Hallo DS,
mein Endziel wäre es auch, dass Durian sich immer ordentlich benimmt.
Wenn es nach ihm ginge, bräuchte es keine anderen Hunde mehr zu geben. Er spielt mit anderen Hunden eigentlich nur, wenn die ihm vertraut sind, oder wenn die sich etwas anstrengen, um ihn zum Spiel zu motivieren. Mit mir spielt er am liebsten.
Er hat außerdem eine recht große Individualdistanz - auch fremden Menschen gegenüber.
Er ist eher unsicher und droht schon mal offensiv, vermutlich aus Unsicherheit heraus. Wenn es weitläufig ist, am Strand oder auf der Wiese, dann hat er Fluchtmöglichkeiten und ist entspannt, pöbelt auch so gut wie gar nicht. Daher halte ich das Anleinen in unserem Fall nicht für die richtige Maßnahme. Die Leine würde ihn zwar vom Spiel mit anderen Hunden abhalten - aber damit hätte er ja ohnehin kein Problem.
Ich habe verschiedene Bücher zu dem Thema gelesen und mich einmal auch mit einer Hundetrainerin (zertifiziert nach Canis Kynos) getroffen, die allerdings keine intakten Rüden hatte, so dass ich nicht zeigen konnte, wie Durian dann manchmal reagiert.
Ihr Tipp war es,
- verstärkt am Grundgehorsam zu arbeiten, an anderen Hunden "bei Fuß" dran vorbei zu gehen, als wären die gar nicht da (als Signal an Durian: Die sind ganz unwichtig)
- und sein Bellen notfalls ignorieren.
- Kein Lob und Leckerchen, weil man sonst der Situation schon wieder eine wichtige Bedeutung gibt.
Ansonsten fand sie, dass ich ganz richtig reagiere.
Zum Grundgehorsam muss ich sagen: Hundetrainer scheinen immer davon auszugehen, dass die Ursache im Ungehorsam liegt. Das mag auch häufig zutreffen, aber nicht immer. Ich sehe selten Hunde, die so gut gehorchen, wie Durian das tut und trotzdem pöbelt er andere Rüden an. Ich weiß aber auch, dass ein Schäferhund von Thomas Baumann das tut (oder tat, falls der noch lebt), wenn zu dem eine bestimmte Distanz unterschritten wird. Man kann wohl nicht davon ausgehen, dass man JEDEM Hund ALLES abgewöhnen kann.
Da ich mit Durian täglich trainiere, geht es gar nicht ohne Grundgehorsam, und automatisch fließen täglich auch Kommandos wie "Sitz", "Bleib", "Platz", "Fuß" mit ins Training ein.
Ich habe einen Mix gemacht aus dem, was ich gelesen habe und aus den Tipps der Trainerin und finde, dass es besser geworden ist: Das Pöbeln ist weniger geworden und Durian bleibt "bei Fuß" und springt ganz selten mal vor, außerdem kann ich das besser vorher sehen als am Anfang. Je nachdem, wie sehr er sich aufregt, leine ich ihn oft auch gar nicht an, sondern lasse ihn "bei Fuß" am anderen Hund dran vorbei gehen. Etwas Pöbeln kommt dann aber trotzdem oft noch vor.
Wenn er sich stark aufregt, leine ich ihn an und sollte er mal vorspringen, blocke ich ihn ab, indem ich entweder mich selbst vor ihn stelle oder mein Bein ausstrecke. Er geht dann auch spätestens wieder "bei Fuß". Das Vorspringen erlebe ich im Hellen eigentlich gar nicht mehr.
Wenn er sich ordentlich benimmt, gibt es von mir Leckerchen und Lob, denn für ihn hat eine Begegnung mit anderen Hunden nun mal eine wichtige Bedeutung. Solche Begegnungen sind mitunter schwierig für ihn, und wenn er eine schwierige Situation gemeistert hat, finde ich Lob und Leckerchen angebracht.
Wenn es sehr eng ist, vermeide ich es, mit ihm direkt am anderen Hund dran vorbei zu gehen und drehe um.
