Jagdproblem unwichtig?
05. November 2008 16:11
Quote die2schweizer:
Jagen ist in der heutigen Zeit ein Problem vieler Hundebesitzer

Hi,

das ist doch der Punkt, es ist ein Problem der Menschen, nicht der Hunde.

Natürlich darf man unkontrolliertes Wildern nicht mit dem Naturell des Hundes entschuldigen. Da gehört gescheit geführt und trainiert und je nach Verwendung auch alternativ beschäftigt, damit das nicht passiert. Aber es kann doch nicht sein, dass ich mir einen Beutegreifer ins Haus hole, oft auch noch solcher Abstammung, dass das Jagdverhalten züchterisch über Jahrhunderte noch verstärkt wurde, und dann rumheule, dass der die Tendenz zeigt, Jagen zu gehen... völlig unabhängig vom gefüllten Napf.

salü
Anke

05. November 2008 17:55
Hallo Leo,

Quote die2schweizer:

Jagen, hetzen und töten, damit der Hund sich Nahrung verschafft, ist mit der Domestikation der Hunde nicht mehr wünschenswert.
Das ist eine ehrenwerte Meinung. Sie geht nur völlig an den biologischen Tatsachen vorbei.

Natürlich ist es von Seiten des Menschen nicht wünschenswert. Schließlich möchte er die geschützten Arten selber zu Ende ausrotten. OK, das ist am Thema vorbei.

Nächster Versuch. Der Hund ist nicht für den Menschen geschaffen. Er ist ein Lebewesen mit eigener Evolution. Vorhandene Gene für komplexes Verhalten kann man derzeit noch nicht gezielt ausschalten (wenn das in diesem Fall überhaupt möglich wäre.)
Solange das so ist, wird der Hund ein Jäger und Beutegreifer bleiben. Das ist nicht gleichbedeutend damit, dass man ihn einfach gewähren lässt.

Das zweite Problem kommt von einer anderen Seite. Kaum hat man Rassen mit geringer Jagdneigung, schon werden welche importiert, die enorm jagen:

Huskie (Schlittenhunde allgemein), Podencos, Herdenschutzhunde, Rettung aus Rumänien ...

Mode und Tierschutz und Tierschutzmode sorgen auch dafür, dass das Jagen gut erhalten bleibt. Gleichzeitig kommen solche Hunde oft in zwar sehr liebevolle, deswegen aber noch lange nicht gut geeignete Hände, um mit diesem Problem richtig umgehen zu können.

Wer sich für einen Hund entscheidet, entscheidet sich auch für Schmutz und Ärger. Das Jagen ist nur ein Teil von letzterem.

tschüß martin

05. November 2008 18:48
Ein Hund der jagt ist ein normaler Hund. Hm. Im Grunde stimme ich dem zu aber ich finde es kommt immer drauf an, wie stark ausgeprägt seine Jagdleidenschaft ist.
Dass man das Jagen teilweise sogar züchterisch unterdrücken kann, zeigen viele Hunde, es gibt einige Rassen die kaum zum Jagen neigen, andere wiederrum werden teilweise extremen Jagdtrieb zeigen. Nicht umsonst gibt es Show- und Arbeitslinien. Ich glaube, die meisten Hunde die jagen gehen sind eigentlich bloß unterfordert und würden den Jagdtrieb einstellen, wenn sie andere Beschäftigungsmöglichkeiten hätten.

lg, Karin

07. November 2008 09:00
Hallo Martin,

du hast Recht, Jagen liegt in der Natur des Hundes, wie Klaus schon sagte, heute mit mehr oder weniger Erfolg.
So wie ich es verstanden habe, war die Frage doch, ob es schade ist, dass viele unserer Hunde heutzutage nicht mehr in der Lage sind, erfolgreich zu jagen (hetzen, greifen, töten).
Dass der Trieb noch vorhanden ist, ist soweit klar und dass ich diesen Trieb als von der Natur gegeben akzeptiere, ist auch klar.
Aber ich finde es nicht bedauernswert, dass die meisten Hundis heutzutage recht erfolglos jagen.
Klar, es gibt Hunde, die es auch noch schaffen, richtig zu hetzen und zu töten.
Dann kann ich aber nicht damit argumentieren: Hunde machen das nun mal, deswegen darf er das.
Haben Hunde in der freien Natur, als sie noch nicht domestiziert waren, nicht im Rudel gejagt, um sich Nahrung zu verschaffen? Das war damals lebensnotwendig, wie für den Wolf heute noch.
Junge Wölfe lernen das Jagen von den Großen innerhalb des Rudels.
Unsere Hunde leben heute nicht mehr im großen Hunderudel und übrig geblieben ist nur noch der Instinkt (Ausnahmen bestätigen die Regel) und ich persönlich finde es nicht tragisch, dass der Hund nicht mehr richtig jagen kann, denn er muss bei uns nicht hungern.Aus welchen Gründen sollte es denn wünschenswert sein?
Weil es mal in seiner Naur lag?


Gruß

Leo

07. November 2008 10:34
Hi,

bei einem reinen Familienhund stimmt das sicherlich, dass es kein Fehler ist, wenn der Hund nicht mehr richtig jagt, macht für alle Beteiligten das Leben leichter. Allerdings sehe ich Probleme bei ursprünglichen Gebrauchsrassen, die ihre Arbeitsleistung über ein wie auch immer selektiertes Jagdverhalten abspulen - die sollten sehr wohl dieses Verhalten zeigen, da sie andernfalls für den Gebrauch nicht mehr taugen und auch ansonsten nur noch eine Hülle der ursprünglichen Rasse sind. Wer Abkömmlinge solcher Rassen als nur Familienhund hält, der sollte sich weder über die vorhandene Anlage wundern, noch sie gar züchterisch bekämpfen... gibt ja genügend Rassen, mit eher wenig bis unzureichendem Jagdverhalten, die man stattdessen halten kann.

salü
Anke
Art

07. November 2008 11:14
Quote die2schweizer:
...Wölfe lernen das Jagen von den Großen innerhalb des Rudels....
Ich glaube, da hast du was entscheidendes gesagt. Der Trieb ist ja erstmal nur die Anlage für ein bestimmtes Verhalten. Und je ausgeprägter der Trieb ist, desto niedriger ist die Schwelle auf einen bestimmten Reiz zu reagieren. Der Hund muss also lernen, seinen Trieb in eine erfolgreiche Strategie umzusetzen. Wenn ich kurze Beine habe, ist es eventuell unergiebig, einem Hasen hinterher zu steigen, bin ich schnell und wendig, kann ich es durchaus drauf ankommen lassen. Würde man den Hunden genügend Gelegenheiten geben, denke ich, könnte der ein oder andere durchaus wieder erfolgreiche Strategien entwickeln. Unsere Hündin z.B. (Galgomix, mit 6 Jahren aus Spanien zu uns gekommen, Zeit auf Straße gelebt usw.) hat eine recht interessantes Jagdverhalten. Obwohl irre schnell, hetzt sie nicht einfach so los. Sie beobachtet erstmal. Schleicht sich näher ran. Beobachtet wieder und erst wenn sie ihre Chance sieht, springt sie an. Keine Ahnung ob sowas normales Jadgverhalten ist, da kenne mich zu wenig aus. Ich finde die Geduld und Disziplin mit der sie vorgeht nur bemerkenswert und die glaube ich, hat sie irgendwo in Spanien für sich als erfolgreich "erlernt" (oder von streunenden Katzen abgeguckt).