Gestern habe ich wieder ein Musterexemplar von Hund kennen gelernt, der die Stimmung seiner Leute in aggressives Verhalten umsetzt, natürlich mit dem passenden anderen Ende der Leine. Es waren Besucher unseres Hundevereins.
Der Hund hat ein Problem mit anderen Hunden, der Auffassung seiner Menschen nach natürlich. Fakt ist, dieser Hund findet halt manche Artgenossen, besonders gleichgeschlechtliche, nicht allzu prickelnd. Der Hund stammt aus Spanien (also sind nicht alle Straßenhunde so sozial, wie es uns die Tierschützer immer weismachen wollen).
Vereinshund wird aus der Ruhebox geholt, schon schlägt Herrchen Alarm "Vorsicht, da kommt gleich ein Hund". Frauchen bricht in Hektik aus und zieht den Hund zu sich, hält die Leine straff und kurz. Der Hund trug ein Stachelhalsband!!! Vereinshund geht neutral an Spanier vorbei, Spanier macht die Welle. Herrchen und Frauchen brechen in ein Duett voller unterschiedlicher Kommandos aus, und das auch noch ziehmlich lautstark. Was denkt ein Hund in solchen Augenblicken wohl? Ich versuche mal, das auf "Mensch" zu übersetzen.
"eigentlich ist das ganz cool hier, die riechen alle nach Kumpel, Leckerchen und Spielzeug. Meine Zweibeiner sind viel aufmerksamer zu mir als zu Hause, das gefällt mir. Verstehen, was die sagen, kann ich immer noch nicht. Oh, Herrchen wittert etwas, er wird ganz unruhig und warnt mich und Frauchen. Aaah, jetzt zieht Frauchen an mir und tut mir am Hals weh mit diesem pieksenden Ding! Warum nur? Ach, jetzt kapier ich, es tut weh weil dieses Vieh hier vorbeigeht! Na dem sag ich jetzt aber Bescheid!! Waaas? Auaaaa!!!! Warum tun dir mir jetzt weh und schreien mich an? Erst blasen sie zum Angriff und dann kriege ich auf den Deckel, wenn ich meinen Job mache! Keiner mag mich, egal wieviel Mühe ich mir gebe, nichts ist richtig und gut genug für die..."
Versteht ihr, was ich meine? Dieser Hund besitzt zwar natürliche, wünschenswerte Aggression in Form des Meutetriebes (Rudel schützen gegen vermeintliche Gefahren), aber das unerwünschte aggressive Verhalten (Leinengezicke) wird ausgelöst durch die Unsicherheit seiner Menschen. Das erwünschte aggressive Verhalten wäre gewesen, dass der Hund aufmerksam das Verhalten seines Artgenossen beobachtet, dicht zu seiner Meute gesellt und Verteidigungsbereitschaft ausstrahlend, und auf dessen Neutralität ebenfalls mit Neutralität reagiert. Das schafft er allerdings nur, wenn auch der Rest der Meute (Herrchen und Frauchen) souverän und neutral bleiben.
Die drei werden wiederkommen, haben sie gesagt, das heißt wir werden dafür sorgen, dass der arme Hund nicht für den Rest seines Lebens dazu verdammt ist, ständig missverstanden zu werden. Die beiden Zweibeiner biegen wir schon hin
LG, Liesel