Liebe Manuela,
ich kann Deinen Schock über das Ergebnis gut nachfühlen, auch ich hatte einmal einen Hund mit schwerer(!) HD auf beiden Gelenken. Die Entscheidung, was er mit seinem Hund tut, muß jeder selbst treffen, aber ich schreibe Dir, was ich damals getan habe. Vielleicht hilft es Dir ein bißchen weiter.
Eine Operation wurde, nach Meinung von vier verschiedenen Tierkliniken von "ziemlich aussichtsreich" bis "mit Sicherheit sinnlos" bewertet. Ich entschied mich dagegen. Und gerade die Klinik, die die Operation als aussichtslos bezeichnet hatte, half mir am besten weiter. Sie rieten mir damals zu folgenden Dingen: Der Hund sollte unbedingt weiterhin laufen dürfen, allerdings sollte ich auf die Art der Bewegung achten. Alle gerade nach vorwärts ausgeführten Bewegungen wurden als förderlich beschrieben, also normaler Freilauf mit Traben und Galoppieren, Laufen im Trab am Fahrrad und Schwimmen. Seitliche Sprünge, wie z.B. im Spiel mit anderen Hunden, Aufstellen auf die Hinterbeine unter Belastung (ebenfalls im Spiel) und Sprünge über Hindernisse über 50cm Höhe/1m Breite sowie die Schrägwand sollten vermieden werden. Ebenso schnelle Stops (beim Ballspielen), häufiges Treppensteigen (vor allem abwärts) und Laufen auf glattem Boden. Auch sollte ich darauf achten, daß der Hund niemals kalt lag, vor allem, wenn er naß war.
Ich hielt mich an diese Dinge, soweit es mir möglich war. Manche Sachen waren einfach, z.B. Verzicht auf Spiel mit anderen Hunden, da mein Tierheimhund ohnehin kein Interesse daran hatte. Aber die geliebten Bälle nicht mehr jagen zu dürfen, war schon verdammt hart. Ich fand aber eine Lösung, indem ich meinen Hund zum fast "richtigen" Apportieren umtrainierte. Er mußte sitzenbleiben, während ich den Ball warf und durfte dann erst loslaufen, um ihn zu bringen. Das verhinderte, daß er bellend und hüpfend hinter dem Ball herjagte und sich beim Fangen/Aufnehmen fast überschlug. Und er liebte diese neue Art genauso. Ich brachte ihm im zarten Alter von 5 Jahren das Schwimmen bei, danach war ich überzeugt, ich könne zukünftig auch eine Lokomotive schwimmfähig machen. Aber nachdem er seine Angst verloren hatte, war Schwimmen seine Lieblingsbeschäftigung. Ihn dazu zu bringen, im Sommer nicht auf kühlem Boden zu liegen, war aussichtslos, und ich gab es irgendwann auf, weil ich den unglücklichen Blick, wenn er bei 25 Grad im Schatten auf einer Decke liegen mußte, nicht ertragen konnte. Wir übten Fährte, was mir bis zu diesem Zeitpunkt immer als langweilig erschienen war, und es stellte sich heraus, daß es eine ideale Beschäftigung für uns beide war.
Ich hatte einen glücklichen Hund und noch etliche schöne Jahre mit ihm, bis ich ihn einschlafen ließ. Mein Tierarzt tat es bei mir zuhause, am Lieblingsplatz meines Hundes im Garten.
Liebe Manuela, wenn ich Dir einen Tip geben möchte, dann den: Du solltest vielleicht nicht nur von den Dingen ausgehen, die Ihr beide bereits kennt. Dann sieht es nämlich u.U. aus wie ein riesiger Berg von Verzicht, hinter dem nichts mehr übrig bleibt, was ein Hundeleben lebenswert macht. Natürlich ist es nie so ganz einfach, vertraute Wege zu verlassen und neue zu suchen. Aber ich habe damals die Erfahrung gemacht, daß es sich für uns beide gelohnt hat, daß ich meinen Grips angestrengt habe.
Liebe Grüße,
Jutta