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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Was spricht gegen Clickertraining?
04. August 2003 20:14

Hallo Cindy,

Danke erstmal für die Tips und die Buchempfehlungen.
Aber dass kein Hund hört, um seinem herrchen oder Frauchen zu gefallen, sehe ich anders. Ich war nun schon oft auf Hundeplätzen und habe wirklich guten HF beim Training zugeschaut und das waren alles solche Leute, die eine Bestrafung des Hundes kategorisch ablehnten.
Sie arbeiten nur mit positiven Bestärkern und haben alle keine Futterbelohnungen dabei.
Und siehe da, die Hunde arbeiten klasse, obwohl für sie nichts ausser ein "fein" ab und zu rausspringt.....meiner Meinung nach ist das doch der "will to please"....und nachher sind alle stolz-Hund und Herrchen.

Bye,Hanny

04. August 2003 20:36

Hallo,

also ich einen Hund, der nur für Fressbares arbeitet und einen, der sich halbtot freut, wenn ich ihm sage, dass er ein "braver Hund" ist.

Der eine Hund mag Kuscheln und Streicheln nicht so gerne, haut ab, wenn er meint, er hat genug, der andere Hund ist ganz verrückt nach Streichelstunden.

Es kommt auch auf den Hund an, ob er gegen "Bezahlung" arbeitet oder ob er nur aus Lust und Liebe arbeitet - pauschalisieren kann man das sicher nicht.

Liebe Grüsse,

Jettie

04. August 2003 22:03

Dank an alle für Eure Antworten...

Habt mich ehrlich neugierig gemacht und da ich mich wohl wirklich erst noch besser über das thema informieren muss, habe ich mir gleich mal zwei Bücher bestellt. Dann kann ich nach der Lektüre hoffentlich auch besser mitreden.

Nehmen wir mal an, ich würde jetzt mit meinem Welpen beginnen zu clickern und sie findet es ganz klasse, ich kriege es aber nicht gebacken, was mache ich dann?
Hört sie dann trotzdem noch auf die verbalen Kommandos oder ist sie dann völlig verwirrt?

Gute Nacht ,
Hanny

05. August 2003 05:50

Hi Hanny,

finde ich klase, wie Du Dich um Infos zu einer Methode bemühst, von der Du ja einstweilen alles andere als überzeugt bist: das werden die besten, weil kritischten und am besten beobachtenden Clickerer... und HUNDE sind nicht so leicht verwirrt, wenn ich das mal so sagen darf...

Clickertraining ist nichts Magisches, es einfach nur konsequentes Umsetzen allgemein und überall gültiger Lerngesetze. Das klappt besonders in diesem speziellen Fall von Trainings-'Lehre' gut, weil man dazu einen neutralen Laut als 'Erfolgssignal' einübt, der sich deutlich vom Alltagsmüll der Sprache abhebt und so dem Hund und seinem Trainer beim Vermitteln von Erfolgssignalen und damit beim Begreifen einen Vorteil bezüglich timing und Klarheit gibt.

Am besten 'gebacken' bekommt man das u.a. dann, wenn man auch ein wenig ins Zuschauen bei einem geübten Clickerer investiert, am besten nachdem man sich in die Theorie gut eingelesen hat und auch schon ein bißchen geübt hat. Kurz gesagt: ein Kursbesuch zahlt sich immer aus: gerade anfänglich endet man sonst oft damit, dass man bei seinem Hund endlos auf ein 'Halbfertigprodukt' wartet und somit nichts zum Clicken findet bei seinem Hund und schon finden Hund wie Herr Clickertraining ganz zu recht besch.....
Während man - wenn man das Rezept für 'Bestätigen erster Ansätze' schon kennt, sozusagen mal 'mit Mehl und Ei' anfängt mit dem C&T, wunderbar rasch weiterkommt bei der gleichen Übung.

