:: Und wieviele Tage insgesamt hat das jetzt gedauert, bis Du soweit
:: warst???
: bitte nicht auslachen: 5 Minuten.
: Deshalb glaube ich auch, dass sie es vorher schon konnte.
Hallo Harr,
ich lache nicht, das ist für mich ein realistischer Wert, selbst wenn sie es vorher noch nicht konnte. Ayko ist seit seiner 9.Lebenswoche bei uns. In den ersten beiden Jahren hat er niemals irgendjemand Pfötchen gegeben, obwohl ganze Horden von Kindern das immer wieder bei ihm ausprobiert haben und sich das gerne gewünscht hätten. Innerhalb von 5 Minuten hat er Pfötchen geben mit dem Clicker gelernt. Aber das ist wirklich nichts Außergewöhnliches, zumal die Bewegung ja wohl zu den angeborenen gehört. Es gibt andere Übungen, die nicht in den Instinkten verankert sind, die ein Clickerhund genauso schnell lernen kann. Das Langsamste am Clickern ist die Theorie. :-))))
: Mit dem Zeigestock habe ich noch nicht angefangen, weil ich mir
: noch so ein Ding besorgen muss. Dachte da an was ausziehbares
: wie man es für Präsentationen benutzt
Ja, genau das habe ich auch gekauft. Bürofachhandel, ausziehbarer Zeigestock
für Flipcharts. Kosten: Ca 20.-- DM. Sieht aus wie eine verchromte Teleskop-Autoradioantenne und hat einen eingebauten Kugelschreiber.
Auf die Spitze einen Wattebausch, einen Fetzen blau-weiß karierten Stoff drüber und mit Nähfaden festbinden. Fertig.
Kauf gleich zwei der Zeigestöcke, einen für den Hund und den anderen für Dich für später, wenn Du einmal selber Clickerseminare gibst. ;-))))
Vorbehalte gegen Leckerchen:
: Kann ich Dir erklären: Aus meinen Hundeplatzerfahrungen (mit einem
: anderen Hund) habe ich keine guten Erinnerungen bzgl. Belohnung
: durch Leckerlis. Das ganze Motivationsgetue und Rumgehopse und
: der eunuchenhafte "Fein"-Singsang ging voll in die Hose.
: Ergebnis: Hund nahm mich nicht mehr ernst!
: Ich habe dann die Futterbelohnung eingestellt und einiges
: an meinem Verhalten geändert und siehe da: Hund gehorchte plötzlich.
: Obwohl es ein begnadeter Jäger war (Polarhundmix), konnte ich
: ihn schliesslich sogar aus der Jagd abrufen. Ohne Hundeplatz,
: ohne Eunuchengetue und ohne Gewalt.
: Ich habe mich einfach so verhalten wie ich bin und Punkt.
Bei mir war es in etwa umgekehrt. Ich hatte vor vielen Jahren eine begnadete Jägerin, eine Irisch-Setter-Hündin, die mich fast zur Weißglut brachte. Ich war nahe daran, mir ein Teletakt-Gerät zu kaufen, aber während ich noch darüber nachdachte hatte ich die flotte Jägerin einzig und allein durch positive operante Konditionierung soweit gebracht, dass sie den Hasen sausen ließ und meinem Pfiff folgte.
Bloß hatte ich damals noch keine blasse Ahnung, was positive operante Konditionierung überhaupt ist. Das habe ich mir erst viel, viel später, hier und in amerikan.Clickerforen und Web-Sites, angelesen. Und diese Theorie passte zu meinen Erfahrungen, wie der Deckel auf einen Topf.
: Hätte ich vorher die vielen Bücher nicht gelesen, wäre mir
: das wahrscheinlich erspart geblieben. Aber man will es ja
: als Hundeanfänger besonders gut machen und in den meisten Büchern
: steht halt leider immer noch viel unreflektierter Mist.
Ja, leider und das Fatale daran ist, dass man als Anfänger das gar nicht oder zu spät merkt.
: Meine Vorbehalte kommen deshalb mehr aus dem Bauch raus,
Und die Theorie zum Clickertraining beruht auf unangefochtenen, wissenschaftlichen Untersuchungen
: obwohl es sicherlich Begründungen gäbe wie z.B. "der Leitwolf
: verteilt auch keine Leckerlis". Ich möchte halt auf keinen Fall
: das bisher mit Ronja erreichte auf's Spiel setzen
Das finde ich nicht verkehrt. So habe ich am Anfang auch gedacht und habe streng getrennt zwischen meiner traditionellen Erziehung und dem - für mich - Neuen was ich da gelesen habe.
: und werde deshalb Belohnung durch Futter nur sehr
: dosiert (z.B. zuhause) einsetzen. Solange das Spiel mit
: mir genauso gut funktioniert, ziehe ich es vor, weil wir
: uns dann beide intensiver miteinander beschäftigen als
: wenn einer nur vor sich hin kaut.
a) Du kannst statt Leckerchen selbstverständlich auch das Spiel
als Belohung einsetzen (Martin hat das bereits erwähnt)
b) Clickertraining betrachte ich als intensivste Kommunikation
mit meinem Hund, es ist eine "Sprache", die wir mittlerweile
beide gut verstehen. Das fördert unsere soziale Bindung
ungemein.
c) Clickertraining beansprucht max. 1/4 der Zeit, die ich mit
meinem Hund täglich verbringe. Der ganze Rest steht zur
freien Verwendung.
: Mir ist allerdings auch klar, dass Futterbelohnung gewisse
: Vorteile bietet. Vor allem ist es bequemer.
Es geht um positive Motivation beim Hund. Kann man die in ausreichendem Maße mit Leckerchen erreichen, ist das der einfachste und schnellste Weg Clickertraining zu betreiben. Die Häppchen wähle ich so groß, dass sie Ayko einfach schluckt und dann sofort weiteragieren kann. So besteht eine Clickersession vorwiegend aus Ausbildung und nur zu einem ganz kleinen Bruchteil aus Schlucken. Kauen ist nicht erforderlich.
: Nur ist der bequemste Weg auch immer der beste?
Der beste Weg ist immer der, der zu einem zuverlässigen und dauerhaften Lerneffekt führt. Wenn Du Dich intensiv mit den Bestärkungschematas und den Folgen der Futterreduzierung bei der Ausbildung beschäftigst, dann bemerkst Du gewisse Differenzen zwischen dem was der Mensch denkt und dem wie ein Tier lernt.
Mir geht einfach der bettelnde Hund am Tisch nicht aus dem Kopf. Das muss ein absolut zuverlässiger Lernvorgang gewesen sein, der dem hartnäckigen Betteln vorausging. Und nun darfst Du überlegen, wie dieser Lernvorgang ablief. Früher habe ich gelesen, dass man das Betteln am Tisch nie mehr wegkriegt. Heute weiß ich wie man dabei ganz schnell Erfolg hat. Ich habe durch das Clickertraining gelernt, dieses zuverlässige und dauerhafte Lernen zu meinem (und des Hundes) Vorteil zu nutzen.
Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko