Hallo Simone,
das Problem, das du schilderst, kommt mir sehr vertraut vor. Ich habe selbst ein sehr ähnliches Rudel (Mutter, ein Sohn, zwei Töchter, hin und wieder den Vater als Pflegehund). Die vier sind unser wahrer Sonnenschein, aber die Geschichte mit den attacken ist genau wie du sie beschrieben hast, zwar grundsätzlich freundlich aber lautstark und damit für Fremde verständlicherweise beängstigend. Auch meine spielen nach dem erreichen des Hundes, aber es dauert ein bischen, bis die Besitzer ihren Schreck überwunden haben. Dummerweise sind unsere Hunde nämlich groß und schwarz, was nicht gerade zur Beruhigung der Hundehalter beiträgt. Bei uns entwickelte sich das so: Zuerst hatten wir nur drei (Mutter, ein Sohn, eine Tochter), viel Hundekontakt, keine Probleme. Im Alter von 11 Monaten haben wir einen unserer Welpen von den neuen Besitzern zurückgeholt; die Hündin war völlig verängstigt, lebte in Panik vor anderen Hunden und Menschen. Am Anfang war alles easy, das Rudel gab Schutz und die Kleine machte im Rudel beste Fortschritte. Bis zu dem Moment vor etwa zwei Monaten, als (verständlicherweise) sie sich sicher genug fühlte, um nun ihrerseits die Initiative zu ergreifen und bellend auf andere Hunde loszustürmen. Ist sie erst dort, gibt es kein Problem, sie ist freundlich und will spielen. Das wissen aber im Voraus nur die Leute, die sie kennen. Problem zwei: Rennt einer unserer Meute los und warnt, rennen die anderen hinterher und mischen mit. Auch sie haben nichts Böses vor, aber drei - vier große schwarze Hunde, die bellend auf einen anderen Hund zustürmen, sind nicht jedermanns Sache (Was ich absolut nachvollziehen kann). Derzeit arbeiten wir noch an dem Problem, ich kann dir also noch keine fertige Lösung präsentieren, aber hier der Ansatz:
Du hast Vorteile, weil die anderen Leute sich von deinen Hunden nicht bedroht fühlen und du mit ihnen auch frei arbeiten kannst. Trotzdem würde ich dir am Anfang zu Übungen an der Leine raten und zwar:
Mach ihnen klar dass du das Bellen nicht willst, und zwar durch positive Verstärkung (bei Nähern eines Bellobjekts die Hunde ablenken und bestätigen, was das zeug hält, wenn sie nicht bellen. Dabei möglichst an die anderen Hunde heran und spielen lassen - Lernziel: Andere Hunde sind was Tolles, wenn ich nicht belle gibt es Leckerlies oder Spiel und toben kann ich ausserdem. Bellen sie, wird nicht gespielt (auch nicht mit den anderen Hunden). Nimm so viele Hunde mit, wie du bewältigen kannst, das geht auch mit mehreren (geliehenen) Hundeführern. Die Mutter solltest du in dem Fall nehmen und vorangehen, die Welpen richten sich nach ihr, wenn sie mit gutem Beispiel vorangeht.
Im Freilauf solltest du das Nachlaufen dadurch stärken, dass du, wenn deine Hunde vorlaufen, immer wieder die Richtung wechselst (ohne Ton und Kommando, die Hunde sollen lernen, von sich aus auf dich zu achten.). Kommen sie schnell und freudig hinterher, kannst du sie zusätzlich bestätigen (Spiel oder Leckerli, Lob natürlich sowieso).
Der Punkt ist der: Wenn sie auf andere Hunde zurennen und du in die gleiche Richtung gehst oder rennst und eventuell noch schimpfst verstärkst du die Richtung der Attacke, deine Hunde fühlen sich bestätigt. Siehst du in Zukunft dann am Verhalten deiner Hunde: aha, gleich könnte es losgehen, wechselst du die Richtung (bevor!! sie losrennen) und gehst oder rennst weg. Wenn die Hunde sich vorm Losrennen aufbauen, wissen sie ja schon, dass es gleich losgeht. wenn sie dann merken: Hoppla, das Rudel geht aber in die andere Richtung, sind sie eher dem Folgen als dem Losrennen zugeneigt.
Funktioniert Bestätigung und Nachlauf- bzw. bei dir bleiben nicht, solltest du wirklich Schleppleinentraining anfangen, aber dazu brauchst du genaue Anleitung. (In Buchform würde ich dir den Kosmos - Erziehungsratgeber empfehlen, noch besser ist jemsnd mit Erfahrung, der dich dabei unterstützt.)
Grundsätzlich ist das Verhalten aber, wie deine Trainerin schon sagte, natürlich und auch eigentlich nicht bedenklich, man sollte es aber zur Schonung der eigenen Nerven und der Nerven anderer Hundebesitzer in den Griff bekommen.
Viel Glück Antje