von Silke mit Unda(YCH) am 17. Dezember 1999 23:26
Hallo Kirstin,
: Ich hatte das immer so verstanden als wären Cross-over-Hunde die, die über Meideverhalten ausgebildet wurden (z.B. Leinenruck zum Bei Fuß gehen)?!
: Ich finde Motivation und Clickern wiederspricht sich nicht. Ich mixe das oft. Auf dem Platz zum Beispiel arbeite ich mit Ball/ Leckerchen/ Clicker je nachdem. Wichtig finde ich nur, dass der Hund nicht durch aversive Reize das Vertrauen in den Hundeführer und den Mut, Erfolgversprechendes auszuprobieren verliert.
Natürlich widerspricht sich das nicht grundsätzlich, beim Clickern ist ja die Motivation des Hundes auch das Wesentliche. Nur war es bei uns so, dass Unda zwar mit dem Leckerli oder Spielzeug vor der Nase gut mitmachte, nur als es dann daran ging, das abzubauen, brach ihre Motivation zusammen. Ich nehme mal an, dass einfach auch die Übungseinheiten zu lang waren und so Frust vorprogrammiert war. Sie wusste zwar so halbwegs, wo sie Fuss zu gehen hatte, aber was daran interessant sein soll, war ihr offensichtlich nicht klar. Es ging irgendwann soweit, dass sie das Kommando Fuss damit gleichsetzte, dass jetzt was langweiliges kommt. Natürlich hätte ich das erwünschte Verhalten in kleinen Schritten immer mehr verstärken können, aber mir schien es einfacher, noch mal ganz von vorne mit Clickern anzufangen.
: : Und das ist mein Problem, denn die Übungsleiterin besteht darauf, dass der Hund bei gewissen Übungen durch Anfassen am Halsband oder Festhalten zu einem bestimmten Verhalten gebracht wird.
Ganz konkret: Es geht darum, dem Hund beizubringen, bei Linkswinkeln das Hinterteil Richtung HF zu bewegen. Dazu sollte ich Unda mit der rechten Hand am Halsband in Fuss-Position fixieren, mit dem linken Fuss eine Linkswendung andeuten, dann aber rückwärts gehen. Ziel: Hund soll an der Seite des HF auch ein paar Schritte rückwärt machen und um in der richtigen Position zu bleiben, das Hinterteil reindrehen. Folge war: Unda kapierte natürlich gar nichts und war völlig verwirrt, was das soll. Ging den anderen übrigens auch so.
: Kannst du ein Beispiel nennen? Wenn der Hund sich gut führen lässt spricht doch nichts dagegen, ihn am Halsband in eine bestimmte Position zu führen. Versteh mich nicht falsch, es gibt bestimmt bessere Wege. Ich habe zum Beispiel mit unserer Kurzen das Finish mit dem Leckerchen in der Hand erarbeitet (sie damit ans Bein geführt). Inzwischen hopst sie begeistert an meine linke Seite. Jetzt clicke ich, wenn sie dicht neben mir sitzt. Das Verhalten habe ich also auch nicht mit dem Clicker erarbeitet, ist aber ok. denke ich.
Ich geb Dir vollkommen recht und ich hab auch gar kein Problem, Unda an der Leine in irgendeine Position zu führen, das finish hat sie auch so gelernt und sie machts auch gern, nur von Hauruck-Methoden wie oben beschrieben halt ich nicht viel.
: : Ein Hund, dem das nicht gefällt, müsse eben entsprechend konditioniert werden. Schließlich müsse er sich beim Wettkampf auch vom Richter anfassen lassen.
: Das Argument mit dem Richter verstehe ich nicht! Aber sicherlich ist es von Vorteil, wenn der Hund sich von dir führen und "manipulieren" lässt (Schreibt auch Morgan Spector, wenn ich mich nicht irre!). Wenn auch sonst an dem Hund nicht rumgerupft wird, hat der bestimmt auch keine Probleme damit.
Den Spruch fand ich auch daneben. Letztendlich ist jede Ausbildung Manipulation, aber für mich ist der Unterschied entscheidend, ob sich mein Hund dabei auf Dauer wohlfühlt oder nicht. Wenn ich meinen Hund mit einem Lockmittel in die richtige Position bringe, ist das auch Manipulation, aber sicher auch für den Hund o.k.
: : Dem ist wohl nicht so, denn sie meinte, es würde ja wohl ewig dauern, gewisse Dinge nur über Motivation und dem Clicker beizubringen. Das Festhalten sei ja nur eine Hilfe für den Hund.
: Wie gesagt, nenn doch mal ein Beispiel. Ich kann mir noch nicht so recht vorstellen, welche Übungen sie meinen könnte.
Siehe Beispiel oben oder auch eine Folge von Sitz, Platz und Stehs, wobei sich der Hund nicht von der Stelle bewegen darf.
: Ich denke, wenn die Leute Ahnung haben und mit den Hunden so umgehen, wie du es für richtig hälst spricht doch nichts dagegen, dass du da bleibst, oder? Ich arbeite zum Beispiel beim Agi auch nicht mit Clicker. Einfach, weil ich da Anfänger bin und die Ausbilder nicht clickern. Ich profitiere ja von deren Erfahrungen und da meine Kurze da aber auch über Spielzeug und Leckerchen ausgebildet wird (also positiv bestärkend) habe ich damit kein Problem.
: Ich finde der grundlegende Umgang mit dem Tier muss einfach stimmen. Da ist es doch egal, ob einer "fein" sagt oder "clickclack" macht, wenn der Hund etwas richtig macht.
Ich finde es dann problematisch, wenn die Ausbilderin der Meinung ist, was mit ihrem Hund geklappt hat, müsse auch für alle anderen richtig sein. Oder auch, dass eine einzige Art von Übung der Weg zum Ziel sei. Ich würde auch nie auf die Idee kommen, die Bestätigung mit dem Ball als am allerbesten zu deklarieren, nur weil mein Hund total darauf abfährt.
: Vielleicht klappt es ja auch wie bei uns auf dem Platz.
: Wenn ich in der Unterordnung etwas anders mache als die Nicht-Clickerer sage ich das und es ist in Ordnung. Die anderen würden es vielleicht anders machen, aber das ist dann egal. Zum Beipsiel haben wir letztens darüber diskutiert, dass die Clicker-Hunde nach dem click, aus der eingenommenen Position aufstehen, um das Leckerchen zu kriegen. Das würden unsere Nicht-Clickerer wahrscheinlich nicht in Kauf nehmen, aber für mich ist das ja egal, weil ich die Zeit, die der Hund sitzen bleibt ja problemlos verlängern kann (und das auch schon getan habe, es ging um einen anderen Hund).
: Wenn deine Ausbilderin das Clickern im Prinzip akzeptiert, versuch dich doch für bestimmte Übungen auszuklinken und sie anders anzugehen. Ihr könnt dann ja beobachten, wie es läuft und vielleicht lernt ihr beide noch was dazu. Vielleicht sieht sie, dass es anders geht. Vielleicht stellst du auch nachher fest, dass es nicht klappt (habe ich auch schon gehabt.Was aber nicht heißt, dass ich nachher gerupft und geschrieen hätte!).
Das wäre auch für mich das beste Vorgehen. Nur leider befürchte ich, dass die Übungsleiterin nicht souverän genug ist, dass sie damit umgehen kann. Ich hab das Gefühl, sie empfindet das als Kritik an ihrer Methode.
Mit den besten Grüßen von
Silke