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Clickertraining

Modernes, tierfreundliches Training das nicht nur Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß macht, sondern darüber hinaus noch sehr viel effektiver ist, wie herkömmliche Trainingsmethoden. Hier ist die Rubrik für Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Clickertraining.  
Jagdtrieb durch Clickern abgewöhnen???
20. Dezember 1999 23:51

Hallo Heike,

ich verfolge eure Diskussion mit großem Interesse und habe auch Dein Posting zum "Nein!" gelesen. Und nun möchte ich gern anmerken, daß Du ein Riesenglück hast, wenn Du Hunde hast, die nach dieser Art "Nein"-Training sich mit demselben "Nein!" wirklich stoppen lassen, wenn sie flüchtendes Wild gesehen haben. Oder wenn Dein Welpe wirklich nach einmaligen sanften Wegschieben vom Teppich das "Nein" so gut verknüpft hatte, daß Du es nie mehr wirklich - außer durch Anheben der Stimme - durchsetzen mußtest (oder auch beim Ballwerfen anscheinend gar nie nochmals verstärken oder wenigstens mit einer langen Leine absichern mußtest).

Es ist ja nicht unbedingt so, daß die Mehrzahl der Clickerer hier sich aus Prinzip weigert, dem Hund in solchen Situationen ein Verbotswort zuzurufen, weil sie ihren armen Schnuffi nicht so brutal "vergewaltigen" wollen. Sondern viele haben es genau so versucht und sind halt gescheitert, wie z.B. ich ;-)... Mein Rüde ist ein fanatischer Jäger (läßt nun ganz allmählich nach, wie mir scheint - viel ohne lange Leine riskieren kann ich nicht, da große Straße und intolerante Jäger und zwei Hunde). Ich habe ihn mit zwei Jahren aus zweiter (dritter) Hand bekommen und da war er schon so "vorgeprägt", daß sein Name, ein "Komm" und am sichersten ein "Nein!" ihn wie eine Rakete in den Wald haben schnellen lassen, egal ob da Wild war oder nicht, und zwar auch, wenn er dicht bei mir war und sogar anfangs an der langen Leine, in die er dann eben hineinrannte (!). Und er hat das sogar von sich aus übertragen auf ganz neue Signale (z.B. einen Pfiff, den ich wohlweislich wochenlang mit viel Motivation geübt habe und natürlich niemals, wenn Wild oder was anderes interessantes aufgetaucht war). Ich habe z.B. auch mal jemanden getroffen, der erzählt hat, das "Nein" als Abbruch in der Lauerphase habe bei seinem Hund erst gut geklappt, aber nach einiger Zeit hat der betreffende Hund gelernt, daß man die Lauerphase auch problemlos überspringen kann...

Früher habe ich mich daher auch immer brav als Versagerin gefühlt, wenn jemand anders es ganz locker geschafft hatte, seinen Hund vom Jagen abzubringen oder das Problem gar nicht erst hatte. Oder mich geschämt, weil das doch offenbar ein Zeichen dafür war, daß mein Hund mich nicht als Rudelchef anerkannte oder keine richtige Bindung an mich habe.

Inzwischen frage ich statt dessen lieber genauer nach, ehe ich das auf meine Situation übertrage: Was für ein Hund (Rasse, Typ, Vorgeschichte, Alter), wie stark der Jagdtrieb, wieviel Wild und was für welches (denn offenbar gewöhnen Kaninchen manchmal einem Hund über einen längeren Zeitraum hin das Jagen ab, da sie anders als Hasen oder Rehe immer bald in Löchern verschwinden), flache oder hügelige Landschaft (wenn mir jemand mal wieder sagt, ich müsse meinen Hund eben rufen, ehe der das Reh gesehen hat - ist in meiner hügeligen Landschaft mit zwei sehr scharf beobachtenden Hunden illusiorisch...) usw. usf.

