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Aggression beim Hund

geschrieben von Facelle 
Aggression beim Hund
10. November 2010 12:37
Hallo zusammen,
Ich habe seit einiger Zeit ein Problem.
Meine Hündin Lou (1,4 Jahre/ Schäferhund-Collie mix) reagiert auf zwei bestimmte Hunde sehr aggressiv. Erst einmal was über Lou. Ich habe sie von klein auf an und sie wurde auch immer gut sozialisiert. Ich war mit ihr beim Welpentreff und in der Hundeschule. Dazu hat sie noch viele Hundefreunde die wir oft treffen oder uns mit ihnen verabreden. Sie ist allen Hunde überhaupt nicht aggressiv oder dominat gegenüber. Sie spielt für ihr Leben gerne und freut sich über jeden Hund den man trifft. Vor allen kleinen Hunden gegenüber ist sie sehr einfühlsam und vorsichtig (da sie nicht gerade klein ist). Bei großen Hunden zeigt sie eher Respekt. Seit der zweiten Läufigkeit ist sie zwar ein wenig zickiger geworden also wenn Hunde sie allzu sehr bedrängen knurrt sie wohl mal aber das wars dann auch. Aber es gibt zwei hunde bei uns auf dem Damm (wo wir immer spazieren gehen) die sie überhaupt nicht leiden kann. Bei dem einen hund fing das an das sie als Welpe ein paar mal von ihr gebissen wurde und auf unserem Weg zum Damm mussten wir immer bei ihr am Garten vorbei, wobei der andere Hund immer riesen Terror gemacht hat vom Zähne fletschen bis hin zum gegen Zaun springen. Lou hat darauf nie wirklich reagiert bis sie etwas älter wurde und dann auch mitgemacht hat. Ab da habe ich dann die Route gewechselt und einen anderen Weg gewählt. Wenn wir diesen Hund treffen oder wenn sie sie auch nur von weiten aus sieht gehts los. Sie fängt an zubellen und zu jaulen und will daunbedingt hin. Auch wenn der andere Hund ganz ruhig ist und weiter geht sie ist da echt auf 180°C. Bei dem anderen Hund fing das an das wir auf unserer neuen route auch da am Zaun lang gehen mussten und dieser Hund ist im Garten ein richtiger kleiner Giftzwerg und hat Lou auch angebellt, zähne gefletscht und und und...bis sie sich dann auch eines Tages wieder gewährt hat. Das komische ist nur das dieser Hund im Garten echt ein giftzwerg ist aber beim Spaziergang der liebste hud überhaut er mag alle Hunde und will mit ihnen spielen. Bei diesem Hund ist nun das gleiche Problem wie bei den anderen. Sehen wir ihn schon weiten gehts bei Lou auch schon los. Mir kommt es bei ihr so vor als würde sie einfach ziemlich nachtragend sein und sich die Hunde genau merken die ihr schon einmal was getan haben, denn bei anderen Hunden egal welchen ist das kein Problem. Ich mache mir jetzt schon Sorgen weil ich habe viel über Aggression bei Hunden durchgelesen und das man sofort was dagegen tun soll aber irgend wie kann ich Lou ja auch verstehen und ich finde nicht das Lou jetzt ein aggressiver Hund ist. Die ganzen Fachleute verunsichern mich da aber totall und ich weiß jetzt nicht so genau was ich tum soll. Tut mir leid dases soviel geworden ist, aber ich hoffe denoch das mir jemand antworten wird. Darüber würde ich mich sehr freuen!
Liebe grüße
Facelle und Lou

17. November 2010 19:37
Hallo!

Ich habe das selbe problem mit meinem 10 monate alten dobermann. Nur das er auf alle hunde losgeht. Habe einen trainer bei mir gehabt und der sagte mir, das der hund zuviel verantwortung auf sich trägt und deswegn sein "rudel" also seinen menschen immer beschützen muss..und er ein ängstlicher hund ist und sich daher den anderen stellen muss..wie auf die art " hey du..ich bin stärker also hab angst vor mir " obwohl der hund ganz tief im inneren verängstigt ist .

21. November 2010 01:05
Hallo Facelle,

erstmal: Toll, dass du Lou so toll sozialisiert hast! Ich finde ihr Verhalten erstmal eigentlich ganz normal, insbesondere, wo sie ja von einem Hund sogar mal gebissen wurde. Da gibt es viele Hunde, die dann gleich die ganze Rasse oder alle ähnlich aussehenden Hunde in einen Topf werfen und auf die aggressiv oder angstaggressiv reagieren, und das tut Lou nicht.

Dass Lou nun für alles die Verantwortung übernehmen will, glaube ich nicht. Ich glaube daher auch nicht, dass du in diesem Falle an deiner Rudelführung arbeiten musst. Ich finde, sie zeigt eine normale hündische Reaktion - nur gefällt uns Menschen die halt nicht.

Grob gesehen gibt es 2 Varianten:

Variante 1
Du kannst dieses Verhalten unterbinden. Z.B., indem du genau in dem Moment, wo du schon merkst, dass sie anfängt, sich gleich aufzuregen, scharf "Hey" sagst und wenn sie kein besonders sensibler Hund ist, kannst du sie auch etwas anstupsen. Das ist eine körperliche Zurechtweisung und sie wird darauf überhaupt nicht gefaßt sein und höchstwahrscheinlich ihre Aufmerksamkeit auf dich lenken. Jetzt kannst du sie loben und belohnen.

Das ist somit eine Strafe, die sie für ihr Verhalten bekommt und die muss auf den Hundetyp angepaßt sein. Die darf natürlich nicht so sein, dass sie danach völlig verschreckt ist, aber sie muss schon so sein, dass sie auch Wirkung zeigt. Beim nächsten Mal dürfte dann ein "Hey" genügen.

Variante 2
Gerade, wenn der Hund eher unsicher und sehr sensibel oder sogar aus Angst sich so verhält, wie er es tut, würde ich diese Variante wählen.
Du hältst den Abstand so, dass sie sich noch nicht in irgendein Verhalten hineinsteigert, dass sie also ansprechbar bleibt.
Trainiere mit ihr das "Schau-Kommando", bei dem sie dich ansehen soll. Damit kannst du die Aufmerksamkeit auf dich lenken, und gerade, wenn der Feind "in Sicht" ist, auch ein langes Fixieren unterbrechen. Wenn du bemerkst, dass sie sich gleich aufregen wird, sagst du "Schau" und belohnst sie mit Leckerchen.

Nun habt Ihr nur 2 Feinde. Wenn ein Hund jeden Hund angeht, kann man auf die Weise das ganze Futter zu Trainingszwecken einsetzen. Futter gibt es dann immer dann, wenn der Feind auftaucht.

Dann hat man etwas, was mit viel Freude verbunden ist und etwas, was mit viel Angst/Wut verbunden ist. Wichtig ist auch hier wieder, dass der Hund noch gut ansprechbar ist. Die Emotion Angst/Wut ist sonst schnell stärker als jede Ablenkung. Wenn er noch gut ansprechbar ist, dann ist das Futter und alles Positive, was damit verbunden ist, stärker.

Es geht nicht von heute auf morgen, aber irgendwann bedeutet das Gekläff vom Giftzwerg (der ja außerdem völlig harmlos ist, er sitzt ja hinterm Zaun und kann nicht wirklich was tun): Hey, gleich gibt's was Leckeres!


Ich selbst habe einen unsicheren Hund, der aber prophylaktisch schon mal mindestens einen Scheinangriff startet oder auch mal schnappt. Früher sei er jeden Hund angegangen und hätte auch gebissen, aber man hatte schon mit ihm gearbeitet, bevor ich ihn bekam. Er hatte schon mehrere Besitzerwechsel und eine Zeitlang auch bei jemandem gelebt, die derzeit sehr in den Schlagzeilen steht wegen tierquälerischer Haltung.

Mit meinem Hund habe ich mit der Variante 2 gute Erfolge erzielt. Als ich ihn bekam, hatte er allerdings schon große Fortschritte gemacht und da, wo viel Ausweichmöglichkeiten und viele Hunde sind, ist er ganz entspannt. Wenn wir allerdings lange Zeit in seinem Revier keine fremden Hunde treffen, dann sind insbesondere Rüden immer noch ein Problem.

Aber mittlerweile fixiert er sie nicht mehr, er rennt auch nicht mehr vor, sondern er kommt zu mir, schaut mich an und wartet auf seine Belohnung. Bis ich dann die Belohnung herausgekramt habe, ist der Hund schon längst vorbei, oder er ist einfach gar nicht mehr so schlimm, denn da er ihn nicht schon minutenlang fixieren konnte, hat er sich ja gar nicht erst so sehr in irgendeine Aufregung hinein gesteigert.



Wichtig ist bei beiden Varianten, dass du es möglichst gar nicht einmal zum Bellen kommen lässt, sondern vorher schon - wenn du die allerersten Anzeichen von Aufregung registrierst - reagierst.

Viele Grüße
Anila