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Hilfe, Jagdtrieb schlägt zu!

geschrieben von Imma(YCH) 
Hilfe, Jagdtrieb schlägt zu!
06. Februar 2000 17:04

Hilfe!

Seit einigen Monaten versuch ich mit C+B meinen jagdliebenden Rüden zu zähmen. Gelingt manchmal, aber nur unter "normalen" Umständen. Was tu ich aber, wenn es ganz arg ist, weil er durch Wild-Witterungen oder direkte Begegnungen völlig von der Rolle ist? Wenn ihn nichts mehr auf der Welt sonst interessiert. Wenn keine Ablenkung, kein Spielzeug, kein Leckerchen, kein gar nix mehr hilft? Wenn ihm auch die Mauslächer wurscht sind? Wenn ich mich noch so interessant zu machen versuche, er aber nur ein müdes Aug kriegt? In einer solchen Situation zieht und zerrt er, und das kann er dann auch eine geschlagene Stunde lang tun. Solche Situationen treten ja auch gerne km-weit von daheim auf, sodass auf jeden Fall das Problem da ist, mit ihm zurückzukommen. Ich kann ihn ja nicht bewusstlos schlagen:-)))))) Es handelt sich hier und 30 km Hund, hochenergetisch aufgeladen. Hie und da schaffe ich es dann, ihn bei Fuss zu kriegen, was aber bedeutet, so alle 10 Sekunden "Fuss!" zu sagen und alle 20 Sek. stehen zu bleiben, weil er wieder vorne weg galoppiert. Ob ich da mit C+B arbeite oder nicht, ist in dem Fall auch für die Fisch, weil ihn - siehe oben - nur die Jagd selbst belohnen würde. Alle Schmähs und Tricks nutzen unter solchen Umständen nicht. Wie kann ich aus der verfahrenen Situation rauskommen??? Übrigens: Ich kann die Kette bei ihm schon durchbrechen, aber nur vorübergehend. Es geht durchaus, ihn auf Platz zu bringen. Aber sobald ich ihn wieder freigebe, ist derselbe Aggregatszustand wie davor, egal, wie lange ich ihn "abkühlen" lasse. Er bleibt heiss!!

Imma + Spikey


07. Februar 2000 18:14

Grüß Dich Imma,

: Seit einigen Monaten versuch ich mit C+B meinen jagdliebenden Rüden zu zähmen. Gelingt manchmal, aber nur unter "normalen" Umständen.

Das ist doch schon prima. Es gibt die ersten schritte!

: Was tu ich aber, wenn es ganz arg ist, weil er durch Wild-Witterungen oder direkte Begegnungen völlig von der Rolle ist?

Diese Situationen mußt du schlicht meiden! Es geht nicht anders. Das ist zu schwer für den hund. Du willst Spikey etwas gutes tun, weil er ein hund ist. Aber genau das, was seine hundenatur fordert darf er dann nicht. Lass ihn erwachsen und gehorsam werden und meide die schwierigen situation in wald und feld solange. Gerade die ersten intensiven erfahrungen sitzen sehr tief. Die quadratur des kreises geht nicht!

:Wenn ihn nichts mehr auf der Welt sonst interessiert.... Hie und da schaffe ich es dann, ihn bei Fuss zu kriegen, was aber bedeutet, so alle 10 Sekunden "Fuss!" zu sagen und alle 20 Sek. stehen zu bleiben, weil er wieder vorne weg galoppiert.

So haben wir uns mit unserem Mirko 10-sekundenweise aus dem wald gearbeitet. Das ist konsequenz.

: Ob ich da mit C+B arbeite oder nicht, ist in dem Fall auch für die Fisch, weil ihn - siehe oben - nur die Jagd selbst belohnen würde.

Du hast den punkt erfasst. Wenn du ihn nicht allein jagen lassen kannst, musst du mit ihm jagen. Mountainbike kaufen, trainieren ...
Ich weiß, dass das nicht jedem möglich ist, aber ich weiß, dass diese methode hilft.

: Übrigens: Ich kann die Kette bei ihm schon durchbrechen, aber nur vorübergehend. Es geht durchaus, ihn auf Platz zu bringen. Aber sobald ich ihn wieder freigebe, ist derselbe Aggregatszustand wie davor, egal, wie lange ich ihn "abkühlen" lasse. Er bleibt heiss!!

Das ist eine sehr gute beobachtung, die man bei allen jagdverrückten hunden machen kann. Die disziplin "verharren in höchster erregung" bis der chef die jagd freigibt, ist hunden angeboren.

Übrigens muss der hund anschließend nicht dem reh oder hasen hinterher, aber er muss seinen adrenalinspiegel (oder was auch immer) durch intensive laufen wieder senken können. Dann ist er wieder ganz konzentriert. Und das tempo schaffen menschen nur auf dem rad.

Denk einmal drüber nach.
tschüß martin & mirko


07. Februar 2000 22:13

: Hallo Martin,
:
: Was tu ich aber, wenn es ganz arg ist, weil er durch Wild-Witterungen oder direkte Begegnungen völlig von der Rolle ist? Diese Situationen mußt du schlicht meiden! Es geht nicht anders. Das ist zu schwer für den hund.
Das verstehe ich ja, aber das altbekannte Problem ist, dass ringsum diese Situation (Wildreichtum) gegeben ist. Mit anderen Worten: Ich müsste mit den Hunden im Auto wegfahren, am besten in die Stadt, und dort erst mit ihnen gehen. Das geht aber schon aus Zeitgründen nur manchmal. Und nur im Garten trainierne, das kann es doch auch nicht sein? Meine Beobachtung ist in bezug auf Spikeys Bewegungsdrang auch folgende: Es geht ihm ganz selten ums Tempo, aber immer darum, selbst zu bestimmen, wohin er geade will. Während der langen Schneewochen, die wir hatten, hab ich ihn vor einen Schlitten gespannt, da konnte er völlig frei das Tempo bestimmen - meistens hat er nur getrödelt. Dasselbe tut er auch oft, wenn er ohne Leine (auf den grossen Wiesen, die im Wiener Wienerwald sind) rennt. Da denke ich mir: Warum nutzt er es nicht dafür aus, so viel und schnell herumzutollen wie nur möglich?! Tut er aber nicht. Ab Ende April darf man bei uns wieder Mountainbiken (ist bis dahin auf allen Forststrassen verboten; keine Ahnung, warum). Da kann er dann wieder vorne weg laufen.

Bedeutet das alles, dass es besser ist, wenn ich nur kurz mit ihm auf die nächstbeste Landstrasse gehe statt auf die Forststrasse vor dem Gartentor, und dann übe ich dort?

Die disziplin "verharren in höchster erregung" bis der chef die jagd freigibt, ist hunden angeboren.
Danke - wieder was gelernt.

Demnächst werd ich mich selber clickern, damit ich weiter durchhalte:-)))

Imma + Spikey



08. Februar 2000 08:39

Hallo Imma,
sorry,dass ich mich einmische,kann dir nur bestens nachempfinden,habe selber so eine jagdkanone zuhause.(Schäferhündin,10monate alt).Verfolge daher sämtliche Beiträge zum Thema, weil ich mich einfach nicht damit zufriedengeben will,dass man den Jagdtrieb nicht steuern kann.
Mich würde interessieren,welchen Hund du hast??
Viele grüße,Petra und Gina

08. Februar 2000 17:01

: Hallo Petra,

: Mich würde interessieren,welchen Hund du hast??

Der Jagdgebeutelte, der das nicht ausleben darf, ist ein zweieinhalbjähriger Golden-Labrador-Retriever. Meine ballverliebte einjährige Hündin ist ein Flat Coated Retriever. Sie würde die Jagd ebenfalls heiss lieben, aber bei ihr gelingt es gut, sie auf Ballspiele umzukonditionieren!

Imma + Spikey + Quira

08. Februar 2000 19:07

Hallo Imma,

da stellen sich wie so oft die gleichen Fragen:

1. Wie erlange ich die Aufmerksamkeit meines Hundes?
2. Wie behalte ich die Aufmerksamkeit meines HUndes?

Ich bin gerade nach Hause gekommen und hatte vorhin wieder ein schönes Wilderlebnis in Form von vier Rehen, die das Feld überquerten. Die ersten drei sind ca. 20 Meter vor uns über den Acker gerannt, dabei konnte ich meine Hündin trotz höchster Erregung mit einem scharfen "hey" stoppen, als sie gerade losstürzte. Soviel zum Erlangen des Aufmerksamkeit.
Als jedoch Reh Nr. 4 einige Sekunden später auch noch des Weges kam, war das dann doch zuviel. Da die Rehe alle nach links liefen, habe ich einen Sprint nach rechts in die entgegengesetzte Richtun gemacht und meine Hündin dabei anfeuernd gerufen. Sie ist mir statt des Rehs hinterhergesaust und als sie mich zwischen ein paar Büschen und Bäumen einholte, gab ein paar Futterbrocken. Das war dann die Maßnahme, um die einmal erlangte Aufmerksamkeit in Anbetracht fortbestehender Verlockung auch zu behalten.

Das "hey" habe ich in Minischritten vom kleinsten Leckerli bis zu immer grösser werdenden und die Jagd simulierenden Verlockungen eingeübt, um die Aufmerksamkeit meines Hundes auf mich zu lenken, in der Hoffnung, dass es nicht bei dem einen Ohr reingeht und bei dem anderen wieder herauskommt.Klappt meist sehr gut.

Je nachIntensität des einwirkenden Reizes und dessen Fortbestehen ist es aber unter Umständen nicht damit getan. Ich habe bemerkt, dass die Ergebnisse umso besser werden, je aktiver ich selbst am Geschehen teilnehme. Nur müde des Weges zu trippeln ist den meisten Hunden schlichtweg zu langsam und zu langweilig. Selbst mit dem Hund zu rennen, springen, kämpfen, suchen und hinter etwas herjagen ist zwar schweißtreibend, macht dagegen -zumindest dem Hund- viel mehr Spass. Die Viele Hunde sind doch zum jagen geboren /und gezüchtet, also msollte man dem Rechnung tragen. Erik Zimen hat beschrieben, dass das normale Trabtempo des Hundes bei 6-9 km/h liegt. Ich bemerke immer wieder, dass die Hunde wesentlich besser folgen und in meiner Nähe bleiben, wenn ich jogge, ist ein ganz anderer Zusammenhalt.

Den Jagddrang ausschließlich einschränken und unterdrücken zu wollen, kann meines Erachtens nicht funktionieren. Man sollte häufiger in die andere Richtung gehen und den Hund bewußt aktiv sein lassen, mit uns selbst und mit anderen Hunden.

Viele Grüsse,

andreas