Nächtliches Hundegebell
27. Dezember 2010 08:21
Wir haben ein großes Problem. Meine Mutter wohnt seit nun mehr über 40 Jahre in unserer Wohnung. Wir haben seit nun mehr 15 Jahren einen Hund und einen Herren im Nachbarhaus, der sich seit ich denken kann immer wieder beschwert, dass unser Hund zu laut sei. Der Mann ist als Haustyrann bekannt und hat sich schon bei unserer Mietgesellschaft immer wieder über einige Mieter mit diversen Beschwerden gemeldet. Von zu frühen waschens der Waschmachine, zu lauten laufens der Hausschuhe, ein Wellensittich sei zu laut...fast alle dieser Mieter sind bereits weggezogen. Als einer der besagten Mieter ausgezogen ist, rief er lautstark aus dem Fenster, dass nun "die da unten mit dem Hund noch raus müssten". Und seit September sind nun wir an der Reihe. Er hat sich bei der Mietgesellschaft beschwert, wir würden unseren Hund immer zu bellen lassen, vor allem in der Nacht. Das ist schlichtweg gelogen. Wir haben eine Anwältin eingeschaltet, die den "Nachbarn" einen Brief schrieb, in dem Stand, dass er dies zu unterlassen habe und er sofern er dies nicht tun würde, mit einer Klage rechnen könnte. Nun hat der Herr unserer Anwältin einen Brief zu kommen lassen, dass er Tonaufnahmen mit Dauer, Intensität und Häufigkeit habe, ebenso Zeugenaussagen. Die Zeugen würden lügen, aber leider haben scheinbar alle Angst vor dem Mann und scheinen Ärger vermeiden zu wollen. Unser Hund bellt zwar tagsüber zeitweise, aber in der Nacht tut er dies nicht. Er ist leider inzwischen schwer krank und erhält auch zur Nacht Luminal, dass zu dem eine schläfrige Wirkung hat. Unsere Anwältin, die uns von der Rechtschutzversicherung zugeteilt wurde, scheint nicht in der Lage zu sein, uns zu helfen. In unserem Haus wohnen leider etliche Mieter, die sich in dieser Sache leider heraushalten wollen. Was können wir tun, wenn wir keine Gegenzeugen finden können? Falls unser Hund doch Nachts bellen würde, dann würde das doch jeder Nachbar sofort melden und nicht 15 Jahre damit warten...

28. Dezember 2010 23:23
Hallo Samwise,

wie furchtbar, mit so einem Nachbarn zu leben. Habt Ihr noch Kontakt zu denen, die weggezogen sind und die gegebenenfalls auch bezeugen könnten, dass dieser Mensch wirklich so ein Tyrann ist? Wenn schon ein Wellensittich zu laut ist....

Ich würde mich auch furchtbar über so einen Nachbarn ärgern und gelassen zu bleiben, das fällt dann schon mehr als schwer. Aber ich glaube, Gelassenheit wäre der beste Tipp, den man Euch geben kann.

Wenn ein Zeuge lügt und sich das heraus stellt, sieht es bitter für ihn aus. Ich kann mir daher kaum vorstellen, dass dieser Nachbar wirklich Zeugen hat, die bereit sind, für ihn vor Gericht zu lügen. Die Nachbarn wollen sich normalerweise heraus halten und nach Möglichkeit ja keinen Ärger haben.

Du hast völlig Recht: Wenn der Hund 15 Jahre alt ist, ist es sehr komisch, dass es so lange noch keine Beschwerden gegeben hat. Das würde auch einem Gericht auffallen (hoffe ich).

Du könntest deinen Tierarzt als Zeugen nennen: Wenn dein Hund nachts Luminal bekommt und schläfrig ist, dann ist es zumindest unwahrscheinlich, dass er nachts bellt.

Tonbandaufnahmen bezeugen übrigens gar nichts: Ohne Akustik-Experten halte ich es für fraglich, dass man überhaupt nachweisen kann, dass es Euer Hund ist - falls es eine solche Aufnahme gibt. Aber selbst, wenn man so einen Experten wegen eines Mietstreits bemühen wollte, dann würde der nicht herausfinden können, ob die Aufnahme tagsüber oder nachts aufgenommen wurde.

Wenn es überhaupt zu einer Gerichtsverhandlung kommen sollte und wenn dann dieser Nachbar sich so darstellt, wie du ihn hier beschreibst, dann wird auch das Gericht ihn einzuordnen wissen. Bleibt Ihr souverän, ruhig und gelassen!

Ich würde die anderen Mieter in deinem Haus vielleicht mal einladen oder sie halt kontaktieren und sie freundlich fragen, ob sie sich auch gestört fühlen würden durch nächtliches Hundegebell. Schreib deren Antworten mit Datum und Uhrzeit auf!

Falls es zu einer Gerichtsverhandlung kommen sollte, hängt es sehr vom Richter ab. Aber das sind halt auch nur Menschen, daher: Falls es dazu kommen sollte, bleibt ruhig und besonnen.

Hier mal ein Link, der dich interessieren wird:

[hunde-gesetz.de]

Ich finde leider, dass unsere Gerichte oft recht hunde-unfreundlich entscheiden.

Erzähl doch bitte mal, was Eure Anwältin gesagt hat?

Das ist schon eine sehr blöde Situation. Ich drücke dir alle Daumen und halte uns doch bitte auf dem Laufenden! Ach ja - zu deiner Anwältin habt Ihr offenbar nicht soviel Vertrauen. Ich würde mir auf jeden Fall einen hundefreundlichen Anwalt oder Anwältin suchen. Vielleicht findest du so jemanden über Internetforen oder, indem du mal verschiedene Tierheime anrufst. Möglicherweise können die jemanden empfehlen. Was ich auch tun würde: Dokumentiert auch Ihr, wann Euer Hund gebellt hat und wie lange!

Viele Grüße
Anila

P.S.: Mir fällt gerade was ein: Hier:

[www.vcd.org]

lese ich von einem 24-Stunden-Lärmmessgerät, was man sich ausleihen kann. Ob das Gerät geeignet ist, um Hundegebell aufzuzeichnen, weiß ich nicht. Aber vielleicht kann man einfach mal nachfragen. Das wäre was ziemlich objektives. Und wenn dieses Gerät nun mehrere Nächte lang nachts gar nichts aufzeichnet, wäre das für mich auf jeden Fall auch ein Beweismittel.

Was mich so aufwühlt, sind die Urteile, die ich jetzt beim Stöbern gelesen habe. Ich finde, dass unsere Gerichte wirklich hundeunfreundlich sind. Der Lärm, den technische Geräte verursachen, den kann man oft genug abstellen. Eigentlich muss man keinen Nachbarn haben, der im Herbst den Laubsauger einsetzt, im Sommer den Astphaltsauger, im Winter den motorisierten Schneepflug und für zwischendurch den Hochdruckreiniger. Aber Lebewesen kann man nicht immer einfach mal so abstellen. Unsere Gerichte entscheiden genau anders herum.