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Borreliose und Meningitis auch beim Hund

geschrieben von Christine(YCH) 
Borreliose und Meningitis auch beim Hund
15. Mai 2002 08:17


Hallo Zusammen
Ich habe mal eine Frage: Zecken können ja bei Menschen diese zwei schlimmen Krankheiten übertragen. Bekommt eigentlich ein Hund auch Meningitis oder Borreliose durch Zeckenbiss?
Was für Mittel sind am besten gegen Zecken? Weiter unten lese ich Frontline ist gut, was gibt es sonst noch?
Danke für alle Antworten. Es grüsst alle freundlich
Christine

15. Mai 2002 08:34

Hallo Christine,

Meningitis durch Zecken (FSME) kommt beim Hund praktisch nicht vor, Borreliose leider ja. Dagegen gibt es eine sehr umstittene Impfung.

Als Zeckenabwehr hilft am besten die chemische Keule (am besten wirkt meiner Erfahrung nach Exspot, andere haben gute Erfahrungen mit Frontline oder Advantage gemacht), ist aber leider ein Nervengift, das auf die Dauer auch am Hundeorganismus nicht spurlos vorbeigeht.

Zufütterung von Kräutern und Knoblauch machen den Hund für Zecken weniger attraktiv, halten sie aber meist nicht gänzlich fern.
Es gibt auch natürliche Essenzen zum täglichen Aufsprühen (z.B. Zedan) das hat auch einen abschreckenden Effekt auf Ungeziefer. Allerdings ist der Geruch gewöhnungsbedürftig.

Mein Hund hat seit einer Futterumstellung auf Frischkost sehr viel weniger Zecken, so daß ich dieses Jahr erstmals auf Exspot verzichten konnte.

Gruß
Sarah+Hovi

15. Mai 2002 08:48

Hallo Sarah,


: Mein Hund hat seit einer Futterumstellung auf Frischkost sehr viel weniger Zecken, so daß ich dieses Jahr erstmals auf Exspot verzichten konnte.

Du bestätigst, was ich auch gerade beobachte. Ich wollte, bevor ich es sicher der Frischfütterung zuschiebe und hier mal poste, noch etwas abwarten, aber es ist schon auffällig:

Trotz ausgedehnter Wege durch hohe Wiesen, Wald und Unterholz in diesem Jahr erst eine einzige Zecke! Und die befreundeten Hunde wimmeln schon vor Zecken.
Ich will auch zum ersten mal auf Chemie verzichten, habe aber, außer Knobi und Kräutern im Futter, in diesem Jahr auch noch keine Alternativmittel verwendet.

Bin gespannt, wie es zeckenmäßig weitergeht!

Viele Grüße

Christa

15. Mai 2002 10:29

Hallo Christine,

hier was zur Thematik:

Andrea



Fragen aus dem Publikum an Herrn Dr. Satz und seine Antworten anlässlich seines
Vortrages 2000


