Mein Hund frißt ALLES auf der Straße
05. Dezember 1999 00:08

Hallo Susanne,

wir machen manchmal in der Welpengruppe einige der beschriebenen Übungen (oder ganz ähnliche): wir legen Leckerchen oder Futter aus, die Welpen sind an der Leine und werden von ihren Besitzern mit der Leine so zurückgehalten, daß sie das Futter nicht erreichen können. Nach mehr oder weniger langem "zappeln" setzen sie sich irgendwann hin (das Hinsetzen vor die "Beute" bekommt man meist eher als ein Zurückkommen des Hundes). Sobald der Kleine sitzt kommt der Click und dann kriegt er vom Hundeführer etwas von dem Futter, das auf dem Boden liegt, nichts aus der Tasche. Lernprinzip: wenn etwas am Boden liegt kommst du doch nicht dran. Aber wenn du dich davor hinsetzt, kommt Herchen/Frauchen und gibt dir was. Bei den Welpen funktioniert das prima. Nach einigen solchen Lektionen setzen sie sich bereitwillig hin. "Fleißigere" Hundeführer erhalten durchaus einen Welpen, der nicht mehr an herumliegendes Futter geht, sondern es durch Hinsetzen "anzeigt". Ein Welpe setzte sich vor einen Pappkarton, in dem wir als Spielübung ein Leckerchen versteckt hatten. Einer setzte sich bei seinen ersten Fährtenübungen bei jedem Leckerchen hin - nicht ganz der Hit, aber er hat nach ein paar Tagen kapiert, wo der Unterschied zu Fährtenarbeit ist.

Ob das mit erwachsenen Hunden, die jahrelang etwas vom Boden gefressen und dabei gemerkt haben, daß sie keine "erlaubnis" von dir brauchen, auch noch so klappt, kann ich nicht genau sagen. (Bei mir hier liegt nicht viel eßbares herum, nur ein Schulkind wirft immer Käsebrote weg und ich gebe zu, daß ich meinen Hundis erlaube, diese zu fressen ;-)... Für die anderen Sachen reicht ein "Iiiih!" oder notfalls kräftiges "Pfui".

Ich denke, es gibt noch einen Weg der negativen Konditionierung, der auch bei erwachsenen Hunden klappen müßte. Ich habe ihn zweimal oder so mit Erfolg bei Hunden verwendet, die Steine (!) fraßen. Besorg dir Bitterapple (habe ich leider bisher nur bei Ausstellungen kaufen können, aber vielleicht kann man es dir im Zoogeschäft bestellen). Das ist ien Bitterstoff aus Apfel, absolut ungiftig und ziemlich geruchlos, mit dem man sonst Verbände besprüht, damit der Hund sie nicht abknabbert. Da du vermutlich nicht alles Eßbare vor dem Spaziergang besprühen kannst, versuche es so: präpariere einige typische eßbare Dinge, wie sie eben so so rumliegen (schimmlige Pizza ;-), mit dem Spray. (Sicher besser, wenn nicht alles so stark nach dir riecht, daß dein Hund sich sagt: "Aha, Sachen, die nach meiner "Chefin" riechen, schmecken schlecht...). Laß deinen Hund ganz normal rumlaufen, aber beobachte ihn gut udn sage jedesmal, wenn er eines von den präparierten Sachen aufnehmen will, kurz vorher deutlich ein bestimmtes Kennwort (z.B. "Iiiih!"winking smiley. Lernziel: dein Hund verknüpft: alles, wovor mein Mensch mich mit "Iih!" warnt, schmeckt einfach scheußlich und ich lasse es lieber liegen. Schlechter Geschmack ist eine ganz logische Strafe aus der Umwelt heraus und wirkt deswegen total gut. Kein Hund frißt zweimal einen Marienkäfer!

Natürlich kannst und sollst du zusätzlich kommen auf Ruf, sich abwenden vom herumliegenden Futter oder ähnliches weiter positiv verstärken. Wenn dein Hund merkt, daß es bei dir viel besser schmeckt, ist sein Drang, etwas herumliegendes aufzunehmen, sicher nicht mehr so groß. Ich kenne übrigens eine Beaglebesitzerin, die große Probleme damit hatte, daß ihr HUnd Kot fraß. Discs und alles mögliche hattenpraktisch nichts bewirkt. Doch seit sie auf jedem Spaziergang ien paar Clickerübungen macht, hat sich das Problem so ganz nebenbei erledigt. Der Beagle findet sie und das Clickern offensichtlich viel schöner und interessanter als Sch.. fressen und so soll es ja auch sein.

Übrigens: daß ein Hund, der erstmals in seinem Leben (oder erstmals sehr massiv) mit Futter belohnt wird, es auch einmal mit betteln versucht, ist relativ normal. Wenn du aber fest bleibst und nichts herausrückst, wenn du nicht willst (sprich der Hund etwas gutes getan hat), hört das ganz schnell auf. Die Hunde kapieren auch sehr schnell, daß es keinen Zweck hat, an der Tasche zu stupsen, vorausgesetzt sie bekommen dann wirklich nichts dafür.

Tschüß und viel Erfolg,

Sabine Winkler



05. Dezember 1999 06:09

Hallo Sabine,

: Ich denke, es gibt noch einen Weg der negativen Konditionierung, der auch bei erwachsenen Hunden klappen müßte. Ich habe ihn zweimal oder so mit Erfolg bei Hunden verwendet, die Steine (!) fraßen. Besorg dir Bitterapple (habe ich leider bisher nur bei Ausstellungen kaufen können, aber vielleicht kann man es dir im Zoogeschäft bestellen). Das ist ien Bitterstoff aus Apfel, absolut ungiftig und ziemlich geruchlos, mit dem man sonst Verbände besprüht, damit der Hund sie nicht abknabbert.

