Hallo Manu,
: ich möchte meinen mittlerweile 4 monate alten labbi ben mit dem clicker erziehen. sitz klappt z.b. auch schon ganz gut, er fängt seinen schwanz, am platz und touchen eines stabes sind wir grad dran.
Na das hört sich doch schonmal gut an :-)
: ... nach ein paar mal rennen und ball holen hüpft er an mir herum, zerkratzt meine in kurzen hosen steckenden beine, knurrt und hat bei meinen versuchen ihm mal wirklich zu zeigen wo es lang geht(ich hab ihm eine gelangt, dass er umgefallen ist) meine finger mit seinen spitzen eckzähnen gelöchert. kaum rappelt er sich wieder auf kommt er sofort wieder an. mein züchter sagte, ich wäre zu zimperlich, der kleine würde das für ein spiel halten,
Mit dem einen Teil dieser Aussage hat Dein Züchter vermutlich recht, der Kleine hält Deine etwas rabiate Reaktion vermutlich tatsächlich für Teil des Spiels, denn in seinen Augen spielt "man" ja grade ein rabiates Spiel, da ist es ja nur logisch, wenn Du rabiat "mitspielst".
:ich solle ihn mal zwei meter "fliegen" lassen oder wenn er dauernd so hoch springt und beisst mal auf die hinterbeine treten.
das halte ich für den völlig falschen Ansatz. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Welpe mit einer solche Raktion von Dir die gewünschte Verknüpfung herstellt, nämlich, daß er sanfter spielen soll ist äußerst gering. Viel größer sind die Risiken. Zum einen könnte er es weiter als teil des Spiels sehen und sich quasi dadurch seinerseits angestachelt fühlt noch rabiater zu werde, da zum Spiel dann auch noch der Stress hinzukommt. Zum anderen wird er das sehr wahrscheinlich sehr viel mehr mit Dir verknüpfen, als mit seinem Spiel, was zu Angst und Vetrauensverlust führt, aber nicht unbedingt zur erwünschten Verhaltensänderung.
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: ich kann das aber nicht so ganz mit dem clickern überein bringen. da heisst es doch, dass man unerwünschte verhaltensweisen ignorieren soll, und da sie keine konsequenzen nach sich ziehen sterben diese aus.
Das stimmt zum Teil, wird aber von vielen oft mißverstanden und dann gerne als Argument gegen moderne Methoden wie das Clickertraining verwendet.
Dieses rabiate Spielen ist ein Problem, mit dem die meisten Welpenbesitzer zu tun bekommen. Einfach weil es ganz natürlich ist, dem jungen Hund sind Kontrolle und Wissen über die Kraft mit der er seine Kiefer einsetzt nicht angeboren, das muß er erst lernen, auch wenn Hunde untereinander aufwachsen. Ein Hund der mit menschen zusammenlebt muß diese Beißhemmung quasi doppelt lernen, da Menschen noch viel weniger herzhaftes Zubeißen tolerieren als die meisten hunde im Spiel. Du mußt Deinem Kleinen also durchaus zeigen, wann es zu fest wird.
Nun ist eben die Frage, WIE zeigt man ihm das, so, daß er es auch verstehen kann? Und da kommt die Sache mit dem "Ignorieren" ins Spiel. Ignorieren bedeutet in dem Fall nicht, daß Du Dich weiter beißen läßt und so tust als würdest Du es nicht bemerken. Ignorieren heißt in diesem Fall sozusagen, nicht das Verhalten ignorieren, sondern den HUND zu ignorieren und zwar ganz "aktiv" zu ignorieren.
Ganz wichtig ist, daß Du nicht erst reagierst, wenn es richtig wehtut, sondern SOFORT und IMMER beim ERSTEN Kontakt der Hundezähne mit Menschenhaut, auch wenns noch überhauptnicht wehtut.
Spürst Du also im Spiel (auch wenn das Spiel dann vielleicht anfangs nur zwei YSekunden dauert) zum ersten Mal, und sei es noch so leicht Zähne oder Krallen auf Deiner Haut, schrei SOFORT einmal laut auf, als hätte er Dir die hand abgebissen, dreh Dich aprupt vom Hund weg und ignoriere ihn vollkommen, ganz egal was er tut (ignorieren bedeutet nicht anfassen, nicht ansprechen nicht ANSEHEN notfalls begib Dich dafür außer Reichweite des Hundes). Hört er auf Dich zu bedrängen kannst Du Dich ihm wieder zuwenden und dem Spiel eine neue Chance geben, spürst Du wieder Hundezähne, startet die ganze Aktion SOFORT von neuem. Möglich, daß dadurch einige tage lang kaum mal ein Spiel wirklich in gang kommt, aber nur wenn Du absolut konsequent bist, kann der hund verstehen, was den Spielabbruch auslöst.
:aber auch eine recht gute hundeschule in der ich die welpenspielstunde mitgemacht habe sagt mir, die grundausbildung machen sie ohne clicker, das käme erst später dazu, wenn der hund mal weiss wo es lang geht.
Das ist in meinen Augen eine sehr seltsame Aussage, weiß heißt denn "wenn der Hund mal weiß wos langeht"? Erst mit Druck, Leinenruck arbeiten und später auf Clickwertraining umsteigen? Das passt irgendwie wohl absolut nicht zusammen, nicht nur, daß Aussagen wie "er muß wissen wos langgeht" sehr nach der alten "er gehorcht nicht weil er Dich nicht ernimmt" -Ideologie klingt, Du wirst mit einem Hund, der erst über Strafe und Hemmung ausgebildet wurde immer ein Problem haben, wenn Du auch Clickertraining umsteigst. Clickertraining, also operantes Lernen basiert recht stark darauf, daß der Hund "gelernt hat zu lernen", also Verhalten ausprobiert und anbietet. Ein Hund, der so erzogen wurde, daß jedes Verhalten gehemmt wird bis nur noch das erwünschte übrigbleibt, hat in aller Regel gelernt, daß es sinnlos und unerwünscht ist, Verhalten von sich aus anzubieten und muß das dann erst mühsam wieder lernen.
:der ich habe also keinen kurs belegt und wollte ihm alles selbst (mit vielen büchern, clicker und leckerlies bewaffnet) beibringen.
das ist in dem Fall vielleicht dann auch besser so. Schöner ist es natürlich, wenn man auch hin und wider jemanden hat, der einem "fachkundig zusieht" un auf kleine Fehler, die sich bei jedem unbemerkt einschleichen aufmerksam machen und Tips geben kann. Vielleicht findest Du ja sojemanden in Deiner Nähe, wo wohnst Du denn?
Viele Grüße, Marina. (ist jetzt ziemlich lang geworden, aber solche Themen sind mir einfach relativ wichtig ;-))