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Clickertraining

Modernes, tierfreundliches Training das nicht nur Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß macht, sondern darüber hinaus noch sehr viel effektiver ist, wie herkömmliche Trainingsmethoden. Hier ist die Rubrik für Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Clickertraining.  
Shaping = variable Bestärkung ?
21. Januar 2000 15:01

Grüß Dich Harr,

: Es kommt nicht auf die Information als solche an, sondern auf
: die Art und Weise wie sie entstanden ist. Nur so entstehen
: "Bedeutungen".

Das ist spannend. Tierversuche hatte ergeben, dass die information "richtig" (die vorher gelernt wurde) allein keine bestärkende wirkung hat. (In seminaren erzähle ich das trotzdem so, weil genügend begleitende bestärkende erlebnisse beitragen. Es leuchtet dann ein.)

tschüß martin & mirko

21. Januar 2000 15:10

Salut Martin!

: : Es kommt nicht auf die Information als solche an, sondern auf
: : die Art und Weise wie sie entstanden ist. Nur so entstehen
: : "Bedeutungen".
:
: Das ist spannend.

und wie! Vor allem wenn's interdisziplinär wird.

: Tierversuche hatte ergeben, dass die information "richtig"
: (die vorher gelernt wurde) allein keine bestärkende wirkung hat.

Wie wurde das "richtig" gelernt?
Der genaue Ablauf würde mich sehr interessieren!
(kannst mich auch direkt anmailen, wenn's nicht mehr zum Thema passt)

Viele Grüsse,
Harr.


21. Januar 2000 15:33

Hallo Harr,

: Jetzt geht er seine Erfolgsrezepte durch, und zwar in absteigender Relevanz!
Richtig! zB war ein Erfolgsrezept gerade gestern wirkunksvoll: das gerade gezeigte Verhalten wiederholen. Ich will sagen ein Clickergewohnter Hund kennt doch bereits die Situation das der Mensch "plötzlich" dazu übergeht knausrig zu werden und hat bereits gelernt, dass er in diesen Phasen mit ausdauernder Wiederholung zu seinem Ziel - der Bestärkung - kommt.
: Jetzt geht er seine Erfolgsrezepte durch, und zwar in absteigender Relevanz!
Genau! Und welche Erfolgsrezepte gerade so präsent sind, kann ich durchaus steuern. Ich lade quasi das Erfolgsrezept Variation wieder auf mit einer Clickerübung a la 101 dinge mit einer Schachtel bei der jede Variation geclickt wird. Gleiches wird nach 2-3 Bestärkungen wider ignoriert. Eine Clickerübung später kommt gezieltes shaping wobei dem Hund die Ausprobiererei noch ziemlich präsent sein sollte.

: Bei uns Menschen geht's übrigens genau so.
: Stell Dir ein Hochhaus vor. Der Fahrstuhl ist kaputt
: und Du musst zu Fuss gehen. Auf der ersten Etage
: angekommen findest Du ein 5-Markstück. Prima, denkst Du, und steckst
: es ein. Auf der zweiten plötzlich einen Zehnmarkschein. Noch besser!
: Auf der dritten liegt ein Fuffi herum. Sauglatt!!
: Auf der vierten: nichts. Hmm....
: Mal auf der fünften nachsehen? Wieder nichts! Hmmm....

Wenn du hier Treppenhochsteigen shapen willst bin ich mit dir einig. Wenn du aber Treppenhochsteigen auch ohne Bestärkung verlängern möchtest muss im fünften Stock eben schon wieder etwas liegen. Aha, es hat nicht immer was da aber immer wieder!

Nun kennt der Hund 2 Erfolgsstategien, die ihm bei ausbleiben des Clicks weitergeholfen haben. Und er muss entscheiden, welche wohl diesmal Erfolg bringt.

Wie können wir ihm Indikatoren anbieten damit er sich beim ausbleiben des Click richtig für Wiederholen oder Variieren entscheidet? Oder ist dies gar nicht nötig?

Viele Grüsse
Regula


21. Januar 2000 15:56

Hallo Regula,

: : Jetzt geht er seine Erfolgsrezepte durch, und zwar in absteigender Relevanz!
: Richtig! zB war ein Erfolgsrezept gerade gestern wirkunksvoll:
: das gerade gezeigte Verhalten wiederholen.

Yep!
Das ist das erste was er versuchen wird.

: Ich will sagen ein Clickergewohnter Hund kennt doch bereits die ...

wobei... das hat nichts mit Clickern zu tun: das zeigt jeder Hund :-))

: ... Situation das der Mensch "plötzlich" dazu übergeht knausrig zu werden
: und hat bereits gelernt, dass er in diesen Phasen mit ausdauernder
: Wiederholung zu seinem Ziel - der Bestärkung - kommt.

klar, das ist auch so eine Strategie.
Ein anderes Beispiel:
Hund zeigt ein Verhalten. Ich sage "Falsch".
Hund geht selbständig zurück an den Ausgangspunkt und versucht es
nochmal. Das Zurückgehen an den Ausgangspunkt ist eine erfolgreiche
Strategie.