Von daher würde mich wirklich mal interessieren, was Du für Hunde hast/hattest und ob Du mit Deiner "Nein"-Methode schon einmal einen bereits erwachsenen jagdverrückten Hund unter Kontrolle gebracht hast.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine



21. Dezember 1999 01:10

Hallo Martin und die Anderen,
eigentlich wollte ich Weihnachtspause einlegen, aber bei der Entwicklung dieses Themas im Forum bin ich doch wieder hellwach, sozusagen aufgescheucht.
Bei meinem ersten Posting hierzu habe ich nicht gewagt, über das Zeitfenster zu schreiben, aber Martin hat mir da wieder Mut gemacht.
Da ich sozusagen einen "jagdverrückten" und einen diesbezüglich eher "gemäßigten" Hund besitze, habe ich schon einige Nerven lassen müssen. Die Etablierung eines Abbruchkommandos hat mich nicht weit gebracht, eher im Gegenteil, je mehr ich mich auf den Jäger konzentriert, seine Sequenzen beobachtet habe um so intensiver wurde die Jagdbereitschaft, die dann in einem unbedachten Augenblick meinerseits sofort in ein rasantes Halali umgesetzt wurde. Da war meine Aufmerksamkeit ihm gegenüber schon Bestätigung genug. Ich habe ihn also mit Zorn(über mich), Angst und sonstigen negativen Emotionen im Bauch ignoriert, bis es dunkel wurde und er irgendwann wiederkam. Auto auf und rein. Beim nächsten Mal habe ich zunächst mit dem anderen Hund sehr betont und aktionsreich Renn-und Futterspiele inszeniert, mein Jäger hat sich dann schon weniger weit in seiner Spurverfolgung entfernt, zwar schon außer Sichtweite, nur nicht mehr stundenlang, sobald er sich interessiert genähert hat, habe ich das bestätigt, das Leckerchen hat er sich sozusagen im Flug geholt.

..das ist die beste Diskussion über das handling des jagdtriebes, die ich je im net irgednwo gelesen oder mitgemacht habe. Weil von allen seiten das bemühen da ist, herauszufinden, was hilft.:

Ja , finde ich auch. Und ich hoffe, ich kann meine Intentionen verständlich rüberbringen.

Wenn der Hund sich auf eine Spur begibt, also wenn er beginnt sie aufzunehmen, laufe ich so schnell ich kann ein kleines Stück mit, biege dann plötzlich ab un mache mich auch laut und auffälig an anderen Stellen zu schaffen- ich habs einfach mal so probiert- der Hund hat innegehalten und sich für mein Treiben interessiert.Manchmal(wenn ich alleine bin-smiling smiley) gröle ich einen "Schlachtruf", wenn er dann angesaust kommt :Click und Jackpot, meist ein weit geworfenes Schweineohr, diese Beute kann er schütteln, wegwerfen , neu fangen und schließlich genüßlich fressen.Nach mehrwöchigen Ausflügen dieser Art habe ich mich nun wieder etwas zurückgenommen, und lass ihn Witterung aufnehmen, vorstehen usw., setze eine Kapuze auf, unter der ich ihn heimlicher beobachten kann -ohne dass er meinen Blickkontakt wahrnimmt- was schon wieder eine Bestätigung seines Tuns wäre und geh einfach weiter, zwinge mich nichts zu sagen und tatsächlich er kommt meistens(nun noch nicht immer) von selbst angelaufen, um den Anschluß nicht zu verpassen, dieses Verhalten bestärke ich derzeit noch permanent. manchmal setzt er sich allerdings auch in Bewegung oder wenn ich sehe dass er unmittelbar davor ist, dann rufe ich doch einmal, bis jetzt ist er mir etwa seit 6 Wochen nicht mehr durchgebrannt. Davor hatte ich den Fehler gemacht, ihn im vollen Speed aus lauter Nervosität hinterherzubrüllen, da stand ich dann wieder eine Stunde in der Gegend rum. Was ich jetz nicht mehr mache, ihn zu bestätigen, wenn er noch 20-30 m von mir weg ist, da er sich nach einer Kurve auch mal seinen Jackpot selbst holen wollte durch Fortsetzen seiner Jagd. Die "Jagdpartnerschaft" habe ich zunächst im Park gepflegt, wo es vor Eichhörnchen wimmelt. Ich bin dann eben schon zu den Bäumen hingelaufen, wo sie sich üblicherweise aufhalten und auch der Geruch vorhanden ist. Der Hund ist eifrig herumgelaufen und letztlich am Baum hochgestiegen. Beim nächsten mal habe ich ihn geschickt, beim Hochsteigen habe ich das bestätigt und Futter ins offene Maul von oben fallen lassen. Jetzt sage ich "Eichörnchen"(nicht lachen!), Hund steigt an Baum hoch, auch wenn da keins ist und click und Futter. Steigt er ohne dieses Signal am Baum hoch(was er natürlich versucht) gibt es nichts usw., So kann ich ihn in Gebüsche oder hinter Erdwälle schicken(anderes Wort), die ich zunächst auch recht Flott zu Fuß erreiche und er bekommt seine Beute von mir, die er sich dann auch suchen muß. Der andere Hund nimmt ebenso freudig an diesen Inszenierungen teil und führt interessanterweise Scheinjagden durch , bricht sie nach einigen Metern (20-50) ab und rast fröhlich zurück , um sich seinen Lohn zu holen, da schließt sich häufig eine Meute an, mit der ich unterwegs bin und sie kommen tatsächlich gemeinsam zurück , Click und Jackpot für alle. Das hat mich sehr erstaunt. Insgesamt sind die Hunde in wildreicher Gegend viel aufmerksamer mir gegenüber und reagieren tatsächlich sehr gut auf meine Signale und ich sage nochmal: erst als ich aufgehört habe, sie dauernd zu beobachten, die lange Leine immer parat zu halten und sie bei jeder Kleinigkeit zu rufen. Ich bewege mich gelassen und habe mich für die Hunde so interessant gemacht, dass das eigenständige Jagen tatsächlich erheblich an Priorität verloren hat. Da sie für das Beutegreifen geboren wurden, biete ich ihnen letztlich die Alternative, diese "Beute" auf lustvolle Weise auch zu erlangen, ich mache mich für sie "kompetent", wie Martin treffend sagt.

