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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Wie handeln
14. August 2003 12:04

Hallo Jettie,

ich glaube nicht, dass es möglich ist, eine "pauschale Rudelordnung" zu verfolgen. Mein Rat an Thomas und seine Bekannten bezog sich mehr auf einen Rat zum Einstieg in das Rudel, weil es dort offenbar keine Grundlage gibt.

Rudelbeziehungen zwischen Hunden und natürlich auch zwischen Mensch und Hunden haben immer individuelle Komponenten, die von den einzelnen Individuen und ihren Vorlieben und Eigenheiten abhängen. Es gibt für mich da so etwas wie eine Zweiteilung (obwohl beides natürlich zusammengehört): Das eine ist die "Pflicht", Kenntnis und Beachtung allgemeiner Rudelstrukturen - die Grundlage.
Das andere ist die "Kür", in der die Besonderheiten der jeweiligen Rudelmitglieder mit beachtet werden können, wenn die Grundlage des Miteinanders stimmt. In unserem Rudel halten wir uns an so gut wie überhaupt keine der standardmäßig verbreiteten Regeln zu Dominanz und Stellung: (Die Hunde dürfen überall hin (auch ins Bett, wenn sie wollen), sie dürfen (und tun das mit Begeisterung) uns zur Begrüßung anspringen (das tun sie aber nur bei uns und einigen wenigen Freunden, die ins Rudel integrierte Hunde haben und das auch wollen), sie dürfen beim Spielen knabbern; ohne dass wir oder andere je geschimpft oder gedroht haben (wir haben die Welpen aufgezogen) sind sie dabei sehr zart, kommt man mal unglücklich dazwischen, wenn sie einen Rudelkamerad zwicken wollten (da gibt es im Druck erhebliche Unterschiede) reicht ein "Au" und sie brechen sofort ab, wir lassen sie bei Zerrspielen gewinnen (natürlich nicht immer, aber sie lieben das und geben trotzdem auf Kommando bereitwillig aus), ich liege oder sitze bei Tobereien mit einem oder allen oft auf dem Boden (natürlich wird man da auch mal versehentlich getreten, aber das ist auch das äußerste) und noch vieles mehr.
Trotz alledem gibt es seitens der Hunde (nicht nur nach unserer Meinung) nicht den Anflug von Dominanzgebaren oder untergraben der Autorität uns gegenüber. Fixieren, Drohhaltung, ein kleines Knurren oder mal ein ernstes Wort sind die (selten gebrauchten) "Strafen", auf die sie sofort reagieren.
Untereinander toben und rangeln die vier recht ausgiebig, insgesamt jeder mit jedem, wobei unsere Rudelchefin ein bisschen zurückhaltender ist. Sie ordnet die Rangfolge, in dem sie ab und zu mal auf ihrer Position besteht (oder auf ihrem Spielzeug/ Beute). Innerhalb ihres Rudels macht sie daraus aber keine Staatsaffäre, es kommt immer wieder mal vor, dass sie sich trotz Gebrummels von ihren Gören was wegnehmen lässt. Anders ist die Sache, wenn sie ein Verhalten ahnden will: Der Ton ist unmissverständlich und die Reaktion ihrer Nachkommenschaft eindeutig: Machtwort. Es gibt keine gesonderten Schlafplätze oder Rechte, sie bekommen alle zusammen ihr Fressen, die Näpfe stehen unmittelbar nebeneinander.
Wenn sich mal ein Maul in den anderen Napf "verirrt" sind die einzigen, die was dagegen haben, wir. Das Thema Fütterung behalten wir uns aber schon seit Beginn vor, auch und gerade wegen anderer Gasthunde. Da wurde von Anfang an geklärt: Hier muss (und darf - für Fremdhunde) keiner sein Futter oder andere Heiligtümer verteidigen, für gerechte Verteilung sorgen wir. Bei unseren ist da nie ein ernstzunehmendes Problem aufgetreten, ebenso wenig wie mit Spielzeug, dass für alle in ausreichender Menge da ist.
Unsere Hunde können aber genau unterscheiden, wenn sie mit anderen Hunden zusammen sind (bei uns oder auch unterwegs: freundliche Hunde (Rasse oder Größe egal)dürfen am Spielzeug mitziehen, knurrt oder verteidigt der andere sein Spielzeug, wird zurückgeknurrt und verteidigt, und das mit Erfolg. Das lasse ich sie auch, sie müssen sich nicht von anderen alles wegnehmen lassen)
Ich erzähle das jetzt nicht, damit sich das anhört wie: Und wenn sie nicht gestorben sind ... Sondern als Illustration, wie es bei uns im Rudel im Allgemeinen zugeht. Natürlich stehen wir auch immer wieder vor einzelnen Entwicklungsphasen, in denen gezielte Einwirkungen notwendig sind, aber bisher hat sich da noch nichts als gravierendes Problem herausgestellt. Etwas schwieriger ist allerdings die Reintegration eines Welpens, den wir nach 8 Monaten von den Besitzern zurückgeholt haben. Die wirbelt unsere „eingefahrene“ Ordnung schon mal durcheinander, ohne allerdings grundsätzlich was dran zu ändern.
Weil das bei uns so läuft, sind die allgemeinen Grundsätze zur Rudelhaltung und Positionsbestimmung nicht falsch, aber sie sind je nach Sachlage auch keine "ehernen Gebote" ohne deren Befolgung nichts geht. Rudelhaltung ist immer eine Frage von Beobachten, Verstehen (mindestens versuchen), Abwägen, Folgen ansehen, Korrigieren (oder auch nicht). Zum verstehen ist viel Information von anderer Seite zum Vergleich notwendig, damit man sich Hypothesen bilden kann und anhand der Beobachtung überprüfen kann, ob das auf einen selbst auch zutrifft.

