Hallo Kaya,
meistens können die Leute sowieso nicht erkennen, welcher Hund den Streit wirklich vom Zaun gebrochen hat. Wer beginnt mit dem Zank? Der Hund, der zuerst beißt, oder der Hund, der zuerst provoziert? Letzteres kann schon ein Steifmachen, ein Aufbauen des Hundes sein einem dominanteren Hund gegenüber, und derjenige, der zuerst zubeißt, reagiert lediglich gemäß seinem Insinkt auf eine Provokation. "Im Spiel" wird dem anderen, für die Menschen unbewußt, die Pfote ins Kreuz gelegt, dabei dient das Spiel des erwachsenen Hundes lediglich zur Festlegung und Festigung der Rangordnung und nix anderem und kann dadurch immer die Vorstufe zur Eskalation sein. Und der Mensch mischt sich ein und verschlimmert die Sache. Sei es indirekt durch die Züchtung von Rassen, die aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichtes keine gleichmäßigen Sparringspartner mehr sin und/oder aufgrund von Schlappohren, einfarbigem und/oder zu langem Fell keine eindeutige Mimik mehr besitzen. Weiterhin indirekt dadurch, daß Hunde total falsch geprägt, aufgezogen und gehalten werden und dadurch das artübliche Verhaltensrepertoir gar nicht mehr erlernen. Oder gar indirekt dadurch, daß man sich in die Hundebegegnung einmischt und unbewust die Sache noch fördert und verschlimmert (was allerdings nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, wie unterschiedlich die Rassen sind in Bezug auf die Verteilung des "Kampfgewichtes"
. Meiner Meinung nach erkennen von der normalen hundehaltenden Schicht vielleicht neun von zehn nicht, welcher Hund den Streit vom Zaun gebrochen hat, viele sind ja überrascht, daß überhaupt etwas passiert, erkennen keinerlei Anzeichen, daß etwas im Busch ist ("Das hat er aber noch nie gemscht", "Eben haben sie doch noch gespielt" usw.). Mindestens die Hälfte verhält sich dann falsch, wenn etwas passiert, da werden bei Rüdenbegegnungen, die nach außen wüste aussehen, die Hunde pegackt und weggezogen, mit dem Ergebnis, daß es dann bei einem von beiden wirklich "Siebener" im Fell gibt usw.
Alles das wissen auch die Versicherungen. Daher spielt es für sie, abgesehen von wenigen Ausnahmen (wie grober Fahrlässigkeit, z.B. dem bewust unbeaufsichtigtem Laufenlassen eines Hundes), keine Rolle, wer den Streit begonnen hat, es ist meistens sowieso nicht zu ermitteln. Bei einer einigermaßen klaren Sachlage werden die meisten Gesellschaften einen solchen Schaden anstandslos bezahlen. Natürlich gibt es Gesellschaften, die versuchen, sich zu drücken, aber nicht nur bei den Hundehaftpflichtversicherungen, sondern auch in anderen Bereichen. Ich selbst bin mal wochenlang der gegnerischen KFZ-Versicherung hinterhergelaufen, bis ich endlich meinen Schaden, Gutachten und Nutzungsausfall vollständig bezahlt bekommen habe. Und letzendlich bleibt jedem von uns der Weg, seinen Schaden einzuklagen. Bei einer gerichtlichen Verhandlung wird dann allerdings wirklich geklärt, wer zu welchem Teil Schuld hat, und diese Urteilssprüche bilden die Grundlage dafür, wie die Versicherungen sich in der Regulierung solcher Fälle verhalten. Ich habe bisher aber immer erlebt, daß der Schaden vollständig reguliert wurde, wenn mit Rechtsanwalt oder Klage gedroht wurde (irgendwo müssen die Versicherungen ja sparen, wenn sie die Beiträge attraktiv halten wollen). Und ganz abgesehen davon: In vielen Fällen sind die Hundehalter einfach zu blauäugig und lassen ihren Hund zu allem und jedem hinrennen; die Anrechnung einer Teilschuld halte ich in vielen Fällen für angebracht, da man immer damit rechnen muß, daß es auch Hunde gibt, denen ein anderer Hund mit seinem Getue und Gehampel auf den Kekes geht.
Viele Grüße
Antje