Hallo Peter
: So. Nur mal ein Beispiel. Wir haben im Verein so ne junge Frau. Mit
: nem Schäfermix. Ihr 2ter Hund, noch nie Ausbilder gewesen. Sie hats
: mal probiert, und siehe da... Sie hat das "Händchen".
Ich kenne auch 2, 3 solcher Leute. Da werde ich manchmal blaß vor Neid ;-)
Als wenn die ne unsichtbare Verbindung direkt ins Hirn der Hunde hätten.
Da stimmt jedes Detail der Einwirkung, egal ob positiv oder negativ, es
stimmt einfach. Die arbeiten mit ihrem Hund so im Team, als wären es
zwei perfekt aufeinander abgestimmte Tanzpartner, die jeden noch so
schwierigen Schritt perfekt meistern und wo jeder Teil des Teams aktiv
mitarbeitet. Das gleiche ist, wenn diese dann mit anderen Hunde arbeiten.
Die anderen Hunde kapieren sofort, wo's lang geht. Es macht einfach
Freude, denen zuzusehen. Aber....
...es sind absolute Ausnahmen in der mir bekannten Hundewelt. Und sie
haben ein riesengroßes Defizit: Sie können das nicht erklären, was sie
da tun, sie tun's einfach, aber wissen eigentlich nicht, warum es
funktioniert, was sie da tun. Und deshalb wird manchesmal die Arbeit mit
anderen Hunden zum Glückspiel. Denn die anderen Hf können nur abschauen
und zum Teil selbst versuchen heruauszufinden, was sie selber anders bzw.
falsch machen. Und was natürlich zudem fehlt, ist die Erklärung, daß es
eben nicht nur am Training liegt, sondern auch am grundlegenden Sozialverhältnis
von Halter und Hund; und genau da sind eben auch ethologische Kenntnisse
notwendig.
: Ich hab ihr mal so Ausdrucke über Clickertraining
: gegeben. Sie hat mir gesagt, dass sie den Kram nach ein paar Zeilen nicht
: mehr kapiert hat. Zu schwierig eben.
Ja, ich weiß, das ist eben das Problem. Ich habe das bei uns gelöst, indem
ich mich ein ganzes Jahr 1-2 mal die Woche mit den Trainern zusammengesetzt
habe. Wir haben Erklärungen erarbeitet, Probleme diskutiert, Bücher kapitel-
weise zusammen durchgearbeitet, Hypothesen aufgestellt, überprüft, bestätigt
und verworfen. Nun - heute haben sie die Theorie begriffen, und lernen
jetzt parallel weiter in der Praxis. Was mir nun auffällt, sie sind
beide unglaublich vorsichtig, es gibt keine Experiemente, weder mit Clicker,
noch mit Stachel noch mit sonstwas. Sie haben Theorie gelernt und wissen
heute um die Konsequenzen falscher Arbeit. Bei Problemen werde ich heute
noch gefragt. Was will man mehr, wenn der Anspruch "Verantwortungsvoller
und kundiger Ausbilder" heißt?
: Soll ich jetzt sagen, dass sie halt
: nicht mehr ausbilden darf?
Um Himmelswillen. Nein! Solche Ausbilder sind ein Glücksfall. Ich
denke nur, es wäre wichtig, die Ausbildung solcher (künftigen) Ausbilder
eben nicht nur auf die praktische Seite zu begrenzen, sondern ihr auch
jedwede Unterstützung bezüglich der theoretischen Grundkenntnisse zu
vermitteln, dazu gehören auch die Mechanismen, wie überhaupt gelernt wird.
: Und Du darfst auch nicht zuviel verlangen.
Man kann schon einiges verlangen. Wenn man den Schüler Zeit zu lernen
gib, sie an die richtige Materie heranführt, sie auf Seminare hinweist,
usw., geht sehr viel. Geduld, Zeit und Lernbereitschaft - das isses.
Ein Beispiel: Einige unserer Ausbilder habe ich z.B. auf folgende Seminare geschickt:
GFH - Hund und Aggression
Weidt - Welpenprägungsspieltage
Lindt - Richtig spielen mit Hunden
G FvSchröder - Richtiger Umgang mit Hunden (?)
Winkler-Pötting - Clickertraining
DVG-Seminare
Alle Ausbilder sollten nach Möglichkeit alles an Bildung bekommen,
was möglich ist, wer etwas versäumt hat, soll es nachholen. Der
Besuch der Seminare ist auch nicht Abteilungsabhängig wie Schutz,
oder Breitensport oder Agility. Jedes Seminar dient dazu den
Horizont zu erweitern.
Nur halte ich heute eben ein Clickerseminar für das wichtigsten Basisseminare,
da man dort am ehesten das Lernen und die Lernprozesse versteht. Diese
Kenntnis ist in allen Abteilung erforderlich. Wenn dann die anderen Sachen
hinzukommen, wie Lindt, Dildei, Weidt, dann dienen diese nur als Add-On
zum Clickertrainig, um eben mehr Möglichkeiten in den Motivationen des
Hunde zu erkennen.
bis denne
Thomas