na, wenn du auf meine Antwort gespannt bist, muss ich dir ja auch eine geben x:::::::
Sciuba habe ich aus zwei Gründen 'gewollt': zum einen war er mein Kindheitsversprechen und zum anderen lebte ich alleine in einem Haus und wollte wen, der aufpasst. Er hat also von Anfang an eine Aufgabe gehabt, mich und alles drum herum zu schützen. Dafür wollte ich einen selbstständig denkenden und handelnden Hund. Sciuba war als Junghund ängstlich, unsicher und wusste mit der Welt nichts anzufangen. Das gab sich aber schnell, er ist dann immer sehr selbstsicher gewesen, wurde von allen respektiert. Ich mag Tiere und Menschen nicht, die sich unterordnen, die Gefallen wollen. Genau deswegen mag ich die Golden Retriever meiner Hausbesitzer nicht. Unterordnen hat nichts mit anpassen zu tun. Ich selber lebe übrigens auch sehr viel mit meinem Instinkt. So viel allgemein..
Knurren ist eine Abstandswahnung. Wenn mein Hund knurrt, sagt er nur, bleib auf Abstand. Weder mein Hund noch ich kann sehen, ob der andere Mensch etwas 'will' oder einfach vorbeigehen will. Da finde ich knurren als 'Achtung, ich bin hier, halt Abstand' gut. Vielleicht auch, weil ich natürlich ganz andere Situationen erlebt habe, als die meisten hier, die in Städten wohnen oder Dörfern, wo jeder jeden kennt. Wenn ich irgendwo in den Bergen von Kreta lief, dann war ich froh, dass Sciuba seine Aufgabe übernahm. Ich musste mich da auf ihn verlassen, er war mein Beschützer, nicht ich seiner. Gingen wir in der Stadt, hat er nie wen angeknurrt, es sei denn, der hatte eine bedrohliche Position oder sonstwas. Ich habe ihn mitten in Athen auf einem Platz alleine gelassen mit meinem Rucksack und unsere Schiffskarten geholt. Um ihn herum war ein großer Kreis frei, er hat niemanden angeknurrt, der diesen Kreis nicht verletzte.
Angreifen im Notfall: Das hätte er sofort gemacht und er hätte auch gebissen, wenn ich in Not gewesen wäre. Das ist exakt, was ich auch von ihm gewollt hätte.
Andere Hunde beißen: Hat Sciuba nie getan, es sei denn, sie griffen ihn an. Streunende Hunde haben wir massenweise kennen gelernt. Im allgemeinen reichte seine Präsenz, manche große griffen aber auch an. Nie ist ein Hund blutig aus einem Kampf gegangen, er hat nie seine Größe oder Kraft ausgenutzt.
Pìpì an der Wand: Ist ein Baum da, nimmt Sciuba den Baum, nicht die Hauswand. Logischerweise gehe ich in der Stadt an der Seite, wo auch besser ist für Pìpì, nicht an der Hauswand, wenn da auch Bäume sind. Wenn Hunde an meine Gartenmauer machen, ist mir das schnurzpiepsegal, ich esse nicht von ihr.
Schafe etc.: Ja, die hat er gejagt, fand ich auch nicht so gut, allerdings mehr, weil ich Angst hatte, der Bauer steht irgendwo mit der Flinte (sie dürfen ja abschießen in den Mittelmeerländern). Nein, gerissen hat er keines, aber hinterher gelaufen, er ist ja kein Jäger. Und ja, Katzen hat er gejagt und zwar mit Leidenschaft, wie die meisten Hunde, wenn die Katzen weglaufen. Da hatte er ja auch viel Übung, in Ischia gibt es massenweise wildernde Katzen und wenn die in unseren Garten kamen - haben sie sich eben auf gefährliches Terrain begeben. Katzen sind nicht doof - denke ich mal - haben ebenfalls einen guten Instinkt, und warum müssen sie ausgerechnet in den Garten, wo wir wohnen? Nein, da war ich für. Das sind Situationen, in die Tiere tagtäglich kommen und mit dealen, da muss ich mich nicht einmischen.
In einem Naturschutzgebiet war ich nie, aber die Natur ist ja auch außerhalb. Sciuba ist kein Jäger, da habe ich mir nie Sorgen gemacht. Aber wie ich meinem Kater nicht verbieten kann - oder ihn davon abhalte - Mäuse zu jagen, habe ich auch Sciuba nicht solche Sachen beigebracht.