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Bei der FSME nützen Antibiotika nicht. Bildet der Körper selber Antikörper gegen die
Krankheit?
Die FSME ist eine Viruserkrankung gegen die Antibiotika nicht wirkt. In
lebensbedrohlichen Situationen helfen jedoch gewisse Antibiotika, solche, die auch
bei Herpes gegeben werden. Sonst gibt es keine Medikamente. Der Körper muss
selber mit der Krankheit fertig werden.
?
Man sagt, das Erythema migrans breitet sich kreisförmig aus. Das meine war aber dreieckig.
Ja, es kann verschiedene, auch eckige Formen annehmen.
?
Sind die neuropsychologischen Symptome der Neuroborreliose durch Training zu
beeinflussen?
Neuropsychologische Störungen sind nicht unbedingt behandelbar, man muss sich
ihnen anpassen. Ermüdet man z.B. wegen Konzentrationsstörungen zu schnell, soll
die Arbeitsfähigkeit herabgesetzt werden. Wenn sich neuropsychologische Störungen
zeigen, sollte antibiotisch hoch dosiert behandelt werden. Hat sich diese Krankheit
etabliert, nützt diese Behandlung nicht mehr.
?
Ich wurde im Mai von etwas am Arm gestochen. Der Arzt hat es angesehen und fand fünf
Stichstellen mit rotem Rand. Ich bekam nach sechs Wochen eine Genickstarre. Der Arzt
verordnete Mittel zur Entspannung. Könnte ein Zusammenhang mit Zecken bestehen?
Tatsächlich sollte man abklären und austesten, denn die Symptome könnten zu einer
Zeckenkrankheit passen.
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Ich bekam Mitte Juni einen Zeckenstich. Im August verordnete der Arzt Antibiotika. Der
Bluttest war negativ.
Entscheidend ist, wie es Ihnen geht. Eine Diagnose hängt nicht vom Bluttest ab.
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War mit dem Hund im Wald, von wo er mehrere Zecken heimbrachte. Ich habe sie mit den
Fingern entfernt. Hätte ich dazu Handschuhe anziehen sollen?
Die Borrelien befinden sich im Zeckendarm. Die Infektion geht durch den Stich vor
sich. Zur Entfernung der Zecke braucht es keinen Handschuh
?
Kann der Hund auch von Borrelien infiziert werden?
Ja, Hunde und auch Katzen sind häufig befallen. Sie haben dann meistens
Gelenkbeschwerden und Nierenentzündungen.
?
Wie steht es mit der Prävention durch Kleidung?
Die Zecken halten sich im Boden unterhalb der Laubdecke auf, bis zu 80 cm ab
Boden und im Gebüsch. Gefährlich sind die 20 cm vom Boden bis Grashöhe. Deshalb
sollten die Hosenbeine in die Socken gesteckt werden. Wichtig ist am Abend das
Duschen und Absuchen nach Zecken. Dabei sind die Regionen an Kniebeugen,
Schamgegend, Bauchnabel und Achselhöhlen kritisch. 90% aller Stiche finden dort
statt.
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Lohnt es sich nach dem Zeckenstich sofort Antibiotika zu nehmen, also prophylaktisch?
Die Pharmafirmen haben Untersuchungen gemacht und Druck auf das
Gesundheitswesen ausgeübt, dass nach jedem Zeckenstich während drei Tagen
Antibiotika genommen werden sollten. Das führt neben den verheerenden Kosten
auch zu Komplikationen vom Antibiotikum her und sollte unterlassen werden. Es lohnt
sich medizinisch auch nicht. Darüber ist man sich weltweit einig.
?
Mein Kind wurde von einer Zecke gestochen, erkrankte aber nicht. Sollte man die Antikörper
bestimmen, um für einen weiteren Fall Vergleichswerte zu haben?
Man sollte vernünftig denken. Idealerweise könnte man bei der Geburt eines Kindes
oder im ersten Lebensjahr die Antikörper bestimmen, um später Vergleiche zu haben.
Das ist aber für das Gesundheitswesen nicht tragbar. Der zuverlässigste Test, der
Western Blot, kostet Fr. 150.--/180.-- und mit Zusatzbestimmungen bis zu Fr. 300.--.
Der Schnelltest, der von den Gesundheitsbehörden noch nicht bewilligt ist, kostet Fr.
20.--. Diesen könnte man betreffend Kosten vertreten.
?
Ich hatte LB im Stadium II. Bekam Antibiotika und während zwei Jahren Cortison. Seither
habe ich keine Beschwerden mehr. Nun hörte ich, Cortison sei schädlich. Stimmt das?
Cortison ist nicht schädlich. Es unterdrückt das Immunsystem. Man muss sich
vorstellen, dass das Bakterium in Entfernung zur Krankheit steht. Es scheidet gewisse
Stoffwechselprodukte aus, welche im Gewebe chemische Reaktionen hervorrufen
und diese machen die Krankheit. Gibt man Antibiotika, dann werden die Bakterien
abgetötet, sie verschwinden, während die chemischen Stoffe bleiben und die
Krankheit auslösen. Solange die chemischen Reaktionen ablaufen, ist man krank. Mit
Cortison versucht man die chemischen Reaktionen zu blockieren. Im Moment, da die
chemischen Reaktionen abgeschwächt sind, nehmen auch die Beschwerden ab. Eine
Untersuchung aus den 40er Jahren hat gezeigt, dass die Behandlung mit Penicillin
weniger Erfolg hatte, als mit Cortison.
?
Wie gross ist der Impfschutz bei Lyme-Borreliose?
Einen Impfstoff für Europa gibt es nicht. In Amerika ist ein solcher vorhanden gegen
den dortigen Erreger (OspA). Der Impfschutz besteht in 50-70%. Da ist aber
folgendes Problem, indem durch den Impfstoff die Krankheit auch aktiviert werden
kann. Es kann schwere Impfkomplikationen geben. So ist man mit dem Impfen
vorsichtiger geworden