Uff. Statt einer Antwort auf die kurze Frage nach „wegschieben“ oder nicht kommt jetzt dieser Roman. Sorry, Jettie, aber ich hoffe, du verstehst, warum ich das mache: Solange keine akuten Probleme vorliegen, gibt es nicht objektiv richtig und objektiv falsch. Ich kann dir nicht aufzählen, welche Punkte für das Funktionieren bei uns entscheidend sind oder nicht, und selbst wenn ich es könnte, es würde bei dir nicht zwangsläufig funktionieren, weil ihr anders seid. Die Grenzen und Eigenheiten eures Rudels müsst ihr selbst aushandeln; wichtig ist immer die Entwicklung im Blick zu behalten, um bei aufkommenden Problemen frühzeitig gegenwirken zu können (ohne sich dabei verrückt zu machen und andauernd einzugreifen). Hört sich schwierig an, ist es am Anfang auch (gerade bezüglich der Unsicherheit, ob das nun so sein soll oder nicht), aber das ist der Weg, den wir gegangen sind und mit dem wir sehr glücklich sind.

Ich hoffe es nutzt dir was

Liebe Grüße


14. August 2003 12:23

Nachtrag zum anderen Beitrag:

Die Rudelführerschaft von Sunny wird auch von anderen Hunden, die bei uns im Rudel mitgehen, problemlos anerkannt. Gelegentliche Mitglieder unseres Rudels sind z.B. der Vater (Golden Retriever) und der Pflegebruder eines unserer Welpen, ein dreijähriger Pitbull. Sind die letzteren beiden allein mit ihren Besitzern unterwegs, hat der Pit durchaus seine Probleme mit anderen Rüden, bellt, knurrt und zerrt. Gehen sie mit uns im Rudel, achtet er genau auf Sunny. Macht die keine Anstalten, ist er sanft wie ein Lamm, kein Ton, kein Zupfen, selbst wenn uns eine ganze Gruppe nicht angeleinter Hunde entgegenkommt.

Mein Fazit: Beobachte, wie sich deine Hunde zu dem Thema wegschieben verhalten. Manchmal führt das zu gemeinsamem Spiel zu dritt, dann ist es völlig o.k., es kann aber auch sein, dass sich einer zurückgesetzt fühlt, dann solltest du getrenntes schmusen üben (ohne Ablehnung, nur über ignorieren der Annäherung, wegdrehen, nicht drauf eingehen - das ist die sanfteste Methode, dem Hund wertfrei klar zu machen: jetzt nicht). Wichtig ist dann aber auch, im Anschluss an den einen Hund mit dem anderen zu schmusen.

