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Trau mich inzwischen kaum noch vor die Tür sad smiley

geschrieben von Kleine Hexe 
Trau mich inzwischen kaum noch vor die Tür sad smiley
28. September 2011 08:49
Hallo liebe Fories!
Ich bin neu hier. Immer wenn ich etwas in Punkto Hundeerziehung gegoogelt habe, bin ich hier gelandet, darum dachte ich, wende ich mich an euch smiling smiley
Meine Hündin wird bald 3 Jahre alt und kommt aus dem Tierschutz. VonAnfang an war sie total unsicher und ängstlich. Sie hat nach ca einem Jahr angefangen, Menschen, Hunde, Fahrräder und auch sonst alles was ihr Angst machte, zu verbellen. Wir arbeiteten mit 3 verschiedenen Hundetrainern und mindestens doppelt sovielen verschiedenen Methoden bis wir endlich bei der richtigen Trainerin und dem Markerwort gelandet waren. Das ist jetzt ca 8 Monate her.
Von Anfang an hat meine Hündin gewaltige Fortschritte gemacht nach einem halben Jahr konnte ich sie selbst in den schwirigsten Situationen vertrauensvoll und zuverläsdig lenken. Wir waren ein super eingespieltes Team smiling smiley
Im August war ich 5 Tage weg, ohne Hund (ich habe sie bei einer Bekannten gelassen, die regelmässig auf sie aufpasst wenn ich arbeiten muss).
Nun es klingt verrückt, ich weiss aber seit da klappt fast garnichts mehr. Naja, es gab in der letzten Zeit zusätzlich mehrere unschöne Begenungen mit anderen unangeleinten Hunden die auf meine (angeleite) Hündin zugestürmt sind und sie damit in Panik versetzt haben.
Seit August also ist jeder Spaziergang ein Spiessrutenlauf. Spaziergänger und Leute mit kleineren Hunden sind nach wie vor kein Problem. Ich Markere und meine Hündin vertraut mir. Sobald aber irgendwo ein grösserer Hund am Horizont auftaucht fängt meine kleine Hexe an zu fixieren, versteift sich total und ist nicht mehr ansprechbar. Je kleiner der Abstand desto extremer ist natürlich das Verhalten. Ich versuche so weit es geht Distanz zu den anderen Hunden zu halten aber oft reicht die Zeit oder der Platz nicht aus um mich mehr als 10m weit entfernen zu können. Und dann tickt meine Hündin nach allen Regel der Kunst aus. Bellt wie verrückt, steigt on die Leine, stellt den Kamm usw. Was ich mache ist egal, Spiel, Leckerchen, weiterlaufen, Sitz/Platz.... Sie ist absolut nicht ansprechbar.
Meine Trainerin hat mir nun geraten, zusätzlich den Clicker einzufüren. Ich solle ihr damit beibringen sich von der bedrohlichen Situation abzuwenden bzw einen Bogen zu laufen. Also click und Leckerchen weg vom Reiz schmeissen.
Blöd nur dass meine Hexe nicht mal auf das click anspricht, sie fixiert weiter sad smiley
Ich kann langsam nicht mehr. Hab das Gefühl alles falsch gemacht zu haben. Ich mag kaum mehr raus gehen, werde total zittrig wenn ich einen Hund (oder auch ein Fahrrad) sehe und so verschärft sich der Teufelskreis immer mehr sad smiley(
Kann mir irgendwer helfen?? Oder zumindest etwas gut zureden? Bin momentan für alles dankbar. Besonders fürs bis zu Ende lesen, ich weiss der Beitrag ist viel zu lang geworden. Aber es tut gut die Verzweiflung mal rauslassen zu können...

Liebe Grüsse

30. September 2011 19:40
Hallo Kleine Hexe,

das ist ja eine doofe Situation: Du hast so viel trainiert – und darfst nun wieder von vorne anfangen.

Vermutlich ist deine Hündin extrem schnell zu verunsichern, so dass sie schon nach 5 Tagen wie ausgewechselt ist.