?
Der Fragesteller hatte in Brasilien zwei Zeckenstiche, wurde aber nicht krank. 30 km von
seinem Wohnsitz entfernt hatten viele Leute LB. Wie ist der Ortsunterschied zu verstehen?
Borreliose kommt im Vergleich zur Hirnhautentzündung überall vor. Es gibt aber mehr
oder weniger dichte Gebiete von Erregerdurchseuchung der Zecken. Z.B. besteht im
Berner Seeland eine Borrelienverseuchung der Zecken von 100%, während es in
anderen Gebieten nur 5% sind. Es gibt als Folge mehr oder weniger Erkrankungen.
?
Gibt es bei der FSM auch Impfkomplikationen?
Der Impfstoff besteht aus abgetöteten Viren. Diese können aber noch so virulent
sein, dass sie die FSME auslösen. Deshalb impft man nicht alle Leute, sondern nur
die Risikopersonen. Die Komplikation ist eine Hirnhautentzündung. Das Impfkonzept
betrifft in der Regel die Naturherde, die bekannt sind. Z.B. der Thurgau,
Schaffhausen, das Berner Seeland.
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Ist es so, dass die Encephalitis vorwiegend in Kasernen auftritt, oder wird sie nur von dort
gemeldet?
Die Hirnhautentzündung, die von den Kasernen gemeldet wird, hat mit der FSME und
der LB nichts zu tun. Hier handelt es sich um Viren und um Bakterien. Die Krankheit
aus Kasernen, Kinderheimen, früher auch Waisenhäusern, wird durch andere
Krankheitserreger hervorgerufen. Es sind Meningokokken.
?
Wie lange sind die Bluttests noch positiv?
Die Tests werden erst nach Jahren oder Jahrzehnten negativ. Das heisst aber nicht,
dass auch noch mit Antibiotika behandelt werden muss. Die Beschwerden, die noch
bestehen, sind chronische Störungen, die lange anhalten können. Ist ein Test negativ,
dann sollte man vorsichtig sein, schlechte Laborqualität kann zu falschen Resultaten
führen.
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Kann man den Test beim Hausarzt machen lassen?
Ja, der Hausarzt nimmt das Blut und schickt es an das Speziallabor weiter. Bei billigen
Tests sollte man vorsichtig sein.
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Ich hatte einen Zeckenstich, hatte Kopfweh und war drei Monate im Spital, jetzt bestehen
noch Beschwerden.
Da kann man gute Hoffnung haben, dass Sie sich erholen. Alles, was im Kopf
stattfindet, sei es nun LB oder FSME, braucht lange Zeit zum Ausheilen, ein bis zwei
Jahre bis Endzustand.
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Kann man die Zecke auch lebend auf Borrelien untersuchen lassen?
Man kann sie in ein entsprechendes Labor schicken. Bedingung ist, dass die Zecke
lebendig ankommt. Sie darf nicht zerquetscht sein. Sie wird in einem Glas verschickt
mit einem Tropfen Wasser und etwas Gras (feuchte Kammer). Diese Untersuchung
ist aber nicht zur Routine geworden.
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Habe seit drei Wochen Schmerzen im Knie. Der Arzt machte den Zeckentest, der negativ
ausfiel. Nun wurde ich vom Arzt aufgeboten um nochmals einen Test zu machen in drei bis
vier Wochen. Ist das normal?
Es geht eine gewisse Zeit bis der Test positiv wird. Für den zweiten Test müsste man
aber zwei bis drei Monate warten.
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Wo kann der Western Blot Test gemacht werden?
Jeder Arzt kann das Blut dafür in ein Speziallabor einschicken. Der Test kostet Fr.
300.--.
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Wie entfernt man die Zecke?
Nicht vorbehandeln mit Zündholz, Nagellack, Benzin, etc. Mit Pinzette oder langen
Fingernägeln gleichmässig senkrecht herausziehen.
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Könnte man Parapic aufspritzen und die Zecke dann entfernen?
Bin grundsätzlich gegen diese Mittel, sie sind nicht die Lösung des Problems.
Vorbehandelt erschrickt die Zecke und erbricht den Darminhalt mit den Borrelien ins
Blut. Jetzt ist aber ein Parapic entwickelt worden, das die Zecke lähmt, total
narkotisiert, so dass sie nicht mehr erbrechen kann. Dann kann man sie in Ruhe
ablesen und vernichten.
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Für meine Hunde habe ich Ampullen, deren Inhalt ich alle sechs Wochen in den Nacken der
Hunde einreiben muss. Es gibt auch Zeckenhalsbänder. Die Ampullen bekommt man nicht
in der Apotheke, nur beim Tierarzt.
Das kommt davon, dass in der Apotheke nur Mittel für die Humanmedizin abgegeben
werden.
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Gibt die Lyme-Borreliose eine bleibende Immunität?

