Hallo Reinhold,
: das ist ein sehr schönes Beispiel, an dem sich einige grundlegende Unterschiede zwischen Deiner Methode und der Methode der operanten Konditionierung aufdecken lassen.
Die operante Konditionierung ist keine Erfindung der "Clicker-Fraktion".
Im Hundesport wird sie schon seit 30 Jahren gelehrt.
Auch eine Ausbildung mit negativen Reizen ist eine Konditionierung.
:Ich habe Deine Anweisungen sehr aufmerksam gelesen und überlege
: mir, was der Hund bei diesem Vorgehen lernen wird. Er lernt
:eines ganz sicher: "Auf die Irritation durch das Kribbeln am
:Hals folgt eine Bratwurst".
Ist doch wohl logisch, dass der Hund erst betätigt wird, wenn er ruhig ist.
: Viel besser, im Sinne operanten Lernens ist es aber, den Hund ganz exakt in dem Moment zu bestärken, wo er von sich aus - also ganz bewußt und gezielt und auf jeden Fall aus eigenem innerem Antrieb heraus - mit dem Singen aufhört.
Der Hund hört aber nicht auf!!
Lies´ doch bitte die Anfrage von Frau Laser richtig.
Der Hund ist NICHT EINE Sekunde ruhig.
: Auch die Art und Weise, wie Du ein Hörzeichen einführst, habe ich oft und lange praktiziert.
Interessant. Wieviele und welche Hunde hast Du ausgebildet?
iese Methode hat sich nicht bewährt. Es gibt bessere,
:wissenschaftlich fundierte Methoden, die hier in der Einführung
:zum Clickertraining beschrieben sind. Ehrlich, es lohnt sich,
:das zu lesen und sich daran zu orientieren.
Ich habe das gelesen und bleibe dabei: Es sind Träume, die mit bestimmten Hunden in bestimmten Situationen funktionieren - aber auch an
Grenzen stossen.
Die von Frau Laser beschriebene Hündin, ist eine triebstarke Jagdhündin (kein Setter oder ein Hund, dem man die Angst nehmen muss), die eine Ersatzhandlung zeigt.
Natürlich kann man den Hund in Situationen bringen, in der er nicht "singt". Aber irgendwann muss der ja wieder unter den Hochsitz und er wird dort wieder umlernen (weil nach dem Abliegen wieder eine lustvolle Handlung folgt).
Dann fangt ihr wieder von vorne an!
Im Übrigen war mein Vorschlag nur ein Vorschlag für Frau Laser.
Und um meinem schlechten Ruf gerecht zu werden, folgt hier die Methode, die ich anwenden würde.
1. Analyse: Das "singen" ist eine Ersatzhandlung, weil der Hund sein Triebziel nicht erreichen kann. Wenn ich dieses mittels positiver Verstärkung abgewöhnen will, muss ich ein höherwertiges Triebziel anbieten. Auch wenn Du es nicht glaubst, ich versuche IMMER erst eine Ausbildung mit positiver Verstärkung. Hier sehe ich allerdings keine Möglichkeit. Also muss ich - für mich genauso natürliche - negative Reize einsetzen.
2. Ablauf: Ich stelle mich neben den abliegenden, "singenden" Hund und sage ihm, dass er ruhig sein soll. Hörzeichen: "Ruhig". Danach erkläre ich ihm, dass ich der Rudelführer bin und meine, was ich sage:
Ich haue dem Hund mit der flachen Hand auf den Kopf, bis er ruhig ist.
Sobald er ruhig ist, erkläre ich ihm, dass der Rudelführer nun zufrieden ist: Ich lobe meinen Hund!
Fertig!
Das Ganze kann man noch verfeinern und den Schnauzengriff anwenden.
Wenn der Hund das Hörzeichen begriffen hat, kann ich das auf Entfernung
mit dem E-Gerät überwachen. Wenn der Hund "singt" sage ich ruhig, gebe einen Dauerimpuls und höre mit dem Impuls auf, wenn der Hund aufhört zu singen.
Das ist auch positive Verstärkung! Der Hund lernt, wie der den Impuls
abschalten kann und wie er seinen Rudelführer zufriedenstellt.
So einfach ist das!
Ich halte nämlich sehr viel von Rangordnung, Disziplin und Unterordnung, und habe keinen Bock, meinen Hund ständig mit irgendwelchem Kram von Dingen abzulenken (zu bestechen), die er nicht tun soll.
GILT NICHT FÜR AKTIVE ÜBUNGEN!
Diese werden slbstverständlich positiv verstärkt.
Das ist das natürliche Recht des Rudelführers!
Reinhold, ich hatte Dich schon einmal gefragt, wie das Alphatier in einem Rudel die anderen Rudelmitglieder positiv bestätigt.
Zusatz: ... und beispielsweise so verhindert, dass ein untergeordneter
Rüde die Alphahündin/ - wölfin deckt.
Du schuldest mir noch eine Antwort.
Viele Grüße
Jürgen
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: : Man kann sich natürlich auch vom Hund dressieren lassen
: : und wie ein Affe die Leiter des Hochsitzes rauf- und
: : runterklettern (wurde vorgeschlagen).
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: Das ist erstens unschön und zweitens unüberlegt.
: Wie wär´s denn im Gegenzug damit:
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: "Man kann sich auch vom Hund dressieren lassen und wie
: ein Affe aufs Knöpfchen des E-Reizgerätes zu drücken und
: dann eine Bratwurst zu werfen."
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: Das ist nämlich die gleiche Billig-Preislage.
: Also lassen wir doch die Polemik. Das bringt nichts, sondern fällt nur auf den Schreiber selbst zurück.
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: Die Lösung, die Martin vorgeschlagen hat, hat sich bei mir und anderen in vielen Situationen glänzend bewährt. Ein Schritt zurück und der Hund ist ruhig und macht wieder Platz. Dadurch entsteht ein direkter Lerneffekt, der Hund erkennt nämlich direkt die Folgen seines Tuns (Winseln oder Ruhigsein) an meiner Reaktion. Ohne jedes Hilfsmittel, ohne jede Irritation lernt er unmittelbar, dass sein Winseln das genaue Gegenteil vom dem bewirkt, was er offensichtlich will. Zur Bestätigung fürs Ruhigsein gehe ich auf ihn zu. Wohlverhalten führt also unmittelbar zum Ziel.
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: Dauerhaftes Ruhigsein erreicht man über anfänglich kleine, später immer größer werdende zeitliche Verzögerungen in der Bestätigung. Richtig angewandt, geht das recht schnell.
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: Erfahrungsgemäß ist der Erfolg mit Martins Methode überhaupt sehr schnell erreicht und viel dauerhafter als bei Deiner Methode, weil die Verknüpfung "Ruhigsein" und "Erfolg" viel direkter ist und für den Hund unmittelbar zu erkennen ist.
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: Ganz wichtig: Es ist kein Hilfsmittel im Spiel, das den Hund irritiert (= Deine eigenen Worte!) und vom eigentlichen Lernziel ablenkt. Die Gefahr von Falschverknüpfungen ist eliminiert.
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: Viele Grüße
: aus dem Wilden Südwesten
: Reinhold + Ayko
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