: Genau! Und welche Erfolgsrezepte gerade so präsent sind, kann ich
: durchaus steuern.

Super! Das ist der Punkt, bei dem die Sache anfängt spannend zu werden.
Das ist auch genau der Grund, warum geknechtete Hunde anscheinend
nichts lernen wollen. Sie haben keine erfolgreichen Strategien
entwickeln dürfen!

: Wie können wir ihm Indikatoren anbieten damit er sich beim ausbleiben
: des Click richtig für Wiederholen oder Variieren entscheidet?
: Oder ist dies gar nicht nötig?

Ich glaube nicht. Einfach deshalb nicht, weil so etwas in natürlichen
Lernsituationen auch nicht vorkommt. Wozu hätte die Evolution also
einen speziellen Lernmechanismus dafür entwickeln sollen?
Die Unterscheidung zwischen Shaping und variabler Bestärkung findet
doch bloss in unserer Vorstellung statt und auch nur deshalb, weil
wir das Ziel vor Augen haben.

Viele Grüsse,
Harr.


24. Januar 2000 18:24

Hallo Martin!

Ich glaube ich habe mich gerade wieder bei einem dummen Fehler ertappt!

: Wenn ein verhalten sehr lange nicht bestärkt wird, wird der hund immer beginnen zu variieren, weil das teil der löschung ist.
: Beispiel: hund kommt auf ruf zurück, erfährt aber nie etwas positives. Nun varriert er, kommt ein wenig, reicht schon oder? Gibt man sich damit zufrieden, "naja, eigentlich solltest du ganz herkommen, aber meinetwegen kannst du auch da schnüffeln", dann wurde hund für diese variation belohnt! Er wird weiter "eigenmächtig" handeln, weil ihm das ja bestärkt wird. Und bei der ultimativen variation: OK, höre dich, geht dir noch gut; bekommen wir dann einen alpha-zorn, den hund gar nicht verstehen kann.

Beispiel: Ich habe das Gefühl mit unserer Fluse klappt das "Sitz" an der straße etc. im Moment nicht immer so toll. Also habe ich mir gedacht: "Mist, das hast du wohl bestärkungsmäßietwas vernachlässigt." und nehme mir vor, das zu ändern. (soweit richtig, oder?) Also hat sie für das nächste "Sitz" ein Lecker bekommen, obwohl das eher mäßig war(langsam, nach einer Weile) Blöd, was?
Hätte ich ihr eher mehr Hilfestellung geben sollen (an der belebten Straße selber etwas kaspern, sie aufmerksam machen) und dann das flotte "Sitz" bestätigen? Kann man dann nach und nach das "Aufmerksam machen" etwas ausdünnen?
Heul, manchmal denke ich, ich raffe es nie!

Viele Grüße, Kirstin


25. Januar 2000 09:16

Grüß Dich Kirstin,

: Beispiel: Ich habe das Gefühl mit unserer Fluse klappt das "Sitz" an der straße etc. im Moment nicht immer so toll. Also habe ich mir gedacht: "Mist, das hast du wohl bestärkungsmäßietwas vernachlässigt." und nehme mir vor, das zu ändern. (soweit richtig, oder?)

JA.

:Also hat sie für das nächste "Sitz" ein Lecker bekommen, obwohl das eher mäßig war(langsam, nach einer Weile) Blöd, was?

Nein, wenn sie merkt, dafür gibt es etwas zu ernten, ist das OK.

: Hätte ich ihr eher mehr Hilfestellung geben sollen (an der belebten Straße selber etwas kaspern, sie aufmerksam machen) und dann das flotte "Sitz" bestätigen? Kann man dann nach und nach das "Aufmerksam machen" etwas ausdünnen?

Die Hilfestellung lenkt imho nur ab. Hund will ja auf die andere seite und wieder normal schnüffeln. Er ist motiviert. Also ruhig stehenbleiben bis er sitzt, auf fünf zählen und dann flott über die straße und schnüffeln lassen. Mit viktor habe ich schon mal drei ampelfasen verstreichen lassen. Aber jetzt sitzt er sofort.
Bei verhalten, bei dem ein hund ruhig bleiben soll, ist es zu beginn ganz wichtig, dass man selber auch unbeweglich wird.

: Heul, manchmal denke ich, ich raffe es nie!

Du raffst es. Gemeinsam seid ihr stark.

tschüß martin & mirko