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Vom Jäger erwischt": Katze und Auto"

geschrieben von Silke(YCH) 
Vom Jäger erwischt": Katze und Auto"
13. Januar 2002 10:36

Hallo,

nachdem weiter unten bereits über Jäger & Jagd diskutiert wurde, muss
ich mich nun doch auch zwei Vorfälle schildern, die sich unmittelbar
neben meiner Haustür im Landkreis Rems-Murr, Baden-Württemberg, zuge-
tragen haben und die in meinen Augen die Jägerschaft nicht gerade
vertrauenswürdiger gemacht hat:

Kurz vor Weihnachten wurde in der Zeitung von einem Jäger berichtet,
der zwei Hunde erschossen hat, die ihrer Halterin im Gelände abgehauen
sind. Die Wogen sind hochgeschlagen: Hier die Halterin, die versicherte,
ihre beiden seien ja eigentlich brav, würden ganz gut gehorchen und
hätten auch Training auf dem Hundeplatz gehabt. Dort der Jäger, der
argumentierte, es sei sein gutes Recht gewesen, die Hunde abzuschiessen, denn - man höre und staune - er habe die beiden im Wald
"getroffen" und sich von ihnen bedroht gefühlt. Dann gab es noch einen
weiteren Leserbrief eines Herren der grünen Zunft, der darauf hinwies, dass sich sein Jägerskamerade NATÜRLICH von den Hunden bedroht gefühlt
haben müsste, denn schließlich seien es Mischlinge gewesen und wie jeder wisse, stünden Mischlinge in den Beiss-Statistiken ganz obenan.
Aha.

Vorfall Nummer 2 von letzter Woche laut unserer Tageszeitung, ich
schreibe jetzt den genauen Text:

aus der Waiblinger Kreiszeitung vom 12.01.2002:

Jagdpächter traf Katze und Auto
Jagd auf eine wilde Katze, so die Polizei, hat ein Jagdpächter zwischen Grunbach und Buoch gemacht. Mit seinem Schuss aus der Schrotflinte tötete er nicht nur die Katze, Teile der Munition trafen auch ein vorbeifahrendes Auto. Elf Beschädigungen wies der VW hernach auf, an zwei Stellen wurde das Blech durchschlagen, die Dachreling links wurde komplett zerstört. Nach Angaben der Polizei wird gegen den Jagdpächter
zunächst einmal weiter ermittelt, da er verpflichtet sei, bei der Schussabgabe sicherzustellen, dass er keine Unbeteiligten trifft.
..........

Jetzt frag' ich mich natürlich: was heisst "wird zunächst einmal
weiter ermittelt"? Hat der Herr sich evtl. durch die Katze so sehr
bedroht gefühlt, dass er unbedingt schiessen musste, obwohl ein Auto
den Weg seiner Geschosse kreuzte?

Kann man annehmen, dass dieser Herr niemals wieder eine Waffe in die
Hand bekommt? Oder wird so etwas auch mal "locker" auf dem Gericht
gehandhabt (wenn z.B. der Richter auch ein froher Jägersmann ist)
und die Waffe in einiger Zeit wieder in o.g. kompetente Hände zurück-
gegeben wird?

Irgendwie habe ich langsam schon Befürchtungen, wenn ich raus in die
freie Natur gehe... Und Autofahren scheint auch keine sichere Methode
zu sein, den Wald zu "genießen".

