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Nur geringe Widerholrate möglich

geschrieben von andreas(YCH) 
Nur geringe Widerholrate möglich
19. Januar 2000 12:11

Und schon meine nächste Frage:

Entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten muß ich heute mal etwas auch rassebedingten Besonderheiten schieben: (Carola wird mir sicher zustimmen):

Im Vergleich zu anderen Hunderassen kann ich bei meinem Rhodesian Ridegback nur eine deutliche verminderte Widerholungsrate erzielen, mit einer zweiten RR-Hündin, die ich fast täglich dabei habe ist es genauso, ähnliches bestätigen mir andere Halter.

Übung 2-3 Mal wiederholen ist o.k. . Danach wird es eng, über 5-6 Mal brauche ich erst gar nicht hinausgehen und ist meines Erachtens schon zu viel. Die Hunde zeigen deutlich nach den ersten 2, 3 Wiederholungen: "ich hab es kapiert, das reicht." Leider auch wenn es nicht so ist. Andererseits werden oft mehrere Schritte auf einmal überschritten und Hund zeigt sofort das "Endergebnis" vor allem wenn ich es selbst in Person vormache... :-)

Übliche Schemata mit hohen Wiederholungsraten scheiden also aus. Was tun? Jackpot früher, bei kleinstem Fortschritt in die richtige Richtung, einsetzen?

Ich sehe hier wirklich keine Besonderheit aufgrund meines eigenen Umgangs mit dem Hund, sondern deutliche rassebedingte Veranlagungen, die mißverständlich als "Sturheit" fehlinterpretiert werden könnten.

Laßt mal was hören.

Viele Grüsse,

andreas


19. Januar 2000 17:00

Hallo Andreas,

:... (Carola wird mir sicher zustimmen):
:
: Im Vergleich zu anderen Hunderassen kann ich bei meinem Rhodesian Ridegback nur eine deutliche verminderte Widerholungsrate erzielen,...:

Diese Beobachtungen habe ich auch gemacht und oberflächlich betrachtet, sind RR Hundetypen, die schnell gelangweilt wirken und man bekommt als Halter rasch den Eindruck, für den(erwachsenen) Hund der ewige Entertainer sein zu müssen.
...Und schon haben die Hunde uns klasse konditioniert, das geht beinahe unbemerkt. Übungen, die RR schon beherrschen, mehrfach hintereinander zu wiederholen, ohne deren Ausgang zu wechseln macht wirklich wenig Sinn.
Beim Lernen einer Übung allerdings, wenn man wirklich darauf achtet, dass man die vom Hund ausgehende Aktivität im perfekten Timing bestätigt, erscheinen diese Hunde dann doch hoch motiviert. Wichtig, die Übungen dann abzubrechen, wenn der Hund noch sehr konzentriert bei der Sache ist und niemals den Hund bestätigen , wenn die Leistungen schlechter werden, das kommt sofort ins elefantöse Gedächtnis und wird als erlerntes Prinzip Dir irgendwann später aufs Butterbrot geschmiert. da habe ich mir schon einiges vers...bis ich den Grund für die Pomadigkeit erkannt habe: auch die wurde- anlagebedingt vorhanden- irgendwann mal konditioniert. Mein alter Rüde hat sich für das knackende Geräusch anfangs überhaupt nicht interessiert, es hat ewig gedauert, bis der Clicker etabliert war. Der Hund war damals insgesamt wohl nicht sehr überzeugt von mir...
Also lieber nach einer gewissen Pause nochmal einsteigen und dann die Wiederholungen um 1-2 erhöhen und die längeren Intervalle vielleicht mit Jackpot abschließen, der sollte aus meiner Sicht dem Hund bei C&B frühzeitig "vorgestellt"werden. Ich bin schnell zu variabler Verstärkung übergegangen.


