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Clickern-richtig verstanden?!

geschrieben von Jule&Lenni(YCH) 
Clickern-richtig verstanden?!
03. März 2000 21:42

Hallo!
Ich möchte nur wissen ob ich das prinzip des Clickerns verstanden habe! Also, ich habe das so verstanden, daß es sich um eine Form der klassischen konditionierung (nach Pawlow) handelt. Ich kombiniere die vorher benutzten Belohnungen mit clicken. D.h., wenn der Hund ein Kommando befolgt, lobe ich ihn mit z.B. Stimme und Leckerlis und clicke gleichzeitig, so daß der Hund nach einiger Zeit, daß clicken selber als Belohnung empfindet. Richtig?!

Nach dieser Phase kann ich das clickern als Belohnung benutzen und das ist vor allem praktisch, wenn sich mein Hund zu weit von mir entfernt befindet, um ihn zu streicheln oder leckerchen zu geben. Ich hoffe so weit habe ich das richtig verstanden, aber was für Situationen gibt es noch in denen das clickern einen Vorteil gegenüber den anderen Arten der Belohnung darstellt?!

Jule&Lenni


05. März 2000 15:10

Hallo Jule,
ups, jetzt kann ich ja wieder antworten, ging schneller als erwartet.
Lies doch mal die Einführung ins Clickertraining von Martin Pietralla. Dann wird Dir sicher einiges klarer.
Viele Grüße
Sonja und Vegas

: Hallo!
: Ich möchte nur wissen ob ich das prinzip des Clickerns verstanden habe! Also, ich habe das so verstanden, daß es sich um eine Form der klassischen konditionierung (nach Pawlow) handelt. Ich kombiniere die vorher benutzten Belohnungen mit clicken. D.h., wenn der Hund ein Kommando befolgt, lobe ich ihn mit z.B. Stimme und Leckerlis und clicke gleichzeitig, so daß der Hund nach einiger Zeit, daß clicken selber als Belohnung empfindet. Richtig?!
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: Nach dieser Phase kann ich das clickern als Belohnung benutzen und das ist vor allem praktisch, wenn sich mein Hund zu weit von mir entfernt befindet, um ihn zu streicheln oder leckerchen zu geben. Ich hoffe so weit habe ich das richtig verstanden, aber was für Situationen gibt es noch in denen das clickern einen Vorteil gegenüber den anderen Arten der Belohnung darstellt?!
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: Jule&Lenni
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07. März 2000 09:05

Hallo Jule,

: Ich möchte nur wissen ob ich das prinzip des Clickerns verstanden habe!
Ein berechtigtes Anliegen.
: Also, ich habe das so verstanden, daß es sich um eine Form der klassischen konditionierung (nach Pawlow) handelt. (...) Richtig?!
Ungenau. Das würde bedeuten, daß der Clicker bei dem Hund einen bedingten Reflex auslöst. Das passiert vielleicht auch, ist aber nicht Ziel des CT (Clickertrainings). Wenn ich das jetzt noch einmal erkläre, dann vor allem, um es mir selbst noch einmal klar zu machen!
Beispiel für Klassische Konditionierung: Anblick von Futter führt zu Speichelfluß, wird verbunden mit Glockenton, Hören der Glocke führt zu Speichelfluß.
Das würde bedeuten, das Hören des Clickers löst bei dem Hund einen bedingten Reflex aus, aber nach meiner Beobachtung reagiert mein Hund immer anders auf den Clicker - er kommt nicht jedes mal, um seine Belohnung zu holen, manchmal entscheidet er sich für eine ganz andere Reaktion (z.B. kurz rüberschauen und wedeln, nach seinem Ball rennen, sein Spielzeug holen...) Es kann also kein bedingter Reflex sein, oder doch? Was sagen die studierten Verhaltensbiologen unter euch dazu?

Beim CT geht es um Operante Konditionierung (auch Pawlow). Die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion des Hundes wird durch Verstärkung erhöht. Der Clicker ist dabei der Verstärker, es könnte aber auch jedes andere positive Signal sein. Beispiel: Mein Hund bringt seinen Ball zu mir, ich lobe ihn dafür und verstärke damit dieses Verhalten, die Wahrscheinlichkeit dass er seinen Ball wieder zu mir bringt, steigt. Mit dem Clicker kann ich dann ganz präzise anzeigen, welcher Teil seinens Verhaltens mir gefallen hat: dass er sich mir zuwendet, dass er auf mich zukommt, oder dass er mir den Ball in Reichweite hinhält. Ich denke, wenigstens das habe ich richtig verstanden.

: Nach dieser Phase kann ich das clickern als Belohnung benutzen und das ist vor allem praktisch, wenn sich mein Hund zu weit von mir entfernt befindet, um ihn zu streicheln oder leckerchen zu geben.

Superpraktisch für Entfernungen! Es funktioniert wirklich toll.
: was für Situationen gibt es noch in denen das clickern einen Vorteil gegenüber den anderen Arten der Belohnung darstellt?!

Schon beim einfachen Bei Fuß! Angenommen mein Boxer geht für einen Augenblick besonders dicht bei Fuß. Ich clicke, weil ich genau das mit ihm üben wollte. Der Click ist schnell passiert, ich kann genau den Augenblick markieren, in dem er mit seiner Schulter mein Bein berührt hat. Ich brauche mich ihm nicht zuzuwenden, nicht nach Leckerchen zu greifen, kein Lob zu formulieren - das kommt alles erst nach dem Click. Und weiter geht's - er tapert neben mir her, und sobald er mich berührt: click. Bald hat er dann raus, was er tun muß, damit ich clicke (und anschießend belohne).
Selbstverständlich könnte ich auch einfach "fein" sagen wenn er mich berührt - aber das ist ja schon die ganze Belohnung, da kommt für ihn nix mehr nach. Aber wenn ich clicke weiß er nicht, ob ein einfaches "Fein" folgt, ein Leckerchen, ein wildes Tauziehen - er weiß nur, es kommt was gutes. Und deshalb strengt er sich an, damit ich clicke.

Aber was mich vor allem beim Clickertraining überzeugt hat: Mein Hund weiß, was von mir kommt, ist gut. Er duckt sich nicht mehr weg wenn ich nach ihm greife, weil ich ja vielleicht an ihm rucken oder nach ihm schlagen könnte, wie ich es früher auf einem anerkannten Hundeplatz gelernt habe. Und ich bin stolz auf sein Vertrauen, weil es kein Zufall ist.

Chris und Boxer Alex