: Und wir erzählen immer wieder gern die geschichte von dem jäger, der meine frau barsch anwies, ihren hund an die leine zu nehmen. In diesem moment haute seiner ab.....

Schöne Anekdote.
Herzliche Grüße

Carola


21. Dezember 1999 06:29

Hallo Carola,

eigentlich kann auchich den PC derzeit nicht mehr sehen, weil ich den ganzen Tag davorsitze. "Dummerweise" wird es gearde richtig interessant.

grinning smileya sie für das Beutegreifen geboren wurden, biete ich ihnen letztlich die Alternative, diese "Beute" auf lustvolle Weise auch zu erlangen, ich mache mich für sie "kompetent", wie Martin treffend sagt.

Ist vielleicht deshalb erfolgreich, weil es natürliche Veranlagung des Hundes ein Stück weit beinhaltet. Das Zusammenleben in sozialer Gemeinschaft ist ja nicht zuletzt darin begründet, das nur der Rudelverbund und die gemeinsame Jagd den Jagderfolg hinsichtlich grosser Beutetiere sichert.

Viele Grüsse,

andreas
:

21. Dezember 1999 08:34

: Nachfolgend wirst Du mir dann (hoffentlich)
: endlich erläutern können, inwiefern ich meine Hunde nicht : tierschutzgemäss behandel.

Ich wette drauf, daß es Deinen Hunden supergut geht, mit Sicherheit
sogar besser als millionen von anderen, um die sich wenig oder nur unsachgemäß gekümmert wird.

Wenn das "& Labs" gleichbedeutend mit "und Labrador's" ist, hast Du
nicht den geringsten Grund, Dich persönlich angesprochen zu fühlen.
Ich kenne nicht einen einigen (von etlichen) Labis, die es notwendig
hätten, mit härterer Methode angepackt zu werden. Wegen einem enormen
Will-to-please bringt der Labrador den halben Ausbildungserfolg schon
von hause aus mit.

Wenn ich solche Diskussionen führe, diskutiere ich NICHT DEINE Methode
mit DEINEM Hund, sondern den erfolgversprechenden Umgang mit vielen
Hunden in der Ausbildung. Ich kenne Dich nicht, Deinen Hund nicht,
Deine Arbeitsweise nicht und ich werde mich hüten, daß in einem
solchen konkreten Einzelfall zu kritisieren.

