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Mein altes Hundemädchen.

geschrieben von Sandra W.(YCH) 
Mein altes Hundemädchen.
06. März 2001 13:54

Hallo Zusammen,

meine Hündin Chila wird im Juni 13 Jahre alt. Zur Zeit kommen alle möglichen kleinen und großen Beschwerden des Alters. Herzklappendefekt, Mammatumore, Warzen (!), und noch noch dazu trägt sie einen Verband an der Pfote, da sie einen nicht auffindbaren Fremdkörper (wahrscheinlich ein Dorn-stück) im Ballen hat. Heute habe ich auch noch eine kahle Stelle auf dem Rücken entdeckt. Donnerstag haben wir eh einen Tierarzt Termin, dann kann er sich das auch gleich anschauen. Sie ist vom Allgemeinen her noch recht fit. Geht auf alle Spaziergänge noch mit (habe noch einen jüngeren Rüden) und macht auch sonst noch einen recht fidelen Eindruck. Sie braucht halt viel Ruhe und muß oft zwischendurch mal Raus pipi machen.

So langsam kommt mir der Gedanke, daß der kommende Sommer vielleicht ihr letzter sein wird. Mich würde interessieren, ob es hier im Forum Leute gibt, deren Hund ähnlich alt ist und ob sich die Leute auch Gedanken machen, wie es wohl weitergehen wird. Ob ihr "auf Teufel komm raus" noch an Eurem Hund rumoperieren lasst, oder ob ihr ihm/ihr einfach noch die Zeit so schön und beschwerdefrei wie möglich macht.

Ich freu mich auf Eure Antworten !

Liebe Grüße
Sandra

06. März 2001 14:46

Hi Sandra,

mein Beitrag ist zwar nicht mehr aktuell, denn mein alter Hund ist seit über 8 Jahren schon in den ewigen Jagdgründen, aber ich denke ich darf trotzdem erzählen, wie wir es damals gehandhabt haben und wie ich es auch mit meinen derzeitigen Hunden machen werde, wenn sie in die Jahre kommen.

Da besonders für alte Hunde das Narkoserisiko hoch ist, hatte wir uns entschieden möglichst nicht mehr zu operieren. Mit 12 wurde es dann aber doch nötig, da der Hund ein Geschwür außen am Zeh hatte, das immer und immer wieder aufriss...es dauerte volle 3 Tage bis der Hund die Narkose vollkommen verdaut hatte und die Wunde selber brauchte über einen Monat bis sie abheilte, dabei war der Schnitt keinen Zentimeter lang. Ob es Krebs war haben wir nicht untersuchen lassen.

Mit 14 wuchs ihm dann ein Geschwür an der Flanke, da es sein Wohlbefinden nicht beeinträchtigte ließen wir es dort. Die Augen wurden etwas trüber und stocktaub war er auch geworden - da wir aber schon immer auch mit Sichtzeichen gearbeitet hatte kein größeres Problem. Ach ja, und raus mußte er nun um einiges öfters.

Mit 15 erlitt er seinen ersten Schlaganfall von dem er sich aber sehr gut erholte. Ab da bekam er Carsivan (? Blutverdünner). Nach dem Anfall wurde er ein alter Hund, wurde ruhiger, bis dahin hätte ihn vom Verhalten keiner auf älter als vielleicht 8 geschätzt. Wir passten unsere Unternehmungen seinem Zustand an.