Gruß
Silke




13. Januar 2002 11:26

Hallo Silke,

die von Dir zitierten Fälle sind glücklicherweise Ausnahmen, müssen aber meines Erachtens streng geahndet werden ( und das werden sie auch ). Bezüglich der Sache mit der Katze ist die Lage eindeutig. Egal ob ein Jäger auf eine Katze, ein Reh oder sonstwas schießt -- er muß sich vorher vergewissern, daß die Richtung, in die er schießt, hundertprozentig sicher ist und niemand gefährdert werden kann. Die Katze als solche durfte er erschießen, wenn sie sich weiter als 300 m von nächsten Haus entfernt aufgehalten hat. Das ist hier aber gar nicht der Knackpunkt. Wenn ein Jäger einen Schrotschuß so abgibt, daß auf einer vorbeiführenden Straße ein Auto Schrotkörner abbekommt, dann hat der Jäger fahrlässig gehandelt. Somit besitzt er in der Regel die zum Besitz eines Jagdscheines erforderliche Zuverlässigkeit nicht. Als Konsequenz seines Handelns dürfte ihm neben einer saftigen Geldstrafe der Entzug des Jagdscheins drohen. Dieser kann für eine bestimmte Zeit (z.B. 3 Jahre) oder für immer entzogen werden. Dabei ist es egal, ob der Richter auch Jäger ist oder nicht. Die Entscheidung wird an den geltenden Gesetzen festgemacht. Außerdem -- gerade wenn der Richter wirklich selbst Jäger ist ...die Jäger wollen solche schwarzen Schafe doch am meisten lossein. Zum einen werfen solche Vorfälle ein schlechtes Licht auf andere, rechtschaffende und ihren Namen verdienende Jäger, und zum anderen möchte der Richter ja auch nicht auf der nächsten Treibjagd von so einem Hallodri erlegt werden !!
Bezüglich der Sache mit den Mischlingshunden ist die Beweislage einfach so schwierig, daß man dem Jäger nichts wird nachweisen können. Wenn die Hunde ihn tatsächlich angegangen haben, dann hatte er das Recht, sie zu erschießen. Wenn es nicht so war, dann ist er ein A........Nur wer will das nachweisen ??? Wenn es keine Zeugen gibt, dann sieht die Sache schlecht aus. Der von Dir zitierte Leserbrief verwundert mich allerdings, da zumindest hier in der Gegend die Jäger meistens viel Ahnung von Hunden haben (Ausnahmen gibt es leider immer), und so einen Mist nicht von sich geben würden. Der hiesige Jagdhundeverein bietet sogar Gehorsamskurse mit BH-Prüfung als Abschluß für ALLE Rassen oder Mischlinge an, und die Kurse werden super besucht. Es wird auch Nicht-Jägern die Möglichkeit gegeben, ihre Hunde jagdlich auszubilden, damit die Hunde ihre Anlagen in geregelten Bahnen ausleben und die Besitzer damit umgehen können.
Du mußt aber immer bedenken, daß leider nur Negativ-Schlagzeilen in den Medien auftauchen. Über die Mehrzahl der Jäger, die ihr Geld und ihre Freizeit opfern, um aktiven Naturschutz und verantwortungsvolle Jagdausübung zu betreiben, wird leider nur selten berichtet. Ist ein wenig wie mit den Kampfhunden -- über die lieben, netten Familienhunde wird nie in der Bildzeitung berichtet, nur über die wenigen Prozent tatsächlich bissigen. Schade eigentlich, auch über die Jäger gäbe es bestimmt mal was positives zu berichten...
Gruß,
Anne

13. Januar 2002 11:12

Hallo Silke!

: Kann man annehmen, dass dieser Herr niemals wieder eine Waffe in die
: Hand bekommt? Oder wird so etwas auch mal "locker" auf dem Gericht
: gehandhabt (wenn z.B. der Richter auch ein froher Jägersmann ist)
: und die Waffe in einiger Zeit wieder in o.g. kompetente Hände zurück-
: gegeben wird?
Tja, wenn man das immer so genau wüßte...

: Irgendwie habe ich langsam schon Befürchtungen, wenn ich raus in die
: freie Natur gehe... Und Autofahren scheint auch keine sichere Methode
: zu sein, den Wald zu "genießen".
Besonders wenn Treibjagdzeit ist, fühle ich mich auch nicht wohl in meiner Haut. Bei uns ist gerade ein Jäger von seinem Kollegen (der, um die Sache pikanter zu gestalten, auch noch Rechtsanwalt ist) bei so etwas erschossen worden, weil er wegen eines dringenden menschlichen Bedürfnisses den Jägerstand verlssen hatte... Kollege oben dachte: "Da raschelt was im Busch, das muß die Wildsau sein!" und hat ihn erschossen. Der gerichtlische Teil steht noch aus, kann Dir also nicht sagen, ob sie dem Mann wieder den Schußwaffengebrauch erlauben. Wenn der nicht mal einen Wasser lassenden Mitmenschen von einem Wildschwein unterscheiden kann, liegt da irgendwas im Argen.
Und da soll ich mich im Wald sicher fühlen? Bei uns direkt im Wald ist das nicht so, weil Naherholungsgebiet, Uniforst und reich mit Leuten bewandert (und wir einen sehr netten und vernünftigen Förster haben), aber in mir unbekannten Waldstücken bin ich zu diesen Zeiten sehr, sehr vorsichtig.