Es gibt keine Immunität. Im Tierexperiment für höchstens drei Wochen. Man kann LB
mehrmals bekommen, auch wenn man eine Menge Antikörper hat. Hatte man die
FSME einmal, so ist man dagegen lebenslang immun.





Fragen an Herrn Dr. Satz und seine Antworten anlässlich seines Vortrages 1999

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Andere Übertragungsmöglichkeiten der LB ausser durch Zecken?
Diese Erkrankung wird nur durch Zecken übertragen, weder durch
Geschlechtsverkehr, Küssen oder irgendwelchen Körperkontakt. Insbesondere
auch nicht über das Blut. Irrtümlicherweise sind Personen mit LB vom Blutspenden
ausgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Erreger noch im Blut befindet,
ist sehr klein. Ausserdem wird bei den Verarbeitungsprozessen der Blutprodukte
das Material so zubereitet, dass restliche Bakterien absterben würden.
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Gibt es Doppelinfektionen?
Es wurden Studien von Doppelinfektionen vorgestellt, vor allem von LB und FSME.
Es ist dann schwierig festzustellen, was ist von was verursacht. Auch gibt es
Doppelinfektionen von LB und Ehrlichiose, ebenfalls Ehrliose und Babesiose. Die
Zecken können viele verschiedene Keime in sich tragen.
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Was ist über Nebenwirkungen zu sagen?
Wenn Rocephin oder Claforan gegeben werden, können Hautausschläge
auftreten, am häufigsten sind Magen-Darm-Probleme, auch Pilzinfektionen können
auftreten in der Scheide der Frau oder im Magen-Darm-Trakt. In seltenen Fällen
treten einige Wochen nach Abschluss der Behandlung Dickdarmentzündungen
auf. Alle Nebenwirkungen sind gut zu behandeln und hinterlassen keine bleibenden
Beschwerden. Wichtig ist die genaue Überwachung des Patienten während der
Therapie. Regelmässige Blutkontrollen sollen Hinweise geben auf Schäden an
Leber und Nieren.
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Ist Metronidazol ein geeignetes Antibiotikum?
Dieses Mittel wird in den USA verschrieben. Es wird für andere Erkrankungen
eingesetzt. Es ist ein Medikament, das die Möglichkeit hat, in die Zellen
einzudringen. Man sieht aber, dass es auf das Bakterium eine nur schwache
Wirkung hat. Es ist sehr umstritten.
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Was halten Sie von Phragentherapie?
Das hat man schon vor Jahren gemacht. Man versucht mit gewissen Substanzen
eine Form der weissen Blutkörperchen, die Macrophagen (fressen die Bakterien
auf), zu stimulieren. Es war erfolglos.
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Lyme-Borreliose und Schwangerschaft?
Das Bakterium kann übertragen werden. Das Kind ist geschützt, reagiert nicht
darauf und demnach entsteht auch kein Schaden. Es gibt grosse Studien in
Amerika über Frauen, die in der Frühschwangerschaft erkrankten. Sie brachten nie
gehäuft missgebildete Kinder zur Welt. Es gab keine gehäuften Frühgeburten oder
namhaften Schwangerschaftskomplikationen.
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Cortison?
Es ist etwas vom Wertvollsten unter den Medikamenten. Wie im Vortrag erwähnt,
kann man es einsetzen, um die chemischen Reaktionen bei der Antibiotikatherapie
zu stoppen. Setzt man es zu früh wieder ab, sind die Reaktionen wieder da. Eine
Cortison-Therapie muss sehr lange durchgeführt werden, d.h. über Wochen,
Monate ev. Jahre. Die Dosierung ist individuell, aber man versucht immer, möglichst
wenig einzusetzen.
?
Wie erkennt man Herzbeschwerden?
Die typischen Krankheitserscheinungen am Herzen werden durch das EKG
dargestellt. Es gibt aber auch Störungen, die sich nicht darstellen lassen.
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Wann sollte eine zweite Antibiotikatherapie gemacht werden?
Wenn mindestens während 4 Wochen 2 gr Rocephin gegeben wurden, so ist die
Heilung danach nicht eingetreten, die chemische Reaktion dauert monatelang an,
ein Jahr oder mehr. Wenn überhaupt kein Fortschritt da ist, kann man nach einem
halben Jahr nochmals mit Rocephin behandeln oder besser mit Claforan, einer
höher dosierten Therapie. Zwei Jahre lang sollte man nicht zuwarten mit der
erneuten Therapie.
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Wie lange bleiben die Bakterien im Körper?
Das können Jahre bis Jahrzehnte sein. Die chemischen Reaktionen bleiben
bestehen und es gibt keine Gesundung. Man muss von Zeit zu Zeit wieder
antibiotisch behandeln.
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Was schlagen Sie vor, wenn Antibiotikatabletten nicht nützen?
Dann gibt es Rocephin und Claforan als Infusionen.
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Gibt es antibiotikaresistente Stämme gegen Borrelien?
Weltweit sind noch keine bekannt. Aber es ist nur eine Frage der Zeit. Mit der
halbherzigen Therapie von Antibiotika ist man natürlich auf dem Weg. Mit Tabletten
oder zu wenig Rocephin züchtet man resistente Stämme.
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Warum werden Blutuntersuchungen gemacht?

