Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Was spricht gegen Clickertraining?
10. August 2003 07:13

Hallo Thomas,


: mich hätts echt gewundert, wenn du auf deine kritschen fragen
: ne antwort bekommen hättest. denn das ausbleiben von antworten
: kenne ich seit jahren.
:

Ich weiss, aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. *seufz

: aber wie lernt denn der
: hund überhaupt, wenn doch alles lernen (in dem von uns beabsichtigtem
: umfang zur ausbildung) in der obermenge "operantes lernen" enthalten
: ist?

Interessante Frage. Die Antwort würde mich auch interessieren.

: das problem liegt an ganz anderer stelle. wir arbeiten primär mit
: R+ und P- in der ausbildung, und zur erziehung mit R-, aber auch mit
: (häufig nur konditioniertem) P+.

Sollte so sein. Wobei hier schon wieder die Unterscheidung "Erziehung" und "Ausbildung" ist. Etwas, was für viele schon "Neuland" im Denken ist.

: *hmmm* stell doch mal die frage,
: wie eine ausbildung überhaupt ohne hilfsmittel funktioniern kann.
: oder sind leine, stromschock, stachelhalsband, lecherchen, ball,
: beisswurst vielleicht keine hilfsmittel? du wirst keine antwort
: kriegen.

Die Antwort kenne ich. *grins
Hund "hört", weil er Herrchen/Frauchen als Alpha anerkennt, weil die Körpersprache stimmt, die Rangordnung etc. Interessant ist allerdings zu beobachten, dass diese Leute idR sehr viel Druck und Strafe einsetzen, auch wenn sie sich das teilweise nicht bewusst machen. Tja, und warum "hört" Hund dann? ME hat das was mit "Schadensvermeidung" zu tun.

: ach.. ist auch egal... ich denke, dass solche diskussionen nix
: mehr bringen. sie bringen allenfalls _nur_ denen was, die sich auf der
: "harten" seite befinden, die es aber immer gestört hat, dieses
: ihrem tier anzutun, aber keinen ausweg daraus wussten, wie mans besser macht.

Und genau dann hat es aber was gebracht.
Ich selbst bin auch nicht auf das Clickern gekommen, indem ich eines morgens aufgewacht bin und aus heiterem Himmel gesagt habe "das ist es". winking smiley Im Gegenteil, vor ein paar Jahren gab es einen Artikel von MArtin Pietralla in "Der Hund". Na ja, ich habe den Artikel gelesen und gedacht "so ein Quatsch aber auch".

Gruss Cindy

10. August 2003 16:15

Grüß Dich Antje,

: ... Da gibts ne Menge zu staunen für die meisten, die glauben sie wüssten wie Wolfsrudel funktionieren ... (nebst einer kleinen Übertragung auf Hundehaltung).

Was nützt es, wenn viele wissen, wie wolfsrudel funktionieren, aber nicht den unterschied zwischen wolf und hund begreifen können?

tschüß Martin & Mirko


10. August 2003 22:31

Grüß Dich Thomas,

du bringst es wie so oft auf den punkt:

: und ich werde in 100 jahren nicht begreifen, warum sich diese
: diskussionen immer _nur_ auf das werkzeug des clickers reduzieren.

: und ich werde nie diese versuche begreifen, dass einige immer
: irgendwelche "methoden" aus der unveränderbaren obermenge "operantes
: lernen" abgrenzen oder herauslösen wollen. so ein unsinn.

Man muss die ebene der obermenge begriffen haben, um methoden einordnen zu können. Wer auf der methodenebene denkt, kann das nicht.

: wenn dann noch von religion im sinne "fanatischer engstirnigkeit" und
: festhalten an der einen "einzigen und wahren" methode (ct) geredet
: wird... da reagiere ich nur noch mit fassungslosen staunen ob dieser
: lernresistenz.

Der vorwurf der religion oder der ideologie ist besonders daneben, denn dort gilt "glauben heisst nicht wissen". Da kennen wir ja prima beispiele. Es gibt ja auch heute noch leute, die versuchen, die relativitätstheorie als "jüdischen weltbluff" darzustellen. Wenn man sie auf ihr GPS-system hinweist, heisst es dann, als "rechenmethoden" mag sie ja ganz hilfreich sein, aber nicht als sicht einer realen welt.
Operantes lernen ist aber eine ausserordentlich gut erforschte option aller höheren lebewesen.