Viele Grüße,
Katja


13. Januar 2002 11:29

Hallo Silke,

.........eigentlich bedarf dein Posting gar keines weiteren Kommentars sad smiley((( (aber ich sehe schon die Reaktionen der Jäger, von wegen "bedauerliche Einzelfälle" etc.....)

grinning smileyort der Jäger, der argumentierte, es sei sein gutes Recht gewesen, die Hunde abzuschiessen, denn - man höre und staune - er habe die beiden im Wald "getroffen" und sich von ihnen bedroht gefühlt.

Das ist ja die Gefahr. Drück irgend jemand eine Schußwaffe in die Hand UND sie wird früher oder später auch MISSBRAUCHT. Wenn überhaupt, dann dürfte er die Hunde doch nur erschiessen, wenn das Wild bedroht gewesen wäre. Ich glaube in B-W ist es sogar so, dass er ZUVOR versuchen müßte die Hunde einzufangen.

grinning smileyann gab es noch einen weiteren Leserbrief eines Herren der grünen Zunft, der darauf hinwies, dass sich sein Jägerskamerade NATÜRLICH von den Hunden bedroht gefühlt haben müsste, denn schließlich seien es Mischlinge gewesen und wie jeder wisse, stünden Mischlinge in den Beiss-Statistiken ganz obenan.

Weißt du denn nicht, dass Jäger GAAAAAANZ andere vertiefte Einblicke in die Natur und ihre Geschöpfe haben! So sind sie (zum Teil) ja auch der Meinung nur ihre Zunftmitglieder sind befähigt Hunde so auszubilden, dass sie auch wirklich gehorchen.
Wie las ich vor einiger Zeit in einem großen dicken Buch über die Jagd:
"Jagdhunde sollten stets im Zwinger gehalten werden, weil ihre empfindliche Nase durch die vielen Gerüche im Haus beeinträchtigt wird und der Geruchsinn langfristig darunter leidet!!!"
und......"........außerdem wird ein Hund der auch Zutritt in die häusliche Gemeinschaft erhält meistens zu dick, da die Familienmitglieder seinem treuen Blick zu den Essenszeiten nicht widerstehen können!!!"

DAS SIND KAMELLEN!!! WAS???

:Jetzt frag' ich mich natürlich: was heisst "wird zunächst einmal weiter ermittelt"? ........Kann man annehmen, dass dieser Herr niemals wieder eine Waffe in die Hand bekommt? Oder wird so etwas auch mal "locker" auf dem Gericht gehandhabt (wenn z.B. der Richter auch ein froher Jägersmann ist) und die Waffe in einiger Zeit wieder in o.g. kompetente Hände zurückgegeben wird?

Tja, das ist die Preisfrage! Vielleicht wird dem Autofahrer aber auch noch nachgewisen, dass er sich in widerrechtlicher Art und Weise neben der Straße befunden haben MUSS, oder so..... sad smiley((((

Kopfschüttel-Grüsse

Alex & Aris

13. Januar 2002 11:51

Hallo Anne,

:...die von Dir zitierten Fälle sind glücklicherweise Ausnahmen,.........

Hoffentlich hast du recht!!!

:......müssen aber meines Erachtens streng geahndet werden (und das werden sie auch).

Da widersprichst du dir selbst. Der Fall mit dem Katzen-Auto-Fehlschuss eventuell schon, aber wie du schreibst bezüglich der Hunde wird der Jäger (wie fast IMMER) keine Konsequenzen erleiden!!!

grinning smileyer von Dir zitierte Leserbrief verwundert mich allerdings, da zumindest hier in der Gegend die Jäger meistens viel Ahnung von Hunden haben!

