Hallo Dagmar,
jetzt wird mir schon einiges klarer und ich sehe , dass Du Dir ungeheure Mühe gibst. Ja mit den Menschen ist der Umgang häufig schwieriger, als mit deren Hund. In diesem Fall hast Du wohl keine leichte Aufgabe und Du wirst wohl an einem Shaping der Halter auch nicht vorbeikommen: sie werden für jeden kleinen Schritt in die richtige Richtung bestätigt werden müssen, auch mal mit einem Jackpot(Riesenlob mit Hinweis auf eine Änderung im Verhalten),ja ich denke, mit den Haltern hast Du die größte Mühe und ich kann mir vorstellen, dass Du da in Zwickmühlen gerätst. Daher hilft hier wohl ebenfalls nur unerschütterliche, freundliche Gelassenheit, Souveränität und Konsequenz Deinerseits.
:Ich bin mir sicher, hätte ich ab Morgen die Hündin bei mir daheim, dann würde es Schritt für Schritt aufwärts gehen. Aber ich kann leider nicht jeden Hund aufnehmen.:
Ja klar.
Falls die Bachblüten nicht anschlagen und die Ängste nicht abbaubar sind, sind die erwähnten angstlösenden Medikamente schon zu empfehlen, nur über einen begrenzten Zeitraum. Die Medikamente wirken sehr selektiv auf Ängste ohne sonstige psychische Wirkung, der Name ist mir derzeit nicht geläufig, aber ich kann mich mal erkundigen.
Ein englischer Verhaltenstherapeut(Peter Nevill) hat diese Therapie mal auf einem Kongreß beschrieben und in diesem Zusammenhang berichtet, dass gerade Geräuschängste auf dem Vormarsch sind. Bei RR sind mir ebenfalls einige Fälle bekannt, auch bei sonst sehr sicheren Hunden. Habe keine konkrete Ahnung wieso.
Für die akustische Desensibilisierung gibt es professionell hergestellte CD`s mit allen möglichen Geräuschen des menschlichen Alltags, die über TÄ zu beziehen sind.
: Rheika hat ein EIGENES Zimmer, mit Teppichboden ausgelegt. Dort steht der Freß- und Wassernapf und der Schlafkorb, sowie eine Hundesofa:
Du liebe Güte, da haben sie den Hund von Anfang an auch noch isoliert. Da liegen wohl noch einige "Leichen im Keller".
: Wir haben angefangen, den Fressnapf einen Schritt weit in die Küche zu stellen. Anderweitige Futtergaben waren verboten. Am zweiten Tag hat sie mit den Vorderbeinen auf den Fliesen stehen gefressen. Danach hieß es, einen Schritt weiter den Napf entfernen. Usw.!
Ich würde die Hündin nur noch einmal täglich (am besten abends) füttern, die andere Menge soll sie sich tagsüber "verdienen". Mit meinen Beiden klappt das sehr gut, im Winter kommt dann noch ein Fastentag pro Woche dazu, an dem es nur einige Brocken über den Tag verteilt gibt.
: Die Leine haben wir vermieden. Wie Du schon geschrieben hast, wollte ich sie selber dazu bringen, die Fliesen zu betreten, damit sie merkt, dass nichts geschieht.
Die Leine sollte draußen verwendet werden, damit sie sich nicht angstvoll oder gar panisch zurückziehen kann. Die Hündin sollte da allerdings ein breites, bequemes Lederhalsband tragen, damit sie keine unanagehmen Reize am
Hals erfährt.
: gefüttert wird sie in ihrem Zimmer. Sie war tatsächlich nicht in der Küche. Sie stand wenn es gut roch nur auf dem Flur und wimmerte. Meistens brachte man ihr dann einen Leckerbissen raus.......:
Hm...
: Die Fernsehabneigung ist z.B. nach Angabe der Halter nach ca. 1,5 Jahren aufgetreten. Dabei konnte mir niemand sagen ob zu diesem Zeitpunkt gerade Schüsse oder Musik oder was sonst zu hören war:
Ich habe mir versichern lassen, dass der Ton auf normaler Lautstärke steht und nicht zu sehr dröhnt:
...Hundekorb später dann ins Wohnzimmer.:
Ich vermute mal, die Geräuschangst ist ein Ausdruck ihrer generellen Unsicherheit geworden. Die Besitzer sollen halt den Fernseher unter normal laut stellen und wenn später der Ruheplatz des Hundes wieder ins Wohnzimmer verlagert wird, sollte von dort aus der Hund nicht unbedingt Blickontakt zum Gerät haben. Wenn die Familie abends zusammensitzt gehört der Hund unbedingt dazu.