: solche aussagen wie "clickern kann man nicht mit allen hunden", oder
: "clickern ist für dieses oder jenes nicht geeignet" ...

Thomas, damit outet man sich als fachmann / fachfrau. Man muss kein konkretes beispiel bringen, man muss nur einen wissenden kassandraruf verlauten lassen. Und das ganz besonders schlimme daran ist, dass der ärgste feind der "wahrheit" nicht die "unwahrheit" ist, sondern die "halbwahrheit".

: diese "einstellung" steht aber in absolut konträrer position zu
: der, die vorrangig R- und P+ aufgrund eigener erfahrungen als
: selbstverständliches mittel zur kommunikation ansieht. CT verlangt und
: erzwingt aber den verzicht auf genau dieses. und deshalb klafft da
: ein grosser riss zwischen den parteien,

Dafür wird dann der psychische zwang hervorgezaubert, auch wenn der hund ohne leine sich jederzeit von mir entfernen kann, wenn ich mit dem clicker daher komme.

: der clicker wird dann reduzierend als unvollkommenes und somit
: verzichtbares hilfsmittel eingestuft.

wörtlich als "krücke der kommunikation". Wenn es den babelfisch als kommunikationskrücke gäbe, hätte ich ihn sofort im ohr. Wer nicht laufen kann, ist froh über jede krücke. Aber wer glaubt er liefe, sollte mal schauen, ob nicht der zug auf dem nachbargleis abfährt.

: ... feststellung, dass ein hund viel mehr auf diese art der information
: achtet, als bei den physisch einwirkenden, weil eben der hund bei den
: physischen einwirkungen viel weniger auf dich konzentriert ist, sondern
: mehr mit der vorsogre bloss nix falsches zu tun, interessiert auch
: keinen. selbst wenn er überaufmerksam ist, so isses doch nur mit
: beträchtlichem anteil defensivverhalten.

Ich selber habe für mich festgestellt, dass über den clicker eine sehr vertrauensvolle kommunikation aufgebaut werden kann. Ich habe trotz lesens aller Trumler bücher konkret noch nie so viel über hunde erfahren, wie seit dem einsatz des clickers.

: .... der hund sich in einem zwinger befindet und man selber draussen
: vor wäre. genau dann würde nämlich der null-informationsgehalt dieser
: einwirkungen erkennbar werden.

Wer das im klartext nachvollziehen möchte, sollte vielleicht nochmal die geschichten von Viktor und Arko nachlesen (in clicker.de).

: ... solche diskussionen ... bringen allenfalls _nur_ denen was, die sich auf der
: "harten" seite befinden, die es aber immer gestört hat, dieses
: ihrem tier anzutun, aber keinen ausweg daraus wussten, wie mans besser macht.

Genau diese beobachtung habe ich auch gemacht. Und man findet gerade bei den recht professionellen leuten später sehr oft die bemerkung, dass sie sich im nachhinein noch vor ihren verstorbenen oder noch lebenden hunden schämen, über das, was sie ihnen (durchaus mit gutem willen) angetan hatten. Mir jedenfalls geht es so und ich kenne auch sehr erfahrene hundler, die auch sofort ein "ich auch" unterschreiben würden.

Das romantische "hund sein lassen" ist vielfach der motor dieser nicht fassbaren ablehnungen. Der hund darf sich zwar nicht im toten fisch wälzen, den mülltonnenbereich nach futter durchstöbern und im wald dem fuchs das ausgelegte luder wegfressen - er soll aber sein futter auch nicht etwa durch männchen machen erlangen können. Das wäre ja unhundlich. Er soll doch "glücklich" sein.
Und wenn dann jemand fragt, wie er dem hund das verbellen beibringen soll, eine sehr natürliche tätigkeit der hunde seit jahrtausenden, dann kommt die moralisch hochwertige gegenfrage "wozu?"

