Hallo Martin!
zu deinem Leserbrief in “Der Hund” darf ich dir herzlich gratulieren.
Das ist eine sehr sachliche
und trotzdem engagierte antwort.
Danke für die Blumen!
Da ich seinerzeit mit meinem
buchmanuskript die nächte
durchmachte, konnte ich gar nichts schreiben, und das war vielleicht gut
so.
Bis vor kurzem habe ich auch Nächte mit Schreiben durchgemacht, da kam es auf
die eine mehr oder weniger nicht an. Nachdem Du mir das Kosmos-Clickerprojekt
vor der Nase weggeschnappt hattest ;-) (ich hatte ihnen nämlich vor ca. 1/2 Jahr
was angeboten, aber da warst Du schon fest engagiert...), haben sie mich
gefragt, ob ich nicht statt dessen ein Erziehungsbuch für ihre Reihe
Praxiswissen Hund schrieben wolle. Und wie man sagt: besser der Spatz in der
Hand als die Taube auf dem Dach. Am 15. Januar hatte ich Abgabetermin, das Buch
soll im Herbst erscheinen. Ich habe mir übrigens erlaubt, in Punkto Ausbildung
ein wenig "getarntes" CT ("fein!" statt Click) einzuschmuggeln ;-)))
wie
groß bedarf und interesse
sind, ist uns beiden zumindest bekannt. Die hundehalter sind
aufgeschlossen. Sie wollen es
wissen!
Sehe ich auch so.
Auch ich habe in enttäuschenden lektionen lernen müssen, daß tierliebe
und achtung vor dem
anderen lebewesen nicht ausreicht, um verhalten zu ändern. Der ball, das
leckerle haben alles
mögliche bewirkt, nur nicht das ersehnte verhalten. Heute weiß ich
warum. Zum wollen gehört
halt auch das beherrschen der wirksamen regeln.
Ja! Und wieviel mehr man rausholt, wenn man diese Regeln wirklich beherrscht und
anwendet, als wenn man dann bei Mißerfolg auf Zwang zurückgreift, haben mir
freundlicherweise meine Hunde immer wieder gezeigt.
Genau deswegen ist interessant, dass vor allem langjährige ausbilder und
hundeschulenbetreiber
in den leserbriefen anworten. Sie haben ein problem. Sie fühlen sich in
frage gestellt, obwohl
niemand sie angreift.
CT muß wohl in der Tat sehr viel Sprengstoff in sich bergen, daß gerade
alteingesessene Ausbilder sich oft so darüber aufregen. Aber ich kann das ganz
gut verstehen. Es ist so radikal anders, daß man sich wirklich in Frage gestellt
fühlen muß, wenn man damit in Berührung kommt. Für Beate und mich war der
Kulturschock nicht mehr so groß, weil wir uns über die Jahre der operanten
Konditionierung und fast ausschließlich positiven Verstärkung schon sehr weit
angenähert hatten, als wir den Clicker kennenlernten. Ich erinnere mich aber
noch gut, wie wir selbst vor ein paar Jahren heiß diskutiert haben, ob man Hunde
tatsächlich ausschließlich mit Belohnung zu zuverlässigem Gehorsam kriegen
könnten.
Dummerweise ist clickertraining nicht bequem, sondern erfordert viel
geduld, ausdauer und
selbstbeherrschung.
Geduld
ist nicht “in”,
.. aber es bildet doch den Charakter!
Interessant ist, daß gerade “praktiker” stundenlang ihre bedenken und
kritikpunkte formulieren
können, aber den clicker wie ein glühendes stück eisen meiden.
Das finde ich auch. Ausprobieren würde ja nun nicht viel schaden. Aber
anscheinend haben die Leute große Angst, die Kontrolle über ihren Hund ganz zu
verlieren, wenn sie es auch nur vorübergehend mal ohne "Durchsetzen" des
Gehorsams versuchen. Und man muß es auch ehrlich versuchen, finde ich, nicht nur
3 Tage clickern für das schwierigste Erziehungsproblem, das man hat, und dann
den Clicker in die Ecke werfen, weil der Hund immer noch nicht "funktioniert"
und noch nicht so begeistert bei der Sache ist wie ein erfahrener Clickerhund.
Was wirklich schade ist, daß leute, die sich mit problemhunden
beschäftigen, verunsichert
werden könnten. Dort kenne ich wirklich nichts wirksameres als die
(sogar ziemlich formale)
arbeit mit dem clicker.
Stimmt, es ist manchmal erstaunlich, wieviel es insgesamt bringt, wenn man auch
nur Sachen außerhalb des Problems übt, wie z.B. Tricks usw.
Erstaunt war ich über bemerkungen, es sei „nicht artgerecht“. Also,
schluss mit den kommandos,
weg mit der leine, weg mit dem halsband, weg mit der futterschüssel, auf
zur jagd. Jetzt leben
wir artgerecht!
Genau das habe ich auch gedacht. Was ist denn überhaupt artgerecht? Doch wohl
nicht = zurück zur Natur? Ich dachte bisher immer, wenn der Hund etwas
begeistert mitmacht, kann es doch keine Tierquälerei sein und die wird mit
"nicht artgerecht" ja immer zumindest unterstellt.
Aber gönnen wir Susanne Kerl die steigerung der auflage von DER HUND um
1000 exemplare.
Wenn sie damit 1000 hunden und ihren menschen zu einem besseren
miteinander geholfen hat,
wäre das ein toller erfolg.
Also, da bin ich bescheidener. 2-3 tun es doch auch schon ;-)))
Viele Grüße von
Sabine Winkler