Liebe Grüße

15. August 2003 06:15

Ich dank Euch allen für Eure Tips und habe sie bereits der Nachbarin weitergeleitet. Sie wird sich wahrscheinlich auch noch bei Euch melden.
Danke

15. August 2003 06:53

Hi Thomas,

wie Antje schon schreibt, muss auch der Besitzer von zwei Hunden einiges beachten. Eine Hundeschule, bei dem die Hunde überhaupt erst einmal gehorchen lernen (kennen sie Grundkommandos??) u. eine Therapeutin wäre sehr hilfreich.Meist kann auch das Tierheim, aus dem die Hündin kommt, weiterhelfen!!! Vielleicht hilft schon ein Anruf dort weiter!!!

Lieben Gruß
Gabi

15. August 2003 12:58

Hello!

Habe die Threads nicht alle gelesen (in dem Fall sorry falls es schon jemand geschrieben haben sollte) - probier es mal wegen dem @ Zeichen auf dem Mac mit Befehl ALT & G .

Gruss
Mia
:
: P.S.: Ich sitzte vor einem iMac- Computer und schaffe es einfach nicht ein Ät- Zeichen in meine Emailadresse zu bekommen. Wahrscheinlich bin ich zu blöd.
: la.luna(ät)freesurf.ch


21. August 2003 20:03

Hallo Antje,

ich danke dir ganz dolle für die ausführliche Antwort und finde es toll, dass du dir so viel Zeit genommen hast.

Zur Zeit führe ich das Rudel nach dem Dominanzkonzept, dass heisst, sehr klare Regeln, an die sich jeder - auch der Mensch - halten muss. Im Grunde genommen denke ich, ist die Dominanzfrage nichts anderes als eine Frage des Respektes. Wenn ich Respekt habe, jemanden anerkenne und zu ihm aufsehe, ordne ich mich unter und erkenne die Führung an. Ob Hund auf dem Sofa sitzt oder ein Häppchen vom Tisch bekommt hat eigentlich nichts damit zu tun ob er Respekt hat. Allerdings braucht der Rüde im Moment ganz klare Regeln und ganz klare Zeichen, dass ich es ernst meine und er gar nicht erst versuchen muss, mich zu ignorieren. Ich weiss nicht, wie das zusammenpasst, aber er lässt der Hündin den Vortritt und versucht gleichzeitig sich mir gegenüber zu behaupten, also erst auf den dritten Ruf zu kommen, erst bei Anhebung der Stimme umzukehren etc.....Vermutlich habe ich ihm da aus Versehen ein falsches Zeichen gegeben, vielleicht glaubt er, er befindet sich genau wie die Junghündin in der Flegelphase, keine Ahnung.

Das Kuscheln zu dritt klappt nicht, weil die beiden sich gegenseitig abdrängen oder aber der Rüde ganz traurig von dannen zieht, was ich so nicht möchte. Ich kuschele also nacheinander und das klappt ganz gut. Die Hunde haben inzwischen auch kapiert, dass beim Leckerlie schmeissen jeder dran kommt und warten bis sie an der Reihe sind während der andere losrennt.

Unser Rüde hat in letzter Zeit ziemlich an Alter gewonnen, auch optisch sieht man ihm den älteren Hund nun an. Manchmal schaut er recht traurig wenn die Junghündin wie ein Wirbelwind übers Feld wetzt, denn er kann wegen seiner HD nicht mithalten. Vielleicht merkt er, dass mir das das Herz bricht und ist deshalb so "schwerhörig"??

Ist schon gar nicht so einfach, gelle? Ich dachte anfangs, zwei Hunde, was soll daran problematisch sein - aber ich entdecke jeden Tag neue Situationen, an die ich vorher nicht gedacht habe.

Im Moment ist alles ein bisschen schwer, die Junghündin probt mit ihren sieben Monaten den Aufstand, wobei sie trotzdem noch recht gut folgt und der Rüde macht mir Kummer, weil ich einfach nicht akzeptieren will, dass er alt wird.

Ich danke dir nochmals für deine sehr liebe Antwort,

liebe Grüsse,

Jettie