"Ich finde clickertraining ganz gut, wenn man es nicht übertreibt."
"... ich finde, es wird echt zu weit gegangen"
"Aber ich kann trotzdem nicht anders als jedesmal, wenn ich unkritisches Hurra, ist ja alles nur lieb und schön und toll, kann man ja gar nix falsch machen ... lese oder höre, auf die möglichen Probleme und Nebenwirkungen hinzuweisen, um Verantwortung zu entwickeln"

Nur konkrete hinweise kommen nie - es bleibt bei den nebulösen bemerkungen. Und das verantwortungsgefühl infrage zu stellen, weil jemand einen knackfrosch verwendet und nicht (nur) seine holde stimme, ist schon fast beleidigend. Aber man warnt ja nur.
Semper aliquid häret - Es bleibt immer etwas hängen:
"...Ich habe aber gehört, dass ..."
Und das ist das worüber ich mich wirklich ärgere.

tschüß Martin & Mirko

11. August 2003 00:31


: : Wo ist der Unterschied, ob Hund eine Metallhantel apportiert oder
: : Hausschuhe? Für den Hund meine ich, nicht für Dich.
:
: mich hätts echt gewundert, wenn du auf deine kritschen fragen
: ne antwort bekommen hättest. denn das ausbleiben von antworten
: kenne ich seit jahren.

Und womit begründest du das?

:
: und ich werde in 100 jahren nicht begreifen, warum sich diese
: diskussionen immer _nur_ auf das werkzeug des clickers reduzieren. ich
: kapier das echt nicht. dieser knackfrosch ist doch nur ein bisschen
: plastik und etwas stahlblech.

Das ist leicht zu erklären - es liegt rein am Marketing. So lange Personen wie Martin und Co es schaffen ihr eigene Philosophie gewinnträchtig zu vermarkten, solange ist der Clicker top.
Martin hat ja immer eine Antwort auf kritische Fragen parat, nur das ist reine Theorie. Mit seinem Hund kann er in der Praxis nicht die Fakten halten, kennt dafür aber zig Entschuldigungen, dieses Muster findest du bei den meisten Hundeexperten die per Buch und/oder Video die breite Masse der Hundebesitzer versuchen abzuzocken - und sie haben Erfolg damit. Man klebt wahrlich an den Lippen der angeblich Kenner und ist bereit dafür zu zahlen.
Kleiner Tipp am Rande - bisher warst du schlicht weg zu doof dein Marketing auszunutzen.

:
: und ich werde nie diese versuche begreifen, dass einige immer
: irgendwelche "methoden" aus der unveränderbaren obermenge "operantes
: lernen" abgrenzen oder herauslösen wollen. so ein unsinn.

Nein, das ist kein Unsinn, das ist wohlbedachtes Marketing. Heut gilt eine Methode nur dann, wenn sie zum Einen schriftlich veröffentlich wurde und im Internet breitgetreten wurde. Und zum Anderen dem Modegeschmack der meisten Hundebesitzer entspricht.

:
: als wenn "nach lind" oder "nach dildei", oder "nach most" oder eben so
: ein übliches mischmasch aus diesen dreien (spielzeug, leckerchen und
: harter starkzwang) nicht voll im operanten lernen abgebildet wären.

Du verkennst die Situation, die genannten haben es nur verstanden mit ihrem angeblichen Hundewissen ihr Bankkonto zu füllen.

:
: wenn dann noch von religion im sinne "fanatischer engstirnigkeit" und
: festhalten an der einen "einzigen und wahren" methode (ct) geredet
: wird... da reagiere ich nur noch mit fassungslosen staunen ob dieser
: lernresistenz.

Auch du zeigst Tendenzen dieser Engstirnigkeit und zeigst keine Objektivität. Zwar hast du mit mancher Kritik recht, aber das von dir verfolgte Ziel der Hundehaltung nebst Erziehung zeigt dieselben Trends wie die, die du anprangerst.


:
: solche aussagen wie "clickern kann man nicht mit allen hunden", oder
: "clickern ist für dieses oder jenes nicht geeignet" bedeutet doch
: nichts anderes als die meinung, das für gewisse umstände das "operante
: lernen" nicht geeignet ist oder nicht gilt. aber wie lernt denn der
: hund überhaupt, wenn doch alles lernen (in dem von uns beabsichtigtem
: umfang zur ausbildung) in der obermenge "operantes lernen" enthalten
: ist? ich weiss nicht mehr, was ich davon halten soll.

Der größte Fehler ist der, dass man bei der Ausbildung des Hundes versucht daraus eine Wissenschaft zu machen und dabei das Gefühl für den Hund verliert.

: sag du's mir. oder besser, stell mal diese frage... auch da wirste
: keine antworten kriegen. weils eben nicht zu beantworten ist. egal wie
: mans tut, was man tut, es ist immer im operanten lernen abgebildet.

