Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Was spricht gegen Clickertraining?
07. August 2003 16:09

Hallo Antje,

: Ich kenne zwar nicht alle wesentlichen Werke zum Clickern, aber wo ich auch schaue, immer finde ich neben den Tricks auch Hinweise, wie man das Verhalten des Hundes beeinflussen können soll. Und das halte ich zumindest für nicht unbedenklich.

Was man aber, siehe mein Posting an dich, auch so einsetzen kann, dass der Hund wieder lernt, richtiges, hundetypisches Verhalten zu zeigen, was vorher auf andere Weise zerstört wurde. Dazu gehört natürlich, dass man zuvor eine gehörige Portion an Wissen über Hundeverhalten etc. selber lernen muss.

:
: Letztlich ging es mir darum, zu sagen (jetzt kommt die Auflösung des Widerspruchs, war wohl nicht deutlich:-)) "Clickern hat was für sich, aber bitte nicht einfach mal so drauf los und gucken was auch immer dabei raus kommt".

Dem kann ich komplett zustimmen, nur auch das gilt eigentlich auch für alle Erziehungsmethoden, oder?

Liebe Grüße
Susanne & Zasko

07. August 2003 16:16

Hallo Susanne,

selbstverständlich, überhaupt kein Widerspruch.

Gruß Antje

07. August 2003 16:41

Hallo Antje,

: Den Unterschied zu Schutzhunden mache ich darin, auch wenn sie
: durchaus ein anstrengendes Leben führen, dass der Ausbildungsgrund
: nicht allein darin besteht, der Eitelkeit des Besitzers zu dienen,
: eine ausgebildete Waffe neben sich zu haben.
:
: Ich kenne Schutzhundesport seit ich 4 Jahre alt bin, mein Onkel war
: ein erfolgreicher Trainer....
...
: ... Darüber hinaus hat sich (gestützt auf Nachfragen im letzten Jahr
: bei einem Vereinsmitglied) das Wesen der Schutzhundeausbildung nicht
: geändert, unter anderem bedeutet es für den Schutzhund Isolation von
: Artgenossen und Kindern (denn Spielen verweichlicht den Hund) und
: Zwingeraufenthalt (zumindest einen Teil des Tages)um die Schärfe
: anzuerziehen. Ich kann ausserdem nichts als Sportart betrachten, was
: damit zu tun hat, einem Hund beizubringen Stockschläge zu ignoriere
: und trotzdem anzugreifen...

Meiomei, solch einen Schmarren habe ich lange schon nicht mehr gelesen. Anscheinend ist das mit Deinem Onkel wirklich schon eine Weile her, und auch Dein Vereinskammerad scheint nicht auf dem neusten Dampfer zu fahren. Anhand unserer heutigen PO gewinnst Du mit einem Hund, der einen Menschen "angreifen" will, keinen Blumenpott mehr, bestehst noch nicht mal 'ne VPG1 (sofern Du mit ihm dort überhaupt starten darfst, vor die VPG1 haben die Götter die BH gesetzt). Der Sportschutzhund = "eine ausgebildete Waffe" *ggg* DAS ist echt gut...

Nur mal in der Kurzversion: Der Schutzdiensthelfer ist nicht der Feind des Sportschutzhundes, den dieser verletzen oder gar töten will. Ziel der Begierde ist für den Hund der Schutzarm (= Triebziel), und der Helfer, der ihn trägt, ist ein in den Augen des Hundes gleichstarker Sozialpartner. Jegliche Aggression, die der Hund im Schutzdienst gegen den Helfer einbringt, ist eine beutebezogene Aggression, so wie bei zwei Hunden, die um einen Stock rangeln. Da will der eine den anderen nicht verletzen oder töten, sondern lediglich den Stock haben, und demzufolge ist das Aggressionsverhalten stark ritualisiert.

Einem Hund, der wehrbezogen gearbeitet wird, oder der vom Interieur her "wehrlastig" ist, fällt heute das Bestehen einer Prüfung, wenn überhaupt, schwer. Zu viele Parameter der PO sind auf beutebezogenes Arbeiten ausgelegt, z.B. die Situation beim Stellen und Verbellen oder die Bewertung, wie ein Hund die Griffe am Schutzarm setzt. Dazu kommt heute die strenge Bewertung der Unterordnung im Schutzdienst. Die Zeiten, in denen sich ein nervenschwacher Hund in den Ärmel und dort hängen bleiben konnte, sind längst vorbei, nach dreimal "Aus" kommt "Abbruch", ebenso wie bei einem fahrigen Biß in die Schutzjacke oder -hose, wie es die wehrlastigen Hunde ja gerne mal gemacht haben.

Mit der früher üblichen "Wehrarbeit", wo die Hunde, die zu wenig Beutetrieb hatten, über Schläge zum Beißen gebracht wurden, läuft heute nix mehr. Spätestens in der Prüfung kannst Du den zu nix mehr zwingen, da mußt Du Dich darauf verlassen können, daß Dein Hund wirklich will (und nicht muß)...

Meine Hunde sich an eingen Tagen der Woche tagsüber übrigens auch im Zwinger. Nicht, damit sie dort "scharf" werden (*schmeißmichwegvorlachen*), sondern weil sie dort besser aufgehoben sind, wenn ich arbeite. Dort ist Dog-Country, dort können sie in dieser Zeit alle Schweinereien machen, die ich in der Wohnung nicht haben möchte (z.B. Rinderunterbeine benagen, in den Wasserschüsseln puddeln usw.). Wir haben aber auch Hunde im Verein, die noch nie eine Zwinger von innen gesehen haben, und das, obwohl sie teilweise mehrfach auf höchsten Prüfungen auf Bundesebene geführt wurden. Und die Kinder der Familien werden deswegen nicht ausquartiert, nein oh Wunder, alle leben im Einklang miteinander und fressen sich nicht gegenseitig auf...