Bei mir in der Gegend auch *prust-hua-hua-hua*!!!

Im Ernst mein Nachbar ist auch einer. Der war von der Kraft seines so braven Dt. Kurzhaar-Rüden so begeistert, weil er ihn schon mit 10 Monaten "TROTZ KORALLE NICHT MEHR DAHALTEN KONNTE!".
Oder er liess ihn in den ersten 7 Monaten noch mit Ausbildung "in Ruhe, weil da soll er seine Jugend noch geniessen!!!" ....soll ich dir noch Beispiele geben???
OK nur noch eines. Als meine Aris drei Tage bei mir war (mit 8,5 Wochen) führte er uns am Zaun mit seinem ca. 10 Monate alten Hund vor, wie gut er schon "SITZ" könne.
"SIIITZ" ----RUCK!!! "SIIIIIIIIIITZ"---NOCH MEHR RUCK-REISS
"HERRSCHAFT-MALEFITZ-SIIIIIITZ"...Hund setzt sich ganz langsam widerwillig "Wird scho!!!"
Ich zu Aris *flööööt* "Aris komm"!!! Welpie galoppiert zu mir, wedelt mit dem Schwanz. "Aris sitz! Zeigefinger in die Höhe!" Welpie sitzt uns strahlt.
O-Ton: "Des war aber jetzt Zufall!!!" Wir wiederholen die Übung!!! Kommentar: "Ja, des san hoit ganz andere Hund die Retriever! Aber unserer ist halt a Depp!!!"

OK ein Einzelfall, aber wieso können solche "Experten" überhaupt eine Jägerprüfung ablegen???

grinning smileyu mußt aber immer bedenken, daß leider nur Negativ-Schlagzeilen in den Medien auftauchen. Über die Mehrzahl der Jäger, die ihr Geld und ihre Freizeit opfern, um aktiven Naturschutz und verantwortungsvolle Jagdausübung zu betreiben, wird leider nur selten berichtet.

*hmmmm* Da gebe ich dir sogar recht. Wir ALLE leiden immer wieder unter der "selektiven Wahrnehmung". Auch ich - und du vermutlich!!!
Oder fallen dir "Grüne Ampeln" in der Stadt auf???
Aber bei uns ist die Presse eher auf Seiten der Jäger. Wenn (ein bis zweimal jährlich) im Landkreis ein Reh wirklich von wildernden (zumeist ausgebüchsten Hofhunden) gerissen wird, dann gibt es ein Riesenblid in der Zeitung mit "reisserischen Schlagzeilen" über die "grausame Tat"!!! Von den unzähligen totgefahrenen Tiern, oder den erschossenen Hunden sah ich noch NIE ein Bild!!!

Trotzdem möchte ich keineswegs ALLE Jäger übereinen Kamm scheren. Aber meiner Meinung nach tut die Jägerschaft insgesamt (aus falsch verstandenen Korpsgeist???) VIEL zu wenig gegen die VIEL ZU VIELEN "Schwarzen Schafe" in ihren Reihen!!!

Grüsse

Alex & Aris

13. Januar 2002 12:08

:
: Irgendwie habe ich langsam schon Befürchtungen, wenn ich raus in die
: freie Natur gehe... Und Autofahren scheint auch keine sichere Methode
: zu sein, den Wald zu "genießen".

Hallo!
Befürchtungen im Wald spazierenzugehen habe ich auch schon länger. Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde bei uns in der Gegend ein Soldat erschossen, der im Gebüsch einem "dringenden Bedürfnis" nachging.
Ich frage mich woran das liegt? Zu geringes Sehvermögen? Alkohol? Debilität? Von erschossenen Hunden gar nicht zu reden, aber von denen wird ja weniger geredet.
Ich wohne in einem waldreichen Gebiet Bayerns und kenne daher einige dieser Herren persönlich. Waldhege? Wildpflege? Lächerlich! Dafür ist irgendein kleiner Forstbeamter zuständig.

Ich will nicht alle über einen Kamm scheren, sicher gibt es auch verantwortungsvolle Jäger, aber das Jägervolk ist mir persönlich schon etwas suspekt.

Grüße
Karin + Lando