Man kann auch einfachen Dingen versuche eine Wissenschaft zu machen und fällt dabei auf die Schnauze. Leider zeigt sich in letzter Zeit hier dass man aus einer Mücke einen Elefanten macht, sprich normale Gegebenheiten mit dem Hund durch menschliches Denken kompliziert. Die wenigsten kommen auf die Idee es zu versuchen wie Hund zu denken.
(Zieht euch erst mal diese Aussage ganz langsam rein, bevor eure Protestschreiben kommen )

:
: ich sehe das problem in der opposition den clicker als werkzeug
: betreffend nur als marginales an.
: das problem liegt an ganz anderer stelle. wir arbeiten primär mit
: R+ und P- in der ausbildung, und zur erziehung mit R-, aber auch mit
: (häufig nur konditioniertem) P+.
: warum? aus einer inneren einstellung heraus, eine innere überzeugung
: darüber, wie man mit einem anderen individuum umzugehen hat.

Thomas erst wenn du kapierst dass der Hund ein eigenes Lebewesen ist und nicht nach Schema R-, R+ usw. reagiert, dann erst erkennst du den wahren Hund.
Warum muss man alles so mathematisch genau in der Hundeausbildung geregelt werden?
Wer einen Hund nicht als eigenständiges Lebenswesen ansieht und ihn auch so behandelt, der sollte sich lieber eine Stoffnachbildung zulegen.
"Warum machen sich Hundebesitzer so viele Gedanken, wo doch die einfachsten Antworten so nahe liegen.
Bedingt durch den Kauf von Bücher und Videos sind die Meisten der fälschlichen ansichten, dass sie zu Hundeexperten werden, nur die wenigsten können das umsetzen, was sie da gelesen und gesehen haben, Die Relation holt alle ein, aber keiner ist so fair es zuzugeben, das er da zig Euro in den Sand gesetzt hat, lieber bildet er sich die Traumwelt, dass er sich was angeblich gutes gekauft hat.

:
: diese "einstellung" steht aber in absolut konträrer position zu
: der, die vorrangig R- und P+ aufgrund eigener erfahrungen als
: selbstverständliches mittel zur kommunikation ansieht. CT verlangt und
: erzwingt aber den verzicht auf genau dieses. und deshalb klafft da
: ein grosser riss zwischen den parteien,

Wie gesagt, ein Hund ist ein Lebewesen und kein mathematisches Ungeheuer. Fehlt nur noch die Theorie der Teilmenge und sonstige unsinnige mathematischen Grundlage zur Erziehung eines Lebewesens.


:
: der clicker wird dann reduzierend als unvollkommenes und somit
: verzichtbares hilfsmittel eingestuft. *hmmm* stell doch mal die frage,
: wie eine ausbildung überhaupt ohne hilfsmittel funktioniern kann.
: oder sind leine, stromschock, stachelhalsband, lecherchen, ball,
: beisswurst vielleicht keine hilfsmittel? du wirst keine antwort
: kriegen.

Doch du bekommst sie, aber Fanatiker so wie du machen sie zunichte, da versucht wird nur das eigene Hundewissen als die Wahrheit schlechthin gelten zu lassen, Toleranz ist dabei ein Fremdwort.

:
: du kannst drauf hinweisen, dass ein "klick-klack" nur eine information
: vermittelt, mehr nicht... nur eine information mit dem ziel einer
: einwirkung auf den hund (von mir)... interessiert doch keinen...

Ach?
Du wirkst auf deinen Hund nie ein?


:
: deine feststellung, dass ein hund viel mehr auf diese art der information
: achtet, als bei den physisch einwirkenden, weil eben der hund bei den
: physischen einwirkungen viel weniger auf dich konzentriert ist, sondern
: mehr mit der vorsogre bloss nix falsches zu tun, interessiert auch
: keinen. selbst wenn er überaufmerksam ist, so isses doch nur mit
: beträchtlichem anteil defensivverhalten.

Na etwas komplexer und komplizierter geht es wohl nicht.
Wie gesagt, zuviel theoretisches Denken, zuwenig Praxis.

:
: stell doch mal die frage, wie mit physischen einwirkungen ein hund
: ausgebildet werden könnte, wenn man selber gar nicht anwesend wäre,
: oder der hund sich in einem zwinger befindet und man selber draussen
: vor wäre. genau dann würde nämlich der null-informationsgehalt dieser
: einwirkungen erkennbar werden. aber auch darauf kriegste keine antwort.

Schmarrn hoch Nonsens was du hier aufführst. Wie schon gesagt, der Hund ist ein eigenständiges Lebewesen und keine von dir angewande hochwissenschaftliche Formel.

