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Clickertraining

Modernes, tierfreundliches Training das nicht nur Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß macht, sondern darüber hinaus noch sehr viel effektiver ist, wie herkömmliche Trainingsmethoden. Hier ist die Rubrik für Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Clickertraining.  
Aggressiver Kleinpudel aus dem Tierheim
07. März 2000 20:42

Hallo Isabel,

ich bin mir nicht sicher, ob man Eure Probleme so aus der Ferne lösen kann. Wenn Du die Möglichkeit hast, würde ich versuchen, Hilfe vor Ort zu bekommen (schick mir doch eine Mail, vielleicht kann ich Dir mit Adressen weiterhelfen). Aber trotzdem ein paar Gedanken, die mir zu dem geschilderten Problem einfallen.

: Mit Hündinnen verträgt er sich mittlerweile und auch mit ein paar Rüden. Doch zuerst greift er sie an.
: Wie kann ich das umlernen?

Wie hast Du denn erreicht, dass er sich mittlerweile wenigstens mit ein paar Hunden verträgt? Kannst Du die genaueren Umstände mal schildern?

: Er hat wahnsinnige Angst vor dem Lernen, dabei arbeite ich bei ihm nur mit Belohnung. Ich nehme an, daß er füher mit Schlägen erzogen wurde. Wie kann ich ihn ansprechbar machen, wie kann ich erreichen, daß er Spaß am Lernen findet, am Aufgaben lösen? Er lernt eigentlich unwahrscheinlich schnell und will uns immer zum Lachen bringen.

Wie kommst Du zu der Annahme, der Hund hat Angst vor dem Lernen? Eigentlich lernen (nicht nur) Hunde permanent (nur leider eben nicht immer das Gewünschte ;-)...). Wie manifestiert sich seine Angst? Ich vermute mal fast, er hat diese "Angst vor dem Lernen" besonders in Gegenwart von Menschen? Wenn er schon auf den Clicker konditioniert ist, hättest Du vielleicht eher eine Chance, sein Vertrauen zu gewinnen, weil Du damit auf Entfernung bleiben kannst. So fühlt er sich möglicherweise sicherer (vor Schlägen). Ich persönlich habe ganz gute Erfahrungen gemacht mit dem Napf als Hilfsmittel. D. h. bei misstrauischen Hunden Leckerchen nach dem Click ins Napf werfen. Dieser scheint selten negativ besetzt zu sein. Wenn Du ein einigermaßen guter Werfer bist, kann das Napf so ein paar Meter von Dir entfernt stehen.

: Mit meiner Mutter oder mir alleine will er nicht so gerne spazieren gehen, da er schon Verlassensangst hat, wenn nur eine von uns zweien fehlt.

Und wie verhält er sich, wenn eine von Euch das Haus oder den Raum (ohne ihn) verläßt? Wenn ihm das auch da schon schwerfällt, solltet Ihr unbedingt erstmal dort das Verlassen-Werden üben! (Hierüber könnte ich jetzt eine seitenlange Abhandlung schreiben, aber vielleicht weißt Du das schon alles - also frag bei Bedarf lieber nochmal nach).

Wenn wir zusammen spazieren gehen, freut er sich so, daß er sich so hineinsteigert, daß er heult, am ganzen Körper zittert und abgeleint bellend wie besessen durch die Gegend rennt (wehe ihm kommt etwas vor die Nase!). Er ist dann nicht mehr ansprechbar. Wie kann ich dieses Verhaltensmuster aufbrechen und umlernen?

:Gibt es vielleicht einen Ort, an dem er das nicht oder wenigstens nicht so ausgeprägt tut (d. h. noch ansprechbar ist)? Das könnte z. B. ein Ort sein, den er sehr gut kennt. Wenn ja, könntest Du dort mit ihm spielen (falls er mit Dir spielt), eine kleine Übung von ihm verlangen (z. B. Pfötchengeben - falls er überhaupt schon irgendetwas Derartiges tut. Du schreibst, er will Euch gern zum Lachen bringen. Könnte man da einhaken?), oder - wenn beides (noch) nicht geht, könntet Ihr Euch dort einfach mal auf eine Bank, auf den Boden oder auf mitgebrachte Campingstühle setzen. Das bringt meist auch schon ein wenig Ruhe in die Sache. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass Ihr ganz besonders ruhig bleibt, wenn er so "abdreht".

