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Zweifel und Gewissensbisse

geschrieben von Ilonka(YCH) 
Zweifel und Gewissensbisse
28. November 2001 23:37


Hallo,

ich habe lange gezögert ob ich Euch fragen soll, was mit meinem Hund passsiert ist. Meine Blanka lebt nicht mehr, am 9. Juni kam sie in den Hundehimmel. Sie wurde nur 7,5 Jahre (Leonberger). Von Anfang an hatte sie Ohrprobleme, die vom TA behandelt wurden. Mal war es besser, mal war es schlechter. Im Mai vorigen Jahres stellte die TÄ im Ohr (ziemlich weit unten) einen Tumor fest, der im Juni rausoperiert wurde. Der Befund sagte ein Teil gutartig und ein Teil bösartig mit Metastasenbildung. Da der Tumor ziemlich nah am Kopf saß konnte sie nicht so weit schneiden, sie hat noch ausgebrannt und 3 Tage später bekam sie Cleorobe. Meine Blanka hat die OP gut überstanden und die Chemo auch. Die TÄ hat mir keine große Hoffnung gemacht. Die Wunde heilte auch schlecht, aber mit Calendulasalbe heilte die Wunde dann doch zu. Begleitend bekam sie noch Traumeelspritzen, gut für das Immunsystem wurde mir gesagt und später hat sie noch ein neues Tumormittel gespritzt (eigentlich für Milchleistentumore, aber wir haben es probiert) Ich habe nach jedem Strohhalm gegriffen. Blanka war gut drauf, unverändert, hat gerne gefressen und ihre Spaziergänge gemacht. 4 Wochen vor ihrem Zusammenbruch habe ich Folgendes bemerkt, sie ist mit den Vorderbeinen gestolpert,unter Büschen langgekrochen, was sie sonst nie gemacht hat.
Ich durfte sie ja überall anfassen, aber bei Fremden hat sie gezuckt, wenn die nur gestreichelt haben, besonders an den Pfoten. Das war ihr unangenehm. Dann habe ich noch gemerkt, daß sie mehr gesoffen hat als sonst. Am 8. Juni ist sie zusammengebrochen und kam nicht mehr auf die Beine. Eine Stunde zuvor hat sie noch ihren Napf leergefressen, wie jeden Abend und ist in meiner Küche getänzelt, als wäre der Boden heiß.
Die rechte Seite (auf der hat sie gelegen) war irgendwie steif. Ihre Nase war trocken, aber sie wollte auch nicht, daß ich sie naß machen, auch saufen wollte sie nicht mehr. Fieber hatte sie keins, die TÄ meinte ich soll ihr Kaffee geben, sie dachte Kreislaufzusammenbruch. Blanka hatte Schmerzen, das hatte nichts mit dem Kreislauf zu tun. Ich wollte sie mal umdrehen, aber das wollte sie nicht. Ich habe die ganze Nacht bei meinem Hund gelegen, das hat ihr gut getan, wenn ich da war, war sie entspannt. Am nächsten Morgen hatte sich ihr Zustand nicht gebessert. Sie konnte auch nicht mehr Pipi machen. Gegen Abend kam dann die TÄ, sie untersuchte, tastete die Wirbelsäule ab, pieckste in die Pfoten, weil ich dachte ein Schlaganfall, aber Blanka hat sich gewehrt, kein Schlaganfall. Eine Stunde vor ihrem Tod hat sie noch aus meiner Hand gefressen und wollte immer mehr. Sie hat mir nicht signalisiert, daß sie nicht mehr leben wollte, ich konnte es einfach nicht glauben, ich wußte ja daß sie krank ist, aber ich habe immer gehofft, daß 1 Jahr vorbei ist und Blanka evtl. geheilt Und trotzdem kam es für mich ganz plötzlich.
Ich habe mich schweren Herzens dazu entschlossen, sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Ich habe noch 3 Stunden bei meinem toten Hund gelegen und ihr dann eigenhändig ein Grab in unserem Garten gegraben.
Die TÄ meinte es waren überall Metastasen, auch in den Knochen und der Lunge, aber sie meinte auch, daß ich sie noch in eine Klinik geben könnte. Das wollte ich nicht, denn Blanka hätte sich nur gequält und sie hätte es wohl nicht verstanden.
Dieser Hund hat mir die schönsten 7 Jahre meines Lebens gegeben.
Was meint Ihr, war es der Tumor oder etwas anderes?

Traurige Grüße
Ilonka

PS Als sie tot war kam der Urin und der roch nach Kaffe. Vielleicht hat das noch was zu sagen.

29. November 2001 08:03

Liebe Ilonka,

ich kann Deine Trauer voll und ganz verstehen und möchte Dir mein Mitgefühl zeigen. Dies ist immer der schrecklichste Moment in der Hunde/Menschenfreundschaft, aber auch der letzte Dienst, den wir ihnen tun können.