: und das genau das mit dem clicker auch geht, interessiert wieder keinen.
:
: ach.. ist auch egal... ich denke, dass solche diskussionen nix
: mehr bringen. sie bringen allenfalls _nur_ denen was, die sich auf der
: "harten" seite befinden, die es aber immer gestört hat, dieses
: ihrem tier anzutun, aber keinen ausweg daraus wussten, wie mans besser macht.
: diejenigen, die es nicht stört, oder die sogar ihren neigungen
: nachgehen, werden nie was ändern.
:
: zeit schlafen zu gehen...
: ...gute nacht

Es bringen auch deine hochgetrabten Pirgendwas-Diskussionen nix, solange man keinen Aspekt findet, der einen Hundebesitzer näher zu Hund bringt.

Wer nicht wie Hund fühlen kann, wird immer seine Probleme damit haben sich mit diesem eigenständigen Wesen zusammen zu leben.

Gruss Jan

Übrigen in der Teilmenge derjenigen, die hier alles zu wissenscahftlich machen liegst du weit vorne. Erfreue und labe dein Ego daran.




11. August 2003 05:11

Hallo ihr zwei,

die Unterschiede zwischen Wolf und Hund sind nach meiner Beobachtung (Wolfsforschung nur Sekundärliteratur, zahlreiche Hunde und Pflegehunde, eigenes Haushunderudel und Bekannte und Freunde ebenfalls mit Rudelhaltung) weit geringer als die Gemeinsamkeiten. In vielen Trainingsmethoden wird gerne mit Rekurs auf die vermeintlich wolfstypischen und damit "hundeverständlichen" Sozialformen und Ausdrucksmittel gearbeitet. Das kann aber nur funktionieren, wenn man auch korrekte Beobachtungen, dh. seriöse Feldforschungen zugrunde legt.
Die Beobachtung freilebender Caniden kann uns helfen, die Ausdrucksformen von Hunden besser zu verstehen und gezielter damit zu arbeiten.
Das ist für mich ein guter Grund (und nebenbei funktioniert es hervorragend).

Beste Grüße Antje

11. August 2003 07:55

Hallo Thomas,

wenn ihr wissen wollt, warum ihr am Ende einer längeren Diskussion irgendwann mal keine Antworten mehr kriegt, dann lest euch bitte mal eure Beiträge durch (Bevor ich jetzt schon wütende Remails kriege, lest doch bitte auch mal den Rest (und sucht nicht nur nach Zitatstellen, in denen ihr meine Meinung nach eurer Meinung zusammen fassen könnt; im allgemeinen überlege ich mir meinen gesamten Text, nicht nur die paar zusammenhanglosen Zitate, die gern daraus gesammelt werden. Gott, ich bin froh, dass ich nirgendwo "töten" oder sonstwas geschrieben hätte, sonst hätte ich in der Summe der Verdächtigungen, die mir unterstellt worden sind (arme, unterforderte, geknechtete und elektrogeschockte Hunde und und und ...) wohl schon den Tierschutz im Haus)).

Ich habe mittlerweile begriffen, dass offensichtlich niemand nach eurer Meinung das Recht hat, (auch!!, nicht nur) im Clickern Gefahr für Missbrauch zu sehen und DAVOR (nicht vorm Clickern) zu warnen, auch wenn man noch so oft betont, dass es nicht darum geht, vom Clickern generell abzuraten, sondern "nur" darum, dass auch hinterm Clickern mehr Fachwissen über den Hund und sein Verhalten notwendig ist als das blosse Erlernen der Clickertechnik. Ausnahmslos jede Methode ist für mich nur so gut, wie der Ausübende, der sie einsetzt.

