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Clicker und Knaller

geschrieben von Dany(YCH) 
Clicker und Knaller
04. Januar 2000 10:23

Mein Hund hat Sylvester zum Glück gut hinter sich gebracht. Am Neujahrsmorgen sind wir sogar eine Stunde durch den Wald - im Hintergrund mindestens 100 Knaller auf Entfernung. Trotzdem brauchte ich keine Leine, keinen Clicker, kein Futter - Balzak war locker und entspannt. Einen Tag später reichte es dann aber doch: Jugendliche verpulverten ihre Reste in der Nähe unseres Hauses. Es dauerte nicht lange und Balzak stemmte auf dem Spazierweg die Beine in den Boden und dann wollte er wieder in Panik die Flucht nach hinten antreten. Also Clicker raus und den Hund abgelenkt. Sitz, Fuß, wieder Sitz - Super machst Du das! Allein der Clicker tut es natürlich nicht, ein bißchen anstrengen muß ich mich schon. Jetzt der Witz: Er ignoriert komplett seinen Ball (für den er alles tut), er spuckt sein Lieblingsfutter aus und trotzdem geht er weiter - ich muß eben im rechten Moment reagieren und darf ihm keine Chance zum "Denken" geben. Für mich ist das immer noch erstaunlich. Wir konnten unsere Runde laufen, die Rute war unten und er war ziemlich beeindruckt, aber er ging und die Panikattacke war beendet. Nach zehn Minuten nimmt er auch wieder Futter und ich kann den Clicker reduzieren.
Und gestern: Balzak ist wieder ganz der Alte, läßt sich auf 100m um die Ecke ablegen und donnert begeistert mit seinem Ball über die Wiesen. Ein Glück, dass wir den Clicker haben... Dany


04. Januar 2000 12:03

Grüß Dich Dany,

du schilderst ein paradebeispiel des clickers als sicherheitssignal:

: ... dann wollte er wieder in Panik die Flucht nach hinten antreten. Also Clicker raus und den Hund abgelenkt. Sitz, Fuß, wieder Sitz - Super machst Du das! Allein der Clicker tut es natürlich nicht, ein bißchen anstrengen muß ich mich schon. Jetzt der Witz: Er ignoriert komplett seinen Ball (für den er alles tut), er spuckt sein Lieblingsfutter aus und trotzdem geht er weiter -

Alles andere ist für ihn keine bestärkung (stress!), sondern nur die gewissheit, es wird nichts geschehen.
Über mentale zustände und veränderungen, die durch den clicker ausgelöst werden (können), beginnt man erst seit kurzem, sich gedanken zu machen.
Schlecht ist es, wenn dann doch ein knaller in der nähe rummst.

tschüß martin & mirko

05. Januar 2000 10:46

: Hallo Martin,

Dein Kommentar leutet mir voll ein.
Was ich immer noch nicht recht begreife: Wie kam es dazu, daß der Clicker für Balzak zum Sicherheitssignal wurde? Am Anfang war der Clicker negativ für ihn. Und als er ihn endlich akzeptierte (Nicht gut fand) knallte es auch schon wieder. Trotzdem wurde und blieb der Clicker für Balzak ein Signal für "Alles nicht so schlimm" und das ist bei einem Hund wie ihn schon erstaunlich. Er war ja für nichts anderes mehr ansprechbar.
Schönes Bsp: Balzak ist sehr verfressen. Seine Mahlzeiten mit Metallschüssel dauern 10 Sekunden. Aber wir waren ja so weit, daß der Klang der Schüssel ihn so in Panik versetzte, daß er das Fressen abbrach und das Weite suchte...
heute ist klar: Balzaks Geräuschempfindlichkeit ist nur zu kontrollieren, wenn alle Geräusche regelmäßig zu hören sind. Damit ist auch der Clicker inzwischen überflüssig. Für alle neuen oder lang nicht gehörten Geräusche ist das Sicherheitssignal Clicker nach wie vor wichtig. Dabei kann es in dieser Sekunde ruhig knallen (!), dafür ist die Kombination Clicker und Ablenkung durch Arbeit das Ausschlaggebende. Denn Futter und Ball haben einen großen Konkurrenten: Arbeit.
Hatte der Clicker den Erfolg, weil er eben auch ein Geräusch ist und weil er von mir von Anfang an mit Arbeit (Ablenkung) verknüpft wurde?
Es ist nur erstaunlich, daß ein Hund in dieser enormen Streßsituation für Fressen nicht mehr empfänglich ist, aber für Arbeit (je nach Intensität mit/ohne Clicker)Der Clicker ist damit zum allgemeinen Streßkiller geworden. Ein Weg ist begehbar, auch wenn er vorher vermint war - das ist eine komplette Wende und verdammt viel wert!
Ich bin sehr gespannt, was die Wissenschaft uns auf diesem Gebiet noch bringen wird!
Dany