Anpassen: Wir haben ein absolut perfektes Zusammenleben gehabt, wo er er sein konnte und ich ich, keiner hat sich unter- oder übergeordnet, sondern wir waren ein Miteinander, auch wenn ich die führende Person war in vielen Situationen. Irgendwer hat mir vor einiger Zeit gesagt, dass er sein Spiel mit mir gespielt hat, was aber absoluter Quatsch ist. Man kann einem anderen nicht immer etwas unterstellen, und sein Anliegen war es nicht, mich nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Genauso wenig wie meines.
Rom/Italien: Ja, Papier ist geduldig. Hundeverordnungen gibt es natürlich, und die werden in den Großstädten natürlich anders eingehalten als woanders. Ich habe auch nie von den Gesetzen geredet, sondern vom Verhalten der Menschen und deren Einstellungen zum Hund. Die sind ganz anders in anderen Ländern, und das Verhalten zusammen ebenfalls. Damit will ich nicht sagen, dass ich damit im Einklang bin, sondern nur, dass es anders ist in anderen Ländern. Außerdem muss man wissen, dass es viele Halter gibt, die Kampfhunde halten, es werden Hundekämpfe veranstaltet. Und in den letzten Jahren sind eben auch viele tödliche Unfälle mit Dobermann, Pit Bull etc. passiert. Kennst du Rom? Ich habe dort lange gelebt, gewisse Dinge gehen da wirklich nicht und die Verordnungen sind mehr als nötig. In der Stadt gehe ich auch mit Sciuba an der Leine, gehe natürlich nicht ins Forum Romanum zum Pìpì machen. Die Verordnungen sind dort strenger, werden eh selten eingehalten, weil die meisten Menschen 'sich ein Ei drauf backen'. Ich habe wie gesagt, nicht nur in Ischia gelebt, sondern in vielen Ländern, Städten oder auf dem Land, und weiß wie es wirklich ist.
Deutschland: Ja, hundefreundlich ist es bestimmt. Kann ich nichts anderes sagen, empfinde ich auch sonst so. Aber es sind für mich oft die Ansichten, die ungeschriebenen Verbote, die Einstellungen, die mich irritieren. Nicht nur Hunde betreffend. Ich wohne ja nicht dort, weil ich eben mit vielem mich nicht wohl fühle. Ich komme aus einer ganz anderen Kultur, Denkensweise, auch wenn ich in Deutschland aufgewachsen bin und gewiss anderes gelernt habe. Aber es war nie meine Welt. Das ist weder abwertend noch sonstwas, sondern trifft eben nur nicht auf Einklang mit mir. Deswegen 'ecke' ich auch hier immer wieder mal an, meine Sichtweisen sind anders. Ich akzeptiere jede andere, ich überdenke sie und gucke, ob ich etwas für mich daraus ziehen kann. Manche nehme ich an, andere entscheide ich, dass sie nicht zu mir passen. So soll es sein, denke ich, so lernen wir alle von einander.
Rassendifferenz: Klar, ich rede ja nur von Sciuba, ist meine einzige Hunde-Erfahrung eigentlich, außer diversen, die kurz mit uns gelebt haben. Und viele Rassen sind ganz anders als er. Er ist nur einfach die Perfektion für MICH gewesen. Einen Jagdhund hätte ich nie gewollt, genauso wenig wie einen kleineren. Passt nicht zu mir, Sciubas Charakter war in einer absoluten Harmonie mit meinem. Ich verdanke ihm unendlich viel, meine Einstellung zum Leben, mein Verhalten in vielen Situationen, er ist mein Meister gewesen, was das Leben an sich betrifft.
Alleine sein: Konnte er gut, aber natürlich war alles mit mir zusammen tausend mal besser. Er strich gerne alleine durch die Berge, aber noch lieber lief er mit mir zusammen. Im Alter war es dann extrem und fand seinen Höhepunkt, dass er nie ohne mich fraß. Stellte ich im abends sein Futter hin und ging danach weg, fraß er immer erst, wenn ich wieder kam. Die letzten Jahre, wo ich oft nach DE fliegen musste wegen meiner Mutter, war es immer ganz schwer für ihn, für mich. Wir waren sehr fixiert auf einander. Mit meinem Kater habe ich gehofft, dass es nicht so sein würde, aber es entwickelt sich in genau die selbe Richtung. Bin ich nicht da, geht er keine 10 Schritte vom Haus weg, bin ich wieder da, klebt er an mir und vergisst Futter, Toilette.. alles.
Das sieht nach einer langen Antwort aus. Und jetzt wird gefrühstückt - sofern mein Kater lässt, er liegt auf meinem linken Arm und reibt sein Gesicht an meinem Kinn....
Liebe Grüße
Heidi