Quote :
Naja, es gab in der letzten Zeit zusätzlich mehrere unschöne Begenungen mit anderen unangeleinten Hunden die auf meine (angeleite) Hündin zugestürmt sind und sie damit in Panik versetzt haben.

Das sind dann allerdings Ereignisse, die mit deiner 5tägigen Abwesenheit nichts zu tun haben, sondern die halt jetzt zufällig oben drauf gekommen sind.

Mein eigener Hund war nie so extrem wie du es beschreibst, aber wir hatten insbesondere am Anfang auch reichlich Probleme mit anderen Hunden. Und nur eine solche doofe Begegnung mit einem freilaufenden Hund, der den eigenen Hund in Panik versetzt, kann einen wirklich um Monate zurück schmeißen.

Ein Teil mag aber auch deine Haltung sein, denn du traust dich momentan gar nicht mehr, raus zugehen. Es ist natürlich leicht gesagt: Versuch, selbstbewusst zu werden, bzw. noch besser: Sei selbstbewusst. Aber ich denke, dass das ganz wichtig ist. Aber das hast du ja auch selbst schon erkannt.

In dem Moment, wo deine Hündin schon austickt und nicht mehr ansprechbar ist, hast du keine Chance mehr. Dann hilft eigentlich nur noch, die Leine kurz zu nehmen und irgendwie mit ihr am anderen Hund vorbei gehen. Da sie nicht ansprechbar ist, würde ich sie dann auch nicht ansprechen und auch nicht ablenken, sondern versuchen, selbst möglichst entspannt zu bleiben und einfach weiter zu gehen. Die anderen Hunde sollten dabei natürlich an der Leine sein, aber dann kannst du dich immerhin soweit beruhigen, dass du dir sagen kannst: „Es KANN nichts passieren. Mein Hund ist angeleint – der andere Hund ist angeleint“.

Warum nicht umdrehen in so einer Situation?

Wenn du erst einmal in so einer verfahrenen Situation drin steckst, würde ich nicht komplett umdrehen, weil sie dann auch lernt: Wenn ich so ein Theater mache, dann habe ich Erfolg, weil wir dann umdrehen und uns vom anderen Hund entfernen. Falls man noch Bögen laufen kann und es dafür nicht zu eng ist, würde ich das vorziehen.

Ganz bestimmt hast du nicht alles falsch gemacht, sonst wäret Ihr vorher nicht so weit gekommen. Und jetzt sind halt ein paar doofe Situationen aufgetreten, auf die du gar keinen Einfluss hattest.

Gut wäre es vielleicht noch, wenn du (über deine Trainerin vielleicht?) ein paar große, aber coole Hunde zum üben hättest. Da sollte klar sein, dass die in einer akzeptablen Entfernung bleiben, so dass deine Hündin nicht austickt und ansprechbar bleibt. Dann könnt Ihr was schönes machen: Ein Spiel z.B., denn Spiel und Angst verträgt sich nicht. Und dann wieder gehen. Vielleicht kann ja deine Trainerin ein paar solcher Hunde auftreiben, mit denen du üben kannst?

Ansonsten bleibt nur, erst einmal drauf zu achten, dass Ihr anderen Hunden nur so nahe kommt, wie sie noch ansprechbar ist. Das wäre dann das Training, was du ja auch offenbar schon einmal erfolgreich hinter dich gebracht hast.

Ich denke, das wirst du aber auch bestimmt wieder hin bekommen.

Viele Grüße
Anila

03. Oktober 2011 15:40
Halli Anila
Und erstmal ganz lieben Dank für deine Antwort! Tat mir gut von jemandem zu hören, dass ich wohl doch nicht alles verkehrt gemacht habe. Seit Samstag gehts sehr gut mit meiner Kleinen. Sie sucht wieder mehr den Kontakt zu mir wenn sie jemanden entdeckt und stürmt nicht gleich darauf los. Mit Leckerchen weg vom Reiz schmeissen funktionierte es gerade bei Fahrrädern sehr gut die letzten Tagen. Und ich war auch sehr entspannt, das hängt halt doch schon ganz arg zusammen. Morgen geht meine Hexe zur Bekannten weil ich arbeiten muss. Mal sehen ob die Fortschritte trotzdem bestehen bleiben...
Nun, man soll sich ja an den kleinen Schritten erfreuen! x:::::::Ich bin leider häufig etwas ungeduldig...
Werde das mit den Hundebegegnungen mit meiner Trainerin anschauen, finde deine Idee super zum Üben und festigen des Gelernten...

