aber nicht sieht, oder wie?
Ich habe den Eindruck, daß sie mit der Materie nicht genug vertraut ist und selber unter den Vorurteilen leidet, die sie anprangert. Sie verstrickt sich permanent in Widersprüche, was mich an ihrer Kompetenz zweifeln läßt. Und wenn sie warnt, daß einige Hundebesitzer glauben, sie müßten sich nur einen Clicker anschaffen und dann würde der Hund schon "funktionieren", dann hat sie in ihrer Hundeschule dasselbe Problem in Grün: Mensch kommt in Hundeschule, bezahlt Kurse und dafür muß der Trainer ihm nun aber den Funktionierknopf am Hund zeigen. Falsche ERwartungen gibt es überall, eine guter Trainer muß damit umgehen können und diese "Zähne" sanft, aber deutlich ziehen.
Für mich bleibt Clickern das Mittel der Wahl, auch wenn ich mich manchmal in alten Denkmustern verstricke und am liebsten den "guten alten STachelwürger" herauskramen würde.... DAs ist natürlich im Spaß gemeint und passiert genau in den Augenblicken, in denen ich genervt und/oder überarbeitet bin, schlechtes WEtter ist und überhaupt. Dann stelle ich mich hin, mache die Augen zu, zähle bis zehn und atme tief durch. Und ich sage mir: Der Hund war noch nicht so weit, back to Kindergarten. Und siehe da, es klappt, denn mein Hund wird nicht durch harte Maßnahmen von mir verschreckt, sondern wir arbeiten zusammen, damit es zukünftig noch besser klappt. Allein zu sehen, wie Wonda Platz macht, mit Wedeln und Grinsen, ist für mich der beste Beweis, daß Clickern der richtige Weg ist. Der Clicker ist kein Wundermittel, der auf "unerklärliche Weise wirkt", was bei einem Wunder der Fall wäre. Aber er ist ein neutrales und dem Hund klar verständliches Kommunikationsmittel. Wenn sie ihn als unpersönlich anprangert, dann müßte sie ihre Hunde ohne Leine trainieren, denn ein Leinenruck ist ja nun auch nicht gerade der Ausdruck einer besonders persönlichen Beziehung.
Mir ist übrigens bis jetzt ein einziger Beardy begegnet, der wirklich Angst vor dem Clicker hatte. Der hatte aber vor noch ganz anderen Sachen Angst und damit ein generelles Problem. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn neben ihr Frauchen mal aus Versehen einen Topfdeckel fallen läßt. Weltuntergang! Meideverhalten zum bösen, bösen Frauchen und was weiß ich nicht noch. Selbst für solche Hunde findet sich aber ein geeignetes Geräusch und dann kann diesem Hund über den Sicherheitsfaktor, den das Clickertraining beinhaltet, wirklich geholfen werden.
Aber nun verrate mir mal, wie Du den Artikel fandest!
Click-Click von Franziska, Wonda und Chili