: Übliche Schemata mit hohen Wiederholungsraten scheiden also aus. Was tun? Jackpot früher, bei kleinstem Fortschritt in die richtige Richtung, einsetzen?:

Also auch Wiederholungsraten sind steigerbar durch C&B. Kleiner Fortschritt
darf auch mal mit Jackpot bedacht werden, aber der Schritt darf nicht zu klein sein, dass der Hund selbst das gar nicht als Änderung begreift. Es kann anfangs passieren, dass der Hund unter Jackpotniveau in seiner Leistung nachläßt, da darf unter keinen Umständen eine Bestätigung erfolgen.
Fehler sind in Nullkommanichts etabliert, die sich auch im emotionalen Bereich festsetzen, z.B. Arbeitsfreude, Motivation(auch die kannst Du
in absteigender Qualität "shapen".
Also punktgenau den Schritt in die richtige Richtung bestätigen und anfangs nach wenigen Wiederholungen aufhören, auch wenn der Hund Dir dann noch allerlei anbietet, um zu seinem Lohn zu gelangen, da solltest Du nicht unbedingt drauf eingehen, es sei denn, das Ergebnis ist gerade
ganz großartig.
Entscheidend ist, dass man zu anfangs wirklich peinlich darauf achten sollte, dass die von uns gewollten Aktionen des Hundes verstärkt werdes.
Ich bestätige heute noch(variabel) ganz einfache Aktivitäten, die aber von meinen Hunden ausgehen, wie z.b. vorauslaufen(RR können aus verschiedenen Gründen permanent an der Hosennaht kleben), über Baumstämme springen,
rasantes Herankommen und fröhliches Spiel, obwohl sie die entsprechenden Hörzeichen kennen, um ihre Motivation , sich draußen flott und fröhlich zu bewegen, auch wenn mal kein Wild, dufte Hündinnen oder die Konkurrenz unterwegs ist, zu erhalten. Aktivität als Prinzip, das kann man fördern und lenken. Die Eigenständigkeit der RR schränkt sich sonst auf ihre existentiellen Interessen ein.

: Ich sehe hier wirklich keine Besonderheit aufgrund meines eigenen Umgangs mit dem Hund, sondern deutliche rassebedingte Veranlagungen, die mißverständlich als "Sturheit" fehlinterpretiert werden könnten.:

Ja, erwachsene RR sind schon recht ernste Hunde, wie die manch anderer großer Rassen auch. Abstrakte Gegenstände wie Ball Stöckchen oder sonstiges Spielzeug interessiert sie kaum. Die vermeintliche Sturheit ist aus meiner Sicht eine konditionierte Verhaltensweise(bei rassetypischer Veranlagung), die es ihnen erlaubt, sich nicht nach ihren Haltern orientieren zu müssen, was auch etwas mit der Kompetenz zu tun hat. Die muß wirklich überzeugend sein, sonst können RR echte Nervensägen sein. Das ist dann wohl wirklich rassespezifisch, die große Anfälligkeit für Halterfehler.
Da habe ich sozusagen einige Lieder in petto.

Herzliche Grüße

Carola

19. Januar 2000 16:27

Hallo Andreas,

bin zwar auch blutiger Clickeranfänger, aber ich das "Problem"
so gelöst:

- Reinholds Tipp mit dem wedelnden Schwanz ist Gold wert, d.h.
sobald Ronja aufhört mit dem Schwanz zu wedeln, weiss ich, dass
es ihr langweilig wird. Entweder höre ich dann auf (Spiel o.ä.)
oder...

- ... nehme den Touchstick. Ronja hat nämlich innerhalb
kürzester Zeit (ein paar Tage) kapiert, dass sie über den
Touchstick etwas bewirken kann, nämlich: mich zu einem C+B zu
bringen und zwar zu irgendeinem B!

- also Touchstick hinhalten, Ronja stupst ihn an (es kommt ein C)
und dann muss ich nur genau beobachten, wohin ihr Blick geht bzw.
welche Erwartungshaltung sie zeigt. Das gibt's dann als B.

Probier das mal aus. Bidirektionale Kommunikation in Reinkultur!