Das gilt aber nicht in der allgemeinen Ausbildung! Weil es eben auch
da weniger prädestinierte Hunde gibt, als eben diese Labrador's. Da
gibt es echte Probleme: Hunde die gelernt haben über Aggression
erfolgreich zu sein, ein Tierheimhund, der aggressiv ausrastet, wenn
Mann ihm im die Augen schaut, Hunde mit hoher jagdlicher Leidenschaft,
Hunde praktisch ohne Bindung zu den Leuten, Leute ohne jegliche
Kompetenze und sozialer Autorität, usw. usf.

Das "Nein" als Abbruchkommando funktionert eben beim Labi nach
Minimalst-Einwirkung, die gewiß nicht ein Fall für den Tierschutz
ist. Etliche andere Hunde strecken Dir aber locker die Zunge
raus, sagen "Ätsch" und sind weg. Was hilft also ein Rat, der nur
sinnvoll ist, bei einer kleine Gruppe von Hunden.

Ganz ähnlich sind solche Ratschläge wie "Zeig ihm wer der Boß ist",
"Schnauzgriff druchführen", "Den Hund aufs Kreuz legen".

Schaut man dann dahinter, sind das alles Dinge die man bestenfalls
wieder nur bei solchen Hunden durchführen kann, beim Labi, beim Golden,
beim kleinen Mix, beim Zwergpudel. Mach das doch mal bei einem
3 jährigen unerzogenen Hovawart, der gelernt hat, Aggression
zweckoptimiert einzusetzen - so einer nimmt Hundeführer oder Trainer
auseinander.

Fazit: Ratschläge, die nur auf einen kleinen Teil von Hunden erfolgreich
anwendbar sind, sind Mist. Denn wenn sie falsch und unsachgemäß bei
einem nicht-passenden Hund angewandt werden, fließt villeicht Blut. Dann
sind diese Ratschläge einfach nur noch verantwortunglos.
Das betrifft imho auch den Jagdtrieb, wenn der Hund dauerhaft über
falsche Einwirkung mehrfach desensibilisert wird:
1 Auf die Einwirkung
2 Für die Zusammenarbeit mit dem Menschen
3 Für sein Vertrauen in "seine" Menschen
4 Für das eigentliche Lernziel

: Wenn meine Hündin einen Kauknochen knabbert und der Rüde kommt
: ihr zu nah, weil er ihr das Teil abnehmen will, dann knurrt sie ihn
: leicht an und wenn er`s dann nochmal versucht, startet sie einen
: sogenannten Scheinangriff.
: Die Betonung liegt hierbei auf Schein. Sie beührt ihn dabei nicht ! : : Sie ist nur mächtig laut dabei.
: Der Rüde versteht`s und trollt sich.

Das ist doch ok. Wenn es funktioniert, würde ich es genau so machen.
Da ist auch imho absolut nix tierschutz-relevantes zu sehen. Nur.....

...was denkst Du, wenn ich diesen Rat den Hovawart-Besitzern gegeben
hätte, wo der Hund genau dieses bei seinen Leuten in der Küche gemacht
hat. Frauchen ist in der Küche, bereitet Essen, Hund ebenfalls, Herrchen
kommt rein, Hund führt einen Scheinangriff durch und knurrt ihn raus.

Und nu?

: Weiter: als meine Hunde (als Welpen) am Teppich knabberten, habe ich
: gesagt NEIN und die Schnauzen der Hunde SANFT vom Teppich weggenommen.

Dass ist ein Einzel-Glücksfall. Ok, wenn's funktioniert. Ich kenne einen
Leonberger, der die halbe Wohnung zerlegt hat, einen Dobermann-
Dalmatiner-Mix, der im Moment das gleiche tut. Die Hunde interessieren
sich einen Dreck für das "Nein" mit leichter körperlicher Einwirkung.

: Nicht anders gehe ich in anderen Situationen vor. Das unerlaubte
: Entfernen (und damit auch das Wildern)
: habe ich durch Spielen mit dem Ball und Einbau des NEIN geübt und auch : Erfolg damit.
:
: Wo bitte ist hier Tierquälerei im Spiel ?