Das macht die - auch auf Videos nur schwer nachzuvollziehende - Magie des CT aus: mit wie winzigen Schritten man wie rasch vorankommt auch und gerade beim Ausformen eines für den Hund ganz neuen Verhaltens.

Seeing is believing!

Sonst macht es auch nichts. Die theoretischen Überlegungen über Lerngesetze kann man immer brauchen bei seinem Hund und in seinem restlichen Leben. Die helfen einem zukünftig auch, eine geschickteres Training durchzuführen, wenn man diese Clicknuss dann nie (mehr)in die Hand nimmt!

Das Schöne dabei ist ja, dass man seinen Hund für das Zeigen richtiger Ansätze BELOHNEN darf, statt an Verkehrtem endlos herum zu nörgeln, wenn der Schüler doch einfach noch keine Ahnung hat, was er stattdessen tun könnte, damit man wieder nett ist...

Das positive Denken während des Trainings (und Lebens) macht einfach Spaß - dem Tainierenden und natürlich mindestens genausoviel seinem Schüler: ihr wisst schon - reine Einstellungssache, ob das Glas nun halb voll oder halb leer ist... Zu suchen nach dem, was ich be- und damit verstärken kann, dies damit zu fördern... und Verkehrtes einfach durch Konsequenz und Voraussicht mit dem Aufkleber 'lohnt eh nicht, weil konstanter Nichterfolg' zu versehen und es damit zu hemmen, macht es dem Hund sehr viel einfacher, unsere Wünsche zu verstehen.

Sorry, ich ertappe mich gerade dabei, dass ich inzwischen auch schon mal wieder klinge, wie ein berühmter CT mal sagte: some of them sound as if they got 'religion'... ;-)

Viel Spaß also beim Schnuppern in diese Methode
(Auch in der Labbiszene trainieren bereits viele Erfolgreiche mit dem Knackfrosch - und der will to please - oder besser der 'will to chase and bring the dummy' - gibt ihnen dabei noch die Möglichkeit, seinen Hund direkt mit dem eigentlichen 'Job' des Hundes zu belohnen: bei korrektem 'steady' fliegt eben als Belohnung nach dem Click dafür das Dummy als 'treat' oder das 'voran' ins Wasser ertönt als Belohnung für den Hund und schon ist man weg von der erstmal so gefürchteten Futterabhängigkeit, nicht wahr?!? Auch meine Apricot (CKCS) bekommt im Englischen Garten in München immer das 'frei' ins Wasser als 'Jackpot' - nicht wahr, Martin?)

Wiebke

www.hunde-erziehung.at

05. August 2003 05:50

Hallo Hanny,

zum Glück scheint bei dir noch nicht Hopfen und Malz verloren zu sein; anhand deiner ersten Aussagen hatte ich das bereits befürchtet. Was dir allerdings fehlt, ist ein vernünftiger Einblick in Theorie des Hundes (aber nicht nur dir). Ich empfehle dir daher sämtliche Bücher von Eberhard Trumler und Günther Bloch zur Verhaltensforschung bei Hunden und Wölfen. Das Problem, was viele nicht begreifen ist, dass die Methode nur sekundär ist, sie ist nur eine Krücke, damit der Mensch in der Lage ist, mit dem Hund zu kommunizieren. Der Hund kann das perfekt, schließlich ist das Überleben des Hundes vom Rudel abhängig. Dein Hund kann Kommunikationszeichen an dir sehen, von denen du noch nicht einmal weißt, dass du sie gibst: chemische (Geruchsreize), körpersprachliche, feinste Stimmnuancen und so weiter. Das Problem ist fast immer der Mensch, der keine klare Vorstellung hat, was der Hund eigentlich soll (bestes Beispiel Wachsamkeit: nirgendwo findet man so viel unausgegorenen Unsinn; mal ist das eigentlich ganz gut, wenn der Hund aggressiv reagiert, weil man selbst unsicher ist, dann wieder nicht und am Ende soll sich der Hund einen Reim darauf machen, was sein Halter selbst nicht weiß) Es fehlt ja nicht viel, aber insgesamt ist der Hund eben nicht intelligenter als sein Halter (jedenfalls wohl meistens nicht). Natürlich ist der Hund auch darauf aus, zu fressen/ sein Überleben zu sichern, das Eine widerspricht dem Anderen nicht.

