von Cindy(YCH) am 22. Januar 2002 11:23
Hallo Birgit,
: Wie genau sah es denn bei den anderen Hunden aus, die du kennst, die "recht gut liefen"?
:
Wenn man nicht wusste, dass diese Hunde keinen Femurkopf mehr hatten, hätte man vermutlich gar nichts gemerkt. Sprich, wenn man nicht extrem genau hingesehen hat, sah man keinen richtigen Unterschied zu gesunden Hunden. Evtl. ein leichtes "Eiern" in der Hinterhand.
: weil eigentlich kaum eine Hüftpfanne vorhanden ist.
Hmmm, übel.
: Erst mal eine Schmerzbehandlung - dagegen spricht, das die Resektion wohl erfolgreichversprechend ist, solange der Hund noch jung ist, also soll ich nicht zulange warten.
:
Dumme Frage, was versteht euer TA unter erfolgversprechend? Ich meine, der Femurkopf ist raus. Da gibt es keinen grossen Unterschied, ob man das mit 8 Monaten macht, oder mit 2-3 Jahren. Das einzige, was vielleicht unterschiedlich sein könnte, ist, dass evtl. die Kapselstraffung stabiler wird, aber da kenne ich mich nicht aus, ob da der Altersunterschied was ausmacht. Sicher, je länger der Femurkopf auf dem Hüftknochen rumreibt, desto schneller kommt es zur Arthrose. Aber die ist im Normalfall auch irrelevant, sobald der Kopf draussen ist.
Das ist zumindest mein Kenntnisstand, der zugegebenermassen nicht auf dem neuesten Stand ist.
: Was mir nach wie vor zu denken gibt - wieso bekommt eine schlanker, angeblich korrekt ernährter Hund mit HD-freiem Stammbaum mit 6 Monaten schwere HD?
Also, ganz ehrlich gesagt, Eukanuba und Royal Canin sind erst mal nicht so das tollste. Zumindest in meinen Augen. Wahrscheinlich hast Du das Junghundfutter gefüttert, evtl. sogar noch eines für grosse Rassen? Der Rohproteingehalt liegt bei beiden Marken weit über 30 %. RC soweit ich weiss sogar bei 36%. Die Knochenspezialisten, die ich so kenne, sind der Meinung, dass 25% Rohprotein das Maximum ist. Alles darüber hinaus lässt die Junghunde zu schnell wachsen. Muskelmässig. Und das Skelett kommt dann nicht mehr hinterher.
Allerdings sind diese auch der Meinung, dass nicht nur Fütterung, sondern nicht unerheblich auch die Vererbung eine Rolle bei der HD spielt. Im Gegensatz dazu steht Kramer mit seinem "Jahrtausendirrtum der Veterinärmedizin", der von Anneliese angesprochen wurde.
Hier streiten sich zwei Fraktionen. Die eine sagt, HD sei gänzlich genetisch bedingt, die andere sagt, HD sei rein fütterungstechnisch bedingt.
Eine dritte Meinung ist, HD sei polyfaktoriell bedingt, also sowohl fütterungstechnisch, als auch genetisch (und hier auch nicht auf ein einziges Gen beschränkt), als auch umweltbedingt, sprich Bewegung, Belastung etc. In meinen Augen ist diese dritte Sichtweise die richtige. Sonst wäre es nicht zu erklären, warum viele Hunde jahrelang "falsch" im Sinne von Kramer ernährt werden und trotzdem keine HD bekommen, andererseits aber Hunde, die von klein auf "richtig" ernährt werden, HD bekommen. Das gleiche gilt für die Vererbung.
Ich weiss jetzt nicht, wie gut Du dich mit Genetik auskennst. Nur weil die Elterntiere rsp. Vorfahren deiner Hündin phänotypisch gesund waren, heisst das noch lange nicht, dass sie das auch genotypisch sind. Beide Elterntiere könnten Träger rezessiver Defektgene gewesen sein, die jetzt bei deinem Hund zusammengekommen sind. Solange es keinen genetischen Test gibt, werden Rezessivgene immer wieder auf diese Weise zum Vorschein kommen.
Das, was Du belastungsmässig geschrieben hast, ist vielleicht nicht optimal, zumindest nicht das Treppensteigen in den 3. Stock. Aber ich bezweifle, dass das dazu führt, dass sich die Hüftpfanne nicht ausbildet. Das halte ich persönlich auch weniger für ein fütterungstechnisches Problem, als vielmehr wirklich für ein genetisch bedingtes. Aber, wie gesagt, derzeit weiss man einfach noch nicht genug, über die Ursachen der HD, um da genaueres sagen zu können.
: Du hast das notwendige Training nach der OP angesprochen, weisst du das was genaueres, wieviel, was genau ich dann machen soll?
:
Zuerst nochmal zur OP. Wenn ich Dich weiter unten richtig verstanden habe, soll deine Hündin in 2 Wochen operiert werden. Wie gesagt, ich würde grundsätzlich vor einer solchen OP eine zweite Meinung einholen. Es evtl. zuerst mit Goldakupunktur versuchen. Danach ist mE eine Resektion immer noch möglich. Übrigens, nach einer Resektion ist es eigentlich auch immer noch möglich, ein künstliches Hüftgelenk einzusetzen, da hier in vielen Fällen sowieso der Femurkopf auch mit entfernt würde, und ein künstlicher eingesetzt würde.
Zur HD gibt es übrigens auch ein gutes Buch aus dem Paul-Parey-Verlag. Ist allerdings in erster Linie ein Lehrbuch für Studenten und Tierärzte.
Ich muss aber erst mal nachsehen, von wem das Buch ist, und wie der Titel lautet.
Gruss Cindy