Kann ich jetzt nicht erkennen und habe ich auch vorher nicht angenommen.
Aber Du und Deine Hunde und Deine konkrete Vorgehensweise ist nicht
mein Thema.

Thema wäre für mich: Mit vielen anderen Hunden hast Du damit
Erfolg gehabt, welche Rassen, wie alt bei Beginn der Erziehung,
Welpen oder erwachsen aus Tierheim, rassetypsiche Veranlagung, etc.

: Niemals habe ich oder würde ich arbeiten, wie auf solchen Plätzen
: gearbeitet wird.
: Mein Empfinden für Unrecht war auch damals schon sehr ausgeprägt.

Das freut mich.

: Ich frage Dich nochmals, wo liegt beim Festigen des NEIN`S beim Spiel : über den Ball die Gewalt oder der Strafreiz ?

Häh, verstehe ich nicht. Wieso wird das "Nein" im Spiel mit dem Ball
etabliert. Lernbiologisch wäre das doch total daneben. Spiel ist
Spiel! Spass haben, um des Spielens willen. "Nein" ist Erziehung, mit
körperlicher Einwirkung, uninteressant wie stark. Der eine Hund reagiert
nach leichter Einwirkung, der ander braucht mehr.

Tatsache ist: Ohne Einwirkung wird das "Nein" zum Umweltrauschen, da es
eben keine relevante Information enthält - also ohne Konsequenz, weder
angenehm noch unangenehm. Was sollte der Hund also damit anfangen?
Ganz einfach: Ignorieren!

Wenn ich aber körperlich einwirken muß, dann gibts eben auch Hunde, die
machen es nur bei starker Einwirkung, und genau hier beginnt es
zweifelhaft zu werden. Und genau das ist das Thema bzw. mein Thema.

: Ne Thomas, dat hab`ich bestimmt nicht geschrieben.

Natürlich nicht, habe ich ja auch gar nicht gesagt. Wir habens doch
aber beide gelesen. Nein, ich sag's nicht noch mal.... ;-)

:: Wenn nun die beginnende jagdliche Motivation
:: (gleich am Anfang) mit "Falsch" als Nicht-Erfolgversprechend markiert
:: wird, der Hund aber sofort Information über Alternatives
:: erfolgreiches bekommt, ist das für mich das Mittel der Wahl.
:
: Wie gesagt, versteh` ich nicht.

Vielleich sollte man daran arbeiten....

: und vielleicht kannst Du mir jetzt freundlicher Weise meine Fragen
: beantworten, damit wir endlich mal zu Potte kommen.

Mehr kann und will ich nicht mehr dazu sagen. Ich klink mich jetzt
hier endgültig aus. Ich gehe jetzt in meinen verdienten ;-)
Weihnachtsurlaub.

vg
Thomas

21. Dezember 1999 08:47

Hallo Reinhold,
:
:
: Einst habe ich mit meinem English-Setter einfache Sitzübungen mit dem Clicker gemacht. Ich habe mit den Bestärkungsschemata experimentiert und ich habe immer mehr Verlockungen eingebaut. Die Verlockungen wurden immer stärker. Beispiel: Hühnchenfleisch in der Hundefutterschüssel und der Hund marschiert darauf los. 5 cm bevor die Hundeschnauze beim Fleisch ist, kommt der Befehl "Sitz" und der Hund sitzt. Wenn der Hund draußen auf der Straße einen vierbeinigen Spielkameraden sieht: "Sitz". Das kann man üben, üben, üben..... Jeden Tag von vorne.