In längeren Abständen ist das nötig, ca. alle 3 Monate, weil sich die laborwerte nur
sehr langsam verändern. Western Blot Untersuchungen sind wichtig für den
Krankheitsverlauf. Wichtig ist aber immer noch: wie sich der Patient fühlt.
?
Ist im Anschluss an eine Rocephin-Therapie eine dreiwöchige Tetracyclingabe in
Tablettenform angebracht?
Das hilft auch nicht weiter. Bei einem Erythema migrans ist das Tetracyclin das
beste Antibiotikum. Aber im Anschluss an Rocephin Tetracyclin-Tabletten zu
geben, ist nutzlos. Wenn schon, dann Tetracyclin-Infusionen zur
Rocephin-Infusion. Diese Kombination ist sinnvoll.
?
Schwindel und Schwerhörigkeit bei LB?
Die Organe Ohren und Augen sind auch häufig mitbetroffen. Es gibt Hörstörungen,
auch Hörstürze und dauerhafte Hörschädigungen. Wichtig ist, die Krankheit
frühzeitig zu erfassen. Das Gehör und das Gleichgewichtsorgan sind
ausserordentlich feine Strukturen. Wenn dort nur eine kurze Zeit eine Entzündung
besteht, geht sehr vieles kaputt.
?
Muss Hirnflüssigkeit untersucht werden?
Wenn Verdacht auf Neuroborreliose besteht, muss das gemacht werden. Die
Laborwerte in Beziehung zu setzen zu denen im Blut. Aber auch ein negativer Titer
der Hirnflüssigkeit kann Ausdruck einer Neuroborreliose sein.
?
Impfung gegen Borreliose?
In Amerika ist das machbar, weil es dort einheitliche Erreger gibt. Leider hat man
feststellen müssen, dass man mit dieser Impfung die Krankheit zum Ausbruch
bringen kann. Für Europa gibt es noch keinen Impfstoff. Hier haben wir in jeder
Gegend ein anderes Bakterium mit einer anderen Oberfläche. So brauchen wir in
Europa für jede Gegend einen anderen Impfstoff. Es ist schwer, einen Impfstoff zu
finden, der eine grosse Region abdeckt.
?
Wie könnte man Zecken vernichten?
Man hat schon alles versucht mit Sprays etc. In Amerika hat man Versuche
gestartet und gefunden, das einzige Mittel wäre das Abbrennen ganzer
Landstriche. Nur mit Feuer lassen sich die Zecken ausrotten. Aber auf den
abgebrannten Gebieten waren es zuerst die Zecken, die wieder hervorkamen. Wir
müssen mit den Zecken leben und sie nehmen zu.
?
FSME in Österreich?
In Österreich ist die FSME viel häufiger als bei uns. Die Steiermark, das Burgenland
und Niederösterreich sind voll mit Herden der FSME Vieren. Die Viren dort sind viel
aggressiver als bei uns. Man verzeichnet dort auch viele Todesfälle. Deshalb ist die
Impfung der ganzen Bevölkerung eingeführt worden.
?
Was passiert, wenn ich während der Antibiotikatherapie wieder von einer Zecke
gestochen werde?
Wenn Sie somit wieder den Erreger übertragen bekommen, dann wird er durch das
Antibiotikum sofort abgetötet. Er kann nicht überleben, denn Sie sind von Kopf bis
Fuss von Antibiotikum durchtränkt.
?
Was soll man tun, wenn man von einer Zecke gestochen wird?
Die Zecke muss so schnell wie möglich entfernt werden, ohne sie vorzubehandeln.
Dann muss man sich das Ereignis merken. Auf eine Notfallstation muss man nicht
gehen. Erst wenn wir eine Hautrötung beobachten, die man meistens nicht
bekommt, gehen wir zum Hausarzt. Auch wenn irgendwelche Beschwerden
kommen, suchen wir den Arzt auf und das kann noch ein halbes Jahr nach dem
Stich erfolgen. Den Arzt auf den Zeckenstich hinweisen.




