Hallo Susanne,
wir machen manchmal in der Welpengruppe einige der beschriebenen Übungen (oder ganz ähnliche): wir legen Leckerchen oder Futter aus, die Welpen sind an der Leine und werden von ihren Besitzern mit der Leine so zurückgehalten, daß sie das Futter nicht erreichen können. Nach mehr oder weniger langem "zappeln" setzen sie sich irgendwann hin (das Hinsetzen vor die "Beute" bekommt man meist eher als ein Zurückkommen des Hundes). Sobald der Kleine sitzt kommt der Click und dann kriegt er vom Hundeführer etwas von dem Futter, das auf dem Boden liegt, nichts aus der Tasche. Lernprinzip: wenn etwas am Boden liegt kommst du doch nicht dran. Aber wenn du dich davor hinsetzt, kommt Herchen/Frauchen und gibt dir was. Bei den Welpen funktioniert das prima. Nach einigen solchen Lektionen setzen sie sich bereitwillig hin. "Fleißigere" Hundeführer erhalten durchaus einen Welpen, der nicht mehr an herumliegendes Futter geht, sondern es durch Hinsetzen "anzeigt". Ein Welpe setzte sich vor einen Pappkarton, in dem wir als Spielübung ein Leckerchen versteckt hatten. Einer setzte sich bei seinen ersten Fährtenübungen bei jedem Leckerchen hin - nicht ganz der Hit, aber er hat nach ein paar Tagen kapiert, wo der Unterschied zu Fährtenarbeit ist.
Ob das mit erwachsenen Hunden, die jahrelang etwas vom Boden gefressen und dabei gemerkt haben, daß sie keine "erlaubnis" von dir brauchen, auch noch so klappt, kann ich nicht genau sagen. (Bei mir hier liegt nicht viel eßbares herum, nur ein Schulkind wirft immer Käsebrote weg und ich gebe zu, daß ich meinen Hundis erlaube, diese zu fressen ;-)... Für die anderen Sachen reicht ein "Iiiih!" oder notfalls kräftiges "Pfui".
Ich denke, es gibt noch einen Weg der negativen Konditionierung, der auch bei erwachsenen Hunden klappen müßte. Ich habe ihn zweimal oder so mit Erfolg bei Hunden verwendet, die Steine (!) fraßen. Besorg dir Bitterapple (habe ich leider bisher nur bei Ausstellungen kaufen können, aber vielleicht kann man es dir im Zoogeschäft bestellen). Das ist ien Bitterstoff aus Apfel, absolut ungiftig und ziemlich geruchlos, mit dem man sonst Verbände besprüht, damit der Hund sie nicht abknabbert. Da du vermutlich nicht alles Eßbare vor dem Spaziergang besprühen kannst, versuche es so: präpariere einige typische eßbare Dinge, wie sie eben so so rumliegen (schimmlige Pizza ;-), mit dem Spray. (Sicher besser, wenn nicht alles so stark nach dir riecht, daß dein Hund sich sagt: "Aha, Sachen, die nach meiner "Chefin" riechen, schmecken schlecht...). Laß deinen Hund ganz normal rumlaufen, aber beobachte ihn gut udn sage jedesmal, wenn er eines von den präparierten Sachen aufnehmen will, kurz vorher deutlich ein bestimmtes Kennwort (z.B. "Iiiih!"
. Lernziel: dein Hund verknüpft: alles, wovor mein Mensch mich mit "Iih!" warnt, schmeckt einfach scheußlich und ich lasse es lieber liegen. Schlechter Geschmack ist eine ganz logische Strafe aus der Umwelt heraus und wirkt deswegen total gut. Kein Hund frißt zweimal einen Marienkäfer!
Natürlich kannst und sollst du zusätzlich kommen auf Ruf, sich abwenden vom herumliegenden Futter oder ähnliches weiter positiv verstärken. Wenn dein Hund merkt, daß es bei dir viel besser schmeckt, ist sein Drang, etwas herumliegendes aufzunehmen, sicher nicht mehr so groß. Ich kenne übrigens eine Beaglebesitzerin, die große Probleme damit hatte, daß ihr HUnd Kot fraß. Discs und alles mögliche hattenpraktisch nichts bewirkt. Doch seit sie auf jedem Spaziergang ien paar Clickerübungen macht, hat sich das Problem so ganz nebenbei erledigt. Der Beagle findet sie und das Clickern offensichtlich viel schöner und interessanter als Sch.. fressen und so soll es ja auch sein.
Übrigens: daß ein Hund, der erstmals in seinem Leben (oder erstmals sehr massiv) mit Futter belohnt wird, es auch einmal mit betteln versucht, ist relativ normal. Wenn du aber fest bleibst und nichts herausrückst, wenn du nicht willst (sprich der Hund etwas gutes getan hat), hört das ganz schnell auf. Die Hunde kapieren auch sehr schnell, daß es keinen Zweck hat, an der Tasche zu stupsen, vorausgesetzt sie bekommen dann wirklich nichts dafür.
Tschüß und viel Erfolg,
Sabine Winkler