Auf diese Weise kannst Du von einer Übung auf eine andere
überleiten wenn es dem Hund zu langweilig wird und Du bist
einigermassen sicher, dass die neue Übung genau das ist, was
dem Hund jetzt Spass macht.

Viele Grüsse,
Harr.

19. Januar 2000 16:56

Grüß Dich Harr,

: - Reinholds Tipp mit dem wedelnden Schwanz ist Gold wert, d.h.

klar. Das schönste ist, clickertraining auf video in zeitraffer!
Die lämmerschwänze rufen immer wieder heiterkeit hervor.

: ... sobald Ronja aufhört mit dem Schwanz zu wedeln, weiss ich, dass
: es ihr langweilig wird. Entweder höre ich dann auf (Spiel o.ä.)
: oder...

Damit hast du innerlich schon einen riesenschritt gemacht. Du gestattest dem hund, dir mit zu teilen "ich mag nicht mehr!" Für andere bricht da ein weltbild zusammen.

: ... etwas bewirken kann, nämlich: mich zu einem C+B zu
: bringen und zwar zu irgendeinem B! ....
: Probier das mal aus. Bidirektionale Kommunikation in Reinkultur!

Damit triffst du einen ganz wichtigen punkt. Das B ist nicht das was ich offeriere (belohnung), sondern das, was der hund als solche empfinde (bestärkung).
RR sind schon etwas herb. Mit futter und bällen sind sie offensichtlich schnell gelangweilt. Dein prinzip zu beobachten, ist genau der richtige weg.

tschüß martin & mirko





19. Januar 2000 19:26

Hallo Martin,

: RR sind schon etwas herb. Mit futter und bällen sind sie offensichtlich schnell gelangweilt. Dein prinzip zu beobachten, ist genau der richtige weg.
:
Für meine Hündin ist all das schnell langeweilig, wobei ich selbstnicht einbezogenbin: Fußballspielen mit mir: prima! Irgendetwas hinterherlaufen, irgendwo rauf- oder runterspringen mit mir? prima! Ohne mich? Vielleicht ein bis zwei Male, mehr nicht. Ob Du es glaubst oder nicht: Sitz, Platz, Yoga, down, Agility-Parcours etc. wird alles im Nu genmacht, wenn ich es vor- oder mitmache.

Ich glaube, ich habe mir meine Frage gerade selbst beantwortet. Aber weißt Du was: ist ganz schön schweißtreibend... :-)

Viele Grüsse,

andreas
: tschüß martin & mirko
:
:
:
:

19. Januar 2000 22:20

Hallo Andreas,

ich wollte nur schnell sagen, daß ich hier auch an "rassespezifische Besonderheit" glaube. Wir machen unsere normalen Anfängerkurse mit Clicker und da muß ich oft zu den Ridgeback-Besitzern sagen, sie sollen jetzt mal mit den Wiederholungen der Übung, die gerade dran ist, aufhören sollen, weil ich sehe, daß der Hund einfach "keinen Bock mehr hat". Sagen wir, bei einem "normalen" Hund ( bitte nicht persönlich nehmen!) schadet es nichts, 5 - 6 mal hintereinander "Platz" zu üben. Bei einem Ridge würde ich meist sagen: bei der ersten Ausführung der Übung, die Dir gefallen hat, aufhören mit der Übung, auch und gerade, wenn es schon beim ersten oder zweiten Mal war. Und auch wenn's mal nicht ganz so gut klappt: mehr als 3 Wiederholungen bringt nichts mehr. Man kann dann ja noch andere Übungen durchnehmen oder sonstwie Abwechslung reinbringen. Es gibt übrigens auch einige andere Rassen, die oft ähnlich reagieren: z.B. Doggen und Windhunde. Die sind meistens etwas schwer zu motivieren und außerdem hat man manchmal richtig den Eindruck, daß sie sagen: "Sag mal spinnst Du? Ich habe doch schon dreimal Platz gemacht, nun reicht's aber." Und eigentlich haben sie doch Recht, oder???

Viele Grüße, Sabi