Eben nach diesem Schema, wenn auch mit Variationen habe ich das eingeübt, was ich sol als "Abbruchkommando bezeichne". Der schrittweise Aufbau immer stärkerer Reize, wenn jeweils die vorhergehende Stufe zuverlässig befolgt wurde. Statt des "Sitz" handelte es sich bei mir um das "nein", heute bevorzuge ich ein simples "hey", weil es in Stressituationen bei anderen Menschen weniger beängstigend wirkt, die bei einem lauten "nein" womöglich Angst und Panik unterstellen.
:
: Eines Tages wollte ich es genau wissen: Als draußen im Wald 200m vor meinen Augen sich ein Hase im Gebüsch versteckte, den mein damals einjähriger Setter nicht beobachtet hatte, ging ich spontan mit ihm dort hin und ließ ihn suchen. Ohne Leine. Als der Hase aufstand und flüchtete, nagelte ich den Rüden mit einem einfachen "Sitz" auf den Boden. Seine Augen sprühten Feuer und sein Hintern schwebte 10 cm über dem laubbedeckten Boden, aber er bliebt dort, wo ich ihn verbal festgenagelt hatte. Er konnte den Fluchtweg des Hasen über mehrere hundert Meter hinweg beobachten und folgte ihm trotzdem nicht. Wäre ich mir des Erfolgs vorher nicht sicher gewesen, hätte ich den Hund angeleint und *nicht* nach dem Hasen suchen lassen. Das ist sicher.

Ganz genau. Ich bin nach zuverlässigem Befolgen des "nein" jeden Tag extra mit dem Hund über die Wiese mit den Mümmelmännern gegangen und habe den Hund letztlich dann auch losstürmen lassen, um ihn dann zu stoppen.
Ganz interessant ist aber etwas, was Carola und Martin weiter unten angesprochen ahbe, nämlich das "mitmachen" bei Jagd und Erkundung. Mir selbst ist das bislang gar nicht so bewußt gewesen. Aber ich bin über die "Hasenwiese" teilweise im Vollgas zusammen mit mit meinem Hund gerannt, der war zwar hoch aufgeregt ob der ganzen Karnickel und ist mal links und rechts ein bis zwei Meter von mir weggesprungen, blieb jedoch immer um mich herum und in meiner Richtung.
Ob Hund dies wohl als Jagd im Rudelverbund sieht, bei der ich das Geschehen und die Richtung bestimme? Ich weiss es nicht, verblüffend ist es dennoch.
:
: Was den Gehorsam am Wild anbetrifft, bevorzuge ich aber ansonsten eine Ersatzhetze, die ich mit einem Einfach-Pfiff aus der Ultraschallpfeife ankündige. Im Übungsstadium ist das bei mir ein einfacher Richtungswechsel, den ich zunächst lange Zeit ohne Wild mit dem freilaufenden Setter übe und der ausschließlich mit anschließendem Rennen (zum Teil mit dem Rennrad) positiv bestärkt wird.

Das hat mir an anderer Stelle bereits gut gefallen. Beim Thema Jagen sehe ich auch die Notwendigkeit, den Hund mit einer Ersatzhandlung zu beschäftigen, weil da die Verlockung mitunter anhält und zu groß ist, als dass ich den Hund in dieser Anspannung lassen möchte.
:
: Wenn ich jetzt Schlußfolgerungen ziehen und werten soll, dann muss ich ganz einfach sagen: Es gibt verschiedene Methoden, einen jagdlich ambitionierten Hund vom Hetzen abzuhalten. Entscheidend für den Erfolg ist vielleicht gar nicht so sehr die Methode, sondern vielmehr die Konsequenz, die Systematik und die Ausdauer in der vorangegangen, sicherlich immer langwierigen Erziehung bis man dieses Wunschziel erreicht hat.

Die Methode ist insoweit wichtig, als es durchaus relevant ist, welchen Einwirkungen der Hund ausgesetzt wird. Sofern mir vorgehalten wird, dass ich einen aversiven Reiz in Form meiner Stimme eingesetzt habe, so muß und kann ich damit leben. Teil der Übungen waren Futter, ein Ball und meine Stimme. Körperliche Einwirkungen oder eine Leine gab es nicht. Letztere deshalb nicht, weil Hund jedesmal sofort gemerkt hat, dass er angeleint war, das war dann keine Übung mehr, weil er ohnehin keine Anstalten machte loszujagen.

