Hallo Heike,
du warst warscheinlich auf einer Page, die mit der SV-Page vernetzt war. Dort kannst Du die aktuellen Zuchtwerte der einzelnen Hunde abfragen.
Der Zuchtwert setzt sich zusammen aus dem eigenen HD-Befund des Hundes, dem Zuchtwert seiner Eltern, Geschwister und eigenen Nachkommen, sofern der Hund welche hat. Auch die Nachkommen der Geschwister verändern den Wert eines Hndes (weil sich dadurch ja der Wert von deren Eltern verändert, welche die Geschwister sind zu dem betreffenden Hund). Viermal pro Jahr werden die Zuchtwerte aktualisiert, sie sind also nix Stabiles. Ein guter Zuchtwert kann sich verschlechtern und ein schlechter verbessern.
Du hast in diesem Falle schon recht: Je höher der Wert desto "schlechter". Der Wert 100 ist in einer Zuchtwertschätzung immer das "Mittel der Rasse", egal ob es sich um ein neutrales (z.B. Größe), positives oder negatives Merkmal (z.B. eine Krankheitsdisposition wie in diesem Falle HD) handelt. Der Sv schummelt allerdings, indem er als "Mittel der Rasse" nicht das statistische Mittel nimmt, sondern den fixen Wert "fast normal". Dadurch haben sich die Zuchtwerte im Schnitt um 5 Punkte verbessert, das wirkliche "Mittel der Rasse" eher bei 95.
Verpaart werden dürfen nur Hunde, deren Zuchtwerte zusdammengezählt und durch 2 geteilt 100 nicht überschreiten. Ein Zuchttier mit dem Zuchtwert 100 stellt in einer Zuchtwertschätzung ein Tier dar, welches das betreffende Merkmal innerhalb der Population weder verbessert noch verschlechtert, sich also züchterisch in Bezug auf dieses Merkmal neutral verhält. Ziel einer Zuchtwertschätzung ist, auf längere Sicht ein bestimmtes Merkmal zu fördern oder zurückzudrängen. Da es bei jedem Merkmal Tiere gibt, die nicht so vererben wie es ihrem Phänotyp entspricht (z.B. HD-freie Hunde mit überproportional vielen HD-befallen Nachkommen oder Hunde mit "noch zugelassen", also leichter HD, deren Nachkommen aber überproprtional gute Hüften haben), bringt eine Selektion der Zuchttiere einzig über ihren Phänotyp wenig. Bei der Zuchtwertschätzung kann man ganz grob sagen, 1/3 des Wertes wird vom eigenen Phänotyp des Tieres bestimmt, 1/3 von der Vererbung seiner Nachkommen und 1/3 vom Rest der buckligen Verwandtschaft. Nimmt man es genauser, dann ist jeder einzelne Zuchtwert eine Gleichung mit zigtausend Zahlen. Und je länger ein Hund in der Zucht steht (also je mehr eigene Nachkommen er hat), desto "sicherer" wird sein Zuchtwert, da dieser immer mehr von der eigenen Vererbungskraft bestimmt wird. So kann eine Hündin, die eine schlechtere Hüfte hatte als ihre Wurfgeschwister, nach einigen eigenen Würfen mit HD-freien Nachkommen einen besseren und wertvolleren Zuchtwert haben ihre HD-freien geschwister ohne Nachkommen oder mit einigen HD-befallenen Nachkommen.
Die ganze Sache ist schon recht gut, hat aber den Nachteil, daß die schlechten Hüften meistens nicht eingeschickt werden (die Auswertung kostet ja noch einmal zusätzlich Geld, das investiert man meistens nur, "wenn's sich lohnt", sprich der Hund das "a" für die Zucht bekommen soll, und wozu noch Geld in einen Befund investieren, der sowieso keine Zuchtzulassung verspricht). Die nicht eingeschickten Hüftbilder werden, im Moment jedenfalls noch, neutral gewertet, beeinflussen also den Zuchtwert von Vater, Mutter und Geschwistern nicht. Ein ungeröngter Wurf (Ist er wirklich ungeröngt oder wurden die schlechten Bilder nur nicht eingeschickt? Man weiß es halt nicht...) wird also besser bewertet als ein komplett mit "a-noch zugelassen" bewerteter Wurf. Hoffe, daß sich das irgendwann ändert, beim ungeröngten Hund müßte man eigentlich immer vom Schlimmsten ausgehen...
Trotz diesem Manko sollte sich ein Welpenkäufer immer für die Zuchtwerte der Elterntiere interessieren. Ziel der Zuchtwertschätzung ist es aber nicht, Hunde mit Werten über 100 aus der Zucht zu halten, gerade jüngere Zuchttiere mit "fast normal" oder "noch zugelasen" haben anfangs höhere Werte, die nach einigen eigenen Würfen sinken. Man kann sollte sich immer an den Werten der gesamten Verwandtschaft orientieren. Hat man aber schon Pech gehabt mit DHSs im Hinblick auf HD, dann sollte man vielleicht wirklich das nächste Mal einen Welpena us einer Verbindung wählen, wo beide Zuchtpartner sehr niedrige Werte haben (der niedrigste ist, glaube ich, 70, der höchste 130); hier ist die genetische Disposition weitmöglichst gering. Trotz allem muß man dabei bedenken, daß HD gerade beim DSH auch sehr abhängig ist von der Aufzucht, Prof. Beuing von der Uni Gießen (er betreut die Zuchtwertschätzungen fast aller Rassen im VDH, die solche durchführen, nicht nur für HD) beziffert den aufzuchtsbedingten Einfluß von HD beim DSH auf 80%. (Aber wo genetisch gesehen gar nix ist kann auch so schnell nix kommen...)
Viele Grüße
Antje