Ich kenne die Hündin nicht, aber vielleicht sollte man ihr den Fluchtweg auch mal verschließen während sie mit kleinen Aufgaben beschäftig wird. Körpermassagen(es muß nicht reines TT sein)wirken auch sehr entspannend auf den Hund. So könnte ihm der Aufenthalt im Wohnzimmer angenehm gestaltet werden. im HUNDEZIMMER(schrecklich) würde ich mit der Hündin weder spielen, noch mit ihr schmusen, damit ihre Motivation erlahmt, sich ständig dorthin zurückzuziehen,irgendwann sollte dies in ein Gäste-oder Arbeitszimmer umgewandelt werden!
:Früher waren vier mal am Tag Spaziergänge angesagt, die sich jetzt auf 1 bis 2 beschränken, da der Hund vor allen möglichen Sachen Angst hat und die Besitzer dann wieder umdrehen und heimgehen.
: Sie stemmt sich in die Leine oder setzt sich einfach hin. Ist sie abgeleint, läuft sie alleine nach Hause.:
So hat die Hündin ihre Besitzer gut konditioniert. Bei aller Ängstlichkeit hat sie offensichtlich meist die Initiative ergriffen und hat so eine Rolle erhalten, die sie überhaupt nicht ausfüllen kann.
: Mit Leckerchen konnte ich sie nicht mal überreden, den Vorraum der Treppe zu betreten.:
Du sollst sie auch nicht überreden, sondern die Dinger einfach hinlegen mit wachsenden Abständen.
: Dabei jammert sie wieder, weil sie wirklich sehr verfressen ist.:
Wie lange jammert sie? Und wie löst Du die Situation auf?
:ABER, da die Treppe aus Stein ist, ähnlich wie Fliesen, hab ich die Leute vorerst gebeten, Teppichfliesen auf die Stufen zu kleben. Wenn sie dem Hund ein eigenes Zimmer einrichten, sollte der Aufwand nicht zu groß sein.:
Gute Idee.
Nochmals: RR sind wirklich verfressen, Mäkler sind erzogen. Diese Hunde beschäftigen vorwiegend existentielle Dinge, dazu gehört eben noch die Nahrungsbeschaffung, da sind sie einfallsreich, ich denke, das kannst Du Dir unbedingt zu Nutze machen.
:...in der Wohnung keine Ablenkung oder Beschäftigung.:
Roll doch mal runde Futterstücke durch die Wohnung, die die Hündin verfolgen und auch suchen muß, vielleicht auch mit einem Hörzeichen verknüpft. Das könnt ihr dann gut draußen anwenden und die Hündin hat eine Aufgabe, über die sie ihre Ängste auch umleiten kann.
RR tragen auch ganz gern "Beute" im Fang, ich weiß nicht ob sie Spielzeug benutzt, ein Sockenbündel(mit was drin) ist dafür gut geeignet. Das Tragen oder Bringen läßt sich sicher mit C&T gut etablieren.
:...vorerst draussen aus Angst nicht toben mag oder rennen:
aber vielleicht an einer langen Leine, die man spätter fallen läßt und schrittweise kürzt.
ie Angstkonflikte bestärke ich hin und wieder mit dem Clicker,....:
Wie und warum?
: Du hast sicher gedacht, dass ich die Leute gegen Rheikas Angst clickern lassen.:
Ja, das dachte ich in der Tat. Haben sie denn das Timing begriffen, wenn sie sonst clickern?
:... und deswegen schreibe ich mir auf die Fahnen
: "Was ich weiß können auch alle anderen lernen, vielleicht nicht gleich schnell oder immer richtig, aber es wird besser." Damit hab ich dann die Gewissheit dass es wieder einem Hund besser geht. Immer mit dem erhobenen Zeigefinger durch's Ländle laufen, hat sich bei mir nicht bewährt. Natürlich muß ich hier einschränken, sehe ich dass ein Hund gequält oder mißhalndelt wird, dann schalte ich die Behörden ein, aber in Rheikas Fall versuche ich zu dolmetschen !
Ja , das ist eine gute Einstellung.
: Am schlimmsten fand ich die Schilderung der Halter, dass sie den Welpen nach dem Kauf ins Wohnzimmer brachten und dann alle nach einiger Zeit in die Küche zum essen gingen.
: Der Welpe ist ihnen nicht gefolgt sondern hat in der ganzen Zeit auf der Decke im Wohnzimmer gewartet !!!!!
: Ich finde das sagt schon einiges.:
Allerdings(auch über das Verständnis der Halter, dass sie den Hund in seiner neuen Umgebung einfach sitzengelassen haben)
So , ich will mich nun nicht länger ausbreiten.
Ich wünsche Dir trotz aller Schwierigkeiten viel Erfolg(e-mail-Adr.s.o.)
Herzliche Grüße
Carola