Ohne Üben in kleinen, ganz kleinen Schritten und mit sich steigernden Reizen wird es aber in keinem Fall gehen, dies ist aber eigentlich bei jedem Lernziel so. Wenn ich die Schritte zu groß mache, ist es natürlich immer ein leichtes, es auf die Ungeeignetheit der Methode zu schieben.
:
: Entscheidend für die lang anhaltende Zuverlässigkeit der Erziehung ist wiederum auch nicht die Methode, sondern die Zuverlässigkeit hängt vermutlich in viel stärkerem Maße davon ab, wie gut man den Gehorsam auf diesem hohen Level zu halten vermag.

Entscheidend scheint mir gerade beim Jagen nicht alleine die Übung des Nichtjagens zu sein. Die ist mir zu isoliert betrachtet und muß meines Erachtens zum Scheitern führen. Wie Carola immer so schön betont: es gilt die "ganzheitliche" Betrachtung.

Was unternehme ich überhaupt mit dem Hund?
Bleibt er in meiner näheren Umgebung und in meinem Einwirkungsbereich?
Orientiert er sich an mir?
Sucht er Blickkontakt?

Bei wem nicht ohnehin ständige Interaktion (damit meine ich nicht ständige Korrektur) zwischen Hund und Halter besteht bzw. wessen Hund bei jeder sich bietenden Gelegenheit zeigt, dass er an allem anderen Interesse hat, nur nich tan mir, der wird noch so viel einen Abbruch, ein "down" oder ein Abrufen üben können, der Erfolg wird sich kaum einstellen.

Viele Grüsse,

andreas

21. Dezember 1999 10:36

Hey Sabine,

genau das, was Du geschrieben hast, wollte ich auch schreiben, denn es ist ein großer Unterschied, ob ich einem Junghund von vornherein nicht gewähren lasse mit einem "Nein" oder ob ich wie Du, einen Hund habe, der ein passionierter und gewohnter "Jäger" ist oder war.

Viele Hunde gehen auch gar nicht auf "Sicht" sondern auf "Geruch". Das heißt, das man als Mensch überhaupt nicht die Möglichkeit hat, dem vorzugreifen, denn nur der Hund hat das in der Nase, nicht ICH. Und dann? Ich kann davon auch ein Liedchen trällern, allerdings durch eigenes Verschulden. Meine Hündin war von jetzt auf gleich aus dem Stand, ohne Vorankündigung (wie z. B. gespitzte Ohren, Blick auf das Feld) weg. Das "Vorgreifen" war mir überhaupt nicht möglich. Zudem kommt natürlich noch bei vielen Hunden, daß sie ein erfolgreiches Jagen einem "Nein" vorziehen.

Sicherlich sollte man seine eigenen Erziehungsmaßnahmen überprüfen und über sich selbst Gedanken machen, ob man nicht doch irgendwo inkonsequent ist und den Hund nicht hundegerecht behandelt. Ich würde auch jedem empfehlen, das "Nein" zu konditionieren. Nichtsdestotrotz ist das nicht unbedingt ein "Allheilmittel", um JEDEM Hund das jagen abzugewöhnen und ich kann mir sehr gut vorstellen (aus ehemaliger eigener Erfahrung), daß viele an sich zweifeln, weil sie mit dem "Nein" eben nicht den gewünschten Erfolg haben.

Wir haben es geschafft, was ich vor 1,5 Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Ich habe viele Dinge geändert im Umgang mit meinem Hund. Das wichtigste ist eigentlich, daß ich mich für meinen Hund interessant gemacht habe und IMMER etwas Positives bedeute. Das "Nein" nutze ich auch heute noch, wenn wir einen Hasen sehen, aber weniger als negatives Kommando, eher als Beschwichtigung "Jill, laß gut sein. Ich hab ihn gesehen und Du mußt nicht hinterherlaufen" und genau in diesem Tonfall kommt es auch von mir. Aber wie gesagt, ich habe auch viele andere Dinge geändert und wenn ich mal (was in diesem Jahr nicht einmal passiert ist) zu spät reagiere, muß ich mir halt selber die Leine vor den Kopf klopfen und mir selber sagen: Da warste aber jetzt blöd! Ich hoffe, es kommt nicht mehr vor, weil ich den Weg zu meinem Hund gefunden habe, ohne Hilfsmittel und ohne negativen Einfluss. Im Gegenteil, ich war vielleicht vorher zu negativ für meinem Hund!

Viele Grüße
Bianca