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Hund + Umwelt

Für unsere Hunde ist es gar nicht so einfach, sich in unserer Umwelt zurecht zu finden. Nicht nur Nachbars Katze soll in Ruhe gelassen werden sondern auch das Reh im Wald. Strassenverkehr und Jogger, die nicht gerne angesprungen werden, sind weitere Stolpersteine für viele Hunde. Hier ist Raum für solche Themen. 
Berner-Rüde und seine Triebstärke
24. September 2001 18:40

Hallo Waltraud,

Oh je, da hast Du ja mit Deinen Männern eine schöne Nuß zu knacken! ;-)

: Ich sagte immer wieder zu ihm, daß ein Berner kein Schäferhund ist und
: daß er nie einer wird. Ich habe mit Amadeus die Erfahrung gemacht, daß er sozusagen aus Liebe alles macht,was man von ihm verlangt.Auf Druck oder harte Befehle reagiert er mit seinem rassebedingten Dickkopf.

Das ist typisch für den Berner, und deshalb eilt ihm auch der Ruf voraus, er sei schwer zu erziehen und eigne sich nicht als "Gebrauchshund".
Was aber gar nicht stimmt, wenn man es richtig anpackt. Ich kenne viele Berner, die sehr anspruchsvolle Ausbildungen gemacht haben und in versiedenen Sparten des Hundesports aktiv sind.
Wußtest Du (bzw. Dein Mann), daß der Hund, der mit der umfangreichsten Gebrauchshundeausbildung der Welt im Guinness-Buch der Rekorde steht, ein Berner Sennenhund ist?

Ein Berner geht zu seinem Herrn eine extrem enge Bindung ein und der Gehorsam funktioniert nur auf der Beziehungsbasis.
Wenn der Hund kein tiefes Vertrauen hat, dann wird man immer mit ihm Probleme haben.
Ein Berner läßt sich eher totschlagen, als daß er jemandem einen Gefallen tut, dem er nicht hundertprozentig vertraut.
Bei extremem "ungerechten" Druck zeigt er schnell Meideverhalten, oder aber, je nach individuellem Charakter, geht nach vorne - und dann wächst kein Gras mehr. :-((

Vielleicht sollte Dein Mann nochmal an folgendem Punkt ansetzen:
Viel "Beziehungsarbeit", also gemeinsames Spiel, füttern, miteinander kleine Abenteuer bestehen....der Hund muß das Gefühl bekommen: Auf mein Herrchen ist Verlaß, bei ihm passiert mir nichts, mit ihm kann man Pferde stehlen."
Da die meisten Berner sehr verfressen sind, lassen sie sich prima mit Leckerchen motivieren.
Vielleicht hat Dein Mann ja bei dem ganzen Dominanz-Stress vergessen, nicht nur Fehlverhalten zu unterbinden, sondern erwünschtes Verhalten zu belohnen? Ein Leckerchen im richtigen Augenblick kann Wunder wirken!


grinning smileyeine Meinung bezüglich der Übungsplätze teile ich voll und ganz. Ich habe noch keinen Hundetrainer getroffen, der das Wesen eines Berners kennt.Alle arbeiten nur mit Zuckerbrot und Peitsche!Das ist das,was mir auf den üblichen Hundeplätzen nicht gefällt.Ich glaube,daß die meisten sogenannten "Schäferhundfreunde" den Hund nur als Sportgerät benutzen. Und sowas tut mir in der Seele weh. Aber leider gibt es bei uns keine anderen Plätze und mein Mann kennt ja auch nur Schäferhunde.Ich wünsche mir sehnlichst,daß mein Mann endlich das Wesen eines Berners verstehen lernt und begreift,daß es mit Liebe(die er mit Sicherheit für sein "Männlein" empfindet)besser geht, als mit Machtspielen und Druck.

Ich wünsche es Euch so!
Der deutsche Verein für Schweizer Sennenhunde bietet regelmäßig Ausbildungswochen für diese Rassen an, wo bestimmt auf rassetypische Eigenheiten eingegangen wird, und wo ihr kompetent beraten werdet. Die Termine findest Du unter www.ssv-ev.de (erst auf "Termine", dann auf "Ausbildung" clicken).
Auch unter www.sennenhunde.org und www.bernersennenhunde.at findet ihr Ausbildungsangebote, die man vielleicht mal während eines "Urlaubes mit Hund" wahrnehmen kann.
Ich kann sie aus eigener Erfahrung empfehlen!

Liebe Waltraud, bitte nehmt das Problem ernst, denn Euer Amadeus ist noch jung - nächstes Jahr ist das Kind vielleicht schon in den Brunnen gefallen!
Ich wünsche Euch alles Gute!

Berner-Grüße
Sabine S.