Nach all der Vorrede mein Rat:

Such dir eine Trainingsmethode, auf die dein Hund reagiert (Futterbelohnung hast du schon erwähnt, ist ein erpobtes Mittel, muss natürlich im Laufe der Erziehung langsam wieder zurückgebaut werden auf gelegentliche Belohnungen; du kannst ohne weiteres dem Hund parallel immer wieder neue Belohnungsangebote machen (Streicheln, Spielen etc.) Niemals dabei die Stimme als lobendes Instrument vergessen (muss man auch lernen, wirklich zu loben), denn darüber willst du ja irgendwann mal den hund lenken, nicht durch Flaggenzeichen mit einer Schinkenscheibe. Wichtig ist weiter, dass du mit der Methode zurechtkommst, ob nun Clickern oder Lindart oder was auch immer ist eigentlich egal, es muss nur möglichst gut zu euch beiden passen, dann ist es o.k. Und glaube nicht, du könntest deinem Hund etwas vorspielen, der kann das nämlich viel besser als du, also bemühe dich am besten ums "echt" sein. Das heißt, für Übungseinheiten solltest du fit und bei der Sache sein, wenn du dem Hund halbherzig Begeisterung für sein Tun vorspielst, fragt der sich ohnehin nur, was du wohl eigentlich meinst.

Beste Grüße und viel Spaß euch beiden Antje


05. August 2003 06:14

PS. So ist das halt, wenn man sich auf eine Grundsatzdiskussion einlässt, man kommt vom Hundertsten ins Tausendste: Der "will-to-please" oder wie immer man das nennen "will", ist keine Sache, die von sich aus in jeder beliebigen Stärke vorhanden ist, das ist etwas, was du dir "erarbeiten" musst, nämlich über die Bindung zum Hund. Bist du der klar anerkannte Rudelführer deines Hundes, weil du ihn gut versorgst, dich in seine Bedürfnisse einfühlst, ihn beschäftigst und forderst (das sind jetzt nur dürre Worte, es ist aber ernst damit gemeint, je mehr und besser du deinen Hund verstehst und mit seinen Bedürfnissen arbeitest, desto besser) dann ist auch der Wunsch des Hundes, sich in seinem Rudel einzuordnen, groß. Das ist aber nicht vor der Erziehung bereits alles da, sondern wird nach einer einfühlsamen Grundprägung durch die Erziehung weiter geformt und bekräftigt. Ich sehe das bei den Welpen (Neufundländer/BorderCollie/Golden Retriever-Mixe), die ich selbst aufgezogen habe (jetzt 15 Monate): Für die ist bereits eine schlimme Strafe wenn ich einen ernsten Tonfall annehme oder mich steifbeinig vor sie hin stelle (dem Drohverhalten des Rudels abgeguckt): sofort wird sich untergeordnet (verlegenes Weggucken, ducken). Aber juhu wenn Frauchen Spiel- und Futterangebote macht (ich nutze alle erdenklichen Varianten von Motivation: immer Stimme, abwechslungsreiches Spiel und Spielzeug, Schmusen, Futter, vor dem Fressen, vor dem Baden (ist wohl auch ein Seehund in der Verwandschaft) und so weiter und so weiter). Ein guter Rudelführer zeichnet sich eben dadurch aus, dass er zwar eingreift wenn's nötig ist (und sich dann auch durchsetzt!), aber dass das Zusammensein mit ihm vor allem was Tolles ist, das Spaß macht.

Beste Grüsse Antje