05. Januar 2000 13:13

Grüß Dich Dany,

Du hast das sehr gut beobachtet:

:..... dafür ist die Kombination Clicker und Ablenkung durch Arbeit das Ausschlaggebende. Denn Futter und Ball haben einen großen Konkurrenten: Arbeit.

Nicht wir entscheiden, was den hund bestärkt, sondern seine bedürfnisse tun das. Der clicker wird zu einem TOKEN. Er steht als platzhalter für alles, was dem hund in dieser situation angenehm ist.
So etwa, wie geld für uns. Wir kaufen etwas zu trinken, wenn wir durst haben, etwas zu essen bei hunger, kino,..... etc.

: Hatte der Clicker den Erfolg, weil er eben auch ein Geräusch ist und weil er von mir von Anfang an mit Arbeit (Ablenkung) verknüpft wurde?
: Es ist nur erstaunlich, daß ein Hund in dieser enormen Streßsituation für Fressen nicht mehr empfänglich ist, aber für Arbeit (je nach Intensität mit/ohne Clicker)Der Clicker ist damit zum allgemeinen Streßkiller geworden.

In unserer nomenklatur ist das ablenkung. Für den hund ist "arbeit" wahrscheinlich ein aktiver abbau von stresshormonen. Und inosweit entspannt es ihn, erleichtert ihn. Das würde man unter B- ansiedeln, also subtraktive bestärkung.
Es sind ja, wie Thomas Lüning immer wieder betont, innere zustände, die die wesentlichen funktionen bewirken.
Ob das bei jedem hundetyp gleich gut geht, glaube ich nicht, da sie unter stress sehr verschieden reagieren. Ich vermute einmal, dass es bei extrovertiereten vertretern so wie bei euch läuft.

tschüß martin & mirko



06. Februar 2000 08:57

: Mein Hund hat Sylvester zum Glück gut hinter sich gebracht. Am Neujahrsmorgen sind wir sogar eine Stunde durch den Wald
:
Hallo Dany und Balzak,
ich habe schon verschiedene Berichte von Euch in diversen Zeitungen gelesen., und habe diverse Probleme mit meinem Briard die Euren ähnlich sind.
Lascar hat keine Angst, sowie Balzak.
Unser Problem ist eher die hyperaktivität und das Dominanzverhalten, welches aber zeitweilig mit starker Unsicherheit meines Hundes verbunden ist, so daß ich in diesen Situationen nicht weiß wie ich mich verhalten soll ( er knurrt manchmal wenn man ihn streichelt und ist dabei am ganzen Körper am zittern).Ich gehe regelmäßig auf den Übungsplatz mit ihm. Auch dort macht er die Übungen manchmal sehr gut und an manchen Tagen ist er so aufgeregt das er vor lauter Energie nur unfug macht.
Auch tendiert er dazu einzelne Spaziergänger zu verbellen und Hunde welche durch sein stürmiches auftreten vor ihm weglaufen hinten in die Flanken zu kneifen. Weißt Du vielleicht Rat wie ich ihm das abgewöhnen kann und wie ich ihm die zeitweilige unsicherheit nehmen kann? Lascar ist regelrecht launisch, ich denke wenn ich den Unsicherheitsfaktor zumindest etwas in den Griff bekommen könnte, ging es ihm wesentlich besser.
Scöne Grüße Sandra