: Er ist oft sehr verkrampt, da ihn sehr viel streßt. Wenn er gestreßt ist, äußert sich das bei ihm immer in Aggressivität. Zum Beispiel wenn wir in die Stadt gehen und er nicht weiß, ob er im Auto warten muß. Nehme ich ihn dann an die Leine und aus dem Auto, greift er die erste Person an, die ihm vor die Nase kommt, sie kann dabei 50 Meter wegstehen, das ist egal.

Versuch doch, dafür zu sorgen, dass ihn nicht so viel streßt (klingt einfach, ist aber bestimmt wahnsinnig viel Arbeit). D. h. hol, wo es geht, die Umweltsozialisierung gaaaanz langsam nach. Alles, was er kennt und von dem er gelernt hat, dass davon keine Gefahr ausgeht, wird ihn weniger stressen. Er ist ja noch nicht alt, und Du könntest ihm damit sein Leben viel lebenswerter machen. Das mit dem Auto könnte auch zuviel für ihn sein, wenn er es wirklich mit Verlassensängsten zu tun hat. Übt das unbedingt zuerst (s. o.) im Haus.

: Er weiß nicht, wie er Streß abbauen soll, sowohl positiven als auch negativen. Er will es am liebsten durch Beißen, sei es auf ein Seil oder in das Bein eines fremden Menschen. Er hat wohl nie andere Verhaltensstrategien gelernt.

Ein Seil scheint mir die akzeptablere Lösung... ;-) Vielleicht kannst Du das "Ins-Seil-Beißen-Dürfen" unter Signalkontrolle bringen und es sogar als Verstärker (alternativ z. B. zu Leckerli) benutzen. Wenn er durch das Beißen Streß abbauen kann, ist dieses Verhalten sicher gut als Verstärker geeignet (aber eben nur in kontrollierter Form, d. h. Seil statt Bein).

: Wie kann ich ihm alternatives Verhalten beibringen? Ist der Clicker dafür überhaupt ein geeignetes Instrument?

S. o. - Wenn Du es schaffst, dass er zunächst einmal wenigstens ins Seil beißt (statt in irgendwelche Beine), ist das ja schon ein Alternativverhalten. Wie oben jedoch bereits gesagt, scheint mir Euer Problem fast zu komplex, um es aus der Ferne zu lösen. Immerhin hoffe ich, Dir ein paar Anregungen gegeben zu haben. Berichte doch mal, wie sich die Dinge entwickeln.

Viel Erfolg!

Birgit


10. März 2000 09:30

Hallo Isabel, hallo Birgit!
Zusätzlich zur Verhaltenstherapie, die bei diesem Hund bestimmt eine wichtige Rolle spielt, würde ich z.B. auch mit Bachblüten (Buchtip: Bach-Blüten für Hunde von Petra Stein, Kosmos-Verlag) oder homöopathischen Beruhigungsmitteln arbeiten. Vielleicht hilft das dem Hund, sich soweit zu beruhigen, daß er aufnahmefähig für neue, positive Lernergebnisse wird. Mit Bachblüten habe ich schon gute Erfahrungen gemacht. Fehlende Sozialisierungsmaßnahmen kann man allerdings nie mehr ganz ersetzen. Und Vorsicht bei der Belohnung des Alternativverhaltens! Das Timing muß ganz exakt sein (deshalb kann der Clicker sehr hilfreich sein), damit man nicht irrtümlich das aggressive Verhalten belohnt und damit noch fester setzt!
Alles Gute, und auch ich würd mich freuen, Weiteres zu hören!
Liebe Grüße, Heidi


10. März 2000 12:03

Hallo!