Obwohl ich Starkzwangmethoden grundsätzlich ablehne und selbverständlich auch selbst nicht anwende, komme ich nicht umhin, meinem Onkel, der (seit zehn Jahren tot) zeit seines Lebens Hunde gehalten und ausgebildet hat, Respekt zu zollen. Ich habe schon vor mehr als zwanzig Jahren mit ihm darüber gestritten, dass ich Starkzwang nicht richtig finde, trotzdem hat er großartige Leistungen bei der Resozialisierung gefährlicher verhaltensgestörter Hunde vollbracht, die danach ein friedliches, erfülltes Leben bei ihm geführt haben. Auch wenn er anderer Meinung war als ich, hat er seine Hunde geliebt und sie ihn vergöttert, er hat jede freie Minute mit ihnen verbracht und er hat, trotz seines Talents und seiner Passion für den Schutzhundesport (bin ich auch nicht für zu haben), niemals einen Hund, den er übernommen hat, abgeschoben oder zur Seite gestellt. Er hat (nur ein Beispiel) einen fünfjährigen, völlig fertigen Schäferhundrüden aus dem Polizeidienst übernommen, der ausnahmslos alles und jeden (Mensch und Tier, inclusive meiner sehr sozialen Setterhündin) angefallen hat. Sehr schnell hat er für sich festgestellt, dass mit dem Hund keine Schutzhundearbeit mehr möglich war, er hat sich dann darauf konzentriert, das Tier zu beruhigen und nach einem halben Jahr war es der friedfertigste Hund der Nachbarschaft. Er hat zwar ums verrecken keinen Befehl mehr befolgt, für meinen Onkel also völlig untypisch, aber er ist die letzten fünf Jahre seines Lebens glücklich durch die Nachbarschaft gezogen, hat mit den anderen Hunden gespielt und sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Es gab nie wieder einen aggressiven Vorfall. Und mein Onkel hat ohne Murren auf seinen geliebten Hundeverein verzichtet und sich genauso diesem Hund gewidmet wie allen anderen auch. Man mag die Methode richtig finden oder nicht, er war trotzdem ein hervorragender Hundeführer.

Ich zolle Clickeranwendern, die ähnliches leisten, den gleichen Respekt, und, falls das wirklich nicht aus meinen Beiträgen hervorgegangen ist, betone noch mal, dass Fehlverhalten nicht in der Methode als solches sondern in der falschen Ausübung liegt. Ich behalte mir aber trotzdem vor, grundsätzlich davor zu warnen, die Methode vor die Sachkenntnis zu stellen. Jede Methode, die ohne Berücksichtigung der arttypischen UND individuellen Eigenschaften des Hundes (und die müssen nun mal aufwendig erarbeitet werden durch Beobachtung, Lektüre, Rat, Vergleich und Nachdenken) als "Selbstgänger" hingestellt wird, führt nach meiner Meinung bestenfalls in Teilbereichen zu guten Ergebnissen, während andere Bereiche häufig darunter leiden. Und (vielleicht lest ihr das ja auch noch), das liegt NICHT an der Methode selbst, sondern an der Ausführung.
Es ist nun mal meine Art, so weit wie ich kann im Vorwege an mögliche Risiken und Grenzen einer Methode zu denken, anstatt einfach drauf los zu machen oder zu raten und dann wird man schon sehen. Ein guter Rat beinhaltet das für mich, alles andere ist ein Verkaufsgespräch.

Ich habe nun mal erst durch meine kluge und instinktsichere Hündin und ihre Erziehungsmethoden im Rudels wirklich etwas über arttypisches Erziehungsverhalten (nach Abgleich mit Lektüre und anderen Rudelhaltern) gelernt und festgestellt, wie oft ich fehlinterpretiert, nicht verstanden oder übergangen habe. Ich habe gelernt, ihr zu vertrauen und sie machen zu lassen, auch wenn ich nicht sofort verstanden habe, und anhand der Reaktionen, die ich in der Interaktion beobachtet habe, im Nachhinein zu bewerten und zu verstehen, und ich habe Respekt vor ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Urteilskraft in Bezug auf die Verfassung anderer, teilweise schwer verhaltensgestörter Hunde gelernt. Der Erfolg unserer gemeinsamen Bemühungen (sie hat halt auch mit mir viel Geduld) ist ein hochsoziales, für andere Hunde und Problemfälle offenes, fröhliches Rudel. Was ich mit meinen Beiträgen möchte, ist nicht, zu sagen: hört alle her, ich weiß wie es geht, wenn ihr lieb seid verrate ich es euch. Ich habe selbst noch viel zu lernen und zu beobachten und freue mich darauf. Ich finde aber den Gedankenaustausch zwischen Hundefreunden und Hundehaltern sinnvoll und anregend und möchte meine Erfahrungen (als Angebot, nicht als Bibel!!) dazu beitragen, weil ich denke: Vielleicht bin ja nicht nur ich so begriffsstutzig, dass ich nicht auf Anhieb alles verstehe, was mein Hund mir mitteilt, und vielleicht ist das eine oder andere auch für andere interessant.

Beste Grüße Antje