Wenn man Bitter-Apple nicht bekommt (Schecker hat es übrigens im Programm, ist aber sehr teuer), müsste es doch auch mit anderen Bittersprays gehen, die den Hund vom Wunden-Lecken abhalten sollen. Die gibt es beim Tierarzt bzw. man hat vielleicht auch noch ein Restchen im Haus. Im Laufe der Jahre sammelt sich da ja so einiges an ...

Da du vermutlich nicht alles Eßbare vor dem Spaziergang besprühen kannst, versuche es so: präpariere einige typische eßbare Dinge, wie sie eben so so rumliegen (schimmlige Pizza ;-), mit dem Spray. (Sicher besser, wenn nicht alles so stark nach dir riecht, daß dein Hund sich sagt: "Aha, Sachen, die nach meiner "Chefin" riechen, schmecken schlecht...). Laß deinen Hund ganz normal rumlaufen, aber beobachte ihn gut udn sage jedesmal, wenn er eines von den präparierten Sachen aufnehmen will, kurz vorher deutlich ein bestimmtes Kennwort (z.B. "Iiiih!"winking smiley. Lernziel: dein Hund verknüpft: alles, wovor mein Mensch mich mit "Iih!" warnt, schmeckt einfach scheußlich und ich lasse es lieber liegen. Schlechter Geschmack ist eine ganz logische Strafe aus der Umwelt heraus und wirkt deswegen total gut. Kein Hund frißt zweimal einen Marienkäfer!

Super Idee, gefällt mir jedenfalls viel besser als Dosen- oder Discwerfen. Aber: riecht der Hund den schlechten Geschmack nicht schon selbst, wenn er näher kommt? Ich könnte mir vorstellen, dass er das auch ohne "Iih" sehr schnell merkt und sich dann beim Fressen eben von vornherein auf Sachen beschränkt, die nicht bitter riechen.

Aber ich werde es auf jeden Fall ausprobieren!

Grüße
Katrin+Vlin das Fressmonster

05. Dezember 1999 16:27

Hallo Kartin,

: Aber: riecht der Hund den schlechten Geschmack nicht schon selbst, wenn er näher kommt? Ich könnte mir vorstellen, dass er das auch ohne "Iih" sehr schnell merkt und sich dann beim Fressen eben von vornherein auf Sachen beschränkt, die nicht bitter riechen.

Eben drum scheint mir das "Iih!" rechtzeitig vor dem Futterkontakt so wichtig: damit der Hund eßbar von nicht-eßbar möglichst NICHT am Geruch zu unterscheiden lernt, sondern am Warnlaut "Ih!" (und mit etwas Glück dann irgendwann beschließt, daß ja sowieso alles "Iiih" ist, was draußen rumliegt.)

: Aber ich werde es auf jeden Fall ausprobieren!

Erzähl doch gelegentlich mal, ob es geklappt hat.

Viele Grüße

Sabine

06. Dezember 1999 09:31

Hallo!
Vielen Dank auch für deine Antwort!
Kann mir aber nicht vorstellen, dass ich meinem Hund das Schnüffeln abgewöhne, das scheint mir noch schwieriger als das Fressen. Er saugt die Spuren richtig auf. Man hat mir allerdings geraten, mit ihm Fährten zu gehen, dann wirds beser. Im Frühjahr möcht ich es probieren. Aber ich denk, er hat einfach viel nachzuholen und die Welt ist einfach sooo interessant.

: Also wäre es doch gut, wenn er lernt, daß "Nase auf dem Boden" nix bringt - Nase oben aber C&T. Das setzt erstmal voraus, daß Du Deinen Hund sehr gut beobachtest. Er bekommt Bestärkung für Orientierung zu Dir, für "mit hoher Nase neben mir laufen", für "Umwenden zu Dir". Er sollte allerdings angeleint sein, um die Bestärkung des "alten" Verhaltens zu verhindern - das fressen von der Straße.

Klingt abr ganz gut, kanns ja probieren.
Liebe Grüße
susanne


06. Dezember 1999 09:34

Hallo!
Danke an alle für die vielen Mut machenden Ratschläge.
Liebe Grüße
Susanne


06. Dezember 1999 10:43

Hi Susanne !

: Kann mir aber nicht vorstellen, dass ich meinem Hund das Schnüffeln abgewöhne, das scheint mir noch schwieriger als das Fressen.

Oh ! Du hast mich ein wenig falsch verstanden.
Selbstverständlich sollst Du Deinem Hund nicht das schnüffeln abgewöhnen. Er ist ja schließlich ein Hund.
Nur dieses auf der Straße nach Mampf suchen, daß kannst Du schon beeinflussen. Auf der Straße schnüffeln ist etwas ganz anderes als im Wald, auf der Wiese oder im Wohnzimmer!

:Er saugt die Spuren richtig auf. Man hat mir allerdings geraten, mit ihm Fährten zu gehen, dann wirds beser.

Kurze Frage: Warum meint "man" denn, daß das "Fressen von Futter" / "Suchen nach Futter" auf der Straße dann besser wird ? Den Zusammenhang erkenne ich nicht so ganz. Ist jetzt keine Kritik oder so, interessiert mich echt !

: Klingt abr ganz gut, kanns ja probieren.

War nur so eine Idee. Viele Wege führen nach Rom...

Ciao

Rolf