Ich wuerde es erst mal ohne irgendwelche Beruhigungsmittel probieren -
egal ob homoepathisch oder nicht. Ich sehe darin eher eine zusaetzlich
eingefuehrte Unbekannte, die ich dann auch noch im Auge behalten muss.
Daher wuerde ich's erst mal ohne probieren, man kann immer noch drauf
zurueckgreifen.
Mir gefaellt der Gedanke da besser, TTouch anzuwenden (ISBN:
3440077764).

Tharin

15. März 2000 01:30

Hi Tharin,

: Ich wuerde es erst mal ohne irgendwelche Beruhigungsmittel probieren -
: egal ob homoepathisch oder nicht. Ich sehe darin eher eine zusaetzlich
: eingefuehrte Unbekannte, die ich dann auch noch im Auge behalten muss.

Das klingt so, als wenn Du die Wirkweise von Homoöpathie und Bachblüten nicht richtig kennst. Viele Leute glauben, Homöopathische Mittel wären nur so etwas wie "natürliche" Medikamente auf pflanzlicher Basis, aber das stimmt nicht. Das Wort "Beruhigungsmittel" zu verwenden, war sicher nicht sehr geschickt, aber es sind wirklich keine Mittel, die irgendwas mit normalen Beruhigungsmitteln oder gar Psychopharmaka zu tun haben. Bachblüten und homöopathische Mittel wirken im Grunde auf ganz ähnlicher Basis wie Tellington-Touch - sie bringen Mensch oder Tier "ins Gleichgewicht" und sprechen eine ganz andere Ebene an als normale Medikamente. Insofern könnte beides eine gute Hilfe sein - und beides ist eine weitere "Unbekannte" bei der Therapie.

Grüße, Sabine

15. März 2000 11:00

Hallo!

: Das klingt so, als wenn Du die Wirkweise von Homoöpathie und
: Bachblüten nicht richtig kennst.

Bei Bachblueten in der Tat nicht. Aber bei Homoeopathie sagt mir die
Uebersetzung schon einiges, aber noch mehr mein Onkelchen, der ist
naemlich Apotheker. smiling smiley
Im Uebrigen meine ich mich erinnern zu koennen, dass keineswes der
Herr Hahnemann wie auf [www.homoeopathie.de]
beschrieben derjenige war, der als erster auf den Trichter kam (-
Antike).

: Das Wort "Beruhigungsmittel" zu verwenden, war sicher nicht sehr
: geschickt, aber es sind wirklich keine Mittel, die irgendwas mit
: normalen Beruhigungsmitteln oder gar Psychopharmaka zu tun haben.

Ne, sie muessten gegenteilige Wirkung haben. :

: Bachblüten und homöopathische Mittel wirken im Grunde auf ganz
: ähnlicher Basis wie Tellington-Touch - sie bringen Mensch oder Tier
: "ins Gleichgewicht" und sprechen eine ganz andere Ebene an als normale
: Medikamente.

Dem mag so sein, wenn das Medikament in gewuenschter Weise anschlaegt.
Aber "selbst bei Homoeopathie" ist das nicht 100%ig garantiert.

: Insofern könnte beides eine gute Hilfe sein - und beides ist eine
: weitere "Unbekannte" bei der Therapie.

Die Gabe von (egal ob homoeopathischen) Mitteln wird dem Koerper ein
fremder Wikrstoff zugefuehrt.
Bei TTouch ist dem nicht so - ausser der Hund wurde nie berueht, was ich
fuer aeussert unwahrscheinlich halte.
Im guenstigen Fall wirkt sich TTouch foerdernd aus, im unguenstigen Fall
weicht der Hund aus - was er bei der Beruehrung im Gegensatz zu einem
Medikament kann - oder die Wirkung bleibt einfach aus.

Daher sehe ich die einzige Unbekannte in TTouch darin, dass ich nicht
weiss, ob es anschlaegt oder nicht.
Beim Medikament aber noch darin, _wie_ es anschlaegt.