Mit 16 bekam er Nierenversagen, ausgerechnet im Urlaub in Süditalien (er liebte die Wärme dort, sonst wären wir mit dem alten Herrn nicht dorthin gefahren), der Veterinario bekam das aber wieder hin. Leider veränderte sich nun auch das Verhalten des Hundes, er wurde aggressiv gegen Fremde...einen Monat später verschlechterten sich die Leberwerte, Magen und Darm vertrugen die Medikamente nicht mehr, aber er wollte leben das konnte man sehen - daher versuchten wir unser möglichstes, doch ein weiterer Schlaganfall folgte, von dem er sich nicht erholte, die halbseitige Lähmung blieb mehr oder minder, seine Körperkraft reichte nicht mehr und auch sein Lebenswille war aufgebraucht...wir fuhren mit ihm ein letztes Mal mit seinem geliebten Wohnmobil "in Urlaub" zu seiner ebenfalls geliebten TÄ...welche ihn im Wagen in meinen Armen einschlafen ließ...

Mein Vater redete seit der Hund 12 war auf mich ein, die Bindung nicht so eng zu lassen, schließlich wäre es ein alter Hund und der schmerzhafte Abschied nah (wer rechnet bei einem Boxer-Doggen-Mix auch mit einem ALter von 16?)...gut reden, ich konnte es nicht...und wie sich in Italien und auch danach rausstellte, er auch nicht...dafür hab ich alle Jahre, jeden Tag 100% genossen...und genau das mache ich auch jetzt, denn wer weiß wie alt ein Hund wirklich wird, ob nicht ein Unfall, eine Krankheit dazwischen kommt...

Und die Jahre des Alters haben auch etwas besonders schönes, man kennt sich in und auswendig, der kleinste Blick genügt, um zu wissen, was im Hund vorgeht, die kleinste Geste reicht oft zur Verständigung.

ich wünsche Dir noch viele schöne Stunden, Tage, Jahre mit Chila
Anke + Rico

06. März 2001 14:37

Hallo Sandra
Ich stand vor zwei Jahren mit meiner damals dreizehneinhalb Jahre alten Hündin vor den gleichen Problemen. Ich versuchte, ihr die Beschwerden (u.a. grüner Star = schmerzhafte Augenerkrankung) mit Hilfe meiner ausgezeichneten Tierärztin in einem erträglichen Mass zu halten. Auch sie war ansonsten noch relativ fit und fröhlich. Was mir blieb, sie sehr genau zu beobachten und auf alle Veränderungen zu achten. Es stand damals auch noch zur Debatte, ein Auge herausoperieren zu lassen. Ich hätte diesem Eingriff beim Alter meiner Hündin nie zugestimmt. Eines Tages war ganz klar, dass sich der Zustand so rapid verschlechterte (das zweite Auge wurde von einer Minute zur anderen auch blind) evtl. Hirnblutung, dass wir sie von den Beschwerden erlösen lassen mussten. Ich bin noch immer der Meinung, dass wir genau den richtigen Moment getroffen haben, zeigte sie uns doch, dass sie keinen Lebenswillen mehr hat und die Schmerzen unerträglich wurden. Ich wünsche jedem Tierbesitzer, dass er merkt, wann der Zeitpunkt gekommen ist, ein Tier zu erlösen. Bei unseren früheren Hunden haben wir meiner Meinung nach immer mindestens 2-3 Wochen zu lange zugewartet.
Herzlich
Therese

06. März 2001 14:30

...die Leute auch Gedanken machen, wie es wohl weitergehen wird. Ob ihr "auf Teufel komm raus" noch an Eurem Hund rumoperieren lasst, oder ob ihr ihm/ihr einfach noch die Zeit so schön und beschwerdefrei wie möglich macht.
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: Ich freu mich auf Eure Antworten !
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: Liebe Sandra,

ich habe zwar noch einen relaiv jungen Hund (3 Jahre) aber ich stand vor ungefähr 2 Jahren vor der Entscheiung, das Elend hinauszuziehen oder die Spritze.

Ich habe mich damals nach langen und reichlichen Überlegungen für die Spritze entschieden. Ein paar Tage danach hatte ich doch Zweifel, ob die Entscheidung richtig war. Heute muß ich sagen es war gut so. Mein Hund konnte ja nicht sagen, ob er starke Schmwerzen hatte, aber man sah ihm an, dass er sich schwer tat.
Ich denke, dass ich es bei meinem jetzigen Hund wieder so machen würde, denn ich könnte es nicht ertragen, wenn er leiden müßte - so schwer mir das auch fiele.