Fragen an Herrn Dr. Satz und seine Antworten anlässlich seines Vortrages 1998

?
Bei einem LB-Betroffenen bestehen weiterhin Kniebeschwerden. Er wurde korrekt
untersucht und abgeklärt. Viele Laborwerte liegen vor, besonders verschieden hohe
Titerwerte. Behandelt wurde mit Tetracyclin-Tabletten und später mit Rocephin-Infusionen
während 28 Tagen. Da das Ergebnis nicht befriedigend ist, möchte der Fragesteller wissen,
ob eine weitere Infusionstherapie nötig ist.
Die Therapie mit Tetracyclin wäre nicht nötig gewesen, in diesem Krankheitsstadium
nützt sie nicht. Mit einer weiteren Rocephin-Kur sollte 1/2 bis 1 Jahr zugewartet
werden. Stärker und optimaler wäre eine vierwöchige Claforan-Kur. Aber vorerst soll
der Körper noch die Chance haben auf die erfolgte Rocephin Behandlung zu
reagieren, denn die Krankheit heilt langsam. Die grossen Unterschiede bei den
Titerwerten sind als Laborungenauigkeiten zu betrachten. Antikörper bleiben über
Jahre positiv, sogar über Jahrzehnte, wenn sie einmal bestanden. Es gibt keinen
Laborwert, der über Erfolg der Therapie Auskunft gibt. Die beste Auskunft über Erfolg
oder Therapieversagen ist der Patient selber. Abbauprodukte der Bakterien können
noch über Jahre Beschwerden im Körper verursachen.
?
Erkranken auch Tiere?
Die Zecken holen sich ihre Blutmahlzeit hauptsächlich bei Mäusen, Wild, Igeln und
auch bei am Boden laufenden Vögeln, die den Erreger als grosses
Borrelien-Reservoir in sich tragen. Untersucht man diese Tiere, so sind sie nicht krank.
Erkranken können durch Zeckenstich Hunde, Katzen, Schafe, auch Pferde. Ihr Körper
- gleich wie beim Menschen - erkennt den Erreger als fremd und die Krankheit bricht
aus. Die meisten Tiere erkranken nicht.
?
Gibt es eine Studie über die Behandlung mit Rocephin-Infusionen während zwei Wochen
und anschliessend Antibiotika-Tabletten auch während zwei Wochen?
Dr. Satz ist eine solche Studie nicht bekannt. Es gäbe zwar spärliche
Behandlungsresultate dieser Art, die aber sehr kontrovers und nicht gesichert sind.
Keine gesicherten Resultate gibt es auch bei der sogenannten Puls-Therapie. Hier
werden während fünf Tagen Rocephin-Infusionen gegeben, dann folgt eine Pause
von zwei Tagen, danach wieder Rocephin und so fort. Eine solche Therapie ist aus
bakteriologischer Sicht nicht logisch. Die Borrelien können mit Sicherheit nur durch
Antibiotika vernichtet werden. Man muss den Zeitpunkt erfassen, wenn sich das
Bakterium teilt, vermehrt, wenn gewisse Stoffwechselvorgänge vorliegen, die es
verwundbar machen. Zu diesem sehr kurzen Zeitpunkt muss das Antibiotikum zur
Verfügung sein, was bedeutet, dass die Antibiotikumkonzentration immer gleich hoch
sein muss. Das ist nur der Fall, wenn vier Wochen (oder länger) ohne Unterbruch
behandelt wird.
?
Es gibt in Würzburg eine Studie über Erfahrungen von LB in Zusammenhang mit MS oder
