Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Leishmaniose in Deutschland

geschrieben von Torsten(YCH) 
Leishmaniose in Deutschland
17. Februar 2001 23:49

Hallo Hundehalter in Süddeutschland oder im Bereich Aachen,

am 15.01.2001 wurde der erste Fall einer in Deutschland erworbenen Leishmaniose beim Menschen veröffentlicht, Link für weiteres - siehe unten. Die Überträgermücke ist in Süddeutschland in Baden-Württemberg nachgewiesen. Somit liebe Tierärzte und Hundehalter ist nun auch in Deutschland eine Leishmaniose beim Hund in Erwägung zu ziehen, auch wenn dieser Deutschland nicht verlassen hat. Leishmaniose ist nun nicht mehr - rein Mediterran - oder eine Tropenkrankheit.
Ein Risiko für Deutschland ist jedoch als minimal derzeit zu sehen, da die Überträgermücke wohl lediglich im Juli und August fliegt, und in Deutschland wohl sehr selten ist.
Wir werden sehen - man arbeitet daran.

Torsten

19. Februar 2001 18:34

torsten,

es gibt ja die flughafen-malaria.

kann da was ähnliches dahinterstecken, oder müssen wir "endemisch" annehmen?

viel spass und erfolg bei der arbeit!

rainer

19. Februar 2001 19:24

: torsten,
:
: es gibt ja die flughafen-malaria.

- ja, sicher, aber auch die Fälle beim Hund häufen sich. Ich habe bislang einen aus München-Garching, einen aus Köln-Porz und einen aus der Nähe von Düsseldorf.

Wir müssen wohl endemisch denken, zumal es in Aachen und Füssen (Aufenthaltsorte des Kindes) keinen Flughafen gibt. In der Diskussion steht, dass es denkbar sei, dass ein Wohnmobil, o.ä. mit Start im mediterranen Raum eine infizierte Mücke mitgebracht haben könnte, die sich dann auf die Suche nach dem Kind machte. Nur, naheliegender ist, dass es diejenigen Sandmücken waren, die bei uns eh vorkommen, und erst August 1999 entdeckt wurden.

Liebe Grüsse,

Torsten

19. Februar 2001 19:38

Hi Torsten,
:
: - ja, sicher, aber auch die Fälle beim Hund häufen sich. Ich habe bislang einen aus München-Garching, einen aus Köln-Porz und einen aus der Nähe von Düsseldorf.

Kannst Du da genaueres zu sagen? Ich komm auch aus Düsseldorf.

Übrigens hab ich mich jetzt mit der Uni Gießen in Verbindung gesetzt, da die dort wohl recht gut sind. Danke für die Mails!

Was mir auf Anhieb auffällt - in allen Gegenden ist der Flughafen nicht weit entfernt?

Gruß, Gaby

20. Februar 2001 01:06

Hallo Gaby,

: Kannst Du da genaueres zu sagen? Ich komm auch aus Düsseldorf.

Genaueres ist immer schwer festzustellen, denn Leishmaniose ist in Deutschland noch nicht meldepflichtig, und Tierärzte veröffentlichen leider nur sehr wenig. Die Uni Berlin hat jedoch eine freiwillige Meldestelle eingerichtet.

Der erste Düsseldorfer Fall (beim Hund) ist bereits 1991 veröffentlicht worden (Gothe, Kleintierpraxis, Vol. 36, Heft 2, S. 71): Dort heisst es, ... ein positives Tier wurde in Düsseldorf als Findling aufgegriffen, 2 Hunde aus der Umgebung von Landsberg/Lech und Köln waren nach Angaben der Besitzer nicht im Ausland gewesen und hatten auch keinen Kontakt mit erkrankten Hunden.

Über den Düsseldorfer (1997) und den Köln-Porzer Fall (1999), den ich eigentlich meinte, berichtete mir in Bonn ein Tierarzt, auch diese Hunde sollen nicht im Ausland gewesen sein. Vielleicht findet man mehr, wenn man weiter gräbt. Den Münchener Fall habe ich hier als 100-seitigen Bericht der Besitzerin selbst vorliegen. Auch dieses wurde von den behandelnden Veterinären nicht veröffentlicht. Insgesamt sind es wohl 6 zweifelhafte Fälle.

: Übrigens hab ich mich jetzt mit der Uni Gießen in Verbindung gesetzt, da die dort wohl recht gut sind. Danke für die Mails!

Von dort erhielt ich im letzten Jahr unzufriedenstellende Resonanz - vielleicht hast Du ja mehr Glück, oder besseres Verhandlungsgeschick. Der Mensch, den ich seinerzeit kontaktierte soll derzeit eh in Amerika sein.

: Was mir auf Anhieb auffällt - in allen Gegenden ist der Flughafen nicht weit entfernt?

Der Flughafen als Mittel der Übertragung, also Sandmücken als blinde Passagiere fällt wohl leider aus. Ich habe das 1995 bereits mit Sandmücken aus Griechenland per Flugzeug probiert - die Viecher kamen nicht lebend in Deutschland an (natürlich als angemeldetes Experiment!). Sandmücken sind äussert empfindlich gegen Wärme (33°C ist das Maximum), Trockenheit und Insektizide. Auf ein Rollfeld fliegen Sandmücken nicht, weil die windempfindlich sind, und sich hauptsächlich von 'Deckung' zu 'Deckung' bewegen. Und die Radkästen - wie andere Stechmücken diese nutzen und überleben - sind für Sandmücken wiederum zu kalt. ... und die Innenräume und die Gepäckräume von Passagierflugzeugen werden aus hygienischen Gründen 2-wöchentlich mit Insektiziden (Pyrethroiden) 'imprägniert'. (Das Militär Köln-Bonn vergisst das ab und zu.) Dies ist alles auch in der Veröffentlichung über den Fall beim Menschen in Deutschland diskutiert.

Derzeit wahrscheinlichste Schlussfolgerung ist, dass die Sandmücken in Deutschland vielleicht doch weiter verbreitet sind, als nachgewiesen (bislang wurden 5 Sandmücken in Deutschland gefangen). Bisher hat auch noch niemand versucht, dieses zu nachzuweisen, denn es stellt sich die Frage: Wie fängt man eine Sandmücke, die vielleicht sogar lichtscheu ist?

Liebe Grüsse,

Torsten

Wie bereits in den letzten beiden Jahren vergebe ich auch in diesem Jahr eine Diplomarbeit bzgl. dieses Themas. Doch Grundlagenforschung wird in Deutschland derzeit nicht gefördert. Sponsoren werden also gesucht, vielleicht findet sich ja dieses Jahr einer.

20. Februar 2001 08:32

Hallo Torsten,


: Genaueres ist immer schwer festzustellen, denn Leishmaniose ist in Deutschland noch nicht meldepflichtig, und Tierärzte veröffentlichen leider nur sehr wenig. Die Uni Berlin hat jedoch eine freiwillige Meldestelle eingerichtet.


Ist es nicht denkbar, das sich andere blutsaugende Insekten, wie Zecken, Mücken, Bremsen, mit Leishmaniose infizieren und diese auf den nächsten Wirt übertragen? Geht das?



: : Übrigens hab ich mich jetzt mit der Uni Gießen in Verbindung gesetzt, da die dort wohl recht gut sind. Danke für die Mails!
:
: Von dort erhielt ich im letzten Jahr unzufriedenstellende Resonanz - vielleicht hast Du ja mehr Glück, oder besseres Verhandlungsgeschick. Der Mensch, den ich seinerzeit kontaktierte soll derzeit eh in Amerika sein.


Stimmt, Dr. Moritz ist in den USA, ich habe ihn angemailt. Ansonsten kommt nur noch Freiburg und Göttingen in Frage, das ist aber wesentlich weiter entfernt. In Gießen scheinen die Leute sich aber auch damit auszukennen, Dr. Moritz leitet dort die Arbeitsgruppe mit einem Nachfolgemedikament von Miltefosin.


: Derzeit wahrscheinlichste Schlussfolgerung ist, dass die Sandmücken in Deutschland vielleicht doch weiter verbreitet sind, als nachgewiesen (bislang wurden 5 Sandmücken in Deutschland gefangen). Bisher hat auch noch niemand versucht, dieses zu nachzuweisen, denn es stellt sich die Frage: Wie fängt man eine Sandmücke, die vielleicht sogar lichtscheu ist?

Andere Frage - vielleicht erkennen viele Leute die Sandmücke nicht als solche?

Gruß, Gaby