Hallo,
"Lasst uns Bälle jagen, die haben keine Kinder!"
Das hast Du schön ausgedrückt, Klaus,
da möchte ich gar nichts mehr hinzufügen.
Aber ich wollte noch etwas anderes zu dieser Jagddiskussion beitragen. Der Ratschlag von Günter Bloch, Hunde Mäuse jagen zu lassen, stimmt mich sehr nachdenklich. Ich würde trotz aller Argumente meinen Hund nicht zur Jagd auf andere Tiere animieren, geschweige denn dulden, dass er andere Tiere tötet. Ob das nun kleine Nager oder große Tiere sind, spielt für mich keine Rolle. Auch das unterschiedliche Beuteschema wäre für mich kein Argument. Es ist eine Jagd und am Ende steht der Tod eines Tieres.
Selbst von einem ausgebildeten Jagdhund verlangt man, dass er gesundes Wild nicht hetzt und auch nicht tötet. Wild wird in unserem Land mit Pulver und Blei getötet und nicht durch ein Hundegebiß. Der Jagdhund hat andere Aufgaben bei der Jagd und dafür muss er entsprechend ausgebildet werden. Warum können wir Nichtjäger nicht auch zur Aufgabe machen, dass unsere Hunde andere Tiere dulden? Das ist gar kein unnatürlicher Vorgang. Ich erwähne in diesem Zusammenhang nur das Stichwort "Burgfrieden".
Ich beginne schon sehr früh beim Welpen (ab der Sozialisierungsphase) meine Setter mit möglichst vielen verschiedenartigen Tieren zusammenzubringen, mit dem Ziel, dass schon der Welpe und der Junghund lernt andersartige Tiere zu dulden und nicht zu jagen. Und das ist eigentlich in diesem Alter gar nicht so schwer und erleichtert den späteren Umgang mit dem Jagdtrieb eines Hundes.
Vor Kurzem stöberte mein English Setter eine Maus im Schnee auf. Sie verlor wohl die Orientierung und fand ihre Löcher und Gänge unter dem Schnee nicht mehr. Es wäre einen Kleinigkeit für den Hund gewesen, die Maus zu packen und totzubeißen. Mit einem energischen "Sitz" nagelte ich meinen Ayko fest und dann beobachteten wir beide gemeinsam, wie sich das kleine Tierchen zitternd und bibbernd in einer Schneekule verkroch. Einen Hund in einer solchen Situation (ohne Leine, ohne Teletakt) rein verbal unter Kontrolle zu halten, ist für mich persönlich ein Prüfstein meiner Hundeerziehung und dieser Gehorsam am potentiellen Beutetier ist mir viel, viel wichtiger, als der auf dem Hundeplatz. Auf dem Hundeplatz wird so vieles bis zu Perfektion geübt, was eigentlich gar keine große Bedeutung hat. Warum üben wir so wichtige Dinge wie Gehorsam am flüchtenden Tier, am Jogger, am Radfahrer usw. nicht mit der gleichen Intensität? Das soll nur eine Anregung sein darüber nachzudenken.
"Mein Hund interessiert sich nicht für Bälle und auch nicht für andere Spielsachen" lese ich immer wieder. Es gibt auch Hunde, die sich einen Dreck um Apportierhölzer kümmern. Das ist durchaus nichts Außergewöhnliches, aber ich denke das ist kein unveränderbarer Zustand. Auch daran kann man arbeiten, zum Beispiel mit dem Clicker oder mit anderen Methoden operanter Konditionierung. Diese Erziehungsmethoden bieten alle die Möglichkeit einen Hund zu "konvertieren" und aus einer ungeliebten Tätigkeit eine sehr beliebte Beschäftigung zu machen.
Die Erfolgsaussichten, das Desinteresse an Spielzeug restlos umzudrehen sind sogar recht groß. Natürlich muss man zunächst in reizarmer Umgebung damit beginnen. Im Anblick eines flüchtenden Hasen werde ich keinen Erfolg haben, einen Ballmuffel mit dem Ball ablenken zu können; aber zu Hause, wenn der Hund vor Langeweile fast stirbt, wäre der richtige Moment, das Ballspiel erstmals ein wenig interessant zu machen. Bescheidene Anfänge fürstlich belohnt, ändern die Interessen der Hunde manchmal überwältigend schnell.
Ich habe zum Beispiel meinen Apportiermuffel, der anfänglich beim Anblick des Holzes konsequent die Schnauze wegdrehte, über Wochen hinweg jedesmal das Apportierholz halten lassen, bevor ich die Haustüre zum Spaziergang geöffnet habe. Heute freut er sich riesig, wenn er das Apportierholz sieht und er trägt es voller Freude durch die Gegend, bringt es mir freudig und dabei wackelt nicht nur der Schwanz, sondern der ganze Hund vor Begeisterung.
Andrerseits steht in meinem Bücherregal ein Hundebuch, da steht doch tatsächlich drin, dass Setter nicht apportieren.
Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko