Hallo Nastassja,
Konsequenz ist ganz wichtig, da schließe ich mich meinen Vorrednern an. Vielleicht schaust du nochmal, wo du selbst nicht ganz konsequent bist.
Wie man die Regeln dann im einzelnen aushandelt – das muss jedem selbst überlassen bleiben. Genauso, wie jemand für sich entscheiden mag, dass ein mitunter ja ganz schön schlammiger Hund nicht auf das Sofa gehört, mag jemand anders das genießen, manche schlafen mit ihren Hunden eng beieinander – bei uns schläft Durian aber auch im Büro.
Wichtig finde ich, dass die Regeln klar sind und konsequent eingehalten werden. Für deinen Hund ist übrigens auch die Schlafregel völlig klar: Er wartet, bis du schläfst. Dann erst öffnet er die Tür und kommt ins Schlafzimmer. Und da du schläfst und darauf nicht reagierst, hat er aus seiner Sicht auch verinnerlicht, dass das völlig ok so ist.
Ich glaube, wenn du das partout nicht willst, und sich das jetzt aber schon so eingeschliffen hat, dann ist das eine weitere Baustelle, die Zeit und Arbeit und vermutlich ein paar schlaflose Nächte kosten wird. Ich würde das Problem erstmal zurück stellen und so belassen, wie es ist, und zunächst das Bell-Problem in Angriff nehmen.
Ich finde auch richtig, wie Cathy es beschreibt: Ein unsanfter Rempler, umdrehen. Aber ich würde schauen, dass du ihn im ansprechbaren Bereich hältst. Beobachte ihn mal und finde heraus, wie nahe Menschen problemlos an Euch vorbei gehen können. Gibt es irgendwelche Unterschiede in seinen Reaktionen? Bellt er stärker bei Männern, oder bei Frauen oder Kindern? Oder ist es immer gleich verteilt? Welchen Faktor spielt das Tageslicht? Ich vermute mal, ab der Dämmerung ist es schlimmer, oder? Wie verändert sich sein Verhalten, wenn es sehr viele Leute gibt, so dass er kaum einen einzelnen fixieren kann?
Was sind die ersten Anzeichen, die dir anzeigen, dass es gleich wieder los gehen wird? Das ist nämlich schon der Moment, wo du sein Verhalten unterbinden musst. Jetzt hat er die Wahl: Er kann dich schön anschauen – oder aber, er fixiert weiterhin die Menschen und riskiert z.B. einen unsanften Rempler. Gibt es irgendwas, was vor 2 Monaten, als das Verhalten anfing, passiert ist? Oder hast du da vielleicht eine Reaktion gezeigt, die ihn stark bestätigt hatte?
Ich hatte mal im dichten Nebel im letzten Winter eine Telefonsäule für einen Mann gehalten, der dort ganz steif und reglos stand und zu uns herüber starrte. Das hat mir ehrlich gesagt Angst gemacht. Durian hat den auch gesehen, hat auch gesehen, wie ich da rüber starrte, und dann fing er an zu grollen und knurren und ich war in dem Moment auch ganz froh darüber. Danach allerdings knurrte er auch andere Leute an! Bei uns hatte sich das zum Glück nie eingeschliffen, dafür haben wir ja mitunter das Problem des Anpöbelns anderer Hunde. Ich habe es nicht 100%ig abstellen können, ehrlich gesagt. Ich kann ihn aber wesentlich besser einschätzen mittlerweile und weiß, welche Situationen für ihn schwieriger sind, und mit dieser Mischung: Schau mich an und gehe brav vorbei und bekomme ein Leckerchen – oder pöbel herum, riskiere eine Zurechtweisung und verzichte auf ein Leckerchen, läuft es ganz gut. Oft guckt Durian mich von alleine an. Aber es gibt auch Hunde, die er gar nicht mag, oder enge Wege, schnurgerade, so dass er sich schon lange vorher schön auf seinen Feind konzentrieren kann, da klappt es nicht immer. Das Problem bei Durian ist eher angstbedingt.
Warum genau dein Hund sich so verhält, wie er es tut, kann man aus der Ferne auch nicht sagen (daher auch im Grunde nur Denkanstöße liefern). Wenn da sowas wie ein Staff Terrier durch kommt, dann mag der von Haus aus einen stärkeren Wach- und Beschützerinstinkt mit bringen und dann wird es wirklich sehr wichtig sein, dass du ganz klar auch diejenige bist, die entscheidet, wann er Alarm geben darf und wen er bedrohen darf und wen nicht. Wenn er noch dazu nicht besonders souverän ist, dann wirken viele Situationen auf ihn schneller bedrohlich, als wenn er ein völlig abgeklärter, souveräner Hund wäre. Ich denke, du wirst auch immer wachsam bleiben müssen, wenn Menschen da sind.
Für ganz wichtig halte ich, dass du ihm zum einen viel Sicherheit vermittelst und sehr konseuqent mit ihm umgehst.
Aber beschreib doch nochmal, wie genau solche Menschbegegnungen aussehen – wie groß der Abstand ist – wie die ersten Anzeichen aussehen, all das halt.
Viele Grüße
Anila