25. September 2001 09:06

Hallo Peter

So wie Du es jetzt beschreibst, würde ich zwei Möglichkeiten in Betracht ziehen:
1. Dominanzverhalten
2. Defensivverhalten
Der Unterschied zeigt sich in der Körpersprache des Hundes recht deutlich. Ich glaube am leichtesten kann ich Dir das anhand eines Beispiels erklären, das ich hin und wieder beobachten kann. Wenn Junkie, ein rangniederer Rüde, Schlumpf, dem Alpha in meinem Rudel, in die Quere kommt, kommt es oft zu einer kurzen Knurrerei, wobei der "Chef" eine aufgerichtete Körperhaltung mit deutlicher Vorwärtstendenz und über dem Rücken ruhig gehaltener Rute zeigt und den Blick starr auf Junkie gerichtet hat - seine ganze Haltung zeigt, wenn Du jetzt nicht nachgibst, werde ich Dich angreifen.
Junkie knurrt zwar auch, er hat jedoch den Kopf seitlich von Schlumpf abgewendet und beobachtet ihn nur aus dem Augenwinkel, seine Tendenz ist zurückweichend, die Rute deutlich unter Rückenlinie mit verhaltenem Wedeln - soll wohl heißen OK ich weiß Du bist der Chef, ich gebe schon nach. Nach kurzem Verharren in dieser Stellung dreht Junkie über die Schulter ab, zieht sich zurück und nähert sich Schlumpf erst wieder, wenn dieser seine Haltung entspannt mit deutlich unterwürfigen Signalen, wie Kopfpendeln, ausladendem Schweifwedeln und Belecken der Lefzen des anderen. Meist folgt dann ein ausgiebiges Spielen.
Hätte Junkie in solchen Situationen nicht die Möglichkeit sich zurückzuziehen, wäre wohl ein Kampf die Folge.
Jetzt die Verbindung die ich zu Deinem Problem (möglicherweise) sehe: kann es sein, daß in den von Dir geschilderten Situationen Amadeus das Gefühl hat, mein Alpha ist sauer, ich kann ihm aber (da an der Leine) nicht ausweichen, also muß ich mich - wenn auch aussichtslos - verteidigen? In diesem Fall müßtest Du, um überhaupt etwas erreichen zu können einmal den Kreislauf Leinenruck - Pfui - Verteidigungshaltung durchbrechen. Dazu wäre meiner Meinung nach das Halti, wie ich Dir schon geschrieben habe ganz gut geeignet.
Daß er bei Deiner Frau wesentlich gelassener reagiert, die eher mit ihm spricht, als Kommandos gibt, würde auch für diese Variante sprechen.
Zu Deiner Frage bzgl. der Freifolge kann ich Dir nicht pauschal antworten. Es kommt immer darauf an, in welchem Alter man einen Hund bekommt. Ich persönlich nutze bei Welpen immer den natürlichen Folgetrieb aus (die wenigsten Welpen im Alter von 8 bis 12 Wochen riskieren es "verloren" zu gehen) um von Anfang an ein sicheres Herankommen zu trainieren. Bei erwachsenen Hunden arbeite ich zuerst am Herankommen, wenn das sicher sitzt, erarbeite ich alles andere frei. Das ist allerdings meine ganz persönliche Methode, 99 % machen es meines Wissens genau andersherum und haben damit genausogute Erfolge. Ich arbeite übrigens fast ausschließlich mit positiver Bestärkung.
Mann, ist das wieder lang geworden, ich hoffe, Du schläfst nicht ein beim Lesen.

Liebe Grüße

Elke

25. September 2001 09:59

Hallo Peter,

Ich muß nochmal kurz meinen Senf dazugeben:
Daß Berner durchaus zu sehr gutem Gehorsam fähig sind, beweisen z.B. die Abrichtekennzeichen vieler Berner, die ich kenne (bis hin zu IPO 3 und höchsten Stufen der Rettungshundeausbildung).
Nur funktioniert die Hau-Ruck-Methode bei Ihnen nicht, man braucht schon ein wenig Fingerspitzengefühl.

Allerdings wirst Du in einem Berner niemals einen willenlosen Soldaten haben, sondern einen mitdenkenden Partner, der Dir gehorcht, weil er Dir vertraut und Dich respektiert - im positiven Sinne.
Wenn Eure Beziehung nicht stimmt, dann wirst Du immer mit ihm Probleme haben. Im besten Falle zeigt er Meideverhalten, im schlimmsten Falle geht er nach vorne - dann gute Nacht.

:Noch immer ist noch nicht bekannt zu welchen Kategorien man Berner Sennenhunde zuordnen kann -zu den Treibhunden oder den Herdenschutzhunden-. Ich denke wenn letzteres der Fall sein sollte, dann kann ich die Reaktionen von "Amadeus" vielleicht verstehen.

Nein, zu den Herdenschutzhunden gehört der Berner nicht, eher zu den Lagerhunden. Er ist ein naher Verwandter des Rottweilers.
Er wurde ursprünglich als Wach-, Treib- und Zughund auf schweizer Bauernhöfen eingesetzt.
Er sollte eine starke Bindung zu Haus und Hof zeigen, keinen Jagdtrieb besitzen und ein gewisses Mißtrauen und Schärfe gegenüber Fremden war erwünscht.
Seine Aufgabe erforderte also eine gewisse Selbständigkeit. Ein Hund, der immer erst auf den Befehl seines Herrn wartete, war als Arbeitshund auf dem Hof nicht zu gebrauchen.
Daher erklärt sich wohl der eigenständige aber doch sehr anhängliche Charakter des Berners.

Und wegen der Freifolge:
Probier's mal mit einem Stück Wurst, damit hat noch jeder Berner eine freudige und exakte Freifolge gelernt!

Gruß
Sabine S.