Hallo Martin, Katrin und die Anderen,
sehr interessantes Thema und gerade deshalb, weil wir schneller in der Lage sind oder eher bereitwilliger(?) operantes Verhalten im Umgang mit Vierbeinern als mit den uns umgebenden Zweibeinern zu "pflegen".
Ich glaube, daß die Sprache(das gesprochene Wort besonders) im Umgang mit Menschen, besonders mit Menschengruppen(Familie, Arbeitskollegen, Angestellte, Schüler usw.)mittlerweile zum Hindernis geworden ist, sie kann den technischen Fortschritt, die Schnellebigkeit nicht mehr ausgleichen, auch Sprache ist schneller und kürzer geworden, dazu kommen aufgrund unseres aufrechten Ganges noch zahlreiche überflüssige Bewegunsgmuster unser oberen Extremitäten hinzu, die, so habe ich manchal den Eindruck, neben Nahrungsaufnahme und einigen anderen existentiellen Verrichtungen, lediglich noch dazu da sind, menschliche Unsicherheiten auszudrücken, zu überdecken, wegzuwischen, die verbale Kommunikation zusätzlich zu banalisieren und
die Konzentration auf das Wesentliche verloren gehen zu lassen. Der Umgang mit unseren Hunden zeigt uns eigentlich, wie sich Kompetenz verhaltensbestimmend auswirkt. Also:
halten wir unsere verbale Oppulenz, ebenfalls unsere Emotionsschwankungen im Zaum, wenn es darum geht, die alltäglichen Anforderungen im Zusammenwirken mit Wesen der gleichen Spezies erfolgreich zu überstehen.
Gerade im Umgang mit Jugendlichen(meine Hunde haben mir gezeigt , wie ich mit meinem halbstarken Sohn umzugehen haben, wenn ich nicht nur Widerstand und Widerspruch ernten will- merkwürdig, dass mancher erst über den Umweg durchs Tierreich Erkenntnisse über menschliches Verhalten in der Praxis umsetzen lernt...) ist es außerordentlich wichtig, dass man als Teacher nicht permanent Schwächen zeigt. Ermahnungen, Gängeleien, Drohungen, Strafdurchführungen, mannigfaltige verbale Einflußnahmen(monologisierende) sind IMMER ein Ausdruck von Schwäche.
Auch hier heißt es deeskalieren.
Katrin, beobachte Dich doch mal, eventuell kannst Du sogar mal ganz offen eine Videokamera aufstellen. Den Schülern mußt Du nicht sagen, dass Du Dich sehen willst, sondern mal Bewegungen, Geräusche, Rhythmus so einer Unterrichtsstunde aufnehmen möchtest, das können sie sich auch ansehen und darüber diskutieren(auch wenn sie dann wohl vornehmlich kichern, anfangs).
Zeig ihnen die unterschiedliche Bedeutung der Sprache(hier der französischen) im Zusammenhang mit Stimmlage, Körperhaltung, Gesten, sie können es selbst ausprobieren, wenn sie Aufmerksamkeit zeigen. Sie werden dafür mit einem Interessanten Unterricht belohnt. Das müssen sie halt erkennen lernen.
Reduziere Deine Gesten, Deine gesamte Kommunikation unbedingt auf das Wesentliche, arbeite mit Wechsel Deines Sprachrhythmusses, der Lautstärke der Stimme, wechsel Deine räumliche Position spontan aber beiläufig, schau den Schülern ins Gesicht, freundlich, offen, vermittle auch Leistungsforderungen- das auch eher beiläufig.
Den Vorschlag, den Martin gemacht hat,finde ich gut, aber wie beim Hund solltest Du bei diesen Geistern mit der Bestärkung schon kommen, wenn sie noch ganz still sind, BEVOR die erste Unruhe auftritt, das wirkt wie ein Jackpot beim ersten Mal- ganz sicher. Bei den Jugendlichen mußt Du sehr variabel sein, das ist wichtig, sie sollen Dich nicht unbedingt vorhersehen können, Dein Prinzip ruhig kennen, aber nicht die genauen Zeitabläufe. Sie werden Dich beobachten wie die Luxe, schon dadurch wird es ruhiger, das ist dann die erste Stufe, auf der Du dieses freiwillig gezeigte Verhalten durch eine Abwechslung bestärken kannst. Kündige Belohnungen niemals an( so etwa: wenn ihr jetzt viel arbeitet , gibt es wenig Hausaufgaben) da erlahmt die Motivation sehr schnell. Da nehmen sie lieber die Hausaufgaben in kauf, die sie dann ohnehin nicht machen oder kurz vor Unterrichtsbeginn vom Primus abschreiben.
Also zeig Dich in jeder Hinsicht kompetent, konditioniere vielleicht auch eine Strafe: beispielsweise kannst Du sie recht leise dazu auffordern, wenn der Pegel noch erträglich ist, jetzt eine Leistungskontrolle zu schreiben, das braucht etwas Fingerspitzengefühl und Du mußt da an so einem Tag sehr gut drauf sein, es liegt auch an Dir, ob Du sie dann bewertest oder nicht(das wäre schon wieder ein Jackpot!)
Jedenfalls würde ich Aufmerksamkeit und Ruhe im Unterricht verstärken und bei den Zweibeinern eventuell schnell zu variabler Verstärkung übergehen.
Wie gesagt, setz Deine Mittel der Verstärkung und des Abbruchs auch bei den Schülern sehr präzise ein. Reduziere Dich zunächst auf das Wesentliche, wozu aus meiner Sicht immer Freundlichkeit und Achtung vor dem Schüler neben der eigenen Kompetenz gehört.
Sei interresant-nicht schwatzhaft, sei konsequent-nicht zornig, freundlich-aber nicht anbiedernd.
HALTE IHNEN DAS LECKERCHEN NICHT DIREKT VOR DIE NASE!!!
Natürlich hast Du es als Französischlehrerin nicht leicht, ich kenne kaum einen Gymnasiasten, der dieses Fach liebt. Mein Sohn konnte es überhaupt nicht leiden und hat es abgewählt nach der 10. Klasse, aber:
er fand die Lehrerin aus oben beschriebenen Gründen toll, den Unterricht nicht schlecht, aber die Sprache eben grausam- leider....
Also viel Glück, auch wenn die Ausführungen vielleicht ein wenig allgemein gehalten sind, aber ich denke das Konkrete mußt Du bei den Dir bekannten Schülern umsetzen- ganzheitlich- wie immer....
Herzliche Grüße
Carola
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