mit der Parkinson'schen Krankheit. Die Fragestellerin kennt viele Betroffene von LB mit
Multipler Sklerose (MS) oder mit Parkinson. Liegen in der Schweiz Studien über dieses
Thema vor?
Nein, es wird diesbezüglich nicht geforscht. Dr. Satz sind einige Fälle bekannt in
Zusammenhang mit MS. Er habe 200 MS-Patienten untersucht und unter diesen 8
sichere und 2 fragliche LB gefunden. Es entspricht auch Erfahrungen anderer
Studien, dass 4 bis 5% der MS-Patienten diese Krankheit nicht haben, sondern an LB
erkrankt sind. Bei Parkinson-Patienten habe er keine LB gefunden. Er habe auch 32
Patienten mit der sogenannten amyotrophen Lateralsklerose untersucht, 2 von ihnen
waren LB.
?
Eine vorgenannte Studie zeigt, dass bei 36 behandelten Patienten mit Neuroborreliose
nach einem Jahr noch 1/3 Restbeschwerden bestehen. Wie kann man nachbehandeln?
Diese Patienten waren mit Rocephin behandelt. Sie sollten jetzt mit
Claforan-Infusionen 2 gr 4 mal täglich nachbehandelt werden. Dr. Satz macht damit
gute Erfahrungen; sogar in einem Fall von einer 80jährigen Frau.
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Wenn in der Studie bei behandelten Patienten noch so viele Restbeschwerden bestehen,
wurden diese dann nicht eventuell falsch behandelt?
Die Hautaffektion wurde sicher korrekt behandelt, aber es wurde zu spät mit der
Behandlung begonnen und damit die Streuung im Organismus veranlasst. Die
Hautaffektion, das Erythema migrans soll nicht im Anfangstadium mit der
Infusionstherapie behandelt werden, denn es ist bewiesen, dass die Behandlung mit
Antibiotika-Tabletten ausreichend ist. Nachbehandelt wird jedoch mit
Antibiotika-Infusionen.
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Man weiss, dass die Hautrötung, das Erythema migrans, auch selbst heilt. Warum gibt man
trotzdem Antibiotika-Tabletten?
Es stimmt, dass die Rötung auch ohne Antibiotikagabe abheilt, aber man weiss nicht,
ob der Erreger in das Körpergewebe streut und schwere Folgebeschwerden
verursacht. Das will man mit der Antibiotikagabe verhindern.
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Ist Physiotherapie auch bei Neuroborreliose indiziert?
Die Physiotherapie ist bei vielen LB-Patienten ein entscheidendes Hilfsmittel. Vor
allem bei jenen Patienten, bei denen der Bewegungsapparart betroffen ist (Gelenke,
Muskeln, Sehnen). Sei es zur Lockerung oder Stärkung. Auch bei Betroffenen des
Zentralen Nervensystems, der Neuroborreliose ist Physiotherapie angezeigt und
wichtig. Im Unterschied zur MS, bei der man Stress vermeiden will, darf man bei
LB-Patienten forcieren. Hier stellt sich jedoch das Problem, dass diese Patienten
wegen Erschöpfung und Müdigkeit nicht mitmachen mögen. Wenn es geht, so soll
man sich vor der Physiotherapie nicht scheuen. Der Physiotherapeut muss auf den
Patienten eingehen und spüren, was er ihm zumuten kann