Wir haben den Pudel meines Grossvater damals einschläfern lassen müssen. War auch ein schwieriger Schritt für uns, den wir aber gehen mußten. Er hatte den ganzen Bauch voller Krebs! Erst hatte er nur einen Tumor im Bauch, der dann aber weiterwuchs und dann schon mit Leber und Milz zusammengewachsen war. Der Tierarzt meinte, nachdem wir das Röntgenbild sahen, er versucht noch eine OP. Wenn aber der Tumor schon verwachsen sei, würde er den Hund in der Narkose einschläfern, dem stimmten wir zu. So haben wir uns dann schon bei der Narkosespritze von ihm verabschiedet und mußten spazierengehen. Das war eine schreckliche Zeit. Für unseren "Blacky" war dies aber das Beste. Er war schon so geschwächt.

Ich denke, das es für Deine Blanka auch das Beste war. Sie hat sicherlich, so wie Du es schreibst, Metastasen, damit Schmerzen im ganzen Körper gehabt. Deine Entscheidung war die Richtige.

Nochmals mein Mitgefühl und Kopfhoch.

Mir graut übrigens auch vor dem Tag. Wir haben vier Parson Jack Russell Terrier. Wenn dann der Tag kommen sollte, wird dies auch der Trauertag für mich werden.

Gruß

Andrea

www.jolly-dogs.de



29. November 2001 08:39

Hallo Illonka,

zunächst mal möchte ich Dir sagen, daß ich mir gut vorstellen kann wie Du Dich fühlst. Ich habe vor knapp einem Jahr meinen Hund verloren u. es gibt immer noch Tage, wo es unendlich schmerzt.
Aber Fellow durfte uralt werden u. schnell u. (meinem Eindruck nach) schmerzlos sterben.
Was Du und Deine Blanka durchgemacht haben ist furchtbar. Umso mehr kannst u. mußt Du es als Erlösung sehen, daß sie gestorben ist.
Du hast so wie Du es schilderst, alles getan was Du konntest. Ich denke mehr wäre zuviel gewesen. Wenn der TA sagt, daß der ganze Körper voller Metastasen war, was hätte dann noch helfen sollen ? Ich denke da gab es keine reelle Chance auf ein wirklich gutes Leben mehr.
Vielleicht wäre es gut für Dich gewesen, eine Autopsie machen zu lassen. Vielleicht auch nicht, dann hättest Du sie nicht begraben können.
Ich kann Dir so oder so nur raten, lass Deine Trauer raus. Sprich über Blanka möglichst mit Menschen, die sie auch gern hatten. Heul u. schrei ruhig.
Irgendwann wird der Schmerz weniger, irgendwann wirst Du ruhig an sie denken können.
Und mach Dir bitte bitte keine Vorwürfe. Gegen Krebs kann man kämpfen, aber allzuoft muß man sich geschlagen geben.
Mitfühlender Gruß
Wilma

29. November 2001 20:33

Liebe Wilma,

ich danke Dir daß Du mir geschrieben hast, es hat mich wirklich getröstet. In meiner Familie hüllt man sich in Schweigen, um mir nicht noch mehr weh zu tun, aber darüber reden hilft mir. Ich dachte nur, das Jahr ist fast rum und Blanka wäre geheilt, da hatte ich mich so daran geklammert. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Blanka war so ein lieber guter Hund. Für einen Moment dachte ich an Spondylose, aber Du hast Recht, nur eine Autopsie hätte mir Klarheit verschafft und das ist für mich so ein schrecklicher Gedanke, ich habe sie lieber bei mir im Garten. Ich werde mir wieder einen neuen Hund anschaffen, aber der richtige Zeitpunkt ist noch nicht da. Am liebsten wäre mir ein Leonbergermix und dann möchte ich wieder eine Dame, die sind ja so anhänglich.

Liebe Grüße
Ilonka

29. November 2001 20:58

Liebe Andrea,

auch Dir möchte ich recht herzlich für Deine Worte danken. Krebs ist schon eine schlimme Krankheit und es ist eine große Ungerechtigkeit, daß ein Hund nicht so alt werden kann wie sein Mensch. Dieser Hund hat mir sehr viel bedeutet und ich frage mich warum wurde der Tumor nicht eher entdeckt, ich konnte ja so tief nicht in ihr Ohr schauen und wir waren regelmäßig beim TA. Jetzt bin ich tagsüber alleine und sie fehlt mir so Was hatten wir für schöne Spaziergänge. Man sagt ja, die Zeit heilt alle Wunden aber ich werde sie nie vergessen.
Deine HP finde ich übrigens toll, auch die Hunde gefallen mir.

Viele Grüße
Ilonka

:

29. November 2001 21:00

:
Hi Ilonka!

Ich kann gut verstehen, daß Du auch jetzt noch um sie trauerst! Mach Dir aber keine Vorwürfe, Du hast alles gemacht, was man tun konnte! Natürlich hätte man eine Autopsie machen können, aber auch das hätte sie Dir nicht zurückgebracht! Vergessen wirst Du sie sicherlich nie.. aber sie wird in Deinen Gedanken bei Dir sein! Es ist sicherlich auch gut gewesen, daß Du sie von ihrem Leiden erlöst hast - sie hätte sonst nur gelitten... Liebe mitfühlende Grüße Gabriela2