Hab vuelen Dank für deine Mühe und den Tollen Beitrag!V;;;

Liebe Grüsse
Kleine Hexe

03. Oktober 2011 20:41
Hallo Kleine Hexe,

dass deine Arbeit um Lichtjahre zurückgeworfen wurde, ist traurig. Noch trauriger ist, dass du dich vor Selbstvorwürfen zerfleischst. Das tust du grundlos.

Der Hund ist aus dem Tierschutz, und wie wir alle wissen, hat die Mehrzahl der Hunde dort ein Manko und sind deshalb dort. Ich weiß nicht, welches Manko deine Fellnase hatte, aber es beginnt meist schon in der Welpenstube beim "Züchter". Du kannst an den Traumata deines Hundes arbeiten, aber auslöschen kannst du sie nicht. Zähne zusammenbeißen und durch!

Du hast bisher deine Sache toll gemacht und der Rückschlag hat mit dir gar nichts zu tun!!! Sei selbstbewusst, du hast Großes geleistet und wirst es wieder schaffen. Das musst du dir selbst immer wieder sagen, denn ein labiler, unsicherer Hund braucht deine mentale Stärke, deine Sicherheit.

Gehe zukünftig mit einer "Ich habe die Macht, ich regele das für UNS"-Einstellung mit deinem Hund nach draußen. Wenn du mit einer negativen Erwartungshaltung vor die Tür trittst, steigen deine Stresshormone. Noradrenalin, Cortisol und Adrenalin ändern deinen Geruch, deinen Puls und deine Motorik. Das merkt dein Hund schneller als du selbst. Führe dir vor Augen, was du alles geleistet hast und dass du auch dieses Problem in den Griff bekommst.

Wenn du entspannter wirst, wird es auch dein Hund und die Situationen in die ihr geraten könntet werden es dann auch.

LG, Liesel

03. Oktober 2011 20:46
Kleiner Nachtrag: Falls du im Ruhrpott lebst, hätte ich eine coole Socke von großem schwarzem Schäferhund zum Trainieren anzubieten, der über große Erfahrung mit zickigen Mädels verfügt und darüber nur müde lächelt grinning smiley

04. Oktober 2011 07:56
Liebe Liesel
Danke für deine Antwort und das Trainingsangebot! Leider wohne ich etwas weit weg, lebe in der Schweiz. Aber falls es euch mal zufällig hierhin verschlägt, hoffe ich doch sehr auf euch zu treffen! X:::::::: Leider gibt es im Alltag so wenige Menschen mit dem Verständnis wie du es hast.
Ich weiss dass meine Hündin unter enormem Stress zur Welt gekommen ist, ihre Mutter wurde halb erfroren und mehr tot als lebendig gefunden und in eine Auffangstation gebracht wo sie die Welpen schliesslich gebar. Danach landete sie auf einer anderen "Auffangstation" wo die Tiere wohl nicht wirklich viel von Tierschutz mitbekommen, sondern geschlagen, getreten wurden und zudem kaum Nahrung und frisches Wasser bekamen. Aus der dritten Auffangstation hab ich die dann geholt.
Du hast recht, wenn man sich das so vor Augen führt, ist es ein Wunder wie toll sie sich entwickelt hat!

Ich habe nun noch eine andere Frage, die mir in den Sinn gekommen ist. mir hat mal jemand von Unsicherheitsphasen erzählt. Ich finde darüber aber recht wenig. Eine Freundin hat mir erklärt dass es bei Hunden wohl teilweise bis zum 3. Geburtstag immer mal wiedersolche Phasen gäbe. Kennst du Liesel oder kennt sonst jemand genaueres darüber? Würde mich einfach mal interessieren...

Ansonsten nochmals herzlichsten Dank für den Zuspruch, habe wieder etwas Mut gefasst.
Liebe Grüsse
Kleine Hexe