Ich wünsche dir noch viele Tage und Monate, vielleicht auch Jahre mit deiner Hündin, aber sei nicht egoistisch, wenn es einmal darum geht, sie zu erlösen.

Mijua

:

06. März 2001 14:43

Hallo,
mir ist es sehr schwer gefallen zu akzeptieren, daß mein "kleines Mädchen" ein alter Hund geworden ist.
Doch mittlerweile genieße ich jeden Tag mit ihr und kenne auch die Vorzüge, mit einem alten, abgeklärten Hund zusammenzuleben. Ich tue alles, um ihr Leben angenehm zu gestalten, habe mir aber vorgenommen, späteres Leiden nicht qualvoll zu verlängern. Bis es soweit ist soll sie es schön und schmerzfrei haben.
Im letzten Jahr dachte ich 2x, das Ende wäre nahe und fing schon an zu trauern. Bis ich kapierte, daß das Mädel sich noch nicht aufgegeben hat. Solange sie kämpft, und das hat sie deutlich gezeigt, gebe ich auch nicht auf. Es hat sich gelohnt, sie ist wieder fit und lebensfroh.
Unsere Mensch-Hund-Beziehung ist sehr intensiv, daher vertraue ich darauf, daß ich einsehe, wenn das Ende da ist und sie notfalls durch die Spritze erlösen lasse.
Deinem Mädel und Dir alles Gute
Sylle


06. März 2001 15:46

Hallo Sandra,

ich habe im Oktober letzten Jahres, 8 Tage nach ihrem 17. Geburtstag meine Fellow verloren. Sie war bis zuletzt fit und gesund, ein Schlaganfall hat dann in Minuten alles beendet. Die Organe funktionierten noch, aber ein einschläfern war es dann eigentlich nicht mehr.
Ich habe wie wohl jeder der mit einem alten Hund lebt in den letzten Jahren immer wieder dran gedacht was wäre wenn. Ich muß dazu sagen, daß man ihr erst in den letzten Monaten ihr Alter anmerkte.
Da ich andere Hunde erlebt hab, wo die Besitzer alles getan haben um den Abschied hinauszuzögern auch wenn der Hund schon lange nicht mehr konnte und wollte, stand für mich fest, daß ich sowas nicht tun würde.
Natürlich hätte ich alles getan um sie so lange wie möglich zu behalten und Schmerzen zu lindern, aber eben nur soweit, wie sie es gewollt hätte.
Ich habe bei ihr mit 10 Jahren mal Zahnstein entfernen lassen und schon damals hat sie 24 Std. gebraucht um wieder völlig fit zu sein. Insofern hätte für mich eine Operation nie zur Debatte gestanden.
Ich denke aber, das kann nur jeder für sich und seinen Hund entscheiden. Ich finde es genauso schlimm, wenn jemand meint, das lohnt sich nicht mehr, er ist ja alt. Wichtig ist der Lebenswille und ob der HUnd definitiv noch Spaß´am Leben hat auch wenn das hauptsächlich aus schlafen besteht. Und ich denke, jeder der so lange mit einem Tier lebt, sollte fühlen, wenn der Hund nicht mehr will.
Ich habe Fellow vorher und auch in dem MOment wo es passierte noch mal gesagt, daß sie gehen darf wenn sie will. Daß ich mit der Trauer und dem Schmerz fertig werde, aber auf gar keinen Fall will, daß´sie leidet.
Geniess die Zeit mit ihr und mach dich mit dem Gedanken an den Abschied vertraut. Und verwöhn sie soweit wie Du es für richtig hältst und wie es ihr nicht schadet (z. B. mit fettfüttern).
Nachdenkliche Grüße
Wilma