Tharin

18. März 2000 17:12

Hallo Tharin!
Ich habe es mit TTouch schon probiert. Er mag die meisten Touches nicht. Ich habe alle mit allen Druckstufen probiert. Die Hundetrainerin meinte, daß er vielleicht zu verkrampft ist, so daß es ihm weh tut. Das einzige, wo er sich fallen läßt ist Haargleiten und das Zickzackstreicheln über den Rücken. Doch ich habe bemerkt, daß er immer sehr verkrampft ist und seine Muskeln verspannt sind. Ich massiere ihn deshalb mindestens einmal am Tag. Das genießt er grunzend. Jeden Abend creme ich sein Fußballen mit Melkfett ein und massiere ihm dabei die Füße, so eine Art Fußreflexzonenmassage. Er genießt das auch ungemein. Er liegt immer an der Stelle, wo ich ihn eincreme, und wartet, bis ich dazu komme. Dann läßt er sich grunzend oder schnaufend auf die Seite fallen, schließt die Augen und genießt es.
Doch ich probiere es weiterhin mit TTouch, vor allem an seiner Rute ist er sehr verspannt, da er leider auch kupiert ist.
Vielen Dank für die Anregung.
Viele Grüße, Lorenzo und Isabel

07. März 2000 13:02

Hallo Forumsbesucher!

Ich habe einen Kleinpudel (Lorenzo, 3 Jahre, unkastriert) vor 1 1/2 Jahren aus dem Tierheim geholt. Nachforschungen haben ergeben, daß er von einem "Hundemassenvermehrer" kommt, der aus Rußland importiert. Dann kam er zu einem über 80 Jahre alten Ehepaar, die ihn isoliert gehalten, geschlagen und vernachlässigt haben. Er hat eine schlechte Prägung und keine Sozialisierung erfahren.

Er greift Menschen, Autos, Busse, Fahrräder, Hunde,... an der Leine oder frei an. Meiner Meinung nach ist er angstaggressiv und hat die Strategie gelernt, Angriff ist die beste Verteidigung. Er beißt dann auch, wenn man nicht stehen bleibt und ihn anschreit.
Mit Hündinnen verträgt er sich mittlerweile und auch mit ein paar Rüden. Doch zuerst greift er sie an.
Wie kann ich das umlernen?

Er hat wahnsinnige Angst vor dem Lernen, dabei arbeite ich bei ihm nur mit Belohnung. Ich nehme an, daß er füher mit Schlägen erzogen wurde. Wie kann ich ihn ansprechbar machen, wie kann ich erreichen, daß er Spaß am Lernen findet, am Aufgaben lösen? Er lernt eigentlich unwahrscheinlich schnell und will uns immer zum Lachen bringen.
Mit meiner Mutter oder mir alleine will er nicht so gerne spazieren gehen, da er schon Verlassensangst hat, wenn nur eine von uns zweien fehlt. Wenn wir zusammen spazieren gehen, freut er sich so, daß er sich so hineinsteigert, daß er heult, am ganzen Körper zittert und abgeleint bellend wie besessen durch die Gegend rennt (wehe ihm kommt etwas vor die Nase!). Er ist dann nicht mehr ansprechbar. Wie kann ich dieses Verhaltensmuster aufbrechen und umlernen?

Er ist oft sehr verkrampt, da ihn sehr viel streßt. Wenn er gestreßt ist, äußert sich das bei ihm immer in Aggressivität. Zum Beispiel wenn wir in die Stadt gehen und er nicht weiß, ob er im Auto warten muß. Nehme ich ihn dann an die Leine und aus dem Auto, greift er die erste Person an, die ihm vor die Nase kommt, sie kann dabei 50 Meter wegstehen, das ist egal.
Er weiß nicht, wie er Streß abbauen soll, sowohl positiven als auch negativen. Er will es am liebsten durch Beißen, sei es auf ein Seil oder in das Bein eines fremden Menschen. Er hat wohl nie andere Verhaltensstrategien gelernt.
Wie kann ich ihm alternatives Verhalten beibringen? Ist der Clicker dafür überhaupt ein geeignetes Instrument?

Ich bin absoluter Neuling auf dem Gebiet des Clicker-Therapie und würde mich sehr auf Antworten freuen. Vielen Dank schon einmal im Voraus.

Isabel