Auf Wiesen und am Strand laufen alle Hunde frei und Durian auch. Hier ist er wesentlich entspannter, weil er Fluchtmöglichkeiten hat. Diese Imponierhaltung erlebe ich hier so gut wie gar nicht. Hier sehe ich eher, dass er die Ohren anlegt und sich zurück nimmt, wenn es ihm zuviel wird. Auf der Hundewiese oder am Strand pöbelt er andere Hunde auch nicht an. Das liegt aber nicht daran, dass er ohne Leine ist, sondern das liegt an den Fluchtmöglichkeiten und daran, dass es weitläufige Gebiete sind.
So, das ist also das, was ich mache. Mein Endziel - dass er andere Hunde nicht anpöbelt und entspannt dran vorbei geht und die ignoriert - das habe ich aber nicht erreicht.
Folgendes fällt mir immer noch schwer: Wenn Durian neben mir geht, kann ich seine Augen natürlich nicht sehen (logisch, ich habe ja keine Stilaugen). Durch sein langes Fell kann ich auch keine Bürste erkennen. Dass er einen anderen Hund sieht, erkenne ich an seiner Ohrstellung (Schlappohren drehen sich nach vorne und oben) und er hebt den Kopf hoch. Ich würde mal sagen, dass er einen Imponiergang einlegt.
Wenn ich jetzt sofort reagiere, kann ich ihn vom Pöbeln abhalten.
Das ist der Punkt, an dem ich reagieren kann und wenn ich es mache, kommen wir immer ohne Pöbeln am anderen
Aber: So sieht seine Körperhaltung für mich auch dann aus, wenn er einen Hund sieht - irgendeinen - also auch einen, den er gar nicht anpöbeln würde. Daher finde ich es noch zu früh, an genau diesem Punkt zu reagieren (mit einem warnenden "Fuß" oder "Schau mich an"
. Reagieren möchte ich ja nur dann, wenn klar ist, dass er sonst pöbeln würde. Aber genau diesen Punkt zu erwischen, das schaffe ich offenbar noch nicht so richtig, weil für mich seine Körperhaltung erstmal immer gleich aussieht - egal, was für ein Hund da kommt. Er hebt den Kopf, dreht die Ohren nach vorne-oben.
Einen Moment später kann es schon sein, dass er knurrt und bellt und auch steifer geht. Einen Moment später kann es aber genauso gut auch sein, dass er in (meiner Wahrnehmung nach) der gleichen Körperhaltung (nur ohne staksig zu gehen) auf den anderen Hund in durchaus freundlichen Absichten zutrabt.
Ich selbst möchte für mich den Punkt herausfinden, an dem klar ist, ob er pöbeln wird oder nicht. Zu früh möchte ich nicht reagieren, dadurch aber passiert es mir immer noch, dass ich zu spät reagiere und Durian doch schon knurrt. Aber ich denke, das ist etwas, was auch einfach Zeit und Erfahrung braucht. Aber falls Ihr dazu Tipps habt..
Dann habe ich - selten zum Glück - Situationen erlebt, die für mich völlig überraschend waren: Durian reagiert nach einiger Zeit auf das Beschnuppen eines anderen Hundes sehr heftig und springt knurrend auf den drauf, hat dann auch schon mal gezwickt. Das ist nicht oft vorgekommen und wenn, dann waren die Hunde eher kleiner oder gleich groß. Mein Eindruck war der, dass die anderen Hunde sich was herausgenommen haben (an ihm schnüffeln), was denen aus seiner Sicht nicht zustand. Die Korrektur fiel dann kurz und heftig aus. Das sind die Situationen, in denen die anderen Halter oft sehr entsetzt reagiert hatten und das sind Situationen, die ich auch als sehr unangenehm empfinde, weil ich die nicht vorher sehen konnte. Die anderen Halter allerdings auch nicht.
Aber trotzdem denke ich, dass genau sowas einfach auch zur normalen Kommunikation dazu gehört (das hat auch die Hundetrainerin genauso bestätigt) und was in aller Regel nicht gefährlich ist.
Ich würde solche Situationen gerne im Ansatz erkennen können und hoffe, dass ich das eines Tages auch kann.
So, langer Text - heute steht wieder der Vielhundekontakt auf dem Programm, wo wir gerade beim Thema sind:-)) Jetzt geht's zur Hundewiese.
Viele Grüße
Anila