: Letzter und nicht geringster Einwand: Wer entscheidet sich denn heute
: auf Lebenszeit eines Hundes für eine Sportart? Heute dies, morgen
: das, übermorgen ist der Hund nicht gut genug oder man hat wegen Job
: keine Zeit mehr. Was wird dann aus den armen Sozialkrüppeln, mit
: denen das einzige, was sie können, nicht mehr gemacht wird? Zu meinem
: Onkel können sie nicht mehr, der lebt leider nicht mehr.

Frage mich nur, woher die ganzen Rentner in unserem Verein stammen. Denn Deinen Ausführungen zufolge gibt doch jeder Sporthundeführer seinen Hund weg, wenn dem mal ein Pups quer sitzt...

Viele Grüße

Antje

P.S. Wir sollten uns irgendwie einigen, wie wir uns unterscheiden wollen hier im Forum. Habe schon mehrere Mails von verwirrten Forenmitgliedern bekommen, in wie weit ich inzwischen unter einer gespaltenen Persönlichkeit leide... .*ggg*


07. August 2003 16:30

Hallo Hanny und Bela,

ich krieg zwar bestimmt wieder eins auf die Kappe, weil das jetzt wirklich nicht zum Thema ist, aber ich habe deine mail nicht gefunden und wollte gern, das du das kriegst. Das mit dem Nachlesen über Wölfe ist eine gute Idee, ich kann dir da ganz besonders Timberwolf Yukon & Co von Günther Bloch ans Herz legen, Bericht über 10 Jahre Freilandbeobachtungen an Wolfsrudeln in Canada und USA. Da gibts ne Menge zu staunen für die meisten, die glauben sie wüssten wie Wolfsrudel funktionieren ... (nebst einer kleinen Übertragung auf Hundehaltung). Nicht immer leicht zu lesen aber sehr spannend

Viel Vergnügen

Antje



07. August 2003 16:54

Hallo Hanny und Bela,

jetzt noch mal halb zum Thema, bin heute mitteilungsbedürftig :-)

confused smileyollte das dann aber nicht auch "wolfsgerecht" ablaufen, wo hier sonst auch alle immer mit dem Wolfsrudel argumentieren? Hm, leider keine Ahnung wie man das bewerkstelligen sollte...

Ich kann dir auch nicht sagen, wie man das macht, aber erzählen wie ich das versuche (und wie ich das bei dir im Prinzip auch sehe): dem Hund immer wieder Angebote machen, wobei man sich vorher selbst informiert, präpariert und Rat einholt. Nichts überflüssiges erzwingen wollen (auch konditionieren ist Zwang, wer das nicht kapiert sollte mal ein bischen was übers Konditionieren lesen (Skinner und andere)...) sondern immer auf den Hund achten (ist schwierig zu beschreiben, aber ich kenne das auch von mir selbst, wenn man in einen Automatismus schaltet und den Hund permanent vor Lernanforderungen stellt anstatt mit ihm auch ganz zwanglos durch die Gegend zu bummeln, zu spielen oder auch mal einfach nur ihn beobachten ohne gleich wieder zu überlegen wie man da was rausclickern kann :-)), gute Bücher über Verhaltensforschung lesen und mal schauen was man da an seinem eigenen Hund beobachten kann, und, ganz wichtig, für den Hund Spielgefährten suchen, mit denen er immer wieder was anfangen kann. (Sehr schön, so hats bei uns angefangen, ist auch das in-Pflege-nehmen von Lieblingsspielgefährten, ich schwöre dir, du liegst den ganzen Tag mit breitem, seligem Grinsen auf dem Bauch und guckst den beiden zu. Wird auch nach Jahren nie langweilig.

So, jetzt aber schluss, meine Jüngste quieckert :-)) mich gerade an, ist Zeit fürs Spielen im Garten

Beste Grüße Antje

07. August 2003 17:12

Hallo Antje,

: Ich kenne zwar nicht alle wesentlichen Werke zum Clickern, aber wo ich
: auch schaue, immer finde ich neben den Tricks auch Hinweise, wie man
: das Verhalten des Hundes beeinflussen können soll. Und das halte ich
: zumindest für nicht unbedenklich.

Ist das nicht Ziel jeder Erziehung und Ausbildung? Du greifst doch in jedem Fall in das "natürliche" Verhalten des Hundes ein. Wobei doch sehr die Frage ist, inwieweit z.B. ein selektierter (Rasse-)Hund in unserer Umwelt überhaupt natürliches Verhalten zeigen können. Wo sind denn die Borders oder Bobtails, die noch hüten können? Also "natürlich" ist an Hundehaltung eh nicht viel.

Deine Abneigung gegen "Clickertricks" und Zirkusnummern teile ich sogar ein bißchen. Muß aber zugeben, daß das mein persönliches Ding ist. ICH kann dem einfach nicht viel abgewinnen. Meinen Hunden würd's vielleicht Spaß machen. Artfremde "Verwirrungen", wie Du sie hier prophezeist sind nie Resultat dieser Tricks sondern eher mangelnder Grunderziehung. Das darfst du aber dem Clickertraining nicht anlasten.

viele Grüsse
Klaus