Hallo Rainer
: HD und einige andere Gelenkerkrankungen wie z.B. ED
: zu werden zu
: 99% VERERBT
: und durch falsche ERNÄHRUNG
: oder ÜBERFORDERUNG zur Arthrose gebracht und verschlimmert
:
Achtung lang!
Ich würde den Vererbungsgrad nicht ganz so hoch ansetzen. Oder, anders ausgedrückt, würde ich davon ausgehen, dass HD eine genetische Prädisposition hat, in jedem Fall. Die HD ist jedoch bereits ein Zusammenspiel verschiedener genetischer Faktoren. Schau mal allein, was alles so als HD bezeichnet wird. Ich gehe jetzt nicht von den wirklich schweren HD-Fällen aus. Bei denen überhaupt kein Oberschenkelkopf da ist, oder keine Pfanne, oder beides fehlt. Das ist 100%ig vererbt und solche Hunde haben in der Zucht absolut nichts verloren. Ich meine jetzt die Grenzfälle, Verdachtsfälle, evlt. noch leichte HD, je nach Definition.
Beim einen Hund ist der Oberschenkelkopf zu flach, beim nächsten eine falsche Form. Dann ist der Pfannenrand zu flach. Dann gibt es Hunde, bei denen sieht zwar alles okay aus, aber es sind kleinste "Abweichungen", eigentlich nur zu erahnen, und schon ist der Gelenkspalt eine Idee zu weit. Punktabzug bei der Auswertung.
Bedenke eines, ein Hüftgelenk ist kein Produkt einer CNC-Fräsmaschine, die im Mikro- und Nanometerbereich arbeitet.
Sondern bei jedem Hund individuell. Und hier gibt es individuelle Abweichungen von der "Norm", soweit man bei einem Lebewesen von Norm sprechen kann.
Einer der Tierärzte, bei denen ich während meines Studiums war, meinte einmal zu mir, in über 10 Jahren, die er jetzt seine eigene Klinik hat, hat er nur 2-3 Hunde mit "Lehrbuchhüften" gesehen. Gehen wir mal davon aus, dass er 100 Hunde pro Jahr auf HD röntgt (offiziell und inoffiziell), dann macht das 2-3 Hunde von über 1000!!!. Und er röntgt pro Jahr mehr als 100 Hunde.
Verstehst Du, was ich sagen möchte? Man wird so gut wie sicher nie einen Hund mit 100%ig einwandfreier Hüfte finden. Einer Hüfte, an der beide Gelenke perfekt sind.
Die Frage ist somit nicht, was ist perfekt? sondern, was ist tolerabel.
Das Kommentar über die Hüfte meiner Hündin z.B. war: Kopf tief in der Pfanne, mehr als 2/3, beidseits. Kopf gut ausgeformt, könnte auf der einen Seite eine Idee besser ausgeformt sein. Norbergwinkel über 105° beidseits. Soweit war alles deutlich, soweit stimmten wir alle überein (2 Tierärzte und ich). Dann aber ging's los. Der eine meinte, der Gelenkspalt wäre eine Idee zu breit, der andere sagte, Quatsch, der ist in Ordnung. Dann gab einer der beiden sein Kommentar dazu ab, dass subchondral eine leichte Verdichtung des Knochengewebes vorhanden sei, der andere meinte, das würde er nicht so sehen. Und so weiter.
Um es kurz zu sagen. Wenn man alles, was die beiden und ich selbst auch, an negativem, das wir an dieser Aufnahme zu sehen meinten, zusammengeschmissen hätten, hätte ich nun einen Hund mit leichter HD. Wenn wir nur die positiven Meinungen hätten zählen lassen, wäre ihre Hüfte HD A1 mit Stern und Lorbeerkranz.
Ich denke, es ist klar geworden, dass eine HD nicht exakt definiert werden kann. Es ist eine Verformung des Hüftgelenks, egal, wie diese Verformung letztendlich aussieht.
Und wenn man zwei HD-freie Hunde verpaart, die beide vielleicht den gleichen Touch in der Hüfte haben, also minimalste Deformation des Kopfes, als Beispiel, dann kann es sein, dass ein Teil der Nachkommen eine grössere Deformation des Kopfes hat. Es kann auch sein, dass beide Elternteile unterschiedliche minimalste Normabweichungen haben. Diese könnten sich dann im schlechtesten Fall addieren, im besten Fall durch die unterschiedliche genetische Konstellation aufheben.
Soviel zum Thema Vererbung.
Thema Ernährung. Trockenfutter, Fertigfutter, industriell hergestelltes Futter, nenn es wie Du willst. In vielen Fällen ist es einfach zu viel für unsere Hunde. Ich gehe jetzt mal von unserer Berner Hündin aus. Diese wurde im wahrsten Sinne des Wortes hochgehungert, bzw. sie hat sich selbst hochgehungert. Ihre Schwester genauso, diese ist jetzt 8 Jahre alt, und läuft noch ohne Gelenkprobleme im Agility. Sag mir, wieviele Berner Du kennst, die das fertigbringen. Und dann schau mal in der Gegend rum, wieviele zu dicke, verfettete, zu massige Berner Du siehst. Unsere Berner waren (meine Kleine ist mit 2 Jahren gestorben) bzw. sind (ihre Schwester)immer recht "grazil" gewesen. Relativ gesehen. Auch wenn neben den beiden Jungspunds ein recht gut gebauter, ausgewachsener DSH-Rüde wie ein Hänfling wirkte. Wenn ich aber eine 4 jährige Hündin sehe, deren Rücken als Tablettablage dienen könnte, und dann sehe, dass sie Schrotthüften und -ellbogen hat, da stellt sich mir die Frage, inwieweit das Gewicht der Hündin, das permanent die Gelenke belastet, zum Zustand der Gelenke beigetragen hat. Vor allem, wenn ich höre, dass sie von klein auf "recht kräftig" war. Bei unseren beiden, und dem Rest des Wurfs konnte man in den ersten 1.5 Jahren die Knochen durch das Fell deutlich sehen. Teilweise kamen schon Kommentare, von wegen, wir sollten den Hunden endlich mal was zu fressen geben. Ähm, hätten wir es ihnen reinstopfen sollen, a la Gänsemast?
Aber, sie haben gesunde Gelenke.
Und es kann mir niemand sagen, dass nur die Vererbung allein der ausschlaggebende Punkt ist. Allerdings auch nicht die Ernährung.
Von oben gesagtem ausgehend, stelle ich jetzt mal folgende Theorie in den Raum: (meine Überzeugung)
Durch Ernährung und Überlastung allein kann keine sehr gute Hüfte in eine superschlechte gewandelt werden, und umgekehrt.
Doch, wie gesagt, die "perfekte" Hüfte gibt es fast nicht. Und ein Gelenk ist auch nicht "fest". Es wirken immer auch Muskulatur und Körpergewicht auf Knochen und Gelenke. Übermässiges Muskelwachstum durch zu viel Protein kann zu leichten, vielleicht nicht übermässig auffallenden Deformationen führen. Solchen, bei denen man sich streiten kann, ob oder ob nicht. Zu hohes Gewicht begünstigt die Abnutzung des Gelenkknorpels. Zusammen mit nichtphysiologischer Krafteinwirkung der Knochen kann das ganze sowohl Knorpel, als auch Knochenstruktur negativ beeinflussen.
Nur, diese Deformationen führen dann sehr viel schneller zur Arthrose.
Also, irgendwie wird mir